Was für eine Gestaltung, was für eine Ausstrahlung! Diese Pianistin kannte ich bisher noch nicht - doch ich muss sagen, dass mich ihre Liszt-Interpretation schwer beein- druckt hat. Idil Biret, Jahrgang 1941, stammt aus Ankara, und hat in Paris bei Nadia Boulanger und Alfred Cortot studiert. Wilhelm Kempff war bis zu seinem Tode ihr Mentor.
Die Einspielung der Grandes Etu- des de Paganini S141 aus dem Jahre 1987 offenbart ihre techni- sche Brillanz - und ihren Sinn für die Abgründe hinter musikalischen Strukturen. Diese virtuosen Werke sind in ihrer Interpretation an keiner Stelle "nur" Virtuosenmusik, brillantes, aber seelenloses Ge- klingel. Bei Biret ist Fingerfertigkeit nie Selbstzweck. Ihr Spiel verliert sich nie in Details; bei aller Präzision im Kleinen behält die Pianistin doch immer das Werk als Ganzes, den großen Zusammenhang im Blick. Und wenn man hört, mit welcher Kraft, ja, elementarer Wucht sie Liszts Klaviersonate in h-Moll S178 noch immer vorträgt - die Aufnahme ist im vergangenen Jahr entstanden -, dann bleibt einem nur, sehr respektvoll den Hut zu ziehen. Das ist großartig, wirklich große Klavierkunst.
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