Joseph Lanner 1801 bis 1843) gilt, gemeinsam mit Johann Strauß (Vater), als der Erfinder des Wiener Walzers. Schon mit zwölf Jahren spielte er als Geiger in einem Orchester; mit 17 Jahren gründete er sein eigenes Ensemble – das zunächst mit zwei Geigen und einer Gitarre auskommen musste. Es kam eine Bratsche hinzu, gespielt von Johann Strauß (Vater), dann ein Violoncello...
Bald schon konnten aber sowohl Strauss als auch Lanner mit einem deutlich größeren Orchester auf- spielen. Denn der Walzer kam in Mode, und wurde bald selbst bei Hofe getanzt. Wer herausfinden will, wie sich ein Hofball-Walzer von dem der Bürger unterschied, der sollte sich einfach diese CD anhören. Wolfgang Dörner zeigt mit dem Orchestre de Cannes zudem, dass Tanzmusik seinerzeit ziemlich originell, ja, mitunter richtig witzig gewesen ist. Man höre nur den Mitternachtswalzer, geschrieben für das Abschiedskonzert von Lanners übel erkranktem Lehrmeister Michael Pamer. Dieses Werk steckt voller musikalischer Anspielungen; man höre nur, wie Bratschen und Pauken an die – ab Mitternacht verschlossene – Türe klopfen.
Lanner verstand sich auf Glanz und Gloria ebenso wie gut wie auf Poesie und Grazie. 1829 wurde er zum Musikdirektor der k.k. Redoutensäle berufen; außerdem wirkte er als Kapellmeister des zweiten Wiener Bürgerregimentes. Am Karfreitag 1843 starb er an Typhus – zwei Tage nach seinem 42. Geburtstag. Und auch wenn wir heute nicht mehr jeden seiner Späße verstehen – seine Werke wie Tarantel-Galopp, Hexentanz-Walzer, Steyrische Tänze oder aber Die Schönbrunner bereiten noch heute Vergnügen.
Mittwoch, 31. August 2016
Dienstag, 30. August 2016
Fantasia - Alliage Quintett & Sabine Meyer (Sony)
Was denn – das sollen wirklich nur vier Saxophone plus ein Klavier sein? Das Alliage Quintett überrascht mit sattem orchestralen Sound; Daniel Gauthier, Magdalena Lapaj, Asya Fateyeva und Sebastian Pottmeier können allerdings auch verblüffend schlank und lieblich musizieren, ebenso wie Jang Eun Bae am Klavier.
Auf ihrem neuen Album Fantasia laden die zweifachen Echo-Klassik-Preisträger zu einer musikalischen Märchenreise ein – und dafür haben sie sich mit der Klarinettistin Sabine Meyer zusammengetan. Die CD beginnt mit den Polowetzer Tänzen aus Alexander Borodins Fürst Igor, für diese Besetzung arrangiert von Stéphane Gassot und Camille Pépin.
Ebenso populär ist Der Feuervogel von Igor Strawinsky, hier zu hören in einer Bearbeitung von Sebastian Gottschick. Goethes Zauberlehrling inspirierte einst Paul Dukas zu einer Komposition; sie erklingt auf dieser CD in einem Arrangement von Rainer Schottstädt. Ihm ist es beispiels- weise kongenial gelungen, den wankenden Besen, im Original hörbar gemacht durch Fagott und Klarinette, auf Bariton-Saxophon und Klarinette zu übertragen.
Die Ouvertüre zu Candide von Leonard Bernstein arrangierte Itai Soboi speziell für die sechs Musiker. Die Fünf Stücke für Orchester von Dmitri Schostakowitsch entstammen seinen Filmmusiken und Balletten; davon existiert eine Fassung für zwei Violinen und Klavier von Schostakowitschs Freund Levon Atovmian. Das Alliage Quintett setzte diese mit Blasinstru- menten um, in unterschiedlichen Besetzungen. Die Aufnahme verbindet kammermusikalische Intimität und Raffinesse mit magischem Orchester- klang. Faszinierend!
Auf ihrem neuen Album Fantasia laden die zweifachen Echo-Klassik-Preisträger zu einer musikalischen Märchenreise ein – und dafür haben sie sich mit der Klarinettistin Sabine Meyer zusammengetan. Die CD beginnt mit den Polowetzer Tänzen aus Alexander Borodins Fürst Igor, für diese Besetzung arrangiert von Stéphane Gassot und Camille Pépin.
Ebenso populär ist Der Feuervogel von Igor Strawinsky, hier zu hören in einer Bearbeitung von Sebastian Gottschick. Goethes Zauberlehrling inspirierte einst Paul Dukas zu einer Komposition; sie erklingt auf dieser CD in einem Arrangement von Rainer Schottstädt. Ihm ist es beispiels- weise kongenial gelungen, den wankenden Besen, im Original hörbar gemacht durch Fagott und Klarinette, auf Bariton-Saxophon und Klarinette zu übertragen.
Die Ouvertüre zu Candide von Leonard Bernstein arrangierte Itai Soboi speziell für die sechs Musiker. Die Fünf Stücke für Orchester von Dmitri Schostakowitsch entstammen seinen Filmmusiken und Balletten; davon existiert eine Fassung für zwei Violinen und Klavier von Schostakowitschs Freund Levon Atovmian. Das Alliage Quintett setzte diese mit Blasinstru- menten um, in unterschiedlichen Besetzungen. Die Aufnahme verbindet kammermusikalische Intimität und Raffinesse mit magischem Orchester- klang. Faszinierend!
Ton Koopman at the Zacharias Hildebrandt Organ (1726) Lengefeld in the Erzgebirge (Challenge Classics)
Instrumente, vor allem auch Orgeln, haben ihre Geschichte. In der Kirche zum Heiligen Kreuz im erzgebirgi- schen Lengefeld wurde, so ist es Rechnungen im Pfarrarchiv zu ent- nehmen, 1620/21 zum ersten Male ein solches Instrument aufgestellt. Doch schon 1660/61 wird dieses gegen ein anderes ausgetauscht, angefertigt von einem Leipziger Orgelbauer, wahrscheinlich Christoph Donat. 1726 lassen Pfarrer und Patron die Orgel erneut ersetzen – ein größeres Instrument soll her, mit 22 Registern. Den Auftrag erhält Zacharias Hildebrandt, ansässig in Liebertwolkwitz bei Leipzig. Es ist sein drittes Instrument; und er lässt sich etwas einfallen, um die vielen Orgel- pfeifen auf engstem Raum unterzubringen: Anstatt sie, wie gebräuchlich, hintereinander anzuordnen, teilt er das Hauptwerk und bringt es zu beiden Seiten des Mittelwerkes unter. Der Prospekt wurde dementsprechend, und ebenso ungewöhnlich, in fünf zur Mitte hin ansteigende Türme gegliedert und prachtvoll farbig gestaltet.
1882 aber schlug der Blitz in die Kirche ein. Die Schäden waren so groß, dass ein Neubau erforderlich war. Dafür wurde das Orgelwerk durch den Orgelbauer Guido Hermann Schäf aus Grünhainichen sorgsam aus- und im neuen Gebäude wieder eingebaut. Bei dieser Gelegenheit modernisiert er gleich auch die Balganlage und tauscht zwei unmodern gewordene Register aus. Auch der Prospekt erhält einen neuen Anstrich – statt barocker Pracht zeigt er nun eine braune Holzimitation.
1917 muss die Gemeinde sämtliche Prospektpfeifen abliefern. Sie werden erst 1921 ersetzt, durch Pfeifen aus Zink. Außerdem frass sich der Holz- wurm durch die Holzteile, was 1933 einen Umbau im Zeitgeschmack auslöst: Die Orgelbauanstalt Hermann Eule Bautzen verändert die Disposition und baut eine pneumatische Spielanlage mit freistehendem Spieltisch ein.
Bei einer Kirchenrenovierung 1963 tritt die originale, längst vergessene Farbfassung des Prospektes wieder zutage und wird wieder hergestellt. In den Jahren 2010 bis 2014 wurde das Instrument durch die Firma Eule und die Orgelbauwerkstatt Kristian Wegscheider rekonstruiert und dabei auf den Zustand von 1726 zurückgebaut. Wegscheider fand dabei heraus, dass die Orgel noch sieben komplette Register aus dem Instrument von Christoph Donat enthält – und somit den ältesten Pfeifenbestand des an historischen Orgeln wahrlich nicht gerade armen Sachsen.
Nach der Rekonstruktion hat Ton Koopman eine Aufnahme mit Werken aus dem 17. und 18. Jahrhundert auf dieser besonderen Orgel eingespielt. Bach schätzte die Orgeln von Zacharias Hildebrandt, und auch Koopman hat es dieses Instrument hörbar angetan. Er spielt Musik von Johann Sebastian Bach, Dieterich Buxtehude, Johann Pachelbel, Jan Pieterszoon Sweelinck, Johann Gottfried Walther, Gottfried August Homilius und Johann Gottfried Walther – und er nutzt diese Werke auch, um die Hildebrandt-Orgel mit ihren speziellen Klangfarben zu präsentieren. So spielt er Musik von Jan Pieterszoon Sweelinck (1562 bis 1621), bei dem seinerzeit viele insbesondere norddeutsche Organisten in die Lehre gingen, ausschließlich mit den Registern von 1620/21.
Leider enthält das Beiheft zahlreiche Fehler; wer Informationen zur Geschichte der Hildebrandt-Orgel sucht, der sollte daher besser auf die Webseite des Fördervereins schauen, der zur Erhaltung des kostbares Instrumentes beitragen will.
1882 aber schlug der Blitz in die Kirche ein. Die Schäden waren so groß, dass ein Neubau erforderlich war. Dafür wurde das Orgelwerk durch den Orgelbauer Guido Hermann Schäf aus Grünhainichen sorgsam aus- und im neuen Gebäude wieder eingebaut. Bei dieser Gelegenheit modernisiert er gleich auch die Balganlage und tauscht zwei unmodern gewordene Register aus. Auch der Prospekt erhält einen neuen Anstrich – statt barocker Pracht zeigt er nun eine braune Holzimitation.
1917 muss die Gemeinde sämtliche Prospektpfeifen abliefern. Sie werden erst 1921 ersetzt, durch Pfeifen aus Zink. Außerdem frass sich der Holz- wurm durch die Holzteile, was 1933 einen Umbau im Zeitgeschmack auslöst: Die Orgelbauanstalt Hermann Eule Bautzen verändert die Disposition und baut eine pneumatische Spielanlage mit freistehendem Spieltisch ein.
