„I liked the idea of waiting to record opera arias until I had more experience with them on stage“, zitiert das Beiheft die junge Sängerin. Das ist tief gestapelt. Denn Lezhneva hat nach ihrem Stu- dium am Moskauer Konservatorium bereits im Alter von 18 Jahren gemeinsam mit Juan Diego Flórez zur Eröffnung des Rossini-Opern- festivals in Pesaro gesungen. Für ihr Debüt in Brüssel wählte sie die Opernwelt 2011 zum Nachwuchssänger des Jahres. Lezhneva hat in Salzburg gesungen, in London, New York, Berlin, Wien und in Paris. Sie hat mit einer Vielzahl renommierter Orchester gearbeitet, und zahlreiche Preise in Wettbewerben gewonnen. Und sie hat in Meisterkursen bei etlichen berühmten Sängerkollegen gelernt.
Statt Opernarien also hat Lezhneva für ihr Debütalbum In furore iustissimae irae und Saeviat tellus inter rigores ausgewählt, in jeder Hinsicht höchst anspruchsvolle Motetten von Antonio Vivaldi und Georg Friedrich Händel. Komplettiert wird das Programm durch die Weltersteinspielung der Motette In caelo stella clare aus der Feder von Nicola Porpora. Mozarts Exultate, jubilate präsentiert sie strah- lend, taufrisch und von Freude erfüllt. Ihre Höhe ist atemberaubend; in der Tiefe klingt sie eher dunkel, aber dabei erstaunlich kraftvoll.
Wenn sie allerdings behauptet, sie hätte den Koloraturgesang, den sie auf dieser CD zelebriert, nicht etwa geübt, sondern dieser habe sich ganz natürlich ergeben, so ist das erneut tief gestapelt – solche Triller, Skalen und Staccati singt niemand „ganz natürlich“. Und gerade die russische Gesangsschule steht eigentlich nicht in dem Ruf, reihen- weise Barock-Spezialisten hervorzubringen. Die 23jährige Sängerin aber beeindruckt durch perfekten barocken Ziergesang. Zur Seite steht ihr dabei das Ensemble Il Giardino Armonico unter Giovanni Antonini – erfahrene Spezialisten, die sich gekonnt und mit gehöri- gem Temperament einbringen. Bravi!
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