Die Stellenbosch University Camerata, das Kammerorchester der südafrikanischen Hochschule, gaben ihr erstes Konzert vor zwei Jahren - und sie spielten etwas, das sie halb im Scherz "Die acht Jahreszeiten" nannten: Vivaldis berühmte Concerti, jeweils im Wechsel mit den Vier Jahreszeiten von Buenos Aires. Diese musikali- schen Reflexionen spiegeln ihr großes Vorbild, möglicherweise bis ins Zitat. Astor Piazzolla hat sie zwischen 1964 und 1970 für sein eigenes Ensemble komponiert, in dem er Bandoneon gespielt hat.
Es steht zu vermuten, dass er die Melodiestimme selbst übernommen hat; doch Rowland verweist im Beiheft darauf, dass auch ein Arrange- ment für die Vivaldi-Besetzung existiert. Dass die teils massiven Vivaldi-Zitate original von Piazzolla stammen, darf hier allerdings bezweifelt werden; ich denke vielmehr, dass sie möglicherweise vom Interpreten per Kadenz "hinübergeschmuggelt" wurden.
Rowland wählt durchweg frische Tempi, und neigt zu akzentuiertem, mitunter sogar ruppigem Spiel. Das ist nicht unbedingt innovativ; erinnert sei hier an die Einspielung mit Nigel Kennedy. Vielleicht hält Rowland es für erforderlich, Vivaldis Concerti an Piazzollas markante Tangos sozusagen proletarisch anzunähern. Ob das sinnvoll ist, darüber mag jeder selbst befinden; Kontraste sind schließlich auch ganz reizvoll. Doch egal, was Rowland vorgibt - die jungen Musiker von den Stellenbosch University Camerata halten wacker mit.
Einen Mangel aber hat diese Einspielung: Die Aufnahmen der vier Vivaldi-Concerte klingen ausgesprochen basslastig. Wer schon immer die Kontrabass-Partie dieser Werke studieren wollte - hier kann er dies ohne Probleme, denn dieses Instrument ist immer im Vorder- grund zu hören.
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