„Klänge, die atmen“, lautet das Motto des Bachchores Mainz. Das Ensemble, das seit 32 Jahren von Ralf Otto geleitet wird, hat nun erstmals die Johannes-Passion von Johann Sebastian Bach eingespielt. Die Aufnahme, an der auch das Bachorchester Mainz mitgewirkt hat, ist geprägt durch Ottos bewährten Leitsatz: „Historisch informiert, aber zeitgemäß interpretiert“.
So ist diese Interpretation gleicher- maßen dramatisch wie berührend, pulsierend und lebendig, klanglich transparent, aber dabei beseelt und ausgewogen. Derart mitreißend hat man Bachs Werk lange nicht gehört. Otto verzichtet auf übertriebene Schroffheit und auf Manierismen, die man bei „Alte“-Musik-Ensembles leider mittlerweile häufig wahrnimmt (und oftmals als nervig empfindet). Im Mittelpunkt steht hier klar Bachs Musik, die konsequent darauf befragt wird, was sie uns heute zu sagen hat.
Auch das Solistenensemble überzeugt. Georg Poplutz gestaltet den Part des Evangelisten gekonnt und mit großer Klarheit. Yorck Felix Speer ist als Jesus zu hören. Die Arien singen Julia Kleiter, Gerhild Romberger, Daniel Sans und Matthias Winckhler.
Eine Besonderheit der vorliegenden Aufnahme ist die Ergänzung der Partiturversion des Jahres 1749, die als Bachs finale Fassung gilt, um die zusätzlichen Sätze der abweichenden Partiturversion von 1725. Sie wurden der Einspielung angehängt. So kann vergleichen, wer das möchte. Und noch eine erfreulíche Nachricht zum Schluss: In den kommenden Monaten will der Bachchor Mainz noch Bachs Weihnachtsoratorium, die Matthäus-Passion und die h-Moll-Messe einspielen. Da zu erwarten ist, dass diese Aufnahmen von ähnlich hoher Qualität sind wie die der Johannes-Passion, darf man darauf schon heute sehr gespannt sein.
Samstag, 31. März 2018
Freitag, 30. März 2018
Vivaldi: Gloria (Decca)
Barocke Kirchenmusik stellt oftmals hohe Anforderungen an die Sänger. Das gilt auch für die Werke von Antonio Vivaldi (1678 bis 1741), die Decca jüngst auf diesem Album vorgestellt hat. Das Gloria RV 589, mit seinen schwungvollen Chören, gehört zu den bekannten Kompositionen des Musikers; es wird vermutet, dass er es für die Mädchen des Ospedale della Pietà schrieb, als Venedig 1716 den Sieg über die Türken feierte. Wenn diese These stimmt, dann muss man allerdings fragen, wieso der Chor in diesem Falle kein reiner Frauenchor ist. Egal – in jedem Falle ist dieses beliebte Werk auf dieser CD zu hören. Und die Besetzung ist grandios: Es singen Julia Lezhneva und Franco Fagioli, sowie der Coro della Radiotelevisione Svizzera, und es musiziert das Ensemble I Barocchisti unter Leitung von Diego Fasolis. Ausgewiesene Barockspezialisten also sind hier versammelt, was sich vor allem auch bei den beiden anderen sakralen Meisterwerken zeigt, die auf dieser CD erklingen.
Nisi Dominus RV 608, eine Vertonung des 127. Psalms, gibt dem Countertenor Franco Fagioli Gelegenheit zu ausdrucksstarkem Gesang. Der argentinische Sänger beeindruckt einmal mehr mit seiner enorm umfangreichen, beweglichen und obendrein farblich flexiblen Stimme. Jede Passage formt er perfekt, sei sie noch so schwierig, und jede Verzierung sitzt.
Ähnliches lässt sich über Julia Lezhneva sagen. Sie singt die Solo-Motette Nulla in mundo pax sincera RV 630, bei der Vivaldi fromme Verse höchst raffiniert und extravagant musikalisch gestaltet hat. Insbesondere das abschließende Alleluia mit seiner instrumentalen Stimmführung erweist sich als Herausforderung. Die Sopranistin meistert alles so strahlend und locker, dass man nur staunen kann. Traumhaft!
Nisi Dominus RV 608, eine Vertonung des 127. Psalms, gibt dem Countertenor Franco Fagioli Gelegenheit zu ausdrucksstarkem Gesang. Der argentinische Sänger beeindruckt einmal mehr mit seiner enorm umfangreichen, beweglichen und obendrein farblich flexiblen Stimme. Jede Passage formt er perfekt, sei sie noch so schwierig, und jede Verzierung sitzt.
Ähnliches lässt sich über Julia Lezhneva sagen. Sie singt die Solo-Motette Nulla in mundo pax sincera RV 630, bei der Vivaldi fromme Verse höchst raffiniert und extravagant musikalisch gestaltet hat. Insbesondere das abschließende Alleluia mit seiner instrumentalen Stimmführung erweist sich als Herausforderung. Die Sopranistin meistert alles so strahlend und locker, dass man nur staunen kann. Traumhaft!
Romantic Viola Sonatas (Naxos)
Eine exzellente junge Musikerin stellt sich vor: Hiyoli Togawa, Schülerin von Antoine Tamestit, legt bei Naxos ihr Debütalbum vor. Die Wahl-Berlinerin, die wichtige Wettbewerbe gewonnen hat, ist als Solistin auf bedeutenden Konzertpodien mittlerweile sehr gefragt.
Auf dieser CD präsentiert sie sich allerdings als leidenschaftliche Kammermusikerin mit Werken der Romantiker George Onslow (1784 bis 1853), Felix Mendelssohn Bartholdy (1809 bis 1847) und Johann Wenzel Kalliwoda (1801 bis 1866). Dabei musiziert sie gemeinsam mit ihrer langjährigen Klavierpartnerin Lilit Grigoryan.
Die beiden Sonaten von Onslow und Mendelssohn zeichnen sich dadurch aus, dass das Klavier in diesen Werken einen gewichtigen Part übernimmt. So treten die Musikerinnen in einen Dialog, der beide durchaus umfassend zu Wort kommen lässt – und den sie ebenso präzise wie sensibel gestalten. Besonders zu rühmen ist ihr feinsinniges Zusammenspiel, wie aus einem Puls und einem Gedanken. Ein Debüt, das rundum begeistert!
Auf dieser CD präsentiert sie sich allerdings als leidenschaftliche Kammermusikerin mit Werken der Romantiker George Onslow (1784 bis 1853), Felix Mendelssohn Bartholdy (1809 bis 1847) und Johann Wenzel Kalliwoda (1801 bis 1866). Dabei musiziert sie gemeinsam mit ihrer langjährigen Klavierpartnerin Lilit Grigoryan.
