Ein „Geistliches Singgedicht“ nannte Carl Philipp Emanuel Bach (1714 bis 1788) sein Oratorium Die Israeliten in der Wüste. Der Komponist, der nach langen Jahren im Dienste Friedrichs des Großen 1768/69 seinem Paten Georg Philipp Tele- mann im Amt des Musikdirektors der Stadt Hamburg nachfolgte, schrieb dieses Werk nach seiner Ankunft in der neuen Heimat.
Das Thema war unverfänglich, da konfessionell neutral. Und es bot Bach zudem hervorragende Möglichkeiten, sich zu präsentieren. Denn das Werk besteht aus zwei Teilen, mit dramatischen Szenen im ersten Teil, und Momenten der Reflexion im zweiten.
Es beginnt mit einem Blick auf das durstige Volk Israel, das durch die Wüste zieht, aber kein Wasser mehr hat. Dann schlägt Moses das Wasser aus dem Felsen – man hört es förmlich plätschern, und dieses Wunder treibt die Menschen, die eben noch am Verzweifeln waren, zu höchst frommem Lobpreis; all das hat Bach gekonnt in Musik gesetzt.
Seine Zeitgenossen waren hingerissen. So notierte kein geringerer als Johann Friedrich Reichardt: „Und wie passend, wie ganz erschöpft jeder Ausdruck war, wie stark, wie gewaltig das Geschrey des verzweifelnden Volkes, wie originell der Ausdruck seines Spottes und Hohnes gegen Gott und ihren Führer, wie majestätisch die Sprache Mosis gegen das Volk, und wie flehentlich, wie tief in den Staub gebeugt demüthig, sein Gebet zu Gott, wie hinreißend fröhlich die Freude des geretteten Volkes, wie lieblich und angenehm überhaupt die ganze letzte Scene gegen die erstern grauenvollen erbärmlichen Scenen absticht, das kann ich Dir gar nicht ausdrücken, dazu giebt es gar keine andere Zeichen, als Bachs eigene Thöne.“
Wolfgang Brunner hat das Werk mit seinem Ensemble Salzburger Hofmusik bei cpo eingespielt. Er stellt insbesondere die „empfindsamen“ Aspekte des Oratoriums in den Vordergrund, die musikalischen Mittel, mit denen Bach seinerzeit wahrscheinlich die Emotionen seiner Zuhörer wecken wollte. Musiziert wird solide; die Aufnahme ist wirklich hörens- wert.
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