Donnerstag, 4. Januar 2018

Wagner: Der Ring ohne Worte (Oehms Classics)

Dass Hansjörg Albrecht für diese Aufnahme die Staatskapelle Weimar als Partner gewählt hat, hat gleich mehrere Gründe. Da wäre zum einen die Beziehung zwischen Franz Liszt und Richard Wagner, die dem Residenzstädtchen seinerzeit gleich mehrere Uraufführungen Wagner- scher Werke bescherte, und im Beiheft von Dr. Eva Gesine Baur ebenso amüsant wie detailliert beschrieben wird. Wussten Sie schon, beispielsweise, dass das Festspiel- haus eigentlich im Weimarer Park an der Ilm entstehen sollte? 
Da ist zum anderen die Staatskapelle Weimar selbst, ein bedeutendes thüringisches Orchester mit einer Tradition, die bis in das Jahr 1491 zurückreicht. Hansjörg Albrecht hat mit diesem Klangkörper bereits bei seiner Einspielung von Orchesterliedern Walter Braunfels' zusammen- gearbeitet. 
Seine ganz persönliche Auseinandersetzung mit Richard Wagners Ring des Nibelungen reicht allerdings weiter zurück. So wurde 2006, ebenfalls bei Oehms Classics, Der Ring als Orgeltranskription veröffentlicht – von Albrecht gespielt auf den beiden Instrumenten der Kirche St. Nikolai in Kiel. Auch andere Werke, die eigentlich für Orchester komponiert wurden, hat der Dirigent und Konzertorganist in Form von Orgeltranskriptionen präsentiert. 
Der Ring ohne Worte wurde am 9. und 10. Oktber 2016 als Live-Mitschnitt in der Neuen Weimarhalle aufgezeichnet. Die Symphonische Dichtung mit Orchesterszenen aus dem Ring des Nibelungen erklang in der Version von Lorin Maazel. Der Maestro komprimierte in seiner Fassung das beinahe 15 Stunden lange Original Wagners auf gut 70 Minuten Spieldauer. Dabei folgte er strikt dem Ablauf des Geschehens, vom Rheingold-Vorspiel bis zum Finale der Götterdämmerung, und fügte wichtige Szenen aneinander, ohne auch nur einen Takt hinzuzufügen. Die Gesangspartien wird man nicht vermissen; die Figuren werden durch Instrumente angedeutet – Sieglinde beispielsweise durch die Flöte, Fafner durch die Bassklarinette. 
Wer nun aber ein Spiel mit Klangfarben erwartet, wie man das von den Orgeltranskriptionen kennt, der wird enttäuscht. Denn Albrecht dirigiert erstaunlich zurückhaltend. Ihn interessiert Substanz, nicht Bombast. So ist diese Einspielung eher puristisch als dramatisch geraten. Langweilig freilich ist das nicht. 

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