Die beiden Sonaten von Onslow und Mendelssohn zeichnen sich dadurch aus, dass das Klavier in diesen Werken einen gewichtigen Part übernimmt. So treten die Musikerinnen in einen Dialog, der beide durchaus umfassend zu Wort kommen lässt – und den sie ebenso präzise wie sensibel gestalten. Besonders zu rühmen ist ihr feinsinniges Zusammenspiel, wie aus einem Puls und einem Gedanken. Ein Debüt, das rundum begeistert!
Mittwoch, 28. März 2018
Schütz: Johannespassion (Carus)
Mit der Johannespassion komplet- tiert der Dresdner Kammerchor unter Hans-Christoph Rademann seine Einspielung der drei Passionen von Heinrich Schütz. Die zentrale Gestalt in diesem A-Cappella-Werk ist der Evangelist, der die Passionserzählung rezitierend vorträgt, oftmals im Wechselgesang mit dem Sänger, der den Part des Jesus gestaltet. Auch dieser hat an musikalischen Mitteln kaum mehr zur Verfügung als eine Art Psalmodie. Als Solisten sind in diesen Partien Jan Kobow und Harry van der Kamp zu hören; sie singen schlicht, ganz auf den Text bezogen, und ausdrucksstark.
Der Chor eröffnet und beschließt die Passion; aus ihm treten die Soliloquenten hervor, wie Pilatus, Petrus sowie die Knechte und die Magd des Hohepriesters. Ihm obliegen aber vor allem auch die zumeist kurzen Turbae-Chöre. Schütz gestaltete sie kantig und dramatisch: Die Meinungsführer schreien los, und die anderen stimmen ein. Hier hat der Dresdner Kammerchor einen starken Auftritt. Mit seinem beeindruckend homogenen Chorklang und seiner konsequenten Orientierung am Sprachgestus gelingt ihm eine Interpretation, die dauerhaft Maßstäbe setzt.
Die Einspielung erhielt vollkommen zu Recht den Jahrespreis der Deutschen Schallplattenkritik. Ergänzt wird das Programm durch zwei Erstaufnahmen – eine Vertonung der Deutschen Litanei Martin Luthers und die Abensmahlsmotette Unser Herr Jesus Christus in der Nacht, da er verraten ward – sowie den Evangeliendialog Ach Herr, du Sohn Davids. Dabei werden die Sänger durch Lee Santana, Theorbe, Frauke Hess, Violone, und Ludger Rémy, Orgelpositiv, begleitet.
Der Chor eröffnet und beschließt die Passion; aus ihm treten die Soliloquenten hervor, wie Pilatus, Petrus sowie die Knechte und die Magd des Hohepriesters. Ihm obliegen aber vor allem auch die zumeist kurzen Turbae-Chöre. Schütz gestaltete sie kantig und dramatisch: Die Meinungsführer schreien los, und die anderen stimmen ein. Hier hat der Dresdner Kammerchor einen starken Auftritt. Mit seinem beeindruckend homogenen Chorklang und seiner konsequenten Orientierung am Sprachgestus gelingt ihm eine Interpretation, die dauerhaft Maßstäbe setzt.
Die Einspielung erhielt vollkommen zu Recht den Jahrespreis der Deutschen Schallplattenkritik. Ergänzt wird das Programm durch zwei Erstaufnahmen – eine Vertonung der Deutschen Litanei Martin Luthers und die Abensmahlsmotette Unser Herr Jesus Christus in der Nacht, da er verraten ward – sowie den Evangeliendialog Ach Herr, du Sohn Davids. Dabei werden die Sänger durch Lee Santana, Theorbe, Frauke Hess, Violone, und Ludger Rémy, Orgelpositiv, begleitet.
Mittwoch, 21. März 2018
Bach meets Vivaldi - Lautten Compagney Berlin ( K&K)
Wenn man diese Aufnahme aus der Edition Kloster Maulbronn angehört hat, weiß man, warum das Sprich- wort sagt, der Himmel hänge voller Geigen. Die Lautten Compagney Berlin war am 26. Mai 2017 zu Gast in der Klosterkirche – und spielte gemeinsam mit Julia Schröder unter dem Titel „Bach meets Vivaldi“ einige der schönsten Violinkonzerte überhaupt.
Das Programm beginnt mit dem berühmten Doppelkonzert in d-Moll BWV 1043 von Johann Sebastian Bach, als Solisten sind Birgit Schnurpfeil, die Konzertmeisterin der Lautten Compagney, und Julia Schröder zu hören. Die Freiburger Violinprofessorin spielt auch die Soloparts der beiden anderen Bach-Konzerte BWV 1041 und 1042. Im Programm wechseln sie sich ab mit Violinkonzerten von Antonio Vivaldi. Und hier sind zunächst alle Streicher Solisten, denn das Concerto in h-Moll RV 580 für vier (!) Violinen, zwei Violen, Violoncello und Basso Continuo aus der Sammlung L'Estro Armonico hält für alle Beteiligten höchst anspruchsvolle Aufgaben bereit.
Das Concerto in d-Moll RV 565 für zwei Violinen, Violoncello, Streicher und Basso continuo gestalten Birgit Schnurpfeil und Matthias Hummel. Es ist sehr interesssant, diese Werke neben Bachs Konzerten zu hören, denn dieser hat sich mit Vivaldis Musik sehr eingehend beschäftigt – das Konzert RV 565 hat Bach sogar für die Orgel bearbeitet (BWV 596).
Das g-Moll-Konzert RV 157 folgt noch der ursprünglichen Idee der damals neuen Gattung, ein Streicherorchester mit Basso continuo musizieren zu lassen. Das gelingt traumhaft. Und daher sollen an dieser Stelle auch die weiteren Mitwirkenden benannt werden: Daniela Gubatz, Violine, Bettina Ihrig, Viola, Magdalena Schenk-Bader, Violine/Viola, Ulrike Becker, Violoncello, Alf Brauner, Kontrabass, Johannes Gontarski, Laute und Elina Albach, Cembalo.
Musiziert wird durchweg kammermusikalisch und in historischer Aufführungspraxis – engagiert, sehr präzise, aber auch ausgesprochen lustvoll, lebendig und abwechslungsreich. Kurzum: Es war ein rundum gelungenes Konzert. Und es wurde in gewohnt exzellenter Qualität mitgeschnitten. Unbedingt anhören, diese Aufnahme ist wirklich hinreißend!
Das Programm beginnt mit dem berühmten Doppelkonzert in d-Moll BWV 1043 von Johann Sebastian Bach, als Solisten sind Birgit Schnurpfeil, die Konzertmeisterin der Lautten Compagney, und Julia Schröder zu hören. Die Freiburger Violinprofessorin spielt auch die Soloparts der beiden anderen Bach-Konzerte BWV 1041 und 1042. Im Programm wechseln sie sich ab mit Violinkonzerten von Antonio Vivaldi. Und hier sind zunächst alle Streicher Solisten, denn das Concerto in h-Moll RV 580 für vier (!) Violinen, zwei Violen, Violoncello und Basso Continuo aus der Sammlung L'Estro Armonico hält für alle Beteiligten höchst anspruchsvolle Aufgaben bereit.
