Freitag, 24. Mai 2013

Bach: John Passion; Dunedin Consort (Linn)

Das Dunedin Consort, geleitet von John Butt, ist doch immer wieder für eine Überraschung gut. In diesem Jahr hat das Ensemble bei Linn eine Einspielung der Johannes-Passion von Johann Sebastian Bach vorgelegt – so, wie sie möglicherweise 1724 am Karfreitag in Leipzig erklungen sein könnte. 
Neben Werken von Bach selbst sind auch Stücke von Dieterich Buxtehude, Johann Hermann Schein, Jacob Händl Gallus und Johann Crüger zu hören. Selbst die gesprochenen Texte sind - im Internet - zu finden, rekonstruiert wurde der Ablauf mit Hilfe einer Predigtsammlung sowie anhand eines originalen Leipziger Chorbu- ches der Bach-Zeit.
Puristen werden die Nase rümpfen. Denn Butt lässt es richtig krachen. Motette und Gemeindechoräle singt der University of Glasgow Chapel Choir unter James Grossmith. Er wurde für die Unisono-Gesänge zusätzlich noch um zahlreiche Mitsingende aufgestockt. Auch wenn das eigentliche Ensemble schlank besetzt wurde – ein Quartett an Concertisten, das gelegentlich noch durch ein weiteres Quartett an Ripienisten verstärkt wird, sowie durch zwei zusätzliche Solisten für einige der Soliloquenten – ist von dem klaren, durchhörbaren Klang, den man von Aufführungen „Alter“ Musik heutzutage erwartet, wenig zu spüren.
Karfreitag? Hier gibt es statt stiller Andacht ein üppiges Orgelvor- spiel, und statt Fürbitte – Oper. Schon der Eingangschor erschreckt mit sattem Sound statt kluger Stimmführung. Ganz ehrlich: Mein Fall ist diese Brachialversion nicht.


  

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