Bei einer Kirchenrenovierung 1963 tritt die originale, längst vergessene Farbfassung des Prospektes wieder zutage und wird wieder hergestellt. In den Jahren 2010 bis 2014 wurde das Instrument durch die Firma Eule und die Orgelbauwerkstatt Kristian Wegscheider rekonstruiert und dabei auf den Zustand von 1726 zurückgebaut. Wegscheider fand dabei heraus, dass die Orgel noch sieben komplette Register aus dem Instrument von Christoph Donat enthält – und somit den ältesten Pfeifenbestand des an historischen Orgeln wahrlich nicht gerade armen Sachsen.
Nach der Rekonstruktion hat Ton Koopman eine Aufnahme mit Werken aus dem 17. und 18. Jahrhundert auf dieser besonderen Orgel eingespielt. Bach schätzte die Orgeln von Zacharias Hildebrandt, und auch Koopman hat es dieses Instrument hörbar angetan. Er spielt Musik von Johann Sebastian Bach, Dieterich Buxtehude, Johann Pachelbel, Jan Pieterszoon Sweelinck, Johann Gottfried Walther, Gottfried August Homilius und Johann Gottfried Walther – und er nutzt diese Werke auch, um die Hildebrandt-Orgel mit ihren speziellen Klangfarben zu präsentieren. So spielt er Musik von Jan Pieterszoon Sweelinck (1562 bis 1621), bei dem seinerzeit viele insbesondere norddeutsche Organisten in die Lehre gingen, ausschließlich mit den Registern von 1620/21.
Leider enthält das Beiheft zahlreiche Fehler; wer Informationen zur Geschichte der Hildebrandt-Orgel sucht, der sollte daher besser auf die Webseite des Fördervereins schauen, der zur Erhaltung des kostbares Instrumentes beitragen will.
Montag, 29. August 2016
Valentini: Complete Mandolin Sonatas (Brilliant Classics)
Integration ist keine Erfindung unserer Tage. Roberto Valentini (1674 bis 1747) beispielsweise war ein Sohn des englischen Stadtmu- sikers Thomas Follentine. Robert stammte aus Leicester, und sah offensichtlich in der Heimat keine attraktiven Chancen für sich. Jedenfalls reiste er irgendwann nach Rom, wo er sich rasch als Flötist, Oboist und Komponist etablieren konnte. Nach England kehrte er nie zurück. Er heiratete eine Römerin, und passte selbst seinen Namen an.
In erster Linie ist Valentini bekannt, weil er eine Vielzahl von Sonaten und Triosonaten für Block- und Traversflöte bzw. Oboe und Violine geschaffen hat. Überliefert ist zudem eine Kollektion von Sonaten, in denen auch die Mandoline als Solo-Instrument eingesetzt werden kann. Auf der vorliegenden CD präsentiert das Ensemble Pizzicar Galante die sechs Sonaten op. 12 von Roberto Valentini und zusätzlich drei charmant-verspielte Mandolinsonaten aus der Feder des Cellisten Pietro Giuseppe Gaetano Boni.
In erster Linie ist Valentini bekannt, weil er eine Vielzahl von Sonaten und Triosonaten für Block- und Traversflöte bzw. Oboe und Violine geschaffen hat. Überliefert ist zudem eine Kollektion von Sonaten, in denen auch die Mandoline als Solo-Instrument eingesetzt werden kann. Auf der vorliegenden CD präsentiert das Ensemble Pizzicar Galante die sechs Sonaten op. 12 von Roberto Valentini und zusätzlich drei charmant-verspielte Mandolinsonaten aus der Feder des Cellisten Pietro Giuseppe Gaetano Boni.
Sonntag, 28. August 2016
Music in Dresden in the times of Augustus II the Strong (Dux)
Zur Zeit Augusts des Starken war Dresden eine Kunstmetropole von europäischem Rang. In der Musik profitierte der Hof von Anregungen aus Italien und Frankreich sowie aus Böhmen, der Heimat etlicher Musi- ker, und natürlich aus der reichen deutschen Tradition.
Während August der Starke in seiner Jugend mehrfach zu Gast am französischen Hof war, verbrachte sein Sohn Friedrich August II. mehr Zeit in Italien als in Fontainebleau. In seinem Gefolge reisten auch Musiker, unter anderem Johann Georg Pisendel, der spätere Konzertmeister der sächsischen Hofkapelle. Er nutzte seinen Aufenthalt in Venedig, Rom und Neapel nicht zuletzt, um bedeutende Musiker kennenzulernen und eine Vielzahl von Werken zu kopieren.
Seine Sammlung, die etwa 1800 Werke umfasste, befindet sich heute im Bestand „Schranck No: II.“ der Sächsischen Landesbibliothek – Staats- und Universitätsbibliothek in Dresden. Aus dieser Kollektion haben Martyna Pastuszka, Violine, Krzysztof Firlus, Viola da gamba, und Marcin Świątkiewicz, Cembalo, einige kostbare Raritäten ausgewählt und bei dem polnischen Label Dux eingespielt. Dabei handelt es sich durchweg um Violinsonaten, und zwar von Antonio Vivaldi, Johann David Heinichen, Felippo Benna, Francesco Maria Veracini und, möglicherweise, denn wirklich sicher ist diese Zuschreibung nicht, von Johann Friedrich Schreyfogel. Viel mehr als der Name ist über diesen Komponisten nicht bekannt. Martyna Pastuszka vermutet, dass er ein Geiger war. Aber diese Musik hat in der Tat Qualität, und auch wenn es sicherlich viel Arbeit macht, sich mit den nur skizzenhaft überlieferten Sonaten auseinander- zusetzen – es hat sich gelohnt. Man darf gespannt darauf sein, welche Schätze aus Schranck No: II. in Zukunft zu hören sein werden; sehr vieles ist bislang noch gar nicht ediert.
Während August der Starke in seiner Jugend mehrfach zu Gast am französischen Hof war, verbrachte sein Sohn Friedrich August II. mehr Zeit in Italien als in Fontainebleau. In seinem Gefolge reisten auch Musiker, unter anderem Johann Georg Pisendel, der spätere Konzertmeister der sächsischen Hofkapelle. Er nutzte seinen Aufenthalt in Venedig, Rom und Neapel nicht zuletzt, um bedeutende Musiker kennenzulernen und eine Vielzahl von Werken zu kopieren.
Seine Sammlung, die etwa 1800 Werke umfasste, befindet sich heute im Bestand „Schranck No: II.“ der Sächsischen Landesbibliothek – Staats- und Universitätsbibliothek in Dresden. Aus dieser Kollektion haben Martyna Pastuszka, Violine, Krzysztof Firlus, Viola da gamba, und Marcin Świątkiewicz, Cembalo, einige kostbare Raritäten ausgewählt und bei dem polnischen Label Dux eingespielt. Dabei handelt es sich durchweg um Violinsonaten, und zwar von Antonio Vivaldi, Johann David Heinichen, Felippo Benna, Francesco Maria Veracini und, möglicherweise, denn wirklich sicher ist diese Zuschreibung nicht, von Johann Friedrich Schreyfogel. Viel mehr als der Name ist über diesen Komponisten nicht bekannt. Martyna Pastuszka vermutet, dass er ein Geiger war. Aber diese Musik hat in der Tat Qualität, und auch wenn es sicherlich viel Arbeit macht, sich mit den nur skizzenhaft überlieferten Sonaten auseinander- zusetzen – es hat sich gelohnt. Man darf gespannt darauf sein, welche Schätze aus Schranck No: II. in Zukunft zu hören sein werden; sehr vieles ist bislang noch gar nicht ediert.
Leopold Mozart (Oehms Classics)
„Was die Menge seiner verfertigten Musikstücke betrifft, kann man ihn den zween so sehr fleißigen als berühmten Hrn. Componisten Scarlatti und Telemann an die Seite setzen“, schrieb Leopold Mozart (1719 bis 1787) einst in einem Selbstporträt für Marpurgs Beyträge zur Aufnahme der Musik aus dem Jahre 1757 – und er zählte auf, was er bislang geschrieben: „über dreißig große Serenaden (..) viele Concerte (..) unzählige Trios und Divertimenti (.. sowie) eine Menge von theatralischen Sachen“.
Der Musikfreund reibt sich verwundert die Augen – denn von all diesen Werken ist so gut wie nichts mehr aufzufinden. Auf CD erhältlich ist noch viel weniger. Erinnert sei hier an eine Doppel-CD mit drei Klaviersonaten und drei Klaviertrios, eingespielt von Christine Schornsheim, Sebastian Hess und Rüdiger Lotter ebenfalls bei Oehms Classics. Bekannt sind, neben der berühmten Violinschule, seine ausgesprochen humorvollen Sinfonien mit den Beinamen Die Bauernhochzeit und Jagdsinfonie, sowie Die musikalische Schlittenfahrt. Insgesamt sollen es einst allein knapp 50 Sinfonien gewesen sein – was für ein Verlust!
Mit dieser CD begibt sich nun die Bayerische Kammerphilharmonie unter Reinhard Goebel auf die Suche nach weiteren überlieferten Musikstücken aus diesem einstmals doch so umfangreichen Oeuvre. In Salzburg, wo Leopold Mozart von 1738 bis zu seinem Tode lebte, sind nur in der Dom-Bibliothek Autographe geistlicher Kompositionen von ihm erhalten. Und sollte der Musiker von seinen vielen Reisen tatsächlich so gar keine Noten mitgebracht haben? Wo sind sie hin, die Musikalien und die nachweislich ebenfalls reichhaltige Bibliothek von Vater Mozart? Es fand sich davon nicht ein einziges Stück, schreibt Goebel im Beiheft.
Und das verdanken wir offensichtlich seinen beiden Wunderkindern – Wolfgang Amadeus und Maria Anna „Nannerl“ Mozart, vernunftver- heiratet mit Johann Baptist Reichsfreiherr Berchtold von Sonnenburg. In einem Brief bat Wolfgang die Schwester, seine Partituren für ihn aus dem väterlichen Notenschrank zu nehmen – und ansonsten ging es ihm nur darum, eine möglichst hohe Summe aus dem Nachlass seines Vaters zu erhalten.
