Mittwoch, 17. Juli 2013

Wiener Schmäh auf Polnisch (Gramola)

Wiener Schmäh auf Polnisch? Was uns heute erstaunt, das war offenbar im 19. Jahrhundert ganz normal. Denn ein Teil Polens gehörte damals zu Österreich; viele Polen gingen nach Wien, wo sie 
studierten, arbei- teten, und oftmals auch blieben. Diese CD, von Gramola produziert in Kooperation mit dem Polnischen Kulturinstitut Wien, zeigt auf, wie eng die Verbindungen waren. 
So schuf Rudolf Siezcynski (1879 bis 1952), der einer nach Wien übersie- delten polnischen Familie entstammte, einige der bekanntesten Wiener- lieder. Er war im Hauptberuf Jurist, und als Hofrat quasi vom Scheitel bis zur Sohle Österreicher. Leopold Godowsky (1870 bis 1938) schrieb eine umfangreiche Paraphrase zu Strauss’ Fledermaus, Ignaz Friedman (1882 bis 1942), ein Schüler von Leschetitzky, sechs Danses Viennoises, die an ähnliche Stücke von Fritz Kreisler erinnern.
Ausschnitte aus Operetten von Karol Szymanowski (1882 bis 1937), Jo- seph Beer (1908 bis 1987) und Theodor Leschetizky (1830 bis 1915) sind dann aber schon eine ziemliche Überraschung. Dass der Tango Oh, Donna Clara von dem Polen Jerzy Petersburski (1895 bis 1979) komponiert wurde, das berichtet das Beiheft zu dieser CD ebenso wie die Tatsache, dass Ob blond, ob braun von Robert Stolz erst durch den polnischen Tenor Jan Kiepura zu einem Hit wurde. Die CD bringt eine Aufnahme in polnischer Sprache mit dem Sänger aus dem Jahre 1935 als Bonus.
An der Einspielung mitgewirkt haben die Sänger Jolanta Kowalska, To- masz Piętak, Alexander Pinderak und Peter Edelmann sowie Cezary Kwapisz und Niels Muus am Klavier. Ihnen zuzuhören, macht Freude. Insbesondere Kowalska beeindruckt mit einem glockenreinen, feder- leichten, intelligent geführten Sopran. Dank solchen Stimmen bereitet auch Operette Vergnügen.


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