Das Concerto in d-Moll RV 565 für zwei Violinen, Violoncello, Streicher und Basso continuo gestalten Birgit Schnurpfeil und Matthias Hummel. Es ist sehr interesssant, diese Werke neben Bachs Konzerten zu hören, denn dieser hat sich mit Vivaldis Musik sehr eingehend beschäftigt – das Konzert RV 565 hat Bach sogar für die Orgel bearbeitet (BWV 596).
Das g-Moll-Konzert RV 157 folgt noch der ursprünglichen Idee der damals neuen Gattung, ein Streicherorchester mit Basso continuo musizieren zu lassen. Das gelingt traumhaft. Und daher sollen an dieser Stelle auch die weiteren Mitwirkenden benannt werden: Daniela Gubatz, Violine, Bettina Ihrig, Viola, Magdalena Schenk-Bader, Violine/Viola, Ulrike Becker, Violoncello, Alf Brauner, Kontrabass, Johannes Gontarski, Laute und Elina Albach, Cembalo.
Musiziert wird durchweg kammermusikalisch und in historischer Aufführungspraxis – engagiert, sehr präzise, aber auch ausgesprochen lustvoll, lebendig und abwechslungsreich. Kurzum: Es war ein rundum gelungenes Konzert. Und es wurde in gewohnt exzellenter Qualität mitgeschnitten. Unbedingt anhören, diese Aufnahme ist wirklich hinreißend!
Montag, 19. März 2018
Comedian Harmonists (Hänssler Profil)
Nahezu hundert Aufnahmen mit den Comedian Harmonists weist der Katalog ihrer Plattenfirma Electrola aus. Das Ensemble war 1928 ent- standen, in wirtschaftlich schwieriger Zeit – und fast ein Jahr lang dauerte es dann, bevor in ganz Deutschland schließlich der Durchbruch gelang. Harry Frommermann, Robert Biberti, Ari Leschnikoff, Roman Cycowski, Erich Collin und der Pianist Erwin Bootz waren Stars; sie sangen vor ausverkauften Häusern und wurden weltweit gefeiert.
Das Ende dieser Erfolgsgeschichte kam 1935, als drei „Nichtarier“ mit Auftrittsverbot belegt wurden, und Deutschland verließen. Noch bis 1949 gab es Nachfolge-Gruppen, die aber allesamt nicht das Format des Originals hatten.
Noch heute sind Lieder wie Wochenend und Sonnenschein oder Veronika, der Lenz ist da bekannt und beliebt. Und so habe ich mich gefreut, als das Label Profil eine Kollektion ihrer Hits auf zwei CD veröffentlichte. Die Freude aber hielt nicht lange vor. Zum einen befindet sich auf der ersten CD ein dicker Kratzer, der dafür sorgt, dass einige Titel nicht angehört werden können.
Zum anderen hat das Unternehmen diesmal das Beiheft eingespart. An Informationen sind wirklich nur die Titel der Songs verfügbar – es gibt keine Aufnahmedaten, keine Hinweise auf die genutzten Platten, keine Angaben zu Komponisten und Textautoren, keinerlei biografische Anmerkungen. Und das ist wirklich enttäuschend. Wer nur eine Playlist haben möchte, der kann sich diese ganz sicher auch anderweitig zusammenstellen.
Das Ende dieser Erfolgsgeschichte kam 1935, als drei „Nichtarier“ mit Auftrittsverbot belegt wurden, und Deutschland verließen. Noch bis 1949 gab es Nachfolge-Gruppen, die aber allesamt nicht das Format des Originals hatten.
Noch heute sind Lieder wie Wochenend und Sonnenschein oder Veronika, der Lenz ist da bekannt und beliebt. Und so habe ich mich gefreut, als das Label Profil eine Kollektion ihrer Hits auf zwei CD veröffentlichte. Die Freude aber hielt nicht lange vor. Zum einen befindet sich auf der ersten CD ein dicker Kratzer, der dafür sorgt, dass einige Titel nicht angehört werden können.
Zum anderen hat das Unternehmen diesmal das Beiheft eingespart. An Informationen sind wirklich nur die Titel der Songs verfügbar – es gibt keine Aufnahmedaten, keine Hinweise auf die genutzten Platten, keine Angaben zu Komponisten und Textautoren, keinerlei biografische Anmerkungen. Und das ist wirklich enttäuschend. Wer nur eine Playlist haben möchte, der kann sich diese ganz sicher auch anderweitig zusammenstellen.
Unvergänglichkeit - Michaela Schuster (Oehms Classics)
Unvergänglichkeit nannte Erich Wolfgang Korngold seinen Liederzyklus, und Michaela Schuster wählt Zyklus und Idee zum Kern des Programmes für ihre zweite CD, die jüngst bei Oehms Classics erschienen ist. Die Mezzosopranistin hat offenbar ein Faible für das große Thema Zeit – ihre erste CD mit dem Titel Morgen! und mit Liedern von Johannes Brahms, Robert Schumann, Max Reger und Richard Strauss begeisterte ebenfalls bereits durch ein kluges Konzept.
Nun folgt also das zweite Album, und hier sind Lieder von Gustav Mahler, Max Reger Kurt Weill in Korngolds Zyklus quasi hineingeflochten. Sie ergänzen diese Liederfolge, und setzen mitunter nachdenkliche, mitunter auch kecke Akzente. Dieses Programm ist rundum schlüssig, und zugleich überraschend und extravagant. Ähnliches lässt sich über den Liedvortrag von Michaela Schuster sagen.
Die Sängerin gestaltet jedes einzelne Lied mit großer Sorgfalt, und mit brillanter Technik und Artikulation. Man versteht wirklich jedes Wort, und man kann jeden musikalischen Gedanken nachvollziehen. Das macht diese CD zum Erlebnis – und in Matthias Veit hat die Mezzosopranistin zudem einen exzellenten Liedbegleiter an ihrer Seite. Großartig!
Nun folgt also das zweite Album, und hier sind Lieder von Gustav Mahler, Max Reger Kurt Weill in Korngolds Zyklus quasi hineingeflochten. Sie ergänzen diese Liederfolge, und setzen mitunter nachdenkliche, mitunter auch kecke Akzente. Dieses Programm ist rundum schlüssig, und zugleich überraschend und extravagant. Ähnliches lässt sich über den Liedvortrag von Michaela Schuster sagen.
Die Sängerin gestaltet jedes einzelne Lied mit großer Sorgfalt, und mit brillanter Technik und Artikulation. Man versteht wirklich jedes Wort, und man kann jeden musikalischen Gedanken nachvollziehen. Das macht diese CD zum Erlebnis – und in Matthias Veit hat die Mezzosopranistin zudem einen exzellenten Liedbegleiter an ihrer Seite. Großartig!
