Samuel Sebastian Wesley (1810 bis 1876), Sohn des Komponisten Samuel Wesley (1766 bis 1837) und Großneffe des Begründers der Methodistischen Kirche, John Wesley, gilt als Enfant terrible der britischen Kirchenmusik. Zum einen wechselte er häufig die Stellen. Zum anderen legte er sich regelmäßig mit Autoritäten an - und war bald berüchigt für seine Attacken, die den Klerus ebenso treffen konnten wie seine Mit-Kirchenmusiker.
Wesley sang als Chorknabe in der Chapel Royal. Anschließend ver- diente er seine Brötchen in London, hauptsächlich am English Opera House und an Covent Garden. Als er dann in den Kirchendienst trat, integrierte er die Erfahrungen, die er an der Oper gesammelt hatte, in seine Kompositionen. Auskomponierte Orgelpartien von sinfoni- schem Ausmaß und Gesangsstimmen, die das Publikum eher an eine Arie denken ließen - das kannte das englische Kirchenvolk damals noch nicht, und entsprechend reagierten auch die Kritiker.
Hört man die Werke heute, so klingt all das sehr spätromantisch. Der berühmte Chor des St. John's College aus Cambridge singt unter Leitung von Andrew Nethsingha; allerdings sind sich die Herren Chorister nicht immer ganz einig, was Tonhöhe und Tempi anbetrifft. Von Hörvergügen kann daher auch nicht wirklich die Rede sein.
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