Timo Korhonen spielt Bachs Partiten auf der Gitarre. Und wenn man nicht wüsste, dass diese Werke für Solo-Violine entstanden sind, müsste man annehmen, es handele sich hier um originäre Kompositionen für dieses Instrument.
Denn die Stücke wirken in einem Maße "gitarristisch", das schon verblüfft. Das liegt daran, dass Korhonen die Partiten nicht einfach für die Gitarre "bearbeitet" hat, wie das beispielsweise die Romantiker getan hätten. "Mein Ziel war es, die Ausdrucksweise des Violinparts auf die Gitarre zu übertragen - nicht damit die Gitarre klingt wie eine Violine, eine Laute oder ein Cembalo, sondern um den musikalischen Inhalt auszuführen, als ob Bach ihn für die sechssaiti- ge Konzertgitarre geschrieben hätte, damals 1720", erläutert der finnische Musiker. Er sieht seine Musik als eine rhetorische Kunst, und nicht als Medium, um Gefühle auszudrücken. "Ein Komponist der Barockzeit beschreibt, der Romantiker hingegen spricht aus. Das ist ein gewaltiger Unterschied im Denkansatz."
Bach selbst hat seine Sonaten und Partiten durchaus auch auf anderen Instrumenten vorgetragen, berichtet beispielsweise sein Schüler Johann Friedrich Agricola: "Ihr Verfaßer spielte sie selbst oft auf dem Clavicorde, und fügte von Harmonie so viel dazu bey, als er für nöthig befand." Insofern hätte der Komponist Korhonens Annähe- rungsversuch mit einiger Sicherheit begrüßt, zumal sich der Gitarrist auch spieltechnisch jedem Anspruch gewachsen zeigt. Eine wunder- bare Einspielung, die ich nur empfehlen kann.
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