Samstag, 4. Mai 2013

Chopin: Piano Concertos No. 1 No. 2 (MDG)

Zwei Klavierkonzerte schrieb sich der junge Frédéric Chopin nach dem Abschluss seiner Ausbildung am Warschauer Konservatorium. Das war damals nicht unüblich; auch andere Klaviervirtuosen wie etwa Franz Liszt oder Friedrich Kalkbrenner komponierten sich zumindest einen Teil der Bravour- stücke, mit denen sie durch Europa reisten, selbst.
Für den Orchesterpart aber scheint sich Chopin nicht wirklich interes- siert zu haben. Im Beiheft zu dieser CD wird darauf verwiesen, dass eine Orchesterfassung von der Hand des Komponisten nicht vorliegt. In dem vorhandenen Manuskript ist lediglich der Solopart notiert; dort, wo der Solist schweigt, und dem- nach das Orchester spielen müsste, sind die betreffenden Passagen in die Klavierstimme des Solisten eingefügt. Er könnte also seine eigene Begleitung übernehmen - überraschen würde das nicht, denn musiziert wurde zu Chopins Zeiten mit der Besetzung, die gerade vorhanden war.
In den Salons, wo Chopin häufig aufgetreten ist, war ohnehin kein Platz für ein Orchester. Sollte er also dort seine Klavierkonzerte gespielt haben, dann ganz sicher nur mit einer Handvoll Streicher. Wie das geklungen haben könnte, rekonstruiert der Pianist Gianluca Luisi gemeinsam mit dem Ensemble Concertant Frankfurt auf der vorliegenden CD. 
Die Musiker haben die deutschen Erstausgaben der beiden Klavier- konzerte herausgesucht - in der Fassung mit Streichquintett-Be- gleitung. Luisi spielt zudem auf einem Steinway-Konzertflügel aus dem Jahre 1901. Dieses Instrument klingt zwar brillant, aber nicht ganz so metallisch-dominant wie die heute standardmäßig verwen- deten Konzertflügel. In der Summe ergibt sich so ein transparentes Klangbild, und  der Pianist erhält alle Möglichkeiten, sein Instrument virtuos zu präsentieren, ohne dabei laut werden zu müssen. Die fünf Streicher wiederum können auf den Solisten wesentlich flexibler reagieren als ein Orchester. 
Das Ergebnis bezaubert, denn Luisi gelingt gemeinsam mit Peter Agoston, Klaus Schwamm, Wolfgang Tluck, Ulrich Horn und Timm Johannes Trappe eine ebenso intime wie intensive Interpretation. In dieser Einspielung wird vieles hörbar, was durch die Orchester- begleitung sonst nur zu gern verdeckt wird. Es gibt sehr viele Aufnahmen der Chopin-Klavierkonzerte - aber diese hier ist ohne Zweifel eine der schönsten. 

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