Seit 2010 ist Christoph König Chefdirigent der Solistes Européens Luxembourg. Mit dem Orchester, das übrigens in diesem Jahr sein 30jähriges Bestehen feierte, hat er eine Reihe höchst interessanter Programme gestaltet. Zwei davon dokumentieren diese CD bei dem Label Rubicon.
So erkundet König mit dem ersten Live-Mitschnitt, welchen Einfluss Musik aus der Zeit der Französischen Revolution auf das Schaffen Ludwig van Beethovens (1770 bis 1827) hatte (und wie wiederum Beethoven die französischen Komponisten jener Tage beeinflusste). Dafür kombiniert König die Sinfonie Nr. 1 in g-Moll von Étienne-Nicolas Méhul (1763 bis 1817) mit Beethovens Eroica. Diese 3. Sinfonie hatte der Komponist ursprünglich Napoleon gewidmet; er strich die Widmung allerdings, nachdem sich Bonaparte zum Kaiser gekrönt hatte.
Eine weitere Aufnahme verknüpft Franz Schuberts letzte vollendete Sinfonie Nr. 8 in C-Dur, bekannt als „Die Große“ , mit Rendering, einem Werk, in dem Luciano Berio (1925 bis 2003) Entwürfe und Skizzen zu einer Sinfonie in D-Dur verarbeitete, die Schubert kurz vor seinem Tode niedergeschrieben hatte.
Berio hat sie „restauriert“, wie heutzutage ein Fresko restauriert wird – behutsam, ehrfurchtsvoll, und gegebenenfalls mit Lücken, mit musikalischem „Zement“, der auch deutlich als solcher erkennbar ist. Die Skizzen sind faszinierend, weil sie zeigen, wie Schubert sich neue Klangwelten erschloss. Der Komponist studierte den Kontrapunkt, und er notierte polyphone Klänge – doch seine Musik wirkt ganz erstaunlich modern; manches klingt, als hätte es Gustav Mahler geschrieben.
Man staunt, und man freut sich über all diese Entdeckungen. Es scheint fast, als leuchte König mit seinen Konzerten immer wieder ganz bewusst auch in die Abstellkammern der Musikgeschichte hinein. Es sind derer viele. Und man darf gespannt darauf sein, was die Solistes Européens Luxembourg dort in Zukunft noch aufspüren werden.
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