Mittwoch, 15. Mai 2013

The Virtuoso Recorder (cpo)

"Was haben die Komponisten des deutschen Spätbarock Johann Friedrich Fasch, Christoph Graup- ner, Johann Christian Schickhardt, Johann Christian Schultze und Johann Adolf Scheibe gemein- sam?", fragt Michael Schneider im Beiheft zu dieser CD - und gibt auch gleich selbst die Antwort: "Sie haben allesamt mindestens ein Concerto für Altblockflöte hinter- lassen!" 
Das ist keineswegs selbstverständ- lich, denn zu ihren Lebzeiten war die Blockflöte bereits gründlich aus der Mode, verdrängt von der Traversflöte, so dass sie über 200 Jahre lang gänzlich aus dem Konzertleben verschwand. Doch warum und für wen diese Werke damals komponiert wurden, das lässt sich nur in Ausnahmefällen heute noch herausfinden. 
Ein solcher Ausnahmefall ist das Concerto von Johann Friedrich Fasch, das erst kürzlich wiederentdeckt worden ist und hier in Welt- ersteinspielung erklingt. Es stammt aus der Sammlung des Grafen Aloys Thomas Raimund Harrach, die sich heute zum Teil in der Public Library New York befindet. Harrach war nicht nur Gesandter des Kaisers Karl VI. in Dresden und zeitweise auch Vizekönig von Neapel, er scheint auch eine Vorliebe für die "altmodische" Blockflöte gepflegt zu haben. Denn er ließ beispielsweise in Neapel Werke für dieses Instrument von den größten Komponisten schreiben, die die Region seinerzeit zu bieten hatte, wie Johann Adolf Hasse, Leonardo Leo oder Nicola Fiorenza. Es wird vermutet, dass er Fasch persönlich begegnet ist, und das Konzert bei dem Komponisten in Auftrag gegeben hat. 
Sollte er dieses Werk selbst gespielt haben, dann muss er das Instrument brillant beherrscht haben. Denn das Fasch-Konzert ist eine Herausforderung selbst für Blockflötenvirtuosen. Michael Schneider zeigt, dass die Altblockflöte ein ernstzunehmendes Kon- zertinstrument ist, mit enormen und erstaunlichen Ausdrucksmög- lichkeiten. Er gehört ohne Zweifel zu den derzeit weltweit führenden Blockflötisten. Den Solopart der barocken Konzerte, zu denen auch noch eines von Mattheus Nikolaus Stulick gehört, meistert er locker, beweglich und lebendig. Er lässt die Flöte singen, wo sie singen soll - und jagt durch die virtuosen Passagen, dass dem Zuhörer schier die Luft wegbleibt. 
Begleitet wird der Virtuose von seinem Ensemble Cappella Academi- ca Frankfurt. Die Musiker überzeugen mit ihrem sensiblen, inspirier- ten kammermusikalischen Spiel und einem transparenten Klangbild - ein perfekter Rahmen, der die Blockflöte umso besser in Szene setzt. Bravi!

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