Ole Bornemann Bull (1810 bis 1880) und Edvard Grieg waren die ersten Musiker aus Norwegen, die weltweit berühmt wurden. Bereits im Kindesalter glänzte Ole Bull mit seinem Geigenspiel. Dennoch sollte er Pfarrer werden, aber die Eignungs- prüfung zum Theologiestudium bestand er nicht – und so wurde letztendlich doch die Musik sein Lebensinhalt.
Als Geiger kam er weit herum. So hörte er 1831 in Paris Niccolò Paganini, was ihn sehr beeindruckte (und wohl auch dazu motivierte, seine Technik zu verbessern). Auch den deutschen Violinvirtuosen Louis Spohr besuchte Bull; Konzertreisen führten ihn nach Irland und England sowie in die USA.
Der norwegische Geiger Arve Tellefsen engagiert sich seit vielen Jahren, um das Schaffen seines Landsmannes wieder einer größeren musikali- schen Öffentlichkeit nahezubringen. So hat er zum 200. Geburtstag von Ole Bull im Jahre 2010 eine CD mit Werken des Jubilars eingespielt.
Das Programm enthält einige Stücke für Violine und Orchester; hier ist Tellefsen zusammen mit dem Trondheim Symphony Orchestra unter Leitung von Eivind Aadland sowie mit einem Streicherensemble zu hören. So erklingen das Nocturne for fiolin og orkester aus dem Jahr 1842 oder das Adagio Sostenuto, der zweite Satz aus Bulls Violinkonzert in e-Moll, entstanden 1840/41.
Im Jahre 1873 trat Ole Bull gemeinsam mit dem Pianisten Edvard Grieg in Boston auf. Tellefsen hat für diese CD zwei Stücke von Grieg herausge- sucht, die damals auf dem Programm standen. Und er hat eine Vielzahl kleinerer Stücke zusammengetragen, um dem Hörer einen Eindruck von jenem speziellen Klang zu geben, der Bulls Werken offenbar zu eigen ist: Bulls Musik ist ausgesprochen virtuos, und melodiös-melancholisch. Es sind romantische Miniaturen von einem ganz eigenen Charakter – und man kann Tellefsen gar nicht dankbar genug dafür sein, dass er auf diese musikalischen Schätze aufmerksam macht.
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