Auf virtuelle Reisen geht mit dieser CD der Gambenvirtuose Jakob David Rattinger. „Deutschland und Frank- reich, die zwei großen Protagonisten dieser Aufnahme, sind im Barock zwei Staaten, zwei Systeme, wie sie unterschiedlicher nicht sein könn- ten“, stellt der Musiker im Beiheft fest. „Das offenbart sich vordergrün- dig im politischen System, das sich, durch die Geschichte Ludwigs XIV. begründet, in Frankreich in einer starken Zentralisierung ausprägte. In Deutschland hingegen fand man, mehr einem griechischen System entsprechend, eine Welt von Stadtstaaten vor. Die Gambe als Instru- ment, genauer ihre Musik, zeigt diese zwei polaren Welten auf besondere Art.“
Diese These vermag die Einspielung allerdings nicht zu belegen; mit scheinen die Gemeinsamkeiten deutlich zu überwiegen, wozu seinerzeit auch der Austausch zwischen den Musikern beigetragen haben dürfte. So reiste Carl Friedrich Abel, der als der letzte der großen Gambisten gilt, von Dresden über Frankreich nach England, wo er ein dankbares Publikum und einen neuen Wirkungskreis fand.
Rattinger präsentiert zudem Musik für Gambe solo von Marin Marais, Louis de Caix d’Hervelois, Jean-Baptiste Forqueray, Demachy, Georg Philipp Telemann und Johann Sebastian Bach. So nimmt er uns mit auf eine Reise in die virtuose, nicht selten auch kontemplative Welt der ba- rocken Gambenmusik. Leider vermisst der Hörer bei Rattingers Gamben- spiel ein wenig den großen musikalischen Bogen. Auch anspruchsvolle Werke mit rasanten Läufen können mit schönem Ton und intelligenter Phrasierung gespielt werden; mir persönlich klingt diese Aufnahme zu rebellisch, zu ruppig.
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