Schwester und Schwager scheinen gründlich aufgeräumt zu haben. Und so ist auf Abschriften angewiesen, wer sich für die Musik Leopold Mozarts interessiert; in den letzten Jahrzehnten wurden einige davon in Kollek- tionen süddeutscher sowie österreichischer Klöster und Adelshäuser aufgespürt – allerdings nicht sehr viele. In Bozen und Bern beispielsweise, berichtet Goebel, wurde zwei Oratorien entdeckt. Die Serenade in D-Dur für Solotrompete, Soloposaune, zwei Violinen, Viola, zwei Oboen, zwei Hörner und zwei Trompeten, Pauke und Basso fand sich in den 70er Jahren im Kloster Seitenstetten.
Mit diesem Stück eröffnet die Bayerische Kammerphilharmonie die CD. Für die beiden Solo-Bläser schrieb Leopold Mozart jeweils ein Einlage-Concer- tino von Format, wobei das Trompetensolo beinahe noch barock erscheint, wie das letzte Echo der Clarinbläserkunst. Gespielt werden die Concertini von Aljoscha Zierow, Trompete, und Fabrice Millischer, Posaune – und beide musizieren brillant. Das lässt sich auch von Carsten Carey Duffin und Philipp Römer sagen, die den Solopart im nachfolgenden Konzert für zwei Hörner, zwei Violinen, Viola und Basso übernommen haben.
Zum Schluss erklingt die Sinfonia G-Dur, datiert auf das Jahr 1769, als Kopie einst entdeckt in der Bibliothek des Klosters Lambach – was ihr den Namen „Neue“ Lambacher einbrachte; warum dieses qualitätvolle Opus in Vergessenheit geriet, das gehört zu den vielen Rätseln der Musikgeschich- te. Mit dieser CD jedenfalls legt die Bayerische Kammerphilharmonie unter Reinhard Goebel gewichtige Argumente für Rehabilitation eines Komponi- sten vor, der im Schatten seines Sohnes nur schwer wahrzunehmen ist – zu Unrecht, wie die Aufnahme beweist.
Der Musikfreund reibt sich verwundert die Augen – denn von all diesen Werken ist so gut wie nichts mehr aufzufinden. Auf CD erhältlich ist noch viel weniger. Erinnert sei hier an eine Doppel-CD mit drei Klaviersonaten und drei Klaviertrios, eingespielt von Christine Schornsheim, Sebastian Hess und Rüdiger Lotter ebenfalls bei Oehms Classics. Bekannt sind, neben der berühmten Violinschule, seine ausgesprochen humorvollen Sinfonien mit den Beinamen Die Bauernhochzeit und Jagdsinfonie, sowie Die musikalische Schlittenfahrt. Insgesamt sollen es einst allein knapp 50 Sinfonien gewesen sein – was für ein Verlust!
Mit dieser CD begibt sich nun die Bayerische Kammerphilharmonie unter Reinhard Goebel auf die Suche nach weiteren überlieferten Musikstücken aus diesem einstmals doch so umfangreichen Oeuvre. In Salzburg, wo Leopold Mozart von 1738 bis zu seinem Tode lebte, sind nur in der Dom-Bibliothek Autographe geistlicher Kompositionen von ihm erhalten. Und sollte der Musiker von seinen vielen Reisen tatsächlich so gar keine Noten mitgebracht haben? Wo sind sie hin, die Musikalien und die nachweislich ebenfalls reichhaltige Bibliothek von Vater Mozart? Es fand sich davon nicht ein einziges Stück, schreibt Goebel im Beiheft.
Und das verdanken wir offensichtlich seinen beiden Wunderkindern – Wolfgang Amadeus und Maria Anna „Nannerl“ Mozart, vernunftver- heiratet mit Johann Baptist Reichsfreiherr Berchtold von Sonnenburg. In einem Brief bat Wolfgang die Schwester, seine Partituren für ihn aus dem väterlichen Notenschrank zu nehmen – und ansonsten ging es ihm nur darum, eine möglichst hohe Summe aus dem Nachlass seines Vaters zu erhalten.
Schwester und Schwager scheinen gründlich aufgeräumt zu haben. Und so ist auf Abschriften angewiesen, wer sich für die Musik Leopold Mozarts interessiert; in den letzten Jahrzehnten wurden einige davon in Kollek- tionen süddeutscher sowie österreichischer Klöster und Adelshäuser aufgespürt – allerdings nicht sehr viele. In Bozen und Bern beispielsweise, berichtet Goebel, wurde zwei Oratorien entdeckt. Die Serenade in D-Dur für Solotrompete, Soloposaune, zwei Violinen, Viola, zwei Oboen, zwei Hörner und zwei Trompeten, Pauke und Basso fand sich in den 70er Jahren im Kloster Seitenstetten.
Mit diesem Stück eröffnet die Bayerische Kammerphilharmonie die CD. Für die beiden Solo-Bläser schrieb Leopold Mozart jeweils ein Einlage-Concer- tino von Format, wobei das Trompetensolo beinahe noch barock erscheint, wie das letzte Echo der Clarinbläserkunst. Gespielt werden die Concertini von Aljoscha Zierow, Trompete, und Fabrice Millischer, Posaune – und beide musizieren brillant. Das lässt sich auch von Carsten Carey Duffin und Philipp Römer sagen, die den Solopart im nachfolgenden Konzert für zwei Hörner, zwei Violinen, Viola und Basso übernommen haben.
Zum Schluss erklingt die Sinfonia G-Dur, datiert auf das Jahr 1769, als Kopie einst entdeckt in der Bibliothek des Klosters Lambach – was ihr den Namen „Neue“ Lambacher einbrachte; warum dieses qualitätvolle Opus in Vergessenheit geriet, das gehört zu den vielen Rätseln der Musikgeschich- te. Mit dieser CD jedenfalls legt die Bayerische Kammerphilharmonie unter Reinhard Goebel gewichtige Argumente für Rehabilitation eines Komponi- sten vor, der im Schatten seines Sohnes nur schwer wahrzunehmen ist – zu Unrecht, wie die Aufnahme beweist.
Dienstag, 23. August 2016
In Residence (Genuin)
Was für ein Sound! Inspiriert durch seine Arbeit in Venezuela mit dem Venezuelan Brass Ensemble, grün- dete Thomas Clamor, nach langen Jahren als Trompeter bei den Berliner Philharmonikern heute ein interna- tional gefragter Dirigent und Leiter der Sächsischen Bläserphilharmonie sowie künstlerischer Leiter der Deutschen Bläserakademie, im Jahre 2010 gemeinsam mit Karl Schagerl ein ganz besonderes Orchester, über Nationen und Grenzen hinweg: Das European Brass Ensemble. Mehr als 150 Musiker aus 24 verschiedenen Nationen haben sich bereits an der Arbeit in dem Elite-Ensemble beteiligt, das im Stift Melk seine Heimstätte gefunden hat. Das Stift, das zum Unesco-Welterbe gehört, und die dortigen Benediktiner haben quasi die Schirmherrschaft für das Orchester übernommen. Seine Arbeit wird zudem durch das Land Niederösterreich finanziell unterstützt.
Einen besseren Botschafter als das European Brass Ensemble kann man sich kaum vorstellen. Schon beim ersten Stück, der genialen Stift Melk Fanfare, komponiert für diese Bläserformation von dem Jazzmusiker James Morrison, der darin auch selbst die Piccolo-Trompete spielt, kommt man aus dem Staunen nicht heraus. Denn nicht nur Morrison, sondern das gesamte Ensemble spielt sensationell. Das Label Genuin schwärmt von einer „Phalanx aus Edelmetall“ – und mir fehlen die Superlative, um dieses Musikerlebnis angemessen zu beschreiben. Phänomenal! Unbedingt anhören!
Einen besseren Botschafter als das European Brass Ensemble kann man sich kaum vorstellen. Schon beim ersten Stück, der genialen Stift Melk Fanfare, komponiert für diese Bläserformation von dem Jazzmusiker James Morrison, der darin auch selbst die Piccolo-Trompete spielt, kommt man aus dem Staunen nicht heraus. Denn nicht nur Morrison, sondern das gesamte Ensemble spielt sensationell. Das Label Genuin schwärmt von einer „Phalanx aus Edelmetall“ – und mir fehlen die Superlative, um dieses Musikerlebnis angemessen zu beschreiben. Phänomenal! Unbedingt anhören!
Herzens-Lieder - Miriam Feuersinger (Christophorus)
Nach den Himmels-Liedern, die das Capricornus Consort Basel mit dem Countertenor Franz Vitzthum ein- gespielt hat, erklingen auf dieser CD nun Herzens-Lieder, gesungen von Miriam Feuersinger. Für ihre erste Solo-CD, mit Solokantaten von Christoph Graupner, hatte die Sopra- nistin 2014 den ECHO-Klassik sowie den Vierteljahrespreis der deutschen Schallplattenkritik erhalten.
Nun legt sie erneut eine Auswahl barocker Kirchenmusiken vor: Zu hören sind die Kantaten Mein Herz schwimmt in Blut des Darmstädter Hofkapellmeisters Christoph Graupner (1683 bis 1760), Weicht, ihr Sorgen, aus dem Herzen von Thomaskantor Johann Kuhnau (1660 bis 1722) und Mein Herze schwimmt im Blut von dessen Amtsnachfolger Johann Sebastian Bach (1685 bis 1750). Ergänzt wird das anspruchsvolle Programm durch das Quartett in G-Dur TWV 43:G5 von Georg Philipp Telemann (1681 bis 1767). Aufs Schönste begleitet von den neun „Alte“-Musik-Spezialisten des Capricornus Consort Basel, bezaubert Miriam Feuersinger einmal mehr mit ihrem kristallklaren Sopran. Insbesondere die ruhigen Tempi liegen der Sängerin, die durch tiefes Werkverständnis und Ausdruck sehr beeindruckt.
Nun legt sie erneut eine Auswahl barocker Kirchenmusiken vor: Zu hören sind die Kantaten Mein Herz schwimmt in Blut des Darmstädter Hofkapellmeisters Christoph Graupner (1683 bis 1760), Weicht, ihr Sorgen, aus dem Herzen von Thomaskantor Johann Kuhnau (1660 bis 1722) und Mein Herze schwimmt im Blut von dessen Amtsnachfolger Johann Sebastian Bach (1685 bis 1750). Ergänzt wird das anspruchsvolle Programm durch das Quartett in G-Dur TWV 43:G5 von Georg Philipp Telemann (1681 bis 1767). Aufs Schönste begleitet von den neun „Alte“-Musik-Spezialisten des Capricornus Consort Basel, bezaubert Miriam Feuersinger einmal mehr mit ihrem kristallklaren Sopran. Insbesondere die ruhigen Tempi liegen der Sängerin, die durch tiefes Werkverständnis und Ausdruck sehr beeindruckt.
