Montag, 7. Juli 2014

Te Deum laudamus (cpo)

Eine Überraschung ganz besonde- rer Art hielt der Freiberger Dom bereit: Als man daran ging, die Engel zu restaurieren, die in der Grablege der einstmals evange- lischen Wettiner hoch über den Köpfen Instrumente in den Händen hielten, um himmlische Musik anzustimmen, stellte sich heraus, dass es sich dabei zumeist um echte Instrumente handelte. Die Freude der Experte war riesen- groß, denn die Geigen, Zinken, Harfen, Cistern, Lauten und Schal- meien stammten aus einer Zeit, aus der nur sehr wenig derartige Sachzeugen überliefert sind. Und sie waren so gut erhalten, dass Instrumentenbauer sie kopieren konnten. Selbst die hölzernen Posaunen waren so detailgetreu angefertigt worden, dass ein Nachbau möglich war. Auf dieser CD ist nun anzuhören, wie die Engelskapelle geklungen haben könnte. 
Die Werke dazu wurden der Sammlung der einstigen Freiberger Lateinschule entnommen. 1515 gegründet, zählt sie zu den ältesten städtischen Bildungseinrichtungen Sachsens. „Musik aus der Freiber- ger Gymnasialbibliothek aufführen zu wollen, heißt weniger, Lokalkolorit herauszuarbeiten und unbekannte, vergessene Meister der Öffentlichkeit vorzuführen. Vielmehr ist erstaunlich, wie welt- gewandt die Freiberger Musik im 15. und 16. Jahrhundert war“, meint Domkantor Albrecht Koch. „Führend dabei natürlich die Dommusik, die in enger Verbindung zur damaligen Lateinschule stand. Im Zentrum des Konzertes steht so das Te Deum von Rogier Michael, einem der wichtigen sächsischen Hofkapellmeister vor Heinrich Schütz. Das Programm erfährt seine Ergänzung aus den Werken vieler Meister, die in Freiberg gesammelt und aufbewahrt werden, unter ihnen Atanasius Kirchner, Leonard Lechner oder Orlando di Lasso. Es liegt auf der Hand, diese Musik mit dem groß- artigen Freiberger Renaissance-Instrumentarium zu verbinden und am ursprünglichen Ort zum Klingen zu bringen.“
Und so musizieren auf dieser CD gemeinsam die Ensembles „chordae freybergensis“ um Professorin Susanne Scholz, gegründet 2005, um Spieltechnik und Klang der Engelsgeigen zu erkunden, und die Sängerinnnen und Sänger der Freiberger Dom-Musik. Die Leitung hat Domkantor Koch, er spielt auch das Orgelpositiv. Bei aller Faszination ist leider eine gewisse Blutleere der Interpretationen zu bemängeln. Alles klingt irgendwie gleich; und das liegt nicht zuletzt auch daran, dass die Singenden zwar sehr sauber, aber wenig durchhörbar musizieren. Es fehlt Struktur, und man vermisst Abwechslung und auch verschiedene Klangfarben. Schade!