Zur Zeit Königin Elisabeths erlebte England eine Blütezeit. Katholiken freilich erging es im protestan- tischen Staat nicht besonders gut; viele Menschen, die bei ihrem Glauben bleiben wollten, wählten das Exil. Und obwohl William Byrd in England blieb, scheint auch er mit dem Katholizismus eng ver- bunden. Für den Großteil seiner Werke wählte er die lateinische Sprache. So auch für die Stücke der vorliegenden CD, die überwiegend den Cantiones sacrae von 1591 bzw. den Gradualia von 1605/07 entstammen. Die Werke wirken bei flüchtigem Anhören eher wie Madrigale als Motetten; doch sie vertonen nahezu durchweg Bibeltexte oder Verse aus dem Proprium. Sie waren wohl für den liturgischen Gebrauch vorgesehen, und sind daher meist entsprechend kurz.
Eine Ausnahme in jeder Hinsicht ist Infelix ego - sowohl in seiner Länge als auch in seiner Intensität dürfte das Werk in Byrds Schaffen einzigartig sein. Der Text ist eine Meditation über Psalm 50, geschrieben einst von dem Dominikanermönch Girolamo Savonarola, der die Medici aus Florenz vertrieb und dann versuchte, in der Stadt einen "Gottesstaat" zu errichten. Der Papst exkommunizierte ihn; nach der Rückkehr der Medici wurde Savonarola wegen Häresie hingerichtet. Man muss diesen Fanatiker nicht mögen - aber sein Text ist grandios, und die emotionsgeladene Vertonung von Byrd erweist sich als eine exzellente gesungene Auslegung dieser Worte. Es ist beeindruckend, wie kreativ er die musikalischen Mittel einsetzte, die damals genutzt wurden, um seine Botschaft zu transportieren - die Musik der Renaissance- und der Barockzeit ist eine rhetorische Kunst, und ihr Zentrum ist das Wort.
Es singen Mitglieder des britischen Ensembles The Cardinall's Musick unter Leitung von Andrew Carwood, und das großartig. Es ist immer wieder eine Offenbarung, ihnen zuzuhören.
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