Montag, 22. August 2016
Mozart: Le nozze di Figaro (Deutsche Grammophon)
Bei der Deutschen Grammophon ist nun die vierte Aufnahme der von Rolando Villazón und Yannick Nézet-Séguin initiierten Mozart-Opern-Reihe erschienen – sieben sind ins- gesamt geplant. Nach Don Giovanni, Così fan tutte und Die Entführung aus dem Serail ist nun Le Nozze di Figaro zu hören, aufgezeichnet im Juli 2015 in Kooperation mit dem Festspielhaus Baden-Baden.
Die Oper wurde konzertant, in italie- nischer Sprache, ungekürzt und in der von Mozart vorgegebenen Abfolge aufgeführt; somit erklingt Le nozze di Figaro auch im Mitschnitt in voller Länge. Auf den drei CD gibt es daher einiges zu entdecken; Rolando Villazón beispielsweise, der den Musikmei- ster Basilio singt, ist hier mit der Arie In quegli anni in cui val poco zu erleben, die üblicherweise gestrichen wird. Was er aus der eher peinlichen Erzählung macht, das ist schon große Komödie.
Sonya Yoncheva übernahm wohl recht kurzfristig anstelle von Diana Damrau die Rolle der Gräfin. Die Leidenschaft, mit der sie ihre Figur ausstattet, überrascht beinahe ein wenig – und ihre Technik ist eine Offenbarung, jede Phrase ein Genuss. Fabelhaft ist auch Christiane Karg in der Partie der Susanna; keck und beweglich in den Rezitativen, schlank und silbrig in den Arien. Man fragt sich allerdings einmal mehr, was sie an diesem Figaro findet, den Luca Pisaroni hier ziemlich rauhbeinig auftreten lässt. Dafür gestaltet Thomas Hampson seinen Grafen Almaviva enorm differenziert; man spürt seine Liebe zum Liedgesang. Allein die Koloraturen wollen ihm nicht recht gelingen. Klanglich sind sich Herr und Diener verblüffend ähnlich.
Als Cherubino ist Angela Brower zu hören, als Marcellina Anne Sofie von Otter, als Bartolo Maurizio Muraro, als Barbarina Regula Mühlemann, als Richter Don Curzio Jean-Paul Fouchécourt und als Gärtner Antonio Philippe Sly. Ein besonderes Lob verdient hat das Vocalensemble Rastatt, das die Chorpassagen hinreißend interpretiert.
Die Instrumentalisten können leider nicht ebenso überzeugen. Das Chamber Orchestra of Europe lässt unter der Leitung von Yannick Nézet-Séguin in der Ouvertüre die Sektkorken knallen – doch Rasanz allein ersetzt noch keine Raffinesse. Das zeigt sich auch im weiteren Verlauf des Abends, wo das Orchester zwar historisch informiert, aber insgesamt doch sehr brav aufspielt. Man freut sich auf prickelnden Champagner, doch dann gibt's lauwarmen Schaumwein. Eine Referenzaufnahme ist das nicht; schade.
Die Oper wurde konzertant, in italie- nischer Sprache, ungekürzt und in der von Mozart vorgegebenen Abfolge aufgeführt; somit erklingt Le nozze di Figaro auch im Mitschnitt in voller Länge. Auf den drei CD gibt es daher einiges zu entdecken; Rolando Villazón beispielsweise, der den Musikmei- ster Basilio singt, ist hier mit der Arie In quegli anni in cui val poco zu erleben, die üblicherweise gestrichen wird. Was er aus der eher peinlichen Erzählung macht, das ist schon große Komödie.
Sonya Yoncheva übernahm wohl recht kurzfristig anstelle von Diana Damrau die Rolle der Gräfin. Die Leidenschaft, mit der sie ihre Figur ausstattet, überrascht beinahe ein wenig – und ihre Technik ist eine Offenbarung, jede Phrase ein Genuss. Fabelhaft ist auch Christiane Karg in der Partie der Susanna; keck und beweglich in den Rezitativen, schlank und silbrig in den Arien. Man fragt sich allerdings einmal mehr, was sie an diesem Figaro findet, den Luca Pisaroni hier ziemlich rauhbeinig auftreten lässt. Dafür gestaltet Thomas Hampson seinen Grafen Almaviva enorm differenziert; man spürt seine Liebe zum Liedgesang. Allein die Koloraturen wollen ihm nicht recht gelingen. Klanglich sind sich Herr und Diener verblüffend ähnlich.
Als Cherubino ist Angela Brower zu hören, als Marcellina Anne Sofie von Otter, als Bartolo Maurizio Muraro, als Barbarina Regula Mühlemann, als Richter Don Curzio Jean-Paul Fouchécourt und als Gärtner Antonio Philippe Sly. Ein besonderes Lob verdient hat das Vocalensemble Rastatt, das die Chorpassagen hinreißend interpretiert.
Die Instrumentalisten können leider nicht ebenso überzeugen. Das Chamber Orchestra of Europe lässt unter der Leitung von Yannick Nézet-Séguin in der Ouvertüre die Sektkorken knallen – doch Rasanz allein ersetzt noch keine Raffinesse. Das zeigt sich auch im weiteren Verlauf des Abends, wo das Orchester zwar historisch informiert, aber insgesamt doch sehr brav aufspielt. Man freut sich auf prickelnden Champagner, doch dann gibt's lauwarmen Schaumwein. Eine Referenzaufnahme ist das nicht; schade.
Sonntag, 21. August 2016
Händel: Arie per la Cuzzoni (Ramée)
„Die Cuzzoni hatte eine sehr ange- nehme und helle Sopranstimme, eine reine Intonationn und schönen Trillo“, berichtet der Flötenvirtuose Johann Joachim Quantz, der die Sängerin in einigen Partien erlebte. „Der Umfang ihrer Stimme erstreck- te sich vom eingestrichenen c bis ins dreygestrichene c. Ihre Art zu singen war unschuldig und rührend. Ihre Auszierungen schienen wegen ihres netten, angenehmen und leichten Vortrags nicht künstlich zu seyn: indessen nahm sie durch die Zärtlichkeit desselben doch alle Zuhörer ein. Im Allegro, hatte sie bey den Passagien, eben nicht die größre Fertigkeit; doch sang sie solche sehr rund, nett, und gefällig. In der Action war sie etwas kaltsinnig; und ihre Figur war für das Theater nicht allzuvortheil- haft.“
Wer mit ihr arbeiten musste, der fand die Sängerin oft weniger nett; hätte es damals schon eine Boulevardpresse gegeben – die Diva wäre ganz sicher ein Liebling aller Klatschjournalisten gewesen. Francesca Cuzzoni (1696 bis 1778) war die Tochter eines Geigers aus Parma; ihre Gesangsaus- bildung erhielt sie von Francesco Lanzi, dem Organisten der dortigen Kathedrale. 1714 trat sie erstmals öffentlich auf, im Kleinen Hoftheater ihrer Heimatstadt. In den darauffolgenden Jahren sang sie erfolgreich in vielen Opernhäusern Norditaliens; 1717 wurde sie Kammersängerin der Witwe des Erbprinzen der Toskana, Violante Beatrix von Bayern.
Dann gelang es dem Impresario John Jacob Heidegger, die Sängerin nach England zu holen: Im Januar 1723 gab die Cuzzoni ihr Debüt als Teofane in der Oper Ottone von Georg Friedrich Händel. Der Komponist hatte mit der Primadonna so manchen Strauß auszufechten; die Legende besagt, er habe ihr sogar angedroht, sie aus dem Fenster zu werfen, wenn sie weiter mit ihm streiten wolle, statt zu singen. Die Cuzzoni sang – und wurde für die Arie Falsa imagine, die sie zunächst so vehement abgelehnt hatte, vom Publikum einmal mehr gefeiert.
1728 ging Händels Oper pleite; die Cuzzoni reiste weiter, nach Wien, wo man sie allerdings nicht engagierte, weil sie eine astronomische Gage forderte. Von 1734 bis 1737 sang sie noch einmal in London, an der mit Händels Opernunternehmen konkurrierenden Opera of the Nobility, die aber ebenfalls keinen Bestand hatte. Auch wenn die Sängerin noch etliche Jahre weiter durch Europa zog und auftrat – ein längerfristiges Engage- ment an einem Hof zu erlangen, ist ihr nicht gelungen, und ihr Lebens- wandel führte obendrein dazu, dass ihr Vermögen dahinschmolz, ja, dass der einstige Star zeitweise der Schulden wegen im Gefängnis sitzen musste. Die letzten Jahre ihres Lebens verbrachte sie in Bologna, in Armut, als Knopfmacherin.
Auch wenn sie einen schwierigen Charakter hatte – Händel schrieb für die Primadonna einige seiner schönsten Arien und wurde durch sie zu zahlreichen Opernpartien inspiriert. Auf dieser CD ist Hasnaa Bennani zusammen mit dem Ensemble Les Muffatti unter Peter van Heyghen mit einer feinen Auswahl aus dem Repertoire der Sängerin zu hören, von Ottone bis zu Scipione und von Tamerlano bis Siroe, Re di Persia. Die junge französisch-marokkanische Sopranistin freilich hat keines der technischen Probleme, die Quantz seinerzeit bei der Cuzzoni bemängelte. Sie hat sich schon im Studium auf „Alte“ Musik spezialisiert, und seitdem erfolgreich an sehr vielen Projekten und Einspielungen mitgewirkt. Nun legt sie bei Ramée eine Hommage an ihre barocke Kollegin vor. Und die ist, wie sollte es bei diesem Label anders sein, rundum perfekt und gelungen. Bravi!
Wer mit ihr arbeiten musste, der fand die Sängerin oft weniger nett; hätte es damals schon eine Boulevardpresse gegeben – die Diva wäre ganz sicher ein Liebling aller Klatschjournalisten gewesen. Francesca Cuzzoni (1696 bis 1778) war die Tochter eines Geigers aus Parma; ihre Gesangsaus- bildung erhielt sie von Francesco Lanzi, dem Organisten der dortigen Kathedrale. 1714 trat sie erstmals öffentlich auf, im Kleinen Hoftheater ihrer Heimatstadt. In den darauffolgenden Jahren sang sie erfolgreich in vielen Opernhäusern Norditaliens; 1717 wurde sie Kammersängerin der Witwe des Erbprinzen der Toskana, Violante Beatrix von Bayern.
