Im 16. Jahrhundert erklang ein neues Instrument, das man zuvor so nicht gekannt hatte. Aus Rechnungen erfahren wir, dass am Hofe des Herzogs von Savoyen in Turin im Jahre 1523 „les trompettes et vyollons de Verceil“, Trompeten und Violinen aus Vercelli, bezahlt wur- den. In Vercelli, auf einem Altarbild in der Kirche San Cristoforo, gemalt 1529, findet sich auch die älteste Abbildung einer Violine. Ein Putto musiziert auf dem Instrument, das allerdings nur drei Saiten hat.
Ähnliche Instrumente kennen wir von mittelalterlichen Bildern: Rebec und Fidel waren in ganz Europa gebräuchlich. Sie könnten auch die Vorfahren der Violine sein, die offenbar aus Oberitalien stammt. In Cremona entstanden im 16. und
17. Jahrhundert regelrechte Geigenbauerdynastien, deren Instrumente bis heute sehr gesucht sind. Jakob Stainer und Matthias Klotz lernten von ihnen und brachten den Geigenbau in die Region Tirol und nach Mitten- wald.
Wie aber klang die Musik, die in jenen frühen Jahren auf der Violine gespielt wurde? Das Ensemble Exquisite Noyse hat sich auf die Suche begeben, und ein sehr ansprechendes Programm zusammengestellt. Paula Kibildis, Violine, musiziert gemeinsam mit weiteren Instrumenten aus der Geigen-Familie – hier sind es Viola, gespielt von Andreas Hempel und Zsuzanna Czentnár, und die Bassgeige von Johannes Loescher – sowie mit der Renaissanceharfe von Vincent Kibildis. Neben Tanzsätzen erklingt auch polyphone Vokalmusik aus jener Zeit, beispielsweise aus Il primo libro de'madrigali a 4 voci von Jacob Arcadelt, veröffentlicht 1539. Bis zur „richtigen“ Geigenmusik ist es dann, schaut man in die Musikgeschichte, nur noch ein Schritt. Die Renaissance freilich, für die sich Exquisite Noyse interessiert, ist dann vorbei. „Diese Musik, die früheste Stimme der Violine – strahlend, verführerisch, frisch und noch ungefesselt von den Konven- tionen, die sich in späteren Jahrhunderten entwickelt haben – entspringt den Saiten und überquert die Jahrhunderte, wo sie neue Ohren findet und neue Entdeckungen macht“, so das Credo der Musiker. „Und das kann genauso spannend sein wie eine Expedition an den Amazonas.“
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