Um Dieterich Buxtehude (um 1637 bis 1707) zu hören und bei ihm Unterricht zu nehmen, reiste Johann Sebastian Bach 1705 vom thüringischen Arnstadt nach Lübeck - mehr als 400 Kilometer, zu Fuß. Diesen "Bildungsurlaub" verlängerte Bach obendrein eigenmächtig, was ihm einigen Ärger bescherte.
Bachs Entscheidung wird verständ- lich, wenn man die Werke Buxte- hudes hört. Er war der berühm- teste Vertreter der Norddeutschen Orgelschule, und mit Formvorgaben ging er sehr virtuos - man könnte auch sagen kreativ bis ignorant - um. Seine Choralvorspiele gleichen mitunter rhetorischen Rätselstücken, was die Gemeinde jedoch offenbar mit norddeutscher Gelassenheit ertrug, und mit seinen "Abendmusiken", oratorienähnlichen geistlichen Aufführungen in der Adventszeit, etablierte er sogar die wohl ersten öffentlichen Konzerte in Deutschland.
Der brillante japanische Organist und Musikhistoriker Masaaki Suzuki spielt eine kleine, aber feine Auswahl aus Buxtehudes großartigem Orgelwerk. Dafür hat er zwei Instrumente ausgesucht, die in ihrer Grundsubstanz aus dem 17. Jahrhundert und von Orgelbauern stammen, die Buxtehude schätzte. Diese Orgeln befinden sich in den Dörfern Altenbruch und Lüdingworth, drei Kilometer voneinander entfernt, bei Cuxhaven an der Elbmündung. Es waren reiche Dörfer, und die Instrumente haben die entsprechenden Dimensionen und auch klanglich ein Format, das den großen Orgeln der Hansestädte in nichts nachsteht. Suzuki demonstriert die hohe Kunst Buxtehude- scher Orgelmusik - und lässt zugleich das Klangspektrum der beiden Orgeln erahnen. Das Ergebnis ist ein ausgesprochenes Hörvergnügen. Diese Musik war bisher selten in einer so delikaten und zugleich so formbewussten Interpretation zu erleben.
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