Dann gelang es dem Impresario John Jacob Heidegger, die Sängerin nach England zu holen: Im Januar 1723 gab die Cuzzoni ihr Debüt als Teofane in der Oper Ottone von Georg Friedrich Händel. Der Komponist hatte mit der Primadonna so manchen Strauß auszufechten; die Legende besagt, er habe ihr sogar angedroht, sie aus dem Fenster zu werfen, wenn sie weiter mit ihm streiten wolle, statt zu singen. Die Cuzzoni sang – und wurde für die Arie Falsa imagine, die sie zunächst so vehement abgelehnt hatte, vom Publikum einmal mehr gefeiert.
1728 ging Händels Oper pleite; die Cuzzoni reiste weiter, nach Wien, wo man sie allerdings nicht engagierte, weil sie eine astronomische Gage forderte. Von 1734 bis 1737 sang sie noch einmal in London, an der mit Händels Opernunternehmen konkurrierenden Opera of the Nobility, die aber ebenfalls keinen Bestand hatte. Auch wenn die Sängerin noch etliche Jahre weiter durch Europa zog und auftrat – ein längerfristiges Engage- ment an einem Hof zu erlangen, ist ihr nicht gelungen, und ihr Lebens- wandel führte obendrein dazu, dass ihr Vermögen dahinschmolz, ja, dass der einstige Star zeitweise der Schulden wegen im Gefängnis sitzen musste. Die letzten Jahre ihres Lebens verbrachte sie in Bologna, in Armut, als Knopfmacherin.
Auch wenn sie einen schwierigen Charakter hatte – Händel schrieb für die Primadonna einige seiner schönsten Arien und wurde durch sie zu zahlreichen Opernpartien inspiriert. Auf dieser CD ist Hasnaa Bennani zusammen mit dem Ensemble Les Muffatti unter Peter van Heyghen mit einer feinen Auswahl aus dem Repertoire der Sängerin zu hören, von Ottone bis zu Scipione und von Tamerlano bis Siroe, Re di Persia. Die junge französisch-marokkanische Sopranistin freilich hat keines der technischen Probleme, die Quantz seinerzeit bei der Cuzzoni bemängelte. Sie hat sich schon im Studium auf „Alte“ Musik spezialisiert, und seitdem erfolgreich an sehr vielen Projekten und Einspielungen mitgewirkt. Nun legt sie bei Ramée eine Hommage an ihre barocke Kollegin vor. Und die ist, wie sollte es bei diesem Label anders sein, rundum perfekt und gelungen. Bravi!
Samstag, 20. August 2016
Carl Friedrich Abel - Ledenburg (Coviello)
Die Notenbibliothek der Eleonore von Münster – sie befindet sich heute zusammen mit ihren literarischen Werken, Zeichnungen und Archiva- lien des Gutes Ledenburg im Nieder- sächsischen Landesarchiv am Standort Osnabrück – enthielt noch weitere Schätze, die Thomas Fritzsch offenbar umgehend gehoben hat. Nur wenige Wochen nach der Ersteinspie- lung von Telemanns Fantasien für Viola da gamba, die er dort aufspürte, veröffentlichte der Gambist bei Coviello Classics eine weitere CD mit bislang unbekannten Musikstücken aus der Feder Carl Friedrich Abels (1723 bis 1787).
Der berühmte Gambenvirtuose stammte aus Köthen, wo sein Vater in der Hofkapelle musizierte. Es wird vermutet, dass er in Leipzig an der Thomas- schule lernte; belegt ist jedenfalls, dass Abel, dem Hofkapellmeister Hasse durch Bach empfohlen, neun Jahre lang in Dresden wirkte. Wegen des Siebenjährigen Krieges verließ er 1757 die Residenzstadt. In London wurde der Musiker ansässig; dort konzertierte er mit großem Erfolg, und wurde Kammermusiker von Königin Charlotte. Gemeinsam mit Johann Christian Bach veranstaltete er ab 1764 die ersten Abonnnementskonzerte in England. Abel war der letzte bedeutende Gambist; nach seinem Tod spielte das Instrument auf dem Konzertpodium faktisch keine Rolle mehr. Auch wenn die Romantiker den Klang der Viola da gamba durchaus schätzten – sie schrieben keine Musik dafür.
Das sollte sich erst im 20. Jahrhundert, im Zuge der Originalklang-Bewe- gung, wieder ändern. Und so freuen wir uns denn, dass Thomas Fritzsch uns auf dieser CD drei Sonaten Abels und drei ebenfalls neu entdeckte Trios vorstellt. Er musiziert dabei auf einem Instrument des letzten englischen Gambenbauers Samuel Gilkes (1787 bis 1827), angefertigt 1812 in London. Diese Gambe begeistert mit nobler, ausgewogener Klangfülle. Eva Salonen, Violine, und Katharina Holzhey, Violoncello, lassen sich auf dazu passenden Instrumenten hören. Michael Schönheit spielt ein Piano- forte von John Broadwood aus dem Jahre 1805 – was für ein Reichtum an Klangfarben!
Der berühmte Gambenvirtuose stammte aus Köthen, wo sein Vater in der Hofkapelle musizierte. Es wird vermutet, dass er in Leipzig an der Thomas- schule lernte; belegt ist jedenfalls, dass Abel, dem Hofkapellmeister Hasse durch Bach empfohlen, neun Jahre lang in Dresden wirkte. Wegen des Siebenjährigen Krieges verließ er 1757 die Residenzstadt. In London wurde der Musiker ansässig; dort konzertierte er mit großem Erfolg, und wurde Kammermusiker von Königin Charlotte. Gemeinsam mit Johann Christian Bach veranstaltete er ab 1764 die ersten Abonnnementskonzerte in England. Abel war der letzte bedeutende Gambist; nach seinem Tod spielte das Instrument auf dem Konzertpodium faktisch keine Rolle mehr. Auch wenn die Romantiker den Klang der Viola da gamba durchaus schätzten – sie schrieben keine Musik dafür.
Das sollte sich erst im 20. Jahrhundert, im Zuge der Originalklang-Bewe- gung, wieder ändern. Und so freuen wir uns denn, dass Thomas Fritzsch uns auf dieser CD drei Sonaten Abels und drei ebenfalls neu entdeckte Trios vorstellt. Er musiziert dabei auf einem Instrument des letzten englischen Gambenbauers Samuel Gilkes (1787 bis 1827), angefertigt 1812 in London. Diese Gambe begeistert mit nobler, ausgewogener Klangfülle. Eva Salonen, Violine, und Katharina Holzhey, Violoncello, lassen sich auf dazu passenden Instrumenten hören. Michael Schönheit spielt ein Piano- forte von John Broadwood aus dem Jahre 1805 – was für ein Reichtum an Klangfarben!
Freitag, 19. August 2016
Smetana: Má Vlast - Mein Vaterland (MDG)
Die Moldau von Bedřich Smetana (1824 bis 1884) gehört noch heute weltweit zu den ganz großen Klassik-Hits. Das Publikum liebt das Werk, das mit musikalischen Mitteln dem Lauf des Flusses von seinen Quellen bis zur Mündung in die Elbe bei Mělník folgt. Smetanas sinfonische Dichtung beschreibt die Moldau zunächst als Flüsschen, das die böhmische Landschaft durchquert, eine Jagd und eine Bauernhochzeit sowie Elfenreigen im Mondschein inklusive. Sie schildert das Tosen des Wassers in den St-Johannis-Strom- schnellen, heute nicht mehr zu erleben, da im Stausee versunken, und sein majestätisches Strömen durch Prag, am Vyšerad vorbei.
Hört man genauer hin, wird man aber feststellen, dass sich der Komponist nicht damit begnügte, eine reine Naturschilderung in Noten zu fassen. Vltava / Die Moldau ist eingebunden in Má Vlast / Mein Vaterland – und das nicht nur als zweites Stück in dem sechsteiligen Zyklus, sondern auch durch sorgsam ausgewählte musikalische Motive.
Noch vor der Orchesterpartitur veröffentlichte Smetana eine Fassung für Klavier zu vier Händen. Diese Einspielung durch das Klavierduo Evelinde Trenkner und Sontraud Speidel macht hörbar, dass die Klavierversion in diesem Falle mehr ist als nur eine Verkürzung des Originals, sozusagen für den Hausgebrauch. Die Arrangements, erschienen ab 1879 als Einzel- drucke bei František A. Urbanék in Prag, stellen insbesondere die Leitmotive klar heraus. Zwar vermisst man ein wenig die gewohnten Klangfarben der sinfonischen Dichtung, aber dafür sind musikalische Strukturen sehr gut erkennbar.
Evelinde Trenkner und Sontraud Speidel haben bei Dabringhaus und Grimm den gesamten, äußerst anspruchsvollen Zyklus eingespielt – eine rundum exzellente Aufnahme. Sie zeigt viele Details an dem bekannten Werk auf, die in der Orchesterversion üblicherweise nicht so deutlich zu hören sind.
Hört man genauer hin, wird man aber feststellen, dass sich der Komponist nicht damit begnügte, eine reine Naturschilderung in Noten zu fassen. Vltava / Die Moldau ist eingebunden in Má Vlast / Mein Vaterland – und das nicht nur als zweites Stück in dem sechsteiligen Zyklus, sondern auch durch sorgsam ausgewählte musikalische Motive.
Noch vor der Orchesterpartitur veröffentlichte Smetana eine Fassung für Klavier zu vier Händen. Diese Einspielung durch das Klavierduo Evelinde Trenkner und Sontraud Speidel macht hörbar, dass die Klavierversion in diesem Falle mehr ist als nur eine Verkürzung des Originals, sozusagen für den Hausgebrauch. Die Arrangements, erschienen ab 1879 als Einzel- drucke bei František A. Urbanék in Prag, stellen insbesondere die Leitmotive klar heraus. Zwar vermisst man ein wenig die gewohnten Klangfarben der sinfonischen Dichtung, aber dafür sind musikalische Strukturen sehr gut erkennbar.
Evelinde Trenkner und Sontraud Speidel haben bei Dabringhaus und Grimm den gesamten, äußerst anspruchsvollen Zyklus eingespielt – eine rundum exzellente Aufnahme. Sie zeigt viele Details an dem bekannten Werk auf, die in der Orchesterversion üblicherweise nicht so deutlich zu hören sind.
