Orlando di Lasso (1532 bis 1594) lernte bis zu seinem 13. Lebensjahr als Chorknabe an einer Kirche in Mons in den Niederlanden.
1544 trat er in die Dienste des Vizekönigs von Sizilien. Damit erhielt er Gelegenheit, Italien kennenzulernen. Als er in den Stimmbruch kam, und seine Anstellung bei den Gonzaga in Palermo endete, hatte er sich mit Kompositionen bereits einen Namen gemacht. So konnte der junge Musiker nach Neapel wechseln, wo er nicht nur das gesellschaftliche Leben, sondern auch die Ideale des Humanismus schätzen lernte.
1551 ging Orlando di Lasso nach Rom, wo er als Kapellmeister am Lateran wirkte. Als er 1554 die Nachricht erhielt, dass seine Eltern ernstlich erkrankt sind, kündigte er und kehrte nach Mons zurück. Nach Reisen durch England und Frankreich ließ sich der Musiker schließlich in Antwerpen nieder, wo er Musikunterricht erteilte und komponierte. Seine Werke ließ er in Antwerpen und Venedig drucken.
So wurde Albrecht V. von Bayern auf Orlando di Lasso aufmerksam - und konnte ihn schließlich 1557 für seinen Hof in München gewinnen. 1563 wurde Orlando dort Hofkapellmeister, 1570 erhob ihn der Kaiser in den Adelsstand. Wie sein Zeitgenosse Palestrina wurde auch Orlando di Lasso verehrt, als princeps musicorum gerühmt und umworben; er war seinerzeit der am besten bezahlte Komponist Europas.
Orlando di Lasso schrieb gut 2000 Werke. Darunter sind zahlreiche Lieder und Liedsätze in italienischer, deutscher, niederländischer und französischer Sprache, zudem Motetten, vier Passionen, mehr als 60 Messen und viele andere Werke für die Kirchenmusik.
Das Ex Cathedra Consort hat aus diesem umfangreichen Gesamtwerk für diese CD die Passio secundum Matthaeum ausgewählt. 1575 ver- öffentlicht, gehörte sie zu den besonders populären Werken des Hof- kapellmeisters. Noch 150 Jahre nach ihrer Komposition wurde sie aufgeführt. Diese Matthäuspassion verweist uns auf eine Tradition, die im gregorianischen Gesang ihre Wurzeln hat, und später mit den Passionen von Johann Sebastian Bach einen ihrer Höhepunkte erlebte. Bei di Lasso finden wir beides - die überlieferte Singweise in den Partien des Evangelisten und Jesu Christi, und polyphone Gesänge bei allen anderen Figuren. Selbst Turba-Chöre sind hier bereits zu hören; gesungen wird allerdings strikt und ausschließlich jener Text, der sich in der Bibel findet.
Ex Cathedra ergänzt die Passion zusätzlich um Motetten von Orlando di Lasso - allen voran das grandiose sechsstimmige Ave verum corpus. Das Ensemble, das durch Jeffrey Skidmore geleitet wird, singt beeindruckend - sauber, harmonisch, ausdrucksstark und stets in stimmiger Phrasierung. Diese CD ist daher wirklich zu empfehlen.
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