Sonntag, 18. März 2018
Händel: Tu fedel? Tu costante? (Challenge Classics)
In einem Manuskript, das um 1770 zusammengestellt wurde und sich heute in der Musikaliensammlung Ton Koopmans befindet, wurde eine bislang unbekannte Version einer Kantate von Georg Friedrich Händel aufgespürt: Tu fedel? Tu costante? HWV 171a weicht erheblich von der bislang bekannten Fassung HWV 171 ab.
Es wird vermutet, dass Händel diese Kantate auf seiner Italienreise in Venedig oder in Florenz komponierte – und als sie 1707 in Rom aufgeführt werden sollte, hatte er die Noten nicht mehr, und musste sich noch einmal an die Arbeit machen. Das Ergebnis unterscheidet sich erheblich von der älteren Variante, was eine ziemliche Sensation darstellt. Zumal bislang unbekannte Kompositionen Händels aus seiner Zeit in Italien ohnehin nur noch sehr selten entdeckt werden.
Auf dieser CD ist die Kantate nun erstmals in der neu aufgefundenen Fassung zu hören, gemeinsam mit weiteren Kantaten aus Händels frühen Jahren sowie zwei auserlesenen Kammerduetten. Ton Koopman musiziert mit dem Amsterdam Baroque Orchestra. Es singen die kubanische Sopranistin Yetzabel Arias Fernandez und Bassbariton Klaus Mertens.
Es wird vermutet, dass Händel diese Kantate auf seiner Italienreise in Venedig oder in Florenz komponierte – und als sie 1707 in Rom aufgeführt werden sollte, hatte er die Noten nicht mehr, und musste sich noch einmal an die Arbeit machen. Das Ergebnis unterscheidet sich erheblich von der älteren Variante, was eine ziemliche Sensation darstellt. Zumal bislang unbekannte Kompositionen Händels aus seiner Zeit in Italien ohnehin nur noch sehr selten entdeckt werden.
Auf dieser CD ist die Kantate nun erstmals in der neu aufgefundenen Fassung zu hören, gemeinsam mit weiteren Kantaten aus Händels frühen Jahren sowie zwei auserlesenen Kammerduetten. Ton Koopman musiziert mit dem Amsterdam Baroque Orchestra. Es singen die kubanische Sopranistin Yetzabel Arias Fernandez und Bassbariton Klaus Mertens.
Lassus: St Matthew Passion (Naxos)
Passionsmusiken haben eine lange Tradition. Eine der schönsten Vertonungen der Matthäus-Passion aus dem 16. Jahrhundert stammt von Orlando di Lasso (1532 bis 1594). Er schuf insgesamt vier Passionen für die Münchner Hofkapelle, die unter anderem für die Kirchenmusik am Hofe des Herzogs Albrecht V. zuständig war.
In dieser Einspielung stellt Bo Holten mit seinem Ensemble Musica Ficta die Matthäus-Passion vor. Das lohnt sich durchaus, denn dieses Werk zeichnet sich durch beeindruckende Klangpracht ebenso aus wie durch Glaubenstiefe. Orlando di Lasso verknüpfte darin die althergebrachten gregorianischen Melodien mit polyphonen Gesängen. Das Solistenensemble Musica Ficta singt durchweg grandios; namentlich erwähnt seien an dieser Stelle aber Torsten Nielsen, in der Partie des Evangelisten, und Lauritz Jakob Thomsen als Jesus.
Die eigentliche Passionserzählung ergänzte Bo Holten außerdem durch sorgsam ausgewählte Motetten und geistliche Madrigale des Renaissancekomponisten. „I hesitate to call this a ,reconstruction' of how Lassus' Passion may have sounded in 1575 Munich – which, in any case, we know very little about – but I think it might be a way of making Lassus' wonderful music accessible to a modern audience, making its natural and reticent telling of the story easy and appealing to follow“, kommentiert Holten seine Entscheidung im Beiheft. „Several years of performing it also confirms my belief in conveying its deeply felt contents successfully in this way.“
In dieser Einspielung stellt Bo Holten mit seinem Ensemble Musica Ficta die Matthäus-Passion vor. Das lohnt sich durchaus, denn dieses Werk zeichnet sich durch beeindruckende Klangpracht ebenso aus wie durch Glaubenstiefe. Orlando di Lasso verknüpfte darin die althergebrachten gregorianischen Melodien mit polyphonen Gesängen. Das Solistenensemble Musica Ficta singt durchweg grandios; namentlich erwähnt seien an dieser Stelle aber Torsten Nielsen, in der Partie des Evangelisten, und Lauritz Jakob Thomsen als Jesus.
Die eigentliche Passionserzählung ergänzte Bo Holten außerdem durch sorgsam ausgewählte Motetten und geistliche Madrigale des Renaissancekomponisten. „I hesitate to call this a ,reconstruction' of how Lassus' Passion may have sounded in 1575 Munich – which, in any case, we know very little about – but I think it might be a way of making Lassus' wonderful music accessible to a modern audience, making its natural and reticent telling of the story easy and appealing to follow“, kommentiert Holten seine Entscheidung im Beiheft. „Several years of performing it also confirms my belief in conveying its deeply felt contents successfully in this way.“
Samstag, 17. März 2018
Easter Celebration at St. Mark's in Venice 1600 (Brilliant Classics)
So könnte die Musik zur Ostermesse im Markusdom zu Venedig um das Jahr 1600 geklungen haben. Das Ensemble San Felice, dirigiert von Federico Bardazzi, musiziert gemeinsam mit dem Coro Ensemble Capriccio Armonico, der von Gianni Mini geleitet wird. An der Orgel ist Dimitri Betti zu hören.
Die Aufnahme ist zugleich ein Beitrag zum 450. Geburtstag von Claudio Monteverdi (1567 bis 1643), der im vergangenen Jahr festlich begangen wurde. So alternieren in diesem Programm Sätze aus Monteverdis Messa a 4 da cappella SV 257 aus dem Selva morale e spirituale und Instrumentalmusik von Giovanni Gabrieli sowie Giovanni Paolo Cima. Komplettiert wird die Rekonstruktion der Liturgie durch einige gregorianische Gesänge.
Es ergibt sich das Bild einer Messe, die nicht nur feierlich begangen, sondern dabei auch ausgesprochen üppig musikalisch ausgestaltet wurde. Allerdings sind sich die Mitwirkenden, was die Tempi angeht, leider nicht immer ganz einig. Und die Singstimmen klingen nach Oper, nicht nach „Alter“ Musik, was das Vergnügen an dieser Einspielung mitunter etwas schmälert.
Die Aufnahme ist zugleich ein Beitrag zum 450. Geburtstag von Claudio Monteverdi (1567 bis 1643), der im vergangenen Jahr festlich begangen wurde. So alternieren in diesem Programm Sätze aus Monteverdis Messa a 4 da cappella SV 257 aus dem Selva morale e spirituale und Instrumentalmusik von Giovanni Gabrieli sowie Giovanni Paolo Cima. Komplettiert wird die Rekonstruktion der Liturgie durch einige gregorianische Gesänge.