Freitag, 12. August 2016
Frobergers Reisen (Raumklang)
Das Leben des Johann Jacob Fro- berger (1616 bis 1667) war ein unruhiges. Auch wenn sein Vater Hofkapellmeister in Stuttgart war, und vier seiner Geschwister ebenfalls als Musiker in der Hofkapelle ange- stellt wurden – der Dreißigjährige Krieg dürfte Kindheit und Jugend wohl mit geprägt haben. 1637 starben beide Eltern an der Pest. In diesem Jahr, mit gerade einmal 21 Jahren, wurde Johann Jacob Froberger Organist am Wiener Hof, und schon im November reiste er zum ersten Male nach Italien, zu Girolamo Frescobaldi.
Auf Reisen verbrachte er viele Jahre seines Lebens. Dabei lernte er viele bedeutende Kollegen kennen. In Dresden beispielsweise, wo er im Winter 1649/50 auf der Rückkehr von seiner zweiten Italienreise Station machte, trat er im musikalischen Wettstreit gegen den Hoforganisten Matthias Weckmann an – und gewann nicht nur eine goldene Kette, sondern einen Freund fürs Leben.
Froberger reiste durch Deutschland, die Niederlande, England und Frank- reich, wo er offenbar Louis Couperin in freundschaftlichem Austausch begegnete. Beide schrieben ein Tombeau sur la mort de monsieur Blancroche, für den Sohn der Hofnärrin Heinrichs IV., der, wie die Legende berichtet, in einem Freudenhaus die Treppe hinabstürzte und dabei zu Tode kam. Von Couperin ist zudem ein Prélude à l'imitation de Mr. Froberger überliefert; all diese Werke erklingen auf der vorliegenden Doppel-CD.
Magdalena Hasibeder folgt den Spuren, die Froberger auf seinen Reisen hinterlassen hat. Eine kluge Programm-Idee der österreichischen Organistin und Cembalistin; sie spielt Werke Frobergers und seiner Zeit- genossen, zugeordnet jeweils bestimmten Reisestationen. Dabei zeigt sie zugleich, wie der Orgelvirtuose sich regionalen stilistischen Besonder- heiten angepasst hat, und wie überlegen er selbst Gelegenheitswerke gestaltet hat. Man höre nur das Lamento sopra la dolorosa perdita della Real M.stà di Ferdinando Rè de Romani aus dem Jahre 1656, seine Plainte faite à Londres pour passer la melancholi: la quelle se joüe lentement avec discretion oder seine Allemande faite en passant le Rhin dans un barque en grande peril – der musikalische Bericht über eine Rheinfahrt, bei der wohl so manches schiefgegangen ist. Auch sonst findet sich in der Musik- auswahl so manche Rarität; ich fand das Programm ausgesprochen interessant und abwechslungsreich.
Hasibeder hat sich die dazu passenden Instrumente ausgesucht; sie spielt ein italienisches und ein französisches Cembalo jener Zeit aus der Sammlung historischer Musikinstrumente im Haus der Musik des Landesmuseums Württemberg in Stuttgart, sowie die Wöckherl-Orgel aus dem Jahre 1642 der Franziskanerkirche in Wien. Wie schon auf ihrer letzten CD Vom Stylus phantasticus zur freien Fantasie mit virtuoser Cembalomusik um Johann Sebastian Bach, veröffentlicht ebenfalls bei Raumklang, musiziert Magdalena Hasibeder auch hier ausgesprochen souverän. Wer Barockmusik schätzt, oder einfach nur erfahren möchte, wie Musik in Europa im 17. Jahrhundert geklungen hat, der sollte sich diese Aufnahme nicht entgehen lassen.
Auf Reisen verbrachte er viele Jahre seines Lebens. Dabei lernte er viele bedeutende Kollegen kennen. In Dresden beispielsweise, wo er im Winter 1649/50 auf der Rückkehr von seiner zweiten Italienreise Station machte, trat er im musikalischen Wettstreit gegen den Hoforganisten Matthias Weckmann an – und gewann nicht nur eine goldene Kette, sondern einen Freund fürs Leben.
Froberger reiste durch Deutschland, die Niederlande, England und Frank- reich, wo er offenbar Louis Couperin in freundschaftlichem Austausch begegnete. Beide schrieben ein Tombeau sur la mort de monsieur Blancroche, für den Sohn der Hofnärrin Heinrichs IV., der, wie die Legende berichtet, in einem Freudenhaus die Treppe hinabstürzte und dabei zu Tode kam. Von Couperin ist zudem ein Prélude à l'imitation de Mr. Froberger überliefert; all diese Werke erklingen auf der vorliegenden Doppel-CD.
Magdalena Hasibeder folgt den Spuren, die Froberger auf seinen Reisen hinterlassen hat. Eine kluge Programm-Idee der österreichischen Organistin und Cembalistin; sie spielt Werke Frobergers und seiner Zeit- genossen, zugeordnet jeweils bestimmten Reisestationen. Dabei zeigt sie zugleich, wie der Orgelvirtuose sich regionalen stilistischen Besonder- heiten angepasst hat, und wie überlegen er selbst Gelegenheitswerke gestaltet hat. Man höre nur das Lamento sopra la dolorosa perdita della Real M.stà di Ferdinando Rè de Romani aus dem Jahre 1656, seine Plainte faite à Londres pour passer la melancholi: la quelle se joüe lentement avec discretion oder seine Allemande faite en passant le Rhin dans un barque en grande peril – der musikalische Bericht über eine Rheinfahrt, bei der wohl so manches schiefgegangen ist. Auch sonst findet sich in der Musik- auswahl so manche Rarität; ich fand das Programm ausgesprochen interessant und abwechslungsreich.
Hasibeder hat sich die dazu passenden Instrumente ausgesucht; sie spielt ein italienisches und ein französisches Cembalo jener Zeit aus der Sammlung historischer Musikinstrumente im Haus der Musik des Landesmuseums Württemberg in Stuttgart, sowie die Wöckherl-Orgel aus dem Jahre 1642 der Franziskanerkirche in Wien. Wie schon auf ihrer letzten CD Vom Stylus phantasticus zur freien Fantasie mit virtuoser Cembalomusik um Johann Sebastian Bach, veröffentlicht ebenfalls bei Raumklang, musiziert Magdalena Hasibeder auch hier ausgesprochen souverän. Wer Barockmusik schätzt, oder einfach nur erfahren möchte, wie Musik in Europa im 17. Jahrhundert geklungen hat, der sollte sich diese Aufnahme nicht entgehen lassen.
Donnerstag, 11. August 2016
Vivaldi: Complete Concertos & Sonatas Opp. 1-12 (Brilliant Classics)
Zwölf seiner Werke hat Antonio Vivaldi (1678 bis 1741) zu Lebzeiten drucken lassen – Konzerte, Sonaten und Triosonaten für Violine, Oboe und Flöte. Es sind berühmte Sammlungen darunter: Il Cimento dell'Armonia e dell'Inventione mit den bekannten Vier Jahreszeiten, L'Estro Armonico, La Stravaganza und La Cetra. Diese Notenausgaben waren sehr gefragt und weit verbreitet; sie bewirkten, dass Vivaldis Musik in ganz Europa große Beachtung fand.
Federico Guglielmo hat mit seinem Ensemble L'Arte dell'Arco zwischen 2010 und 2014 diese Werke Vivaldis komplett neu eingespielt. An diesem Projekt beteiligt waren zudem der Cellist Francesco Galligioni, der Oboist Pier Luigi Fabretti und der Flötist Mario Folena. Musiziert wird historisch-informiert, aber ohne Manieris- men; zwar sind die Tempi zumeist flott und die Artikulation ist energisch und pointiert, doch es wird nicht übertrieben, und am olympischen Wettstreit mit dem Ziel schneller-krasser-individueller beteiligt sich Guglielmo erfreulicherweise nicht. Den Musikern war es vielmehr wichtig, einen homogenen Klangeindruck zu erzielen.
Das Ergebnis ist eine grundsolide, zeitlos gültige Interpretation, die dennoch nicht langweilig wird. Als Notenmaterial nutzten die Musiker ausschließlich die neuesten kritischen Ausgaben des Istituto Italiano Antonio Vivaldi der Fondazione Giorgio Cini in Venedig; einige Varianten sind hier daher in Ersteinspielung zu hören. Im Beiheft finden sich ausführliche Erläuterungen von Federico Guglielmo zu den einzelnen Werken. Die Box mit immerhin 20 (!) CD enthält als Bonus sechs Cello-Sonaten Vivaldis, die 1740 ohne Opuszahl in Paris veröffentlicht worden sind.
Federico Guglielmo hat mit seinem Ensemble L'Arte dell'Arco zwischen 2010 und 2014 diese Werke Vivaldis komplett neu eingespielt. An diesem Projekt beteiligt waren zudem der Cellist Francesco Galligioni, der Oboist Pier Luigi Fabretti und der Flötist Mario Folena. Musiziert wird historisch-informiert, aber ohne Manieris- men; zwar sind die Tempi zumeist flott und die Artikulation ist energisch und pointiert, doch es wird nicht übertrieben, und am olympischen Wettstreit mit dem Ziel schneller-krasser-individueller beteiligt sich Guglielmo erfreulicherweise nicht. Den Musikern war es vielmehr wichtig, einen homogenen Klangeindruck zu erzielen.
Das Ergebnis ist eine grundsolide, zeitlos gültige Interpretation, die dennoch nicht langweilig wird. Als Notenmaterial nutzten die Musiker ausschließlich die neuesten kritischen Ausgaben des Istituto Italiano Antonio Vivaldi der Fondazione Giorgio Cini in Venedig; einige Varianten sind hier daher in Ersteinspielung zu hören. Im Beiheft finden sich ausführliche Erläuterungen von Federico Guglielmo zu den einzelnen Werken. Die Box mit immerhin 20 (!) CD enthält als Bonus sechs Cello-Sonaten Vivaldis, die 1740 ohne Opuszahl in Paris veröffentlicht worden sind.
Meinem Kinde (Gramola)
Lieder für Kinder und Lieder über Kinder erklingen auf dieser CD. Sopranistin Ute Ziemer und ihr Klavierbegleiter Julian Riem haben ein Programm zusammengestellt, dass neben Bekannten auch etliche Überraschungen bietet. So hat der 26jährige Richard Wagner (1813 bis 1883) mit Dors, mon enfant in seinen Trois mélodies ein berühren- des Wiegenlied geschaffen.
Auch Komponisten wie Alexander Zemlinsky (1871 bis 1942, Hermann Zilcher (1881 bis 1948), Hugo Wolf (1860 bis 1903) und Max Reger (1873 bis 1916) hätte man in dieser Reihe nicht unbedingt vermutet. Auch Franz Schubert (1797 bis1828), Felix Mendelssohn Bartholdy (1809 bis 1847) und der finnische Liedkomponist Yrjö Kilpinnen (1892 bis 1959), der in Berlin und Wien studiert hat, sind mit Werken vertreten. Die Kanzonette La Ninna nanna von Gaetano Donizetti (1797 bis 1848) fällt ein wenig aus dem Rahmen; sie gibt zwar vor, ein Wiegenlied zu sein, doch sie ähnelt eher einer Opernarie mit vorangestelltem Rezitativ.
Nicht fehlen dürfen in einem solchen Programm Lieder von Wolfgang Amadeus Mozart (1756 bis 1791), Robert Schumann (1810 bis 1856) und Richard Strauss (1864 bis 1949). Sie hatten alle selbst Kinder; doch mit die schönsten und bekanntesten Melodien, die man dem Nachwuchs noch heute gern singt, schuf Johannes Brahms (1833 bis 1897), der zwar mit- unter heftig verliebt war, aber dennoch bis an sein Lebensende Junggeselle blieb.
Ute Ziemer, die diese CD ihrer 2013 geborenen Tochter gewidmet hat, gestaltet die Lieder klug und abwechslungsreich. Begleitet wird sie erneut von Julian Riem, der für diese Aufnahme einen Flügel von Èrard gespielt hat. Damit ermöglicht er es den Hörern, den Klavierklang des 19. Jahr- hunderts zu erleben – was zu diesen Werken ausgezeichnet passt. Sehr gelungen!
Auch Komponisten wie Alexander Zemlinsky (1871 bis 1942, Hermann Zilcher (1881 bis 1948), Hugo Wolf (1860 bis 1903) und Max Reger (1873 bis 1916) hätte man in dieser Reihe nicht unbedingt vermutet. Auch Franz Schubert (1797 bis1828), Felix Mendelssohn Bartholdy (1809 bis 1847) und der finnische Liedkomponist Yrjö Kilpinnen (1892 bis 1959), der in Berlin und Wien studiert hat, sind mit Werken vertreten. Die Kanzonette La Ninna nanna von Gaetano Donizetti (1797 bis 1848) fällt ein wenig aus dem Rahmen; sie gibt zwar vor, ein Wiegenlied zu sein, doch sie ähnelt eher einer Opernarie mit vorangestelltem Rezitativ.
Nicht fehlen dürfen in einem solchen Programm Lieder von Wolfgang Amadeus Mozart (1756 bis 1791), Robert Schumann (1810 bis 1856) und Richard Strauss (1864 bis 1949). Sie hatten alle selbst Kinder; doch mit die schönsten und bekanntesten Melodien, die man dem Nachwuchs noch heute gern singt, schuf Johannes Brahms (1833 bis 1897), der zwar mit- unter heftig verliebt war, aber dennoch bis an sein Lebensende Junggeselle blieb.
Ute Ziemer, die diese CD ihrer 2013 geborenen Tochter gewidmet hat, gestaltet die Lieder klug und abwechslungsreich. Begleitet wird sie erneut von Julian Riem, der für diese Aufnahme einen Flügel von Èrard gespielt hat. Damit ermöglicht er es den Hörern, den Klavierklang des 19. Jahr- hunderts zu erleben – was zu diesen Werken ausgezeichnet passt. Sehr gelungen!
Mittwoch, 10. August 2016
Hummel: Piano Trios (Naxos)
Über den Lebensweg von Johann Nepomuk Hummel (1778 bis 1837) wurde in diesem Blog bereits mehr- fach berichtet. Der Klaviervirtuose und Komponist war Schüler von Mozart, Albrechtsberger und Salieri und mit Beethoven befreundet; er wurde, durch Joseph Haydn empfohlen, dessen Amtsnachfolger als Kapellmeister am Hofe der Esterházys. 1816 ging er als Hof- kapellmeister nach Stuttgart, 1819 nach Weimar, wo er bis an sein Lebensende wirkte.
Neben Werken für Kirche und Theater spielte in seinem Oeuvre auch die Kammermusik eine wichtige Rolle. Bei Naxos sind nun Hummels Klaviertrios erschienen – handwerklich brillant und ausgesprochen unterhaltsam. Eingespielt hat diese charmanten Musikstücke das Gould Piano Trio.
Neben Werken für Kirche und Theater spielte in seinem Oeuvre auch die Kammermusik eine wichtige Rolle. Bei Naxos sind nun Hummels Klaviertrios erschienen – handwerklich brillant und ausgesprochen unterhaltsam. Eingespielt hat diese charmanten Musikstücke das Gould Piano Trio.
Telemann: 12 Fantaisies pour la Basse de Violle (Coviello)
„Von Telemannischer Music sind folgende neue Werke, in nicht gar langer Zeit, ans Licht getreten, und bey deren Verfasser zu bekommen“, vermeldete der Hamburger Relations-Courier am 12. Januar 1736 – unter anderem: „(4) Zwölf Fantasien für die Violine, ohne Baß, 1 Fl. 4; (5) Dergleichen für die Gambe.“
Erschienen sind sie also zweifelsfrei, die 12 Fantaisies pour la Basse de Violle von Georg Philipp Telemann, erfasst wurden sie als TWV 40: 26-37. Generationen von Musikern und Musikhistorikern haben nach dem Werk gesucht – allein es fand sich, trotz aller Bemühungen, nicht ein einziges Exemplar dieses Druckes. Das Werk galt schließlich, eine bessere Marketingstrategie hätte sich selbst der mit allen Wassern gewaschene Telemann nicht einfallen lassen können, als das verschollene Bernstein- zimmer der solistischen Gambenmusik.
Dem Gambisten Thomas Fritzsch ist es nun gelungen, diesen Schatz zu heben: Nach einem Hinweis des französischen Musikwissenschaftlers Francois-Pierre Goy fand er auf Schloss Ledenburg in der Privatbibliothek der Dichterin Eleonore von Münster (1734 bis 1794) ein Exemplar des Erstdrucks von 1735. Gemeinsam mit Günter von Zadow publizierte er in der Edition Güntersberg eine Notenausgabe, und spielte das Werk bei Coviello Classics ein. Schon allein das ist ohne Zweifel eine Sensation.
Beim Anhören wird man feststellen: Alle Mühen haben sich gelohnt. Telemanns Fantasien für Viola da gamba sind ohne Zweifel ein bedeu- tendes Werk des Komponisten, den man nicht länger unterschätzen sollte. Sie sind unglaublich abwechslungsreich; die Formen reichen von der kunstvollen kanonischen Imitation bis hin zum nicht minder souverän gestalteten Tanz und vom komplexen, kontrapunktisch gearbeiteten Satz bis hin zu fugierenden Sätzen. Auch melodisch hat Telemann hier das Füllhorn ausgegossen; dabei beweist er zudem eine sehr weitgehende Kenntnis der Spielmöglichkeiten des Instrumentes. Er fordert den Solisten, aber seine Musik ist der Gambe stets angemessen. „Es sind nicht in allen Muscheln Perlen, aber man muss sie alle durchsuchen“, schreibt das Label im Programmheft. In diesem Falle wurde gleich eine ganze Perlenkette wiederentdeckt – unbedingt anhören
Erschienen sind sie also zweifelsfrei, die 12 Fantaisies pour la Basse de Violle von Georg Philipp Telemann, erfasst wurden sie als TWV 40: 26-37. Generationen von Musikern und Musikhistorikern haben nach dem Werk gesucht – allein es fand sich, trotz aller Bemühungen, nicht ein einziges Exemplar dieses Druckes. Das Werk galt schließlich, eine bessere Marketingstrategie hätte sich selbst der mit allen Wassern gewaschene Telemann nicht einfallen lassen können, als das verschollene Bernstein- zimmer der solistischen Gambenmusik.
Dem Gambisten Thomas Fritzsch ist es nun gelungen, diesen Schatz zu heben: Nach einem Hinweis des französischen Musikwissenschaftlers Francois-Pierre Goy fand er auf Schloss Ledenburg in der Privatbibliothek der Dichterin Eleonore von Münster (1734 bis 1794) ein Exemplar des Erstdrucks von 1735. Gemeinsam mit Günter von Zadow publizierte er in der Edition Güntersberg eine Notenausgabe, und spielte das Werk bei Coviello Classics ein. Schon allein das ist ohne Zweifel eine Sensation.
Beim Anhören wird man feststellen: Alle Mühen haben sich gelohnt. Telemanns Fantasien für Viola da gamba sind ohne Zweifel ein bedeu- tendes Werk des Komponisten, den man nicht länger unterschätzen sollte. Sie sind unglaublich abwechslungsreich; die Formen reichen von der kunstvollen kanonischen Imitation bis hin zum nicht minder souverän gestalteten Tanz und vom komplexen, kontrapunktisch gearbeiteten Satz bis hin zu fugierenden Sätzen. Auch melodisch hat Telemann hier das Füllhorn ausgegossen; dabei beweist er zudem eine sehr weitgehende Kenntnis der Spielmöglichkeiten des Instrumentes. Er fordert den Solisten, aber seine Musik ist der Gambe stets angemessen. „Es sind nicht in allen Muscheln Perlen, aber man muss sie alle durchsuchen“, schreibt das Label im Programmheft. In diesem Falle wurde gleich eine ganze Perlenkette wiederentdeckt – unbedingt anhören
Dienstag, 9. August 2016
van Eyck: Engels Liedt (Carpe Diem)
Dass diese CD entstanden ist, ver- danken wir einem Zufall: „Am Abend des zweiten Aufnahmetages zu der Kammermusik-CD ,John come kiss me now' (..) übte ich für mich allein in der Kirche, in der die Aufnahme stattfand, auf der Blockflöte für den kommenden Tag. Jonas, der Produ- zent der CD, räumte noch einige Kabel auf, dann war es ganz still“, berichtet Gerald Stempfel. „Irgend- wann machte ich eine Pause, um mir Tee zu kochen. Jonas stand noch immer gedankenverloren vor der Kirche. Als er mich kommen sah, sagte er, dass, als er mich üben hörte, ihm die Idee zu einer van Eyck-Auf- nahme gekommen war – er hatte vor seinem inneren Ohr die Lachrymae-Variationen (..) gehört.“
Der Fluyten Lust-hof des Jacob van Eyck (um 1590 bis 1657) gehört für Stempfel zu den zentralen Werken, die ihn von Kindesbeinen an motiviert haben und ihn darin bestärkt haben, dass es seine Berufung ist, Blockflöte zu spielen. So kam es, dass nach dem Abschluss der Kammermusik-Auf- nahmen in einer einzigen Nacht spontan diese Einspielung aufgezeichnet worden ist. Sie transportiert, wie kaum eine andere CD des Labels von Jonas Niederstadt, über die reine Musik hinaus auch die besondere Atmosphäre, die Aura jener Sommernacht in der Klosterkirche Auhausen. Man hört sogar die Glocke schlagen.
