Was für ein Klang! Das Casal Quar- tett aus der Schweiz, ohne Zweifel eines der besten Streichquartette Europas, hat sich auf eine Zeitreise durch die Geschichte dieser sehr speziellen Musikform begeben - und spielt dabei ganz besondere Instrumente: Das sogenannte Stainer-Quartett - zwei Violinen, eine Viola und ein Violoncello, die ein Mäzen namens Gustave Huguenin 1951 dem Musikkolle- gium Winterthur geschenkt hat. Sein Wunsch: Die kostbaren Instrumente aus der Werkstatt des österreichischen Geigenbauers Jacobus Stainer (um 1619 bis 1683) sollten nicht nur musealen Zwecken dienen, sondern vor allem auch viel gespielt werden.
Daria Zappa, 1. Violine, Rachel Späth, 2. Violine, Markus Fleck, Viola, und Andreas Fleck, Violoncello, erfüllen dieses Vermächtnis des Stifters brillant. Schon allein das einzigartige Klangbild, das sich durch den Gebrauch der historischen Instrumente ergibt, ist eine Offenbarung. "Unser Hören und Spielen wird durch das reiche Ober- tonspektrum der Instrumente um eine überaus sinnliche, aufregende Farbpalette erweitert, die wir uns und dem Publikum auf modernem Instrumentarium nicht erschließen könnten", schreibt Markus Fleck erfreut. "Wir gehen davon aus, dass dieses erste Abenteuer der An- fang einer langen und nachhaltigen Beschäftigung mit den Instru- menten von Jacobus Stainer und dem Klang des 18. Jahrhunderts ist."
Die Geburtsstunde der Gattung Streichquartett verorten die vier Schweizer Virtuosen im Jahre 1715. Damals schrieb Alessandro Scarlatti vier Sonate à quattro senza cembalo - mit vier gleichbe- rechtigten Stimmen, ohne Generalbass. Viele andere italienische Komponisten griffen diese Idee auf - auch Giovanni Battista Sammartini, der mit seinem Schaffen ganze Scharen von Kollegen inspirierte, unter anderem Wolfgang Amadeus Mozart, Luigi Boccherini und Joseph Haydn.
"Vor bald drei Jahrhunderten entwickelte sich eine Musikgattung, die in ihrer perfekten Form bis heute einzigartig und unübertroffen ist: Die Vereinigung von vier Streichinstrumenten zum Streichquar- tett. Der Klang des Streichquartetts ist gleichzeitig intim und or- chestral, sein Ausdruck sowohl solistisch als auch kammermusi- kalisch, seine Farbpalette homogen und individuell, seine Möglich- keiten flexibel und universal, sein Repertoire ohne Grenzen", be- geistert sich das Quartett. Diese Begeisterung überträgt sich auf den Hörer, zumal die Beschäftigung mit dem barocken Repertoire auch die Interpretation der Werke aus der Übergangszeit zur Klassik deutlich beeinflusst hat. Spürbar wird das am Umgang mit solchen Fragen wie Phrasierung und Dynamik. Wer die Gattung Streichquar- tett liebt, der sollte sich diese CD in jedem Falle besorgen - sie ist nicht nur klanglich eine Offenbarung.
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