Es ergibt sich das Bild einer Messe, die nicht nur feierlich begangen, sondern dabei auch ausgesprochen üppig musikalisch ausgestaltet wurde. Allerdings sind sich die Mitwirkenden, was die Tempi angeht, leider nicht immer ganz einig. Und die Singstimmen klingen nach Oper, nicht nach „Alter“ Musik, was das Vergnügen an dieser Einspielung mitunter etwas schmälert.
Anton & Paul Wranitzky (Sony)
Konzerte von Paul Wranitzky (1756 bis 1808) und Anton Wranitzky (1761 bis 1820) präsentieren die georgische Geigerin Veriko Tchumburidze und die Schweizer Cellistin Chiara Enderle auf dieser CD.
Es handelt sich in beiden Fällen um Weltersteinspielungen – was die beiden jungen Musikerinnen, die bei diesem Aufnahmeprojekt von der Orpheum-Stiftung zur Förderung junger Solisten unterstützt wurden, als Privileg, aber auch als große Herausforderung wahrgenommen haben.
„Wenn wir Interpreten unsere Stücke einstudieren, profitieren wir häufig von der schnellen Verfügbarkeit der Werke, Interpretationen und Aufnahmen. Dies bedeutet, dass wir schließlich mehr als genügende – fast unbewusste und ungewollte – Vorstellungen von der Aufführungspraxis des jeweiligen Werkes haben“, räumt Veriko Tchumburidze ein. „Ohne diesen Zugriff sind wir uns jedoch selbst überlassen. Dies brachte mich dazu, mich selbst zu fragen, wie der seinerzeit umjubelte Violinvirtuose Wranitzky sein eigenes Meisterwerk wohl aufgeführt hätte. Was hätte er mir gesagt, wenn ich im Wien seiner Zeit gelebt und ihm dieses Konzert vorgespielt hätte? Es war für mich enorm bereichernd, über diese Fragestellungen nachzudenken.“
Das Cellokonzert von Paul Wranitzky ist „ein extrovertiertes, virtuoses Werk, das mich am ehesten an die Cellokonzerte von Haydn und Boccherini erinnert. Ich konnte kaum glauben, dass ich noch nie auf dieses charmante Stück gestoßen war“, schreibt Chiara Enderle. „Es ist ein ehrgeiziges Werk, ziemlich lang und sehr anspruchsvoll für den Solisten. Bei der Arbeit daran (..) habe ich großen Respekt vor den Cello-Virtuosen der damaligen Zeit gewonnen – sie müssen wirklich ,was drauf gehabt' haben!“
Die beiden Solistinnen musizieren sehr engagiert gemeinsam mit dem Münchener Kammerorchester, das unter Leitung von Howard Griffiths ausgesprochen temperamentvoll begleitet. Mit Paul Wranitzkys Sinfonie D-Dur op. 16 Nr. 3 setzt das Ensemble auch noch einen eigenständigen Akzent.
Es handelt sich in beiden Fällen um Weltersteinspielungen – was die beiden jungen Musikerinnen, die bei diesem Aufnahmeprojekt von der Orpheum-Stiftung zur Förderung junger Solisten unterstützt wurden, als Privileg, aber auch als große Herausforderung wahrgenommen haben.
„Wenn wir Interpreten unsere Stücke einstudieren, profitieren wir häufig von der schnellen Verfügbarkeit der Werke, Interpretationen und Aufnahmen. Dies bedeutet, dass wir schließlich mehr als genügende – fast unbewusste und ungewollte – Vorstellungen von der Aufführungspraxis des jeweiligen Werkes haben“, räumt Veriko Tchumburidze ein. „Ohne diesen Zugriff sind wir uns jedoch selbst überlassen. Dies brachte mich dazu, mich selbst zu fragen, wie der seinerzeit umjubelte Violinvirtuose Wranitzky sein eigenes Meisterwerk wohl aufgeführt hätte. Was hätte er mir gesagt, wenn ich im Wien seiner Zeit gelebt und ihm dieses Konzert vorgespielt hätte? Es war für mich enorm bereichernd, über diese Fragestellungen nachzudenken.“
Das Cellokonzert von Paul Wranitzky ist „ein extrovertiertes, virtuoses Werk, das mich am ehesten an die Cellokonzerte von Haydn und Boccherini erinnert. Ich konnte kaum glauben, dass ich noch nie auf dieses charmante Stück gestoßen war“, schreibt Chiara Enderle. „Es ist ein ehrgeiziges Werk, ziemlich lang und sehr anspruchsvoll für den Solisten. Bei der Arbeit daran (..) habe ich großen Respekt vor den Cello-Virtuosen der damaligen Zeit gewonnen – sie müssen wirklich ,was drauf gehabt' haben!“
Die beiden Solistinnen musizieren sehr engagiert gemeinsam mit dem Münchener Kammerorchester, das unter Leitung von Howard Griffiths ausgesprochen temperamentvoll begleitet. Mit Paul Wranitzkys Sinfonie D-Dur op. 16 Nr. 3 setzt das Ensemble auch noch einen eigenständigen Akzent.
Freitag, 16. März 2018
Karlrobert Kreiten - Historical Recordings (Avi-Music)
Diese CD stellt einen Pianisten vor, dessen künstlerische Laufbahn brutal ein Ende fand: In der Nacht vom 7. zum 8. September 1943 wurde Karlrobert Kreiten in Berlin-Plötzensee hingerichtet.
Der junge Musiker hatte unter dem Eindruck von Stalingrad in einem privaten Gespräch Hitler als einen Wahnsinnigen bezeichnet, dessen Bild man besser von der Wand abnehmen sollte. Der Krieg, so Kreiten, sei praktisch schon verloren – und er werde zum vollständigen Untergang Deutschlands und seiner Kultur führen.
Eine Freundin seiner Mutter zeigte Kreiten an. Er wurde wenig später von der Gestapo verhaftet und wegen Wehrkraftzersetzung und Feindbegünsti- gung zum Tode verurteilt. Nicht einmal durch Gnadengesuche und durch Interventionen berühmter Kollegen, wie Wilhelm Furtwängler, ist es gelungen, ihn zu retten.
Bei der Vorbereitung auf ein Gedenkkonzert zum hundertsten Geburtstag von Karlrobert Kreiten im Jahre 2016 fand Tobias Koch einige bislang unbekannte Tonaufnahmen des Pianisten. Auch wenn der technische Zustand der meisten dieser Aufzeichnungen offenbar unglaublich schlecht war, ist es Karsten Lehl, der Restauration und Mastering übernommen hat, doch gelungen, Erstaunliches wieder hörbar zu machen.
