Iolanta ist ein Märchen mit einem positiven Ende: Die blinde Prinzessin kann plötzlich sehen. Der Graf bekommt diese Frau, in die er sich soeben verliebt hat, weil sein Freund, der Herzog, verzichtet – nicht ganz uneigennützig, denn eigentlich liebt er längst eine andere. Der maurische Arzt ist mit seiner Kur erfolgreich, und der König freut sich über diesen Ausweg aus einem Idyll, in das er seine Tochter eingeschlossen hatte, in dem sie aber nicht endlos bleiben kann; schließlich sind Prinzessinnen zum Verheiraten auf der Welt. Und dieses Exemplar ist obendrein ein Muster an Schönheit, Tugend und Demut.
All das erzählt Peter Iljitsch Tschaikowski in seinem Einakter, der in einem verborgenen Garten spielt. „Es ist eine wunderschöne Oper, in Russland kennt jeder dieses Stück“, schwärmte Anna Netrebko schon vor Jahren in einem Interview. Doch den Weg auf die Bühnen der Welt hat Tschaikowskis letzte Oper nie gefunden: „Ich war sehr erstaunt, dass niemand außerhalb Russlands diese Oper kennt“, meinte die Sängerin – und beschloss, das zu ändern. So hat sie dafür gesorgt, dass Iolanta 2011 konzertant bei den Salzburger Festspielen aufgeführt wurde. In den beiden darauffolgenden Jahren ging sie mit der Oper auf Tournee. Und im Januar und Februar 2015 hat sie die Titelrolle an der Metropolitan Opera in New York gesungen. Außerdem sind im Sommer erneut konzertante Aufführungen in London und Luzern geplant.
Iolanta ist eine Oper fast ohne Handlung, ohne akrobatische Arien und dramatische Verwicklungen. Alle Konflikte lösen sich umgehend in Harmonie auf – und Tschaikowskis Musik leuchtet dazu, spätromantisch üppig, farbenreich und tiefsinnig. „Die Musik macht glücklich“, so bringt es Anna Netrebko auf den Punkt. Und damit auch diejenigen daran teilhaben können, die keine Aufführung besuchen können, ist nun bei der Deutschen Grammophon ein Live-Mitschnitt erschienen. Er wurde bei einer konzertanten Aufführung der Oper in Essen während der Tournee aufgezeichnet. Neben Anna Netrebko in der Titelrolle sind unter anderem zu hören Sergej Schkorochodow als Graf Vaudémont, Vitali Kowaljow als König René, Alexej Markow als Herzog von Burgund, Lucas Meachem als maurischer Arzt Ibn-Hakia, Monika Bohinec als Amme und Theresa Plut sowie Nuska Rojko als Freundinnen der Prinzessin, dazu der Slovenische Kammerchor und das Orchester der Slowenischen Nationalphilharmonie unter Emmanuel Villaume. Eine Entdeckung, nicht nur für Netrebko-Fans.
Abonnieren
Kommentare zum Post (Atom)
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen