Robert Schumann und seine Fan- tasie C-Dur op. 17, Franz Liszt und seine Sonate h-Moll S 178 - das sind zwei einzigartige Werke aus der Feder von zwei grundverschie- denen Komponisten. Und dennoch haben Schumann und Liszt einan- der diese beiden Klanggebirge gewidmet, bei denen es sich - um im Bild zu bleiben - wohl weniger um das Matterhorn, sondern viel- mehr um den Lhotse und den Ma- kalu der Klavierliteratur handeln dürfte.
"Hier sind zwei Genies am Werk, die sich besonders in diesen Werken absolut in keinen Rahmen pressen lassen und dabei offensichtlich alles sprengen, was da war und sein wird", sagt Lars Vogt. "Wie die Schumann-Fantasie den Hörer förmlich anspringt, mit einer irr- sinnigen Emotionalität und eng beieinander liegenden Kontrasten, und wie Liszt in der Sonate die ganze Form neu erfindet und darin Dinge aussagt, die jedes Musikstück eigentlich sprengen, weil im Prinzip wirklich die Seele verstörend: Ich glaube, in Ihrem visionä- ren Wurf haben sie eine gewisse Verwandtschaft."
Schumann schert sich nicht um die Sonatenform; Liszt lotet sie aus und erkundet sie bis an ihre Grenzen. "Nicht umsonst ist Faust der Überlieferung nach Thema dieser Sonate", so der Pianist. "Es ist schon eine gepeinigte Seele, die sich hier widerspiegelt, die von dem, nennen wir es einmal Teufelsmotiv, verfolgt wird, und zwar bis ins Letzte, bis in die Verklärung hinein, eigentlich sogar bis zum aller- letzten Ton, der die Verklärung mit seiner diabolischen Allgegen- wart noch hier in Frage stellt."
Vogt arbeitet die musikalischen Strukturen mit großer Sorgfalt heraus. Er zeigt die Verflechtung der Themen, ihre Entwicklung und Variation, aber er zeigt auch die Unterschiede: Schumann, der eher manisch seine Themen aneinanderreiht - und Liszt, der zwar sehr energisch werden kann, aber bei näherer Betrachtung dennoch immer sehr formbewusst agiert. Wo andere eher zum romantischen Klischee neigen, agiert Vogt stets dem Werk getreu, dem Notentext und den dynamischen Vorgaben der Komponisten verpflichtet.
Damit ist ihm eine der wenigen Einspielungen gelungen, die man als würdige Geburtstagsgaben zum diesjährigen Schumann- wie auch zum 2011 bevorstehenden Liszt-Jubiläum ansehen kann. Insbe- sondere die Liszt-Sonate, die er ganz entschlossen erdet, erreicht unter seiner Hand atemberaubendes Format. So hat man das noch nie gehört; und Vogt hat hier wohl tatsächlich eine Referenzaufnahme geschaffen.
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