Noch eine weitere Aufnahme mit Yehudi Menuhin (1916 bis 1999) – es handelt sich dabei um Mitschnitte von Konzerten, die der große Geiger bereits hochbetagt gegeben hat. Die Klaviersonaten von Johannes Brahms op. 78 und César Franck wurden 1983 in Bern aufgezeichnet; beide Werke gehörten zu den Lieblingsstücken Menuhins. Ergänzt wird die CD durch zwei Zugaben – Pièce en forme de Habanera von Maurice Ravel, in einem Mitschnitt aus Minneapolis, entstanden 1986, und Liebesleid von Fritz Kreisler, in einem Mitschnitt aus der Oper Sydney aus dem Jahre 1988.
Menuhins Schwester Hephzibah, die eine exzellente Pianistin war und ihren Bruder oftmals im Konzert begleitet hat, war 1981 nach längerer Krankheit gestorben. 1980 bat der Geiger daher den jungen Paul Coker, einen Absolventen der Yehudi Menuhin School, mit ihm ein Konzert in London zu spielen. Im Beiheft zu dieser CD erinnert sich der Pianist, wie er an diesem Abend – und noch vielen nachfolgenden – mit extrem wenig Probenzeit zurechtkommen musste. Die Bedingungen waren oftmals schwierig, so Coker: „We once ,rehearsed' the Bartok rumanian dances on a plane, Menuhin singing and me listening and nodding, and in Bombay I told him that it was a secret wish of mine to play Ravel's Tzigane with him, and he suggested we play in that night for an encore... which we did.“
Die letzten zehn Jahre von Menuhins Konzertkarriere war Paul Coker der ständige Klavierbegleiter des Geigers, „playing more or less the whole sonata repertoire together in almost every corner of the world“, so schreibt er im Beiheft. Auf dieser CD ist, für meinen Geschmack, das Klavier mitunter zu stark im Vordergrund zu hören. Aber Yehudi Menuhin beeindruckt dennoch mit seinem Geigenspiel; er musiziert ausdruckssstark nicht zuletzt in den dramatischen Passagen und unglaublich elegant in den beiden Zugaben. Kein Wunder, dass das Publikum, als es nach einigen wenigen Tönen Liebesleid erkennt, spontan in Jubel ausbricht.
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