Fröhliche
Weihnachtsmusik, hinreißend gespielt von Adriano Falcioni an einer
historischen Orgel mit ausgesprochen farbenreichen Klang, ist auf
dieser CD zu hören: Das Nouveau Livre de Noëls, mit Variationen
über französische Weihnachtslieder, gilt als das Hauptwerk von
Louis-Claude Daquin (1694 bis 1772).
Daquin war ein musikalisches
Wunderkind. Er erhielt Unterricht bei seiner Patin, der berühmten
Cembalistin Élisabeth-Claude
Jacquet de La Guerre, und
spielte bereits im Alter von sechs Jahren vor Ludwig XIV. Das
Orgelspiel lernte er bei Louis Marchand, einem der Organisten des
Königs; im Fach Kompo- sition unterrichtete ihn Nicholas Bernier,
Kapellmeister der Sainte-Chapelle. Daquin wirkte ab 1739 als Organist
der Chapelle Royale und ab 1755 außerdem an der Kathedrale
Notre-Dame in Paris. Leider sind die meisten seiner Werke nicht
überliefert.
Das ist schade, denn
seine Variationen über Weihnachtslieder zeigen, dass er ein
exzellenter Organist und ein hervorragender Improvisator gewesen sein
muss. Sie sind stimmungsvoll und abwechslungsreich – und geben
Adriano Falcioni Gelegenheit, die klanglichen Möglichkeiten einer
ganz besonderen Orgel vorzustellen: Das Instrument des Klosters von
Gellone in St-Guilhem-le-Désert, Hérault, wurde in den Jahren 1782
bis 1789 von Jean-Pierre Cavaillé, Großvater des Orgelbauers Aristide Cavaillé-Coll, erbaut.
Eigentlich sollte es
27 Register bekommen, bei drei Manualen und einem Pedal, das
lediglich über 18 Töne verfügt. Doch der Ausbruch der
Französischen Revolution verhinderte seine Fertigstellung. So war
die Orgel zwar spielbar, aber das Rückpositiv fehlte.
1974/75 wurden Orgel
und Gehäuse zum Denkmal erklärt. Alain Sals, der das Instrument
1968 bereits restauriert hatte, erhielt schließlich auch den
Auftrag, es zu komplettieren: 1984 hat Sals das Rückpositiv nach den
Plänen Cavaillés errichtet und so die Orgel um die fehlenden neun
Register ergänzt. Der Orgelbauer hat sich auch in den nachfolgenden
Jahren weiter um die Erhaltung des Instrumentes gekümmert. Seit 2010
liegt die Verantwortung dafür bei Michel Formentelli.
Daquins Noëls klingen
auf dieser charaktervollen Orgel prächtig. Falcioni nutzt die vielen
unterschiedlichen Register, um farbliche Akzente und Echos zu
gestalten. Selbst die Vögel dürfen zwitschern, beim Noël en
Musette. Zauberhaft!
Abonnieren
Kommentare zum Post (Atom)
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen