Die sogenannte „Mannheimer Schule“ gehört zu den Meilensteinen der Musikgeschichte. Begründet wurde sie durch den Geiger Johann Stamitz (1717 bis 1757), der 1742 als Konzertmeister in die Dienste des Kurfürsten Carl Theodor von der Pfalz trat. Von 1750 bis zu seinem Tod leitete er dann als Musikdirektor die Instrumentalmusik der renommierten Mannheimer Hofkapelle.
Der Kurfürst war ein Kunstfreund; er scheute keine Kosten, und engagierte hervorragende Musiker. Stamitz wiederum führte dieses Orchester zu europäischem Ruhm. Die Brillanz und Präzision, mit der die Mannheimer aufspielten, waren einzigartig.
Insbesondere Stamitz' Sinfonien waren ein Ereignis. Denn in diesen Kompositionen machte er quasi das ganze Orchester zum Solisten. Im Orchestersatz sorgten vor allem die Bläser für Farbe, was zuvor so nicht üblich war. Außerdem etablierte Stamitz eine Reihe von Klangeffekten, die das zeitgenössische Publikum verblüfften und begeisterten, und die später als „Mannheimer Manieren“ klassifiziert wurden.
Auf dieser CD stellt das Musica Viva Moscow Chamber Orchestra unter Leitung von Alexander Rudin fünf der sechs Sinfonien op. 3 vor. Die Aufnahme ist aber weit weniger spektakulär als die Werke selbst. Wer will, der kann hier die Mannheimer Orchestereffekte studieren, von der Rakete über die Mannheimer Seufzer bis hin zur Walze. Das auskomponierte Orchestercrescendo beeindruckt noch heute. Und beim Anhören dieser CD wird zudem recht deutlich erkennbar, wieviel Mannheim tatsächlich in Mozarts Musik steckt.
Mit diesen Sinfonien gab Stamitz der Weiterentwicklung der Gattung einen Schub, der bis weit in die Romantik hinein wirkte. Leider sind Einspielungen Raritäten; man wünscht sich mehr davon.
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