In jene Tagen, als es noch kein Radio und vor allem auch keinen Fernseher gab, mussten sich die Leute etwas einfallen lassen, wenn sie Musik hören wollten. Der Adel ließ die hauseigenen Musiker aufspielen – oder aber er spielte selbst. Und mitunter gab es in den Privatgemä- chern der Herrschenden nicht nur ein Cembalo oder ein Pianoforte, sondern sogar eine Salonorgel. Im Schloss Esterházy beispielsweise existierte einst ein solches Instrument. Eine Inventarliste aus dem Jahre 1814 berichtet: „Eie große Orgel vom harten Holz mit schwarzen Frieseln auf Räder mit einem Pult zum Sperren und oben einer Doppeltür mit grünem Tapet überspannt.“
Im Wirtschaftsbereich des Weingutes wurde diese Orgel wiedergefunden, und in den Jahren 2008 bis 2013 durch den Orgelbaumeister Ferdinand Salomon und den Restaurator Albrecht Czernin wieder in einen Top-Zustand gebracht, so dass sie sogar gespielt werden kann. Wie diese Salonorgel klingt, das demonstriert diese hörenswerte CD. Organist Anton Holzapfel hat dafür ein ansprechendes Programm zusammengestellt. Gassenhauer freilich sind es nicht – aber gespielt wurde seinerzeit, was gerade populär war, was auch Tänze oder bekannte Melodien aus Opern mit einschloss.
„Was den wenigsten von uns bewusst ist: Die großen Klassiker wie Haydn, Mozart und Beethoven verbindet, dass sie alle im Laufe ihrer Karriere (auch) Organisten gewesen sind“, schreibt Holzapfel. „Ihre Improvisationen beim sonntäglichen Gottesdienst sind nicht doku- mentiert, doch andere ,Orgelkompositionen' sind von ihnen sehr wohl überliefert. Man baute damals kleine Orgelwerke in Spieluhren ein und vergnügte sich an eigens dafür komponierten Petitessen der größten Meister. Ein Haydn-Klingelton als Auftragswerk! Auch für Orgelwerke in einem Wachsfigurenkabinett (und dort verwendete größere Orgelwalzen) wurden Mozart und Beethoven verpflichtet.“
Einige dieser Kompositionen stellt Holzapfel in seinem Programm vor. Es beginnt mit einer der sechs Orgelsonaten, die Carl Philipp Emanuel Bach für Prinzessin Anna Amalie von Preußen, die jüngste Schwester Friedrichs II., geschrieben hat. Sie musizierte allerdings auf einer „richtigen“, zwei- manualigen Orgel mit Pedal. „Raritäten wie Variationen von Sigismund Ritter von Neukomm über eine Arie Haydns aus dem Oratorium ,Die Schöpfung', oder Variationen eines elsässischen Komponisten Martin Vogt (der auch in Wien auf der Walz war und in Salzburg bei Michael Haydn ausgebildet wurde) dokumentieren die mögliche Bandbreite des Repertoires, das man auf der Salonorgel gepflegt hat, Claviermusik in besten Sinne des Wortes“, so Holzapfel. Der Organist spielt mit Esprit und registriert gekonnt; man hört ihm gerne zu und fühlt sich in der Tat auch gut unterhalten. Eine gelungene Einspielung, und zugleich das spannende Porträt eines außergewöhnlichen Instrumentes.
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