Zur Zeit des Wiener Klassizismus erfreuten sich Insider weiter an Präludien und Fugen - allerdings war diese "erhabene" Musik nicht unbedingt mehr den Tasteninstru- menten vorbehalten. Selbst wenn sie in der Kirche gespielt wurden, erklangen nun oftmals Streich- instrumente zumindest gemeinsam mit der Orgel.
Am kaiserlichen Hof wie im bürger- lichen Salon aber war das Streich- quartett seinerzeit sehr en vogue. So übernahm diese Kammermusik- formation die gefragte "altmodische" Form - selbst Kaiser Joseph II., der Violoncello spielte, ließ regelmäßig seine Hof-Kammermusiker kommen, um mit ihnen im Quartett zu musizieren. Sein Lieblings- komponist Christoph Sonnleithner schrieb eigens für ihn 36 Streich- quartette, die meisten davon mit Fugenfinale.
Für die vorliegende CD hat das Authentic Quartet, ein ungarisches Ensemble, das auf zeitgenössischen Instrumenten spielt, aber andere Werke ausgewählt: Die Sechs Fugen für Streichquartett von Gregor Joseph Werner (1693 bis 1766), dem Vorgänger Haydns im Dienste des Fürsten Esterházy, sind Streichquartett-Transkriptionen von Ouvertüren zu Oratorien dieses Komponisten. Sie sind interessant, wenn auch keine leichte Kost.
Der Wiener Kirchenmusiker und Kontrapunkt-Experte Johann Georg Albrechtsberger soll mehr als 150 Kirchensonaten geschrieben haben, die aus Präludium und Fuge bestehen. 1798 schuf er seine Sechs Streichquartette op. 16. Ich finde sie formal perfekt, aber ehrlich gesagt ziemlich langweilig. Daran können auch die begnadeten Streicher Zsolt Kalló, Balász Bozzai (Violine), Gábor Rác (Viola) und Csilla Vályi (Cello) wenig ändern, bei aller Brillanz des Vortrages. Abschließend erklingt die Sonata in C (pro festo Paschalis), op. 11a, hier ohne Continuo-Cembalo, deren erster Satz die Melodie des Chorals "Christus ist erstanden" nach Art einer Bachschen Choral- bearbeitung verwendet - gefolgt von einer bewegten Fuge, die der Freude über die Auferstehung Form und Ausdruck verleiht.
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