Donnerstag, 26. März 2015

Brahms: Choral Music (Naxos)

Es sind keine Nichtigkeiten, keine Tändeleien, die Johannes Brahms (1833 bis 1897) zu seinen Werken für Chor und Orchester inspirierten. Das zeigt eine Gesamteinspielung, die Chor und Orchester der polnischen Nationalphilharmonie Warschau unter Antoni Wit bei Naxos vorgelegt haben. Das Programm wurde chronologisch gestaltet. Es beginnt mit dem innigen Ave Maria op. 12, das Brahms im September 1858 in Göttingen geschrieben und im darauffolgenden Jahr mit seinem Hamburger Frauenchor nebst Orgelbegleitung in der Michaeliskirche aufgeführt hat. Hier erklingt dieses ebenso schlichte wie berückende Werk in einer Version für gemischten Chor und Orchester. 
In demselben Jahr komponierte Brahms den Begräbnisgesang op. 13 nach einem Text („Nun laßt uns den Leib begraben“) von Michael Weiße (um 1488 bis 1534). Er war zunächst Franziskanermönch in Breslau, später wurde er Priester der Böhmischen Brüder, für die er auch Kirchenlieder schrieb. 
1869, nachdem er das Deutsche Requiem vollendet hatte, schuf Brahms die Rhapsodie für Alt, Männerchor und Orchester op. 53. Der Text dazu stammt aus Goethes Harzreise im Winter – es sind düstere Zeilen, einen Wanderer schildernd, der „sich Menschenhass aus der Fülle der Liebe trank“. Entsprechend dramatisch ist auch die Musik, die erst im dritten Teil, wo auch der Männerchor hinzutritt, versöhnlich ausklingt. Das Solo singt Ewa Wolak – und das recht beeindruckend. Diese CD ist auch ansonsten sehr gelungen. Die Chöre haben Wucht, wo es erforderlich ist, aber die Sänger können auch sensibel gestalten, von Wit klug geführt und fein austariert im Zusammenspiel mit der Nationalphilharmonie. 
Auch die drei letzten Stücke auf der CD befassen sich mit den großen Konflikten des Lebens, und sind als Vertonung bedeutender Texte großer Dichter entstanden – das Schicksalslied op. 54 nach einem Text aus Friedrich Hölderlins Hyperion, Nänie op. 82 vertont den gleichnamigen Klagegesang von Friedrich Schiller. Geschaffen hat Brahms dieses Werk 1880 im Gedenken an einen verstorbenen Freund, den Maler Anselm Feuerbach. Am Schluss steht, als letztes der großen Chorwerke des Komponisten, der Gesang der Parzen op. 89, vollendet 1882, nach Versen aus Goethes Schauspiel Iphigenia in Tauris

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