Sonntag, 3. März 2013

Rossini: L'occasione fa il ladro (Naxos)

"Gelegenheit macht Diebe", so ist wohl der Titel dieser Oper zu übersetzen. Sie gehört zu einer Reihe von Opern, die Gioachino Rossini (1792 bis 1868) für das Teatro San Moisè in Venedig geschrieben hat. "Sie können sich rühmen, einen Jungen aufgezogen zu haben, der in wenigen Jahren der Glanz Italiens sein wird", rühmte Impresario Antonio Cera in einem Brief an Rossinis Mutter das Talent des jungen Komponi- sten - und bestellte gleich drei weitere Werke bei ihm. Dieser Vertrag erleichterte Rossini den Start, aber letzten Endes wurde es für ihn sehr schwierig, ihn auch zu erfüllen, weil er unterdessen Aufträge aus Ferrara, Mailand und Bologna erhalten hatte. L'occasione fa il ladro komponierte er schließlich notgedrungen in elf Tagen.
Gelungen ist das Werk trotzdem; die Musik ist temperamentvoll, mitreißend und witzig. Die Handlung beginnt mit einem heftigen Gewitter. In einem kleinen Hotel warten Reisende darauf, dass das Unwetter zu Ende geht. Insbesondere Graf Alberto hat es eilig, denn er will in Neapel seine Verlobte Berenice heiraten, die er aber noch nie zu Gesicht bekommen hat. Als er dann aufbricht, um seine Reise fortzusetzen, verwechselt sein Diener die Koffer. Don Parmenione ist zunächst nicht erfreut darüber, dass ihm das Gepäck abhanden gekommen ist - doch dann lässt er sich von seinem Diener Martino überreden, einen Blick in den Koffer des Grafen zu werfen.
In dem Koffer finden sie das Portrait einer schönen Frau, und sie vermuten, dass es sich um das Bildnis der zukünftigen Gräfin handelt. Nun zieht es auch Don Parmenione nach Neapel. Er will sich dort als Graf Alberto auszugeben, und rasch selbst die Dame ehelichen, bevor ihm jemand auf die Schliche kommt. Im Hause der Marchesa Berenice wird der Bräutigam schon ungeduldig erwartet. Doch die Braut ist gar nicht zufrieden damit, dass sie einen Unbekannten heiraten soll. Und wird beschlossen, dass sie für das erste Treffen mit ihrer Zofe und Vertrauten Ernestina Kleider und Rolle wechseln wird.
Der Leser wird es schon ahnen: Das Pärchen, das nun aufeinander trifft, verliebt sich Hals über Kopf ineinander. Das gibt Anlass zu allerlei Durcheinander, zumal nun auch noch der echte Bräutigam eintrifft. Heftige Szenen, irrwitziges Chaos, grandiose Ensembles - das ist Rossini vom Feinsten. Und auch die Sänger haben daran hörbar Vergnügen. Das liegt nicht zuletzt mit am Dirigenten Antonino Fogliani, der trotz all der Verwicklungen hier und da sogar Freiraum für Zwischentöne findet, und mit der sehr ordentlich musizierenden Württembergischen Philharmonie Reutlingen die Sänger zuverlässig durch das rasante Stück geleitet. Wer eine Aufnahme sucht, die durch Witz und durch Spielfreude überzeugt, der wird an diesem Live-Mitschnitt vom XVII. Rossini in Wildbad Festival aus dem Jahre 2005 Vergnügen haben.  

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