Donnerstag, 18. Februar 2016

Neeme Järvi conducts Offenbach (Chandos)

Dass die Musik von Jacques Offen- bach noch immer einer Wiederent- deckung harrt, macht Orchester- zauberer Neeme Järvi auf dieser CD gemeinsam mit dem Orchestre de la Suisse Romande deutlich. Jakob Offenbach (1819 bis 1880) war der Sohn eines jüdischen Kantors und stammte aus Köln. Sein Vater brachte ihm bei, Geige und Violoncello zu spielen – und zwar so gut, dass bereits 1833 Luigi Cherubini den Filius als Schüler am Pariser Kon- servatorium akzeptierte. Offenbach blieb auch nach dem Abbruch seines Studiums in Frankreich. Er änderte seinen Namen, aus Jakob wurde Jacques, und musizierte in diversen Boulevardtheatern sowie an der Opéra-Comique; als Cellovirtuose war er sehr erfolgreich. 
Doch den Musiker zog es zur Bühne. 1849 wurde er Dirigent am Théâtre français, für das er auch Bühnenmusiken komponierte. 1855, zur Welt- ausstellung, eröffnete er schließlich eine eigene Spielstätte, das Théâtre des Bouffes-Parisiens. Dort stellte er zunächst Einakter in kleiner Besetzung vor, bis schließlich 1858 Orphée aux enfers, Orpheus in der Unterwelt, jene lange Reihe satirischer Stücke eröffnete, mit denen Offenbach berühmt werden sollte. Mit spitzer Feder und treffsicherem musikalischen Spott unterhielt er das Publikum. 
Allerdings galten in Wien, wo seine Spöttereien gern nachgespielt wurden, etwas andere Sitten. Offenbach arbeitete mit einem eher kleinen Orchester, was den Wienern nicht süffig genug klang, und seine Ouvertüren waren kurz und knackig – für Wiener Verhältnisse ganz entschieden zu kurz, so dass seine Musik für Aufführungen außerhalb von Frankreich oftmals von geschickten Arrangeuren bearbeitet und erweitert wurde. 
Man wird es Neeme Järvi gern verzeihen, dass er für diese Einspielung in der Regel die opulentere Version ausgewählt hat. Das Label Chandos begeistert zusätzlich durch eine hervorragende Aufnahmequalität. Offen- bachs witzige Musik würde man ohnehin gern öfters hören – denn seine frechen Satiren sind längst nicht so verstaubt, wie ihr Alter vermuten lässt.

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