Was für ein Sound! Manchmal ge- schehen doch tatsächlich Wun- der. Und es ist kaum zu glauben, dass man dieses vortreffliche Instrument einem Zufall ver- dankt: Im Frühsommer 1998 wurde auf dem Speicher von Schloss Vilain XIIII zu Leut in Belgien ein Instrument entdeckt, das man zunächst für ein Cembalo hielt. Nachdem aber die Staub- schichten beseitigt waren, erwies sich dieses "Cembalo" als ein Hammerflügel aus der Werkstatt der berühmten Nanette Streicher.
Erbaut 1826 in Wien, mit Seriennnummer 2090, zeigte sich dieses Instrument zwar etwas ramponiert, aber dennoch in grundsätzlich guter Erhaltung. Sogar die Wiener Mechanik war noch im Original vorhanden. Nach behutsamer Restaurierung wurde das Fortepiano 2002 wieder in den Dienst genommen - und erklingt nun hier, gespielt von Jan Vermeulen.
Der Fortepiano-Spezialist hat die Sanierung dieses kostbaren Instrumentes begleitet, und schließlich begonnen, darauf das Werk von Franz Schubert vorzustellen. Aus dieser Konzertreihe entstand schließlich eine Gesamteinspielung - und die hat es in sich. Denn Vermeulen stellt mit seiner Interpretation manch lieb gewordene Hörgewohnheit in Frage. Er spielt brillant, ganz ohne Frage - doch das Hammerklavier klingt nun einmal anders als ein moderner Konzert- flügel, und verlangt vom Pianisten auch eine gänzlich andere Gestaltung.
Das Instrument, ein Geradsaiter mit lediglich sechs Oktaven, be- eindruckt durch seinen faszinierend durchsichtigen Klang, insbe- sondere im Bassregister, und durch seine enorm präzise Ansprache. Dieser Klang ist wirklich kristallklar, und die Läufe perlen daher, wie man das vom modernen Klavier gar nicht mehr kennt. "Romantisch" wirkt das freilich nicht; wer einen Schubert sozusagen mit Spitzen- deckchen erwartet, der wird entsetzt sein. Es stellt sich jedoch die Frage, ob Vermeulen nicht jenem Klang, den Schubert zu Lebzeiten im Ohr hatte, wesentlich näher kommt, als alle Kritiker heute, die ihn lieber "weicher" und "gemütvoller" hören wollen.
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