August Friedrich Martin Klug- hardt, geboren 1847 in Köthen, schrieb seine ersten Kompositio- nen bereits als Gymnasiast. Am Klavier war er so versiert, dass er als 17jähriger Mendelssohns g-Moll-Klavierkonzert bei einem Abonnementskonzert spielen konnte. Nach dem Abitur 1866 studierte er Musik in Dresden.
1867 begann Klughardt seine Laufbahn als Kapellmeister, die ihn zunächst an die Stadttheater von Posen, Neustrelitz und Lübeck führte. Von 1869 bis 1873 war er am Hoftheater in Weimar engagiert, wo er Franz Liszt und möglicherweise auch dessen Freund und Schwiegersohn Richard Wagner kennenlernte. Nach einer erneuten Zwischenstation in Neustrelitz wurde Klughardt 1882 als Nachfolger seines früheren Lehrers Eduard Thiele Hofkapellmeister in Dessau.
1876 erlebte Klughardt die ersten Bayreuther Festspiele, und die Begeisterung für Wagners Werk sollte sein weiteres Leben prägen. So dirigierte er in Dessau mit Ausnahme des Parzifal sämtliche Werke Wagners;1893 wurde in der kulturell sehr aufgeschlossenen Resi- denzstadt erstmals der komplette Ring des Nibelungen aufgeführt. Dieses Engagement bescherte dem Dessauer Hoftheater den Bei- namen "Nördliches Bayreuth". Musiker aus Sachsen-Anhalt waren aber nicht nur in der Festspielstadt gern gesehen. Auch der Ruf des Theaterchores war offenbar so exzellent, dass Ende des 19. Jahr- hunderts regelmäßig etwa 20 Sänger aus Dessau nach London reisten, um das Theatre Royal in Covent Garden bei der Aufführung deutscher Opern zu unterstützen.
Klughardt starb 1902 in Dessau. Er war nicht nur ein erfolgreicher Dirigent, sondern auch ein äußerst produktiver Komponist. Während seine Opern stark dem Bayreuther Vorbild folgten (und daher schon von seinen Zeitgenossen abgelehnt wurden), finden sich ansonsten erstaunlich wenig Spuren der "Neudeutschen" in seinem Werk. Klughardt komponierte unter anderem mehrere Sinfonien, Konzerte und Kammermusik sowie Oratorien, Lieder und Chorwerke für verschiedene Stimmlagen. Im Konzertsaal sind sie heute kaum noch präsent. Das ist schade, wie die vorliegende CD zeigt.
Klughardt beherrschte sein Handwerk, und er kannte die Erwar- tungen des Publikums. Ganz offensichtlich hatte er Vergnügen daran, musikalische Konventionen augenzwinkernd zu unterlaufen - und das Leipziger Streichquartett, ergänzt durch Olga Gollej, Klavier, bzw. durch den jungen Cellisten Julian Steckel, zelebriert diese kleinen Späßchen mit Wonne. Es ist Dabringhaus und Grimm zu danken, dass das audiophile Label für diese Aufnahme zweier bedeutender Kammermusikwerke eines der besten Streichquartette Europas gewinnen konnte. Das Engagement der Musiker lohnt sich - Klughardt verdient die Wiederentdeckung.
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