Französische Orgelromantik – aus Mecklenburger Dorfkirchen? Jan von Busch, Gymnasiallehrer in Rostock, erkundet schon seit einigen Jahren die Orgellandschaft seiner Wahlheimat. Auf dieser CD präsentiert er die romantischen Kleinorgeln von Friedrich Friese III in Passow, Hanstorf, Alt Bukow, Bülow, Vietlübbe und Bibow – mit original französischer Musik.
Friedrich Ludwig Theodor Friese (1827 bis 1896), Schweriner Orgelbauer in vierter Generation, absolvierte seine Ausbildung in der väterlichen Werkstatt, und ging dann auf Wanderschaft. So arbeitete er ab 1850 fast zwei Jahre lang bei Carl August Buchholz in Berlin, und anschließend bis 1854 bei Aristide Cavaillé-Coll in Paris. Dort hat er offenbar sehr viel gelernt. Denn die Instrumente, die er geschaffen hat, folgen dem Vorbild seines großen Lehrmeisters – auch wenn Friese in der Heimat letztendlich sehr viel kleinere Orgeln gebaut hat. 1873 ernannte ihn der Großherzog, dem der Kirchbau und die Ausstattung von Kirchen mit Orgeln ein persönliches Anliegen war, zum Hoforgelbauer.
Friedrich Friese III schuf 109 Orgeln, übrigens durchweg mit mechanischer Traktur, von denen über 70 in originalem Zustand erhalten geblieben oder restauriert worden sind. Seine größten Instrumente befinden sich in der Schweriner Paulskirche (II/P/31) sowie in der Stadtkirche Ludwigslust (III/P/30). Etliche Orgeln aus Frieses Werkstatt hatten aber nur wenige Register und ein angehängtes Pedal. Sie wurden von dem Orgelbauer dennoch mit großer Sorgfalt individuell für den jeweiligen Kirchenraum angefertigt. Und Jan von Busch zeigt mit seiner Aufnahme,dass jedes dieser kleinen Instrumente tatsächlich klanglich eine Welt für sich ist.
Dafür wählte er den Zyklus L’Organiste von César Franck (1822 bis1890) – höchst anspruchsvoll, und eigentlich für Harmonium oder aber für größere Instrumente, mit Schwellwerk, geschrieben. Diese Kollektion umfasst eine Folge von Magnificat-Vertonungen in Gestalt von Versetten; dabei gehören jeweils drei Dur- und drei Moll-Stücke zusammen. Darauf folgen dann stets ein kurzes Amen sowie ein umfänglicheres Stück, oft Offertoire oder Sortie überschrieben, das noch einmal musikalische Motive der Versetten aufnimmt.
Es handelt sich dabei also um liturgische Musik, für den Gebrauch im (katholischen) Gottesdienst. Franck hat seinen Zyklus nicht vollendet; sein Ziel war es, eine Sammlung zu schaffen, die sämtliche Tonarten berücksichtigt, und daher auch Stücke mit höchst unterschiedlichem Charakter enthält. So weist der Komponist selbst darauf hin, dass einige sich für die Weihnachtszeit eignen, und andere eher für traurige Anlässe.
Jan von Busch ist es kongenial gelungen, die ausgewählten Teile jeweils passend einem historischem Instrument zuzuordnen. In Passow erklingen die sieben Stücke in C-Dur und c-Moll, in Hanstorf jene in Des-Dur und cis-Moll, in Alt Bukow, Pour le temps de Noël, die in D-Dur und d-Moll. An der Orgel in Bülow spielt von Busch die Werke in Es-Dur und es-Moll, in Vietlübbe die in e-Moll und E-Dur, und in Bibow Francks Sieben Stücke in F-Dur und f-Moll.
Er musiziert durchweg schlüssig und überzeugend; dabei nutzt er die Klangmöglichkeiten der kleinen Orgeln wunderbar. Die dynamischen Effekte, die eigentlich auch in den Noten stehen, habe ich nicht vermisst, wenn ich ehrlich sein soll, denn ich war vollauf damit beschäftigt, die herrlichen Klangfarben der Friese-Orgeln zu genießen. Unbedingt anhören, was für eine Entdeckung!
Abonnieren
Kommentare zum Post (Atom)
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen