„In der Entfernung erfährt man nur von den ersten Künstlern, und oft begnügt man sich mit ihren Namen; wenn man aber diesem Sternen- himmel nähertritt und die von der zweiten und dritten Größe nun auch zu flimmern anfangen, und jeder auch als zum ganzen Sternbild gehörend hervortritt, dann wird die Welt weit und die Kunst reich.“ Was Goethe einst mit Blick auf die italienischen Maler und Bildhauer zu Papier brachte, das bezieht der Einführungstext für diese CD auf den Komponisten Karl von Ordoñez (1734 bis 1786) und auf sein Werk.
Auch wenn er in Wien zur Welt kam, so gehörte dieser dem niederen Adel Spaniens an. Aus diesem Grunde musste er sein Leben als kleiner Beamter fristen, denn eine Musikerlaufbahn hätte seinem Stand nicht entsprochen. Und so diente von Ordoñez brav als „Registrant beim niederösterreichi- schen Landrecht“ oder als „überzähliger Sekretär“, und pflegte die Musik als Leidenschaft und Hobby. Gestorben ist er leider relativ früh, in großer Armut und an Tuberkulose.
Karl von Ordoñez muss allerdings recht gut Geige gespielt haben, denn er musizierte in der Wiener Hofkapelle, und er war auch Mitglied der Tonkünstler-Societät, die eigentlich nur Berufsmusiker aufnahm. Außerdem schuf er zahlreiche Kompositionen; so sind allein mehr als 70 Sinfonien von ihm überliefert.
Eine Auswahl daraus präsentiert das Orchester L’Arte del Mondo unter Leitung von Werner Ehrhardt auf dieser mit Unterstützung von Bayer Kultur und in Koproduktion mit dem WDR entstandenen CD. In Weltersteinspielung erklingen die Sinfonien in B-Dur (Brown I:B2), C-Dur (Brown I:C13), f-moll (Brown I:F12) sowie D-Dur (Brown I:D5). Letztere, die Sinfonia Concertante Solenne, hat sieben Sätze, und ist auch durch ihre Besetzung mit Pauken und Trompeten außergewöhnlich. Vermutet wird, dass sie für einen feierlichen Gottesdienst geschaffen wurde. Das Siciliano zeichnet sich zudem durch einen Part für eine konzertante Solo-Violine aus; ob diesen von Ordoñez einst selbst gespielt hat, das freilich lässt sich heute nicht mehr beantworten.
L'Arte del Mondo musiziert für meinen Geschmack leider etwas rustikal; das klingt nicht durchweg schön, und dieser Zugriff wird den eleganten Werken, die man irgendwo bei Mozart und Haydn verorten würde, auch nicht wirklich gerecht. Schade.
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