Es sind private Aufnahmen, und Tobias Koch räumt ein, dass Kreiten selbst mit dieser Veröffentlichung kaum einverstanden gewesen wäre. „Wir haben uns dennoch dazu entschieden, denn hinter dem aufnahmetechnischen Schleier der behutsam restaurierten Aufnahmen verbirgt sich eine hochsensible jugendliche Meisterschaft, die in ihrer ebenso strukturbewussten wie schwerelosen Gestaltungskraft damals wie heute zugleich überrascht wie überwältigt“, schreibt Koch. Mein ganz persönlicher Favorit auf dieser CD ist Othmar Schoecks Toccata op. 29 Nr. 2 – ganz große Klavierkunst, noch heute atemberaubend.
Es erklingt sogar die Stimme Karlrobert Kreitens, in unverkennbar rheinischem Tonfall. Der Pianist kam in Bonn zur Welt; aufgewachsen ist er in Düsseldorf, wo er als Zehnjähriger in der Tonhalle debütierte. Bekannt wurde Karlrobert Kreiten, als er 1933 beim Internationalen Klavierwettbewerb in Wien als einer der jüngsten Teilnehmer mit einer silbernen Ehrenplakette ausgezeichnet wurde. Kurz darauf gewann er in Berlin den Mendelssohn-Preis.
Der junge Pianist studierte in Köln und in Wien, und lernte dann von 1937 bis 1940 in der Berliner Meisterklasse von Claudio Arrau. Er gab zahl- reiche Konzerte; so musizierte er zweimal mit den Berliner Philharmoni- kern. „Karlrobert Kreiten war eines der größten Klaviertalente, die mir persönlich je begegnet sind“, urteilte sein Lehrer noch viele Jahre später. „Er hatte eine erstaunliche Leichtigkeit, es gab keine Schwierigkeiten für ihn; was er machte, hatte immer einen musikalischen Sinn. Er war immer ein Künstler, nicht ein Virtuose.“
Der junge Musiker hatte unter dem Eindruck von Stalingrad in einem privaten Gespräch Hitler als einen Wahnsinnigen bezeichnet, dessen Bild man besser von der Wand abnehmen sollte. Der Krieg, so Kreiten, sei praktisch schon verloren – und er werde zum vollständigen Untergang Deutschlands und seiner Kultur führen.
Eine Freundin seiner Mutter zeigte Kreiten an. Er wurde wenig später von der Gestapo verhaftet und wegen Wehrkraftzersetzung und Feindbegünsti- gung zum Tode verurteilt. Nicht einmal durch Gnadengesuche und durch Interventionen berühmter Kollegen, wie Wilhelm Furtwängler, ist es gelungen, ihn zu retten.
Bei der Vorbereitung auf ein Gedenkkonzert zum hundertsten Geburtstag von Karlrobert Kreiten im Jahre 2016 fand Tobias Koch einige bislang unbekannte Tonaufnahmen des Pianisten. Auch wenn der technische Zustand der meisten dieser Aufzeichnungen offenbar unglaublich schlecht war, ist es Karsten Lehl, der Restauration und Mastering übernommen hat, doch gelungen, Erstaunliches wieder hörbar zu machen.
Es sind private Aufnahmen, und Tobias Koch räumt ein, dass Kreiten selbst mit dieser Veröffentlichung kaum einverstanden gewesen wäre. „Wir haben uns dennoch dazu entschieden, denn hinter dem aufnahmetechnischen Schleier der behutsam restaurierten Aufnahmen verbirgt sich eine hochsensible jugendliche Meisterschaft, die in ihrer ebenso strukturbewussten wie schwerelosen Gestaltungskraft damals wie heute zugleich überrascht wie überwältigt“, schreibt Koch. Mein ganz persönlicher Favorit auf dieser CD ist Othmar Schoecks Toccata op. 29 Nr. 2 – ganz große Klavierkunst, noch heute atemberaubend.
Es erklingt sogar die Stimme Karlrobert Kreitens, in unverkennbar rheinischem Tonfall. Der Pianist kam in Bonn zur Welt; aufgewachsen ist er in Düsseldorf, wo er als Zehnjähriger in der Tonhalle debütierte. Bekannt wurde Karlrobert Kreiten, als er 1933 beim Internationalen Klavierwettbewerb in Wien als einer der jüngsten Teilnehmer mit einer silbernen Ehrenplakette ausgezeichnet wurde. Kurz darauf gewann er in Berlin den Mendelssohn-Preis.
Der junge Pianist studierte in Köln und in Wien, und lernte dann von 1937 bis 1940 in der Berliner Meisterklasse von Claudio Arrau. Er gab zahl- reiche Konzerte; so musizierte er zweimal mit den Berliner Philharmoni- kern. „Karlrobert Kreiten war eines der größten Klaviertalente, die mir persönlich je begegnet sind“, urteilte sein Lehrer noch viele Jahre später. „Er hatte eine erstaunliche Leichtigkeit, es gab keine Schwierigkeiten für ihn; was er machte, hatte immer einen musikalischen Sinn. Er war immer ein Künstler, nicht ein Virtuose.“
Donnerstag, 15. März 2018
Leonard Bernstein - Marin Alsop: The Complete Naxos Recordings (Naxos)
Naxos ehrt Leonard Bernstein (1918 bis 1990). Das Label hat sich für den hundertsten Geburtstag des Komponisten und Dirigenten ein ganz besonderes Geschenk einfallen lassen: Es fasst die Bernstein-Einspielungen von Marin Alsop in einem Schuber zusammen.
Die Dirigentin, Jahrgang 1956, ist Bernstein ganz besonders verbunden. Diese enge Beziehung begann bereits in ihrer Kindheit, berichtet Alsop: „Seeing him conduct when I was only nine years old at a New York Philharmonic Young People's Concert convinced me that conducting was the only thing in the world that I want to do. That alone would have been enough of a gift; but then at the age of 31, he took me under his wing and imparted to me the heart and soul of the craft.“
Bernstein trug dazu bei, dass sich Marin Alsop als Dirigentin etablieren konnte. Das war seinerzeit ein Tabubruch. Man kann es sich heute kaum noch vorstellen, aber das Dirigentenpult war eine Männerbastion. Marin Alsop war die erste Frau überhaupt, die zur Chefdirigentin eines Klangkörpers von Weltrang berufen wurde. Sie war auch die erste Frau, die die Last Night of the Proms dirigierte.
Zur Musik ihres Mentors Leonard Bernstein hat Marin Alsop eine beson- ders enge Beziehung. So hat sie mit dem Baltimore Symphony Orchestra sämtliche Sinfonien des Komponisten eingespielt. Die Aufnahmen sind in dieser fabelhaften Box ebenso zu finden, wie Bernsteins ziemlich unkonventionelle Messen. Zu hören sind, neben bekannten Hits wie dem Mambo aus West Side Story oder der Ouverture zu Candide, auch etliche Raritäten, teilweise sogar in Weltersteinspielungen. Als Zugabe enthält die Box die preisgekrönte DVD-Dokumentation „Leonard Bernstein – Larger than Life“ von Georg Wübbolt.
