"Es gibt nicht viele Aufnahmen von Barocklautenduos", schreibt Toyohiko Satoh im Beiheft zu dieser CD. Das liege u.a. an der modernen Besaitung mit metall- umsponnenen Nylonsaiten: "Die Basssaiten der Laute haben mit dieser Bespannung eine viel zu lange Ausklingzeit, was spätestens bei zwei Lauten zu einem uner- träglichen Durcheinander im Bass- bereich führt." Toyohiko Satoh und seine Tochter Miki spielen daher auf Darmsaiten.
Ohnehin scheint die Literatur, die für diese Besetzung zu finden ist, nicht gerade üppig bemessen zu sein. Satoh stellt fest, dass mit dem Wechsel von der Renaissance- zur Barocklaute französischer Stimmung im 17. Jahrhundert die Duette verschwinden, und erst im 18. Jahrhundert wieder in nennenswerter Anzahl erscheinen. "Für unser Repertoire sind aber nur wenige dieser Werke geeignet, da viele von ihnen nicht vollständig erhalten sind, andere zu viele Fehler enthalten, und meinem Empfinden nach nicht alle dieser Werke von hoher musikalischer Qualität sind", schätzt der Lautenist ein.
Bei der Auswahl der Werke für diese CD hat er daher geradezu krimi- nalistischen Spürsinn entwickelt. Die Manuskripte der vier Lauten- duette befinden sich in London, Brüssel, Moskau und Warschau; oftmals sind sie zudem unvollständig. So ist zu einer Suite in d-Moll, die zumindest in Teilen von Sylvius Leopold Weiss stammen soll, nur eine Tabulaturstimme bekannt. Die andere hat Satoh rekonstruiert. Vollständig überliefert ist hingegen das Duetto in G-Dur von dem- selben Komponisten - ein ausnehmend hübsches Werk, in dem beide Partner vom Komponisten gleich behandelt werden.
Über einen Komponisten namens Corigniani fanden sich keinerlei biographische Informationen - und Satoh vermutet, dass es sich um das Pseudonym eines deutschen Musikers handelt. Die CD enthält aus seiner Feder ein anmutiges und trotz der tiefen Lage auch erstaunlich klangvolles Concerto in B-Dur. Bei einem weiteren Werk ist die Spurensuche einfacher, denn der Autor selbst hilft dabei: Partie Polonaise en B / ij Traituite de C / A Deux Luths Pour Le Premiere / Faite á 2 violes et La Basse / Par L'Autheur Msr Melante - was, in anderer Reihenfolge, den Namen "Teleman" offenbart. Drei Sätze der Partie Polonaise erklingen zum Abschluss dieser CD; Telemann schrieb sie für Gambe, und so ergibt sich auch hier eine gewisse Beeinträchtigung durch die tiefe, nicht unbedingt lautengerechte Lage.
Der Zuhörer, so er denn nicht gerade selbst Lautenist ist, wird sich dadurch vermutlich wenig beeindruckt zeigen. Denn es sind durch- weg charmante, musikalisch teilweise auch sehr anspruchsvolle Werke, die Satoh hier mit seiner Tochter gekonnt vorstellt. Bravi!
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