Johann Andreas Stein (1728 bis 1792) gehörte zu den führenden Instrumentenbauern seiner Zeit. Der Sohn eines Orgelbauers absolvierte seine Ausbildung bei Johann Andreas und Johann Heinrich Silbermann in Straßburg. Nach seiner Lehr- und Wanderzeit ließ er sich schließlich in Augsburg nieder. Dort gab es keinen Orgel- baumeister, und so hatte Stein gut zu tun.
Dennoch beschäftigte sich der Instrumentenbauer auch mit dem Hammerklavier. Es war damals eine Innovation, und so fand Stein bald eine Lösung, die für das junge Instrument eine deutliche Verbesserung bedeutete: Er entwickelte die Prellmechanik weiter zur Prellzungenmechanik, die einen präziseren Anschlag ermöglichte. Leopold Mozart hatte 1763 den Klavierbauer 1763 aufgesucht, und "ein artiges Clavierl vom H. Stein in Augspurg gekauft, welches uns wegen dem exercitio auf der Reise grosse Dienste tut", schrieb er in einem Brief.
1777, auf seiner Reise nach Paris, besuchte Wolfgang Amadeus Mo- zart den Klavierbauer. Er war von den Instrumenten sehr angetan, und spielte sie auch. Gekauft allerdings hat Mozart junior nie einen Hammerflügel aus dem Hause Stein; er bevorzugte die Instrumente des Wiener Instrumentenbauers Anton Walter, deren Mechanik noch moderner war und dem Solisten ein schnelleres Repetieren ermög- lichte.
Als Stein 1992 starb, übernahmen sein Sohn und seine Tochter Anna-Maria gemeinsam die Werkstatt. Zwei Jahre später verlegten sie den Betrieb nach Wien. Daraus gingen zwei Werkstätten hervor: Matthäus Andreas Stein firmierte unter André Stein, und betreute unter anderem Beethovens Instrumente. Nannette baute zusammen mit ihrem Mann Johann Andreas Streicher Klaviere, die sich ebenfalls eines hervorragenden Rufes erfreuten.
Von den Hammerflügeln, die Stein gebaut hat, sind nur wenige erhalten - ungefähr 15 Stück sollen es sein, und einen davon hat die Stadt Augsburg in ihrem Besitz. Er stammt aus dem Jahre 1785 und befindet sich im Augsburger Mozarthaus. Dieses Instrument spielt Christine Schornsheim, eine überaus renommierte Spezialistin für historische Tasteninstrumente und Professorin an der Münchner Musikhochschule, bei dieser Aufnahme. Was für ein Klang! Es ist ganz eindeutig kein Cembalo mehr, aber auch noch kein Klavier, wie wir das heute kennen.
Schornsheim spielt, wie könnte es anders sein, an diesem Instrument die Solo-Sonaten für Hammerflügel von Leopold Mozart (1719 bis 1787). Ob diese Werke wie Steins Reiseflügel die Familie Mozart 1763 auf ihre große Konzertreise durch Westeuropa begleitete, wo der siebenjährige Wolfgang und seine Schwester dem Adel und gutsituier- ten bürgerlichen Musikliebhabern aufspielten, das kann nur vermutet werden.
Christine Schornsheim gestaltet diese Sonaten sehr überlegt und gediegen. Auch bei den Triosonaten Leopold Mozarts gelingt es der Musikerin gemeinsam mit Rüdiger Lotter an der Violine und Sebastian Hess am Barock-Violoncello, jeden einzelnen Takt mit Leben zu erfüllen. Das ist gar nicht so einfach, denn diese Werke, die hier in Weltersteinspielung erklingen, erinnern eher an eine Klavier- sonate mit begleitender Violine, den Bass verstärkt durch das Violoncello - und mitunter hat man den Eindruck, dass es sich um Unterrichtswerke handelt. Die endlosen Wiederholungen so zu gestalten, dass sich der Hörer trotzdem keine Sekunde langweilt, das ist wahrlich große Kunst.
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