Die Dirigentin, Jahrgang 1956, ist Bernstein ganz besonders verbunden. Diese enge Beziehung begann bereits in ihrer Kindheit, berichtet Alsop: „Seeing him conduct when I was only nine years old at a New York Philharmonic Young People's Concert convinced me that conducting was the only thing in the world that I want to do. That alone would have been enough of a gift; but then at the age of 31, he took me under his wing and imparted to me the heart and soul of the craft.“
Bernstein trug dazu bei, dass sich Marin Alsop als Dirigentin etablieren konnte. Das war seinerzeit ein Tabubruch. Man kann es sich heute kaum noch vorstellen, aber das Dirigentenpult war eine Männerbastion. Marin Alsop war die erste Frau überhaupt, die zur Chefdirigentin eines Klangkörpers von Weltrang berufen wurde. Sie war auch die erste Frau, die die Last Night of the Proms dirigierte.
Zur Musik ihres Mentors Leonard Bernstein hat Marin Alsop eine beson- ders enge Beziehung. So hat sie mit dem Baltimore Symphony Orchestra sämtliche Sinfonien des Komponisten eingespielt. Die Aufnahmen sind in dieser fabelhaften Box ebenso zu finden, wie Bernsteins ziemlich unkonventionelle Messen. Zu hören sind, neben bekannten Hits wie dem Mambo aus West Side Story oder der Ouverture zu Candide, auch etliche Raritäten, teilweise sogar in Weltersteinspielungen. Als Zugabe enthält die Box die preisgekrönte DVD-Dokumentation „Leonard Bernstein – Larger than Life“ von Georg Wübbolt.
Mittwoch, 14. März 2018
Jacquet de La Guerre: Violin Sonatas (Pan Classics)
Italienisches Temperament und französische Eleganz vereinen die Violinsonaten von Élisabeth-Claude Jacquet de La Guerre (1665 bis 1729). Die Musikerin war die Tochter eines Organisten; sie spielte bereits als Fünfjährige vor dem Sonnenkönig Ludwig XIV., und wurde von diesem sowie von seiner Mätresse Madame de Montespan finanziell unterstützt und in ihrem Schaffen gefördert.
1684 heiratete Élisabeth Jacquet den Organisten Marin de La Guerre. Sie galt als beste Cembalistin, Organistin und Komponistin ihrer Zeit, „la première musicienne du monde“, wie Zeitgenossen begeistert schrieben; der Mercure galant nannte sie „la merveille de nostre Siecle“.
Die spanische Barockgeigerin Lina Tur Bonet hat die Violinsonaten der französischen Musikerin erkundet – und zeigt sich begeistert: „Deseo así rendir tributo a esta nueva Jacquet de La Guerre que reaparece con madurez, reflexión y sabiduría, regalándonos a los violinistas una de las más exquisitas y aún poco conocidas páginas que nuestro repertorio, ya de por sí tan extenso y magnífico, posee.“ Gemeinsam mit dem Gambisten Patxi Montero und mit dem Cembalisten Kenneth Weiss stellt die Geigerin auf dieser CD die sechs Sonaten vor, die Jacquet de La Guerre 1707 veröffentlicht hat – und die mitunter erstaunlich modern wirken.
Das liegt ganz sicher mit daran, dass sich die Komponistin um Konventio- nen wenig geschert hat. So sind diese Sonaten reich an originellen harmo- nischen Wendungen, kühner Chromatik und eigenwilligen Melodien. Faszinierend!
1684 heiratete Élisabeth Jacquet den Organisten Marin de La Guerre. Sie galt als beste Cembalistin, Organistin und Komponistin ihrer Zeit, „la première musicienne du monde“, wie Zeitgenossen begeistert schrieben; der Mercure galant nannte sie „la merveille de nostre Siecle“.
Die spanische Barockgeigerin Lina Tur Bonet hat die Violinsonaten der französischen Musikerin erkundet – und zeigt sich begeistert: „Deseo así rendir tributo a esta nueva Jacquet de La Guerre que reaparece con madurez, reflexión y sabiduría, regalándonos a los violinistas una de las más exquisitas y aún poco conocidas páginas que nuestro repertorio, ya de por sí tan extenso y magnífico, posee.“ Gemeinsam mit dem Gambisten Patxi Montero und mit dem Cembalisten Kenneth Weiss stellt die Geigerin auf dieser CD die sechs Sonaten vor, die Jacquet de La Guerre 1707 veröffentlicht hat – und die mitunter erstaunlich modern wirken.
Das liegt ganz sicher mit daran, dass sich die Komponistin um Konventio- nen wenig geschert hat. So sind diese Sonaten reich an originellen harmo- nischen Wendungen, kühner Chromatik und eigenwilligen Melodien. Faszinierend!
Dienstag, 13. März 2018
Bach: Johannespassion (Berlin Classics)
Bachs Johannespassion erklang am Karfreitag 2017 in der Dresdner Frauenkirche. Der Live-Mitschnitt ist nun bei Berlin Classics erschienen. Frauenkirchenkantor Matthias Grünert stand bei diesem Konzert neben dem Kammerchor der Frauenkirche und dem Ensemble Frauenkirche Dresden ein exzellentes Solistenensemble zur Verfügung.
Dabei fällt besonders Tilman Lichdi auf, der mit seinem leichten, beweglichen, angenehm timbrierten Tenor sowohl als Evangelist als auch in den Arien überzeugt. Zu hören sind zudem Camilla Nylund, Sopran, Nicole Pieper, Alt, Andreas Scheibner, Bass, und Falko Hönisch als Vox Christi.
Grünert lässt flott und leichtfüßig musizieren; seine Lesart vermeidet das Pathos (wenn es nicht gerade um die Choräle geht), und bleibt insgesamt sehr an der klangschönen Oberfläche. Auch fehlt es dem kleinen Chor mitunter an Schwung, Biss und Prägnanz. So ist diese Aufnahme wirklich nett, aber letzten Endes nicht besonders ergreifend. Schade.
Dabei fällt besonders Tilman Lichdi auf, der mit seinem leichten, beweglichen, angenehm timbrierten Tenor sowohl als Evangelist als auch in den Arien überzeugt. Zu hören sind zudem Camilla Nylund, Sopran, Nicole Pieper, Alt, Andreas Scheibner, Bass, und Falko Hönisch als Vox Christi.
Grünert lässt flott und leichtfüßig musizieren; seine Lesart vermeidet das Pathos (wenn es nicht gerade um die Choräle geht), und bleibt insgesamt sehr an der klangschönen Oberfläche. Auch fehlt es dem kleinen Chor mitunter an Schwung, Biss und Prägnanz. So ist diese Aufnahme wirklich nett, aber letzten Endes nicht besonders ergreifend. Schade.
