Leopold I. (1640 bis 1705) war der zweite Sohn des Kaisers Ferdinand III. und sollte daher eigentlich die geistliche Laufbahn einschlagen. Schon sein Vater liebte die Musik und komponierte auch selbst; der Sohn erlernte beim Hoforganisten Marcus Ebner das Clavierspiel, und im Fach Komposition unterrichtete ihn möglicherweise Hofkapellmeister Antonio Bertali.
Doch dann starb noch vor dem Kaiser der Thronfolger; und so wurde Leopold I. 1658 zum Kaiser gekrönt. Der Politik konnte er wohl nicht wirklich etwas abgewinnen; den Wiener Hof allerdings machte er zu einem Zentrum der europäischen Kultur.
Dass er selbst auch ein begabter Komponist war, beweist diese CD, die vier seiner Werke vorstellt. Das Stabat Mater und die Motette de Septem Doloribus Beatae Mariae Virginis schuf der Kaiser für das Fest der Sieben Schmerzen der Gottesmutter. Das Requiem, entstanden für die Beisetzungs- feierlichkeiten der ersten Frau des Kaisers, ist betont schlicht und innig gehalten. Leopold I. hatte seine Nichte, Margarita Theresa von Spanien, 1666 aus dynastischen Gründen geheiratet; sie teilte seine Leidenschaft für die Musik, starb aber bereits 1673.
Auch seine nächste Ehefrau, Claudia Felizitas von Österreich-Tirol, musste der Kaiser 1676, nach dreieinhalbjähriger Ehe, zu Grabe tragen. Für sie vertonte er drei Lektionen zur ersten Nokturn für das Totenoffizium. Diese Musik erklang übrigens auch bei den Exequien nach dem Tode des Kaisers 1705 und seiner dritten Frau 1720.
Johannes Strobl hat diese durchweg eher klagenden Gesänge mit der Cappella Murensis und Les Cornets Noirs in der Klosterkirche Muri eingespielt, die bereits bei anderen Aufnahmen durch ihre beeindruckende Akustik in Erinnerung geblieben ist. Das Solistenquintett und die Ripieni- sten, jeweils doppelt besetzt, singen diese emotionsgeladenen Werke sehr schlicht und gerade dadurch eindrücklich. Sie werden dabei bestens unterstützt durch die Musiker von Les Cornets Noirs, die auf Nachbauten historischer Instrumente musizieren. Formidabel!
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