Diese CD lädt ein zum Ausflug in die Geschichte der Harfe, und zwar in eine Zeit, da die Hakenharfe von der Einfach-Pedalharfe abgelöst wurde. Letztere ermöglichte es, durch das Treten von Pedalen Harfensaiten beim Spielen zu verkürzen, und so ihren Ton bei Bedarf um einen Halbton zu erhöhen.
Maria Christina Cleary, die gemeinsam mit dem Geiger Davide Monti diese CD eingespielt hat, gehört zu den Spezialistinnen für solche historischen Instrumente. Sie hat in Leiden mit einer Arbeit zur Rekonstruktion der komplizierten Pedaltechniken für diese sogenannte Harpe organisée promoviert.
Angeregt wurde sie dazu durch ihre Beschäftigung mit Musikstücken, die Louis Spohr (1784 bis 1859) einst für seine Gattin komponierte – und die Cleary zunächst unspielbar fand. Dorothée Henriette Scheidler (1787 bis 1834), Tochter des Cellisten und Komponisten Johann David Scheidler, wuchs im thüringischen Gotha in einem unglaublich musikalischen Umfeld auf. Auch zwei ihrer Onkel musizierten wie ihr Vater in der (exzellenten) Hofkapelle, und ihre Mutter war dort als Sängerin engagiert.
Dorette, wie die junge Musikerin gerufen wurde, spielte Geige und Klavier. Ihr wichtigstes Instrument aber war die Harfe; sie galt als eine der besten Harfenistinnen ihrer Zeit. Im Oktober 1805 wurde Louis Spohr Konzertmeister am Gothaer Hof. Und schon bald fragte er seine adrette Kollegin: „Wollen wir so fürs Leben miteinander musizieren?“ Im Februar 1806 heirateten die beiden, und sie musizierten in der Tat sehr viel miteinander. Zahlreiche Werke widmete Spohr seiner Dorette, mit der er auch gemeinsam auf Konzertreisen ging.
Einige davon stellen Davide Monti und Maria Christina Cleary auf dieser CD vor. So erklingen die Sonate WoO 23 und die Grande Sonate pour La Harpe et la Violon op. 16. Die Sonate Concertante op. 115 und die Fantaisie sur des Thêmes de Händel at Abbé Vogler op. 118 sind auf dieser CD sogar zum ersten Male in Originaltonart zu hören.
Dazu nutzen die Musiker einen Effekt, den Spohr in seinen Memoiren wie folgt beschreibt: „Ich kam auf die Idee, die Harfe einen halben Ton tiefer als die Violine zu stimmen. Dadurch gewann ich zweierlei. Da nämlich die Geige am brillantesten in den Kreuztönen klingt, die Harfe aber am besten in den B-Tönen, wenn möglichst wenig Pedale getreten werden, so erhielt ich dadurch für beide Instrumente die günstigsten und effekt- vollsten Tonarten: für Geige nämlich D und G, für Harfe Es und As. (..) Ich schrieb daher von nun an alle meine Kompositionen für Harfe und Violine in solcher verschiedener Stimmung.“
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