Nowowiejski: Quo vadis (cpo)
Nach den Orgelwerken ist nun auch ein bedeutendes Oratorium aus der Feder von Feliks Nowowiejski (1877 bis 1946) zu entdecken. Quo vadis beruht auf dem gleichnamigen Roman von Henryk Sienkiewicz. Entstanden ist das Werk 1903, und obwohl das Oratorium eine enorm umfangreiche Besetzung mit drei Solisten, einem kopfstarken Chor, Orgel und großem Orchester benötigt, wurde es ein Hit. Mehr als 200 Mal erklang es innerhalb von 30 Jahren in ganz Europa sowie in Amerika.
Dann ist es in Vergessenheit geraten, wie so manches andere monumenta- le Werk aus jener Zeit. Zum 70. Todestag des Komponisten hat der polnische Dirigent Łukasz Borowicz das Oratorium mit der Philharmonie Poznań, dem Organisten Sławomir Kamiński, hervorragenden Solisten und dem Chor der Podlachischen Oper und Philharmonie Białystok erstmals wieder aufgeführt.
Die Einspielung ist bei cpo auf einer Doppel-CD erschienen – und sie lässt noch heute ahnen, warum Quo vadis einst so erfolgreich war. Dieses Oratorium lebt vor allem von großartigen Chören, und von musikalischer Leidenschaft. Gleich am Anfang kann man hören, wie Rom brennt. Nicht nur diese Szene hat Filmmusik-Qualitäten. Auch sonst weiß Nowowiejski Klangeffekte geschickt und höchst wirksam einzusetzen.
Borowicz zeigt, wie viele Facetten diese ausdrucksstarke Musik hat. Zu loben sind vor allem auch die Chorsänger, die ihren gigantischen Part kraftvoll bewältigen – bis hin zum Schlusschor, der eigentlich umfangreich genug wäre für eine separate Aufführung. Respekt!
Dann ist es in Vergessenheit geraten, wie so manches andere monumenta- le Werk aus jener Zeit. Zum 70. Todestag des Komponisten hat der polnische Dirigent Łukasz Borowicz das Oratorium mit der Philharmonie Poznań, dem Organisten Sławomir Kamiński, hervorragenden Solisten und dem Chor der Podlachischen Oper und Philharmonie Białystok erstmals wieder aufgeführt.
Die Einspielung ist bei cpo auf einer Doppel-CD erschienen – und sie lässt noch heute ahnen, warum Quo vadis einst so erfolgreich war. Dieses Oratorium lebt vor allem von großartigen Chören, und von musikalischer Leidenschaft. Gleich am Anfang kann man hören, wie Rom brennt. Nicht nur diese Szene hat Filmmusik-Qualitäten. Auch sonst weiß Nowowiejski Klangeffekte geschickt und höchst wirksam einzusetzen.
Borowicz zeigt, wie viele Facetten diese ausdrucksstarke Musik hat. Zu loben sind vor allem auch die Chorsänger, die ihren gigantischen Part kraftvoll bewältigen – bis hin zum Schlusschor, der eigentlich umfangreich genug wäre für eine separate Aufführung. Respekt!
#hornlikes (Genuin)
„Die Hörner sind los!“, warnt das Leipziger Label Genuin Classics. Nachdem sie bisher immer gemeinsam mit anderen Ensembles zu hören waren, haben die Musiker von German Hornsound nun zum ersten Mal eine CD eingespielt, auf der sie pur zu erleben sind. Das darf man durchaus wörtlich nehmen. Denn das Hornquartett hat dafür Lieblingsstücke seiner Mitglieder neu arrangiert.
Das ermöglicht interessante Eindrücke – egal, ob Sebastian Schorr Händels populäre Arie Lascia ch'io pianga einmal auf dem Horn spielen möchte, Stephan Schottstädt die ebenso berühmte Englischhorn-Melodie der Sinfonie Aus der Neuen Welt von Antonín Dvořák erkundet, Christoph Eß die Trompetenklänge aus dem Finalsatz des zweiten Brandenburgischen Konzertes von Johann Sebastian Bach auf das Horn verlegt, oder Timo Steininger den Meditango von Astor Piazzolla. Jeder Musiker durfte drei Favoriten für diese CD auswählen. Und es gibt, von Händels Wassermusik bis zu Verdis Messa da Requiem und von Alessandro Marcellos Oboenkonzert bis hin zu Bruckners Chorälen, eigentlich kein einziges Werk, das nicht mindestens so schön klingt wie im Original, wenn es derart gekonnt durch vier Hörner vorgetragen wird.
Und weil es so schön ist, hatte auch das Publikum drei #hornlikes frei. Es entschied sich für Melodien von Richard Wagner, Franz Schubert und Engelbert Humperdinck. Eigens für Tonmeister Michael Silberhorn, der „es gerne hat, wenn es mal ein bisschen schmettert“, erklingt dann zum Schluss noch ein Chor aus Carl Maria von Webers Freischütz. Hinreißend!
Die Edel-Blechbläser von German Hornsound entlocken ihren Instrumen- ten ebenso farben- wie nuancenreiche Klänge. Sie demonstrieren, dass mit dem Horn gefühlvolle Melodielinien genauso selbstverständlich gestaltet werden können wie rhythmische Fundamente. Von ätherisch bis groovig sind alle Optionen möglich – Horn grandios!
Das ermöglicht interessante Eindrücke – egal, ob Sebastian Schorr Händels populäre Arie Lascia ch'io pianga einmal auf dem Horn spielen möchte, Stephan Schottstädt die ebenso berühmte Englischhorn-Melodie der Sinfonie Aus der Neuen Welt von Antonín Dvořák erkundet, Christoph Eß die Trompetenklänge aus dem Finalsatz des zweiten Brandenburgischen Konzertes von Johann Sebastian Bach auf das Horn verlegt, oder Timo Steininger den Meditango von Astor Piazzolla. Jeder Musiker durfte drei Favoriten für diese CD auswählen. Und es gibt, von Händels Wassermusik bis zu Verdis Messa da Requiem und von Alessandro Marcellos Oboenkonzert bis hin zu Bruckners Chorälen, eigentlich kein einziges Werk, das nicht mindestens so schön klingt wie im Original, wenn es derart gekonnt durch vier Hörner vorgetragen wird.
Und weil es so schön ist, hatte auch das Publikum drei #hornlikes frei. Es entschied sich für Melodien von Richard Wagner, Franz Schubert und Engelbert Humperdinck. Eigens für Tonmeister Michael Silberhorn, der „es gerne hat, wenn es mal ein bisschen schmettert“, erklingt dann zum Schluss noch ein Chor aus Carl Maria von Webers Freischütz. Hinreißend!
Die Edel-Blechbläser von German Hornsound entlocken ihren Instrumen- ten ebenso farben- wie nuancenreiche Klänge. Sie demonstrieren, dass mit dem Horn gefühlvolle Melodielinien genauso selbstverständlich gestaltet werden können wie rhythmische Fundamente. Von ätherisch bis groovig sind alle Optionen möglich – Horn grandios!
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