Musik aus Russland und aus der Sowjetunion präsentieren die Bläser von Septura auf ihrer jüngsten CD. Arrangiert haben die Stücke Simon Cox und Matthew Knight, die Gründer und künstlerischen Leiter des Ensembles. Das ist durchaus ein Wagnis, denn die CD beginnt mit dem Quartett Nr. 8 op. 110 von Dmitri Schostakowitsch. Es gilt als das persönlichste Werk des Kompo- nisten, der seine Signatur D-Es-C-H im Notentext an prominenter Stelle hinterlassen hat. Entstanden ist es 1960 in Gohrisch, einem Kurort im Elbsandsteingebirge; eigentlich sollte Schostakowitsch dort an einer Filmmusik über die Bombardierung Dresdens arbeiten.
Der Komponist war, als er dieses Werk schrieb, in hörbar mieser Stimmung. Man hatte ihn genötigt, in die KPdSU einzutreten, weil man ihn zum Vorsitzenden des sowjetischen Komponistenverbandes machen wollte. Außerdem quälte ihn ein Rückenleiden. Und auch wenn das Quartett dann mit der Widmung „Im Gedenken an die Opfer von Faschismus und Krieg“ veröffentlicht wurde, verrät die Musik, mit einer Vielzahl von Zitaten, was Schostakowitsch wirklich im Sinn hatte. In einem Brief berichtete er Isaak Glikman, einem engen Vertrauten, er habe „ein niemandem nützendes und ideologisch verwerfliches Quartett geschrieben. Ich dachte darüber nach, dass, sollte ich irgendwann einmal sterben, kaum jemand ein Werk schreiben wird, das meinem Andenken gewidmet ist. Deshalb habe ich beschlossen, selbst eines zu schreiben. Man könnte auf seinen Einband auch schreiben: ‚Gewidmet dem Andenken des Komponisten dieses Quartetts’.“
Man staunt, wie gut sich aus diesem Streichquartett ein Werk für Bläser formen lässt, und wie dezent Septura hier agiert. Und es ist nicht einfach, neben einem solchen Schwergewicht noch weitere Musik passend zu einem Programm zusammenzustellen. Die sieben Bläser lösen dieses Problem mit einem Blick in die Musikgeschichte: Neben Schostakowitsch tritt Sergej Prokofjew mit einer Suite aus den Zehn Stücken für Klavier op. 12 und dem bekannten Marsch aus Die Liebe zu den drei Orangen op. 33.
Aus dem vorrevolutionären Russland, aber dennoch ziemlich modern, sind die sechs ausgewählten Preludes von Alexander Scriabin. Sie werden ergänzt durch vier der sechs Stücke für Klavier zu vier Händen op. 11 von Sergej Rachmaninoff – und natürlich darf auch seine Vocalise op. 34 Nr. 14 nicht fehlen.
Septura erweist sich einmal mehr als eines der besten europäischen Blechbläserensembles. Alan Thomas und Simon Cox, Trompete in B, Huw Morgan, Trompete in Es, Matthew Gee und Matthew Knight, Posaune, Dan West, Bass-Posaune und Peter Smith, Tuba, musizieren exzellent und bestens aufeinander eingestellt. Insofern kann man diese dritte CD der Briten erneut empfehlen – und darf auf die Fortsetzung gespannt sein, die sicherlich bald folgen wird.
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