Jacob van Eyck, von Geburt an blind, war ein berühmter Glockenspieler und ein gesuchter Glockenexperte. Er lebte im niederländischen Utrecht. Auch als Flötenvirtuose erfreute er sich größter Beliebtheit, so dass ihm 1649 die Stadt sogar die Bezüge erhöhte – unter der Bedingung, dass er gelegentlich auf dem Janskerkhof, dem alten Utrechter Friedhof, für die Passanten musizieren solle. Im Fluyten Lust-hof, der bis dato größten Sammlung von Musik für ein Soloinstrument überhaupt, sind etliche seiner Werke veröffentlicht worden.
Gerald Stempfel stellt auf dieser CD nicht nur bedeutende Werke aus dem Fluyten Lust-hof vor; er zeigt auch, wie unterschiedlich Blockflöten klingen können – und das nicht nur, weil er Instrumente in verschiedenen Stimmlagen verwendet, vom Garkleinflötlein über Sopran- und Altblock- flöte bis hin zu Tenorblockflöten. Auch ein Gemshorn – das ist eine Flöte, die aus einem Kuh-Horn gefertigt wird – sowie eine Einhandflöte sind zu hören. Etliche dieser Instrumente hat Stempfel selbst angefertigt.
Sein Flötenspiel ist hochvirtuos, und Umgang mit van Eycks Musik ist sehr persönlich und individuell. Die Werke des Meisters sind Gerald Stempfel offenbar so präsent, dass man den Eindruck hat, diese Variationen entstehen gerade jetzt, als Improvisationen beim Spielen. Und dann schlägt die Glocke zur Mitternacht – mehr Intensität geht wirklich nicht.
Der Fluyten Lust-hof des Jacob van Eyck (um 1590 bis 1657) gehört für Stempfel zu den zentralen Werken, die ihn von Kindesbeinen an motiviert haben und ihn darin bestärkt haben, dass es seine Berufung ist, Blockflöte zu spielen. So kam es, dass nach dem Abschluss der Kammermusik-Auf- nahmen in einer einzigen Nacht spontan diese Einspielung aufgezeichnet worden ist. Sie transportiert, wie kaum eine andere CD des Labels von Jonas Niederstadt, über die reine Musik hinaus auch die besondere Atmosphäre, die Aura jener Sommernacht in der Klosterkirche Auhausen. Man hört sogar die Glocke schlagen.
Jacob van Eyck, von Geburt an blind, war ein berühmter Glockenspieler und ein gesuchter Glockenexperte. Er lebte im niederländischen Utrecht. Auch als Flötenvirtuose erfreute er sich größter Beliebtheit, so dass ihm 1649 die Stadt sogar die Bezüge erhöhte – unter der Bedingung, dass er gelegentlich auf dem Janskerkhof, dem alten Utrechter Friedhof, für die Passanten musizieren solle. Im Fluyten Lust-hof, der bis dato größten Sammlung von Musik für ein Soloinstrument überhaupt, sind etliche seiner Werke veröffentlicht worden.
Gerald Stempfel stellt auf dieser CD nicht nur bedeutende Werke aus dem Fluyten Lust-hof vor; er zeigt auch, wie unterschiedlich Blockflöten klingen können – und das nicht nur, weil er Instrumente in verschiedenen Stimmlagen verwendet, vom Garkleinflötlein über Sopran- und Altblock- flöte bis hin zu Tenorblockflöten. Auch ein Gemshorn – das ist eine Flöte, die aus einem Kuh-Horn gefertigt wird – sowie eine Einhandflöte sind zu hören. Etliche dieser Instrumente hat Stempfel selbst angefertigt.
Sein Flötenspiel ist hochvirtuos, und Umgang mit van Eycks Musik ist sehr persönlich und individuell. Die Werke des Meisters sind Gerald Stempfel offenbar so präsent, dass man den Eindruck hat, diese Variationen entstehen gerade jetzt, als Improvisationen beim Spielen. Und dann schlägt die Glocke zur Mitternacht – mehr Intensität geht wirklich nicht.
Beethoven: Missa solemnis; Harnoncourt (Sony)
Seine letzten Konzerte mit Beethovens berühmter Missa solemnis, beim Styriarte-Festival und bei den Salz- burger Festspielen im Sommer 2015, bezeichnete Nikolaus Harnoncourt als sein musikalisches Vermächtnis. Es waren die letzten Konzerte eines bedeutenden Dirigenten; und es war sein ausdrücklicher Wunsch, dass die bei den Proben und Konzerten in Graz entstandenen Mitschnitte seine letzte Veröffentlichung werden sollten.
Mit der Missa solemnis hatte Harnoncourt 1992 sein Debüt bei den Salzburger Festspielen gegeben. Mit dem Werk hatte der Musiker zunächst Probleme; bei den Wiener Philhar- monikern hatte er als Cellist immerhin sieben verschiedene Interpreta- tionen kennengelernt – und war mit keiner zufrieden. Erst in hohem Alter gelang es ihm, Beethovens Musik zu erschließen: „Was immer ich als leeres Pathos enpfunden habe, hat sich plötzlich ins Gegenteil verkehrt“, so zitiert das Beiheft Harnoncourt.
In der Partitur fand er „seinen“ Beethoven, und indem er die Vorgaben des Komponisten so getreu wie nur möglich einzuhalten versuchte, erkannte er sein Ziel: „Das Unerhörte wiederzufinden und erlebbar zu machen“. Um den originalen Klang zu reproduzieren, spielt der Concentus Musicus Wien Streichinstrumente mit Darmsaiten, Naturtrompeten, alte Posaunen, alte Pauken und dazu auch historische Holzblasinstrumente: „Beethoven verlangt in der Missa solemnis Klarinetten in A, in B und in C – aber
C-Klarinetten spielt heute kein Orchester mehr, Heute ist alles transpo- niertes Dur und Moll, die Tonarten-Charakteristik wird einem nicht mehr bewusst“, so Harnoncourt. Die Einspielung soll die alten Kirchentonarten und die Klangfarben, mit denen Beethoven einst bewusst gestaltete, wieder erlebbar machen.
Auch das beteiligte Solistenquartett – Laura Aikin, Bernarda Fink, Johannes Chum und Ruben Drole – sowie der Arnold Schoenberg Chor sind vertraute Musizierpartner, was Harnoncourt in seinem Anliegen unterstützt. So bleibt am Ende dieser Einspielung wie eines langen und ertragreichen Musikerlebens ein Wort dieses Pioniers der historischen Aufführungspraxis, das ebenso für Beethovens Werk wie generell für die Musik stehen kann: „Wir werden durch Verwandlungen geführt, so dass wir selbst wohl als Verwandelte herauskommen.“
Mit der Missa solemnis hatte Harnoncourt 1992 sein Debüt bei den Salzburger Festspielen gegeben. Mit dem Werk hatte der Musiker zunächst Probleme; bei den Wiener Philhar- monikern hatte er als Cellist immerhin sieben verschiedene Interpreta- tionen kennengelernt – und war mit keiner zufrieden. Erst in hohem Alter gelang es ihm, Beethovens Musik zu erschließen: „Was immer ich als leeres Pathos enpfunden habe, hat sich plötzlich ins Gegenteil verkehrt“, so zitiert das Beiheft Harnoncourt.
In der Partitur fand er „seinen“ Beethoven, und indem er die Vorgaben des Komponisten so getreu wie nur möglich einzuhalten versuchte, erkannte er sein Ziel: „Das Unerhörte wiederzufinden und erlebbar zu machen“. Um den originalen Klang zu reproduzieren, spielt der Concentus Musicus Wien Streichinstrumente mit Darmsaiten, Naturtrompeten, alte Posaunen, alte Pauken und dazu auch historische Holzblasinstrumente: „Beethoven verlangt in der Missa solemnis Klarinetten in A, in B und in C – aber
C-Klarinetten spielt heute kein Orchester mehr, Heute ist alles transpo- niertes Dur und Moll, die Tonarten-Charakteristik wird einem nicht mehr bewusst“, so Harnoncourt. Die Einspielung soll die alten Kirchentonarten und die Klangfarben, mit denen Beethoven einst bewusst gestaltete, wieder erlebbar machen.
Auch das beteiligte Solistenquartett – Laura Aikin, Bernarda Fink, Johannes Chum und Ruben Drole – sowie der Arnold Schoenberg Chor sind vertraute Musizierpartner, was Harnoncourt in seinem Anliegen unterstützt. So bleibt am Ende dieser Einspielung wie eines langen und ertragreichen Musikerlebens ein Wort dieses Pioniers der historischen Aufführungspraxis, das ebenso für Beethovens Werk wie generell für die Musik stehen kann: „Wir werden durch Verwandlungen geführt, so dass wir selbst wohl als Verwandelte herauskommen.“
Montag, 8. August 2016
Beethoven: Symphonies 4 & 5; Harnoncourt (Sony)
„Der Concentus und ich haben 2013 im Theater an der Wien, im ,Heimattheater' Beethovens, den Fidelio aufgeführt“, berichtete Nikolaus Harnoncourt in einem Gespräch, das im Beiheft zu dieser CD nachzulesen ist. „Das war der Anlass, der war so ein Augen- und Ohrenöffner für uns, dass aus dem Concentus selbst der Wunsch kam, jetzt müssten wir an die Symphonien gehen. Und dann haben wir erst einmal die Erste und die Zweite Symphonie gespielt, dann die Dritte und nun die Vierte und Fünfte. Wir tasten uns also langsam heran und hoffen dann, den gesamten Zyklus in Graz spielen zu können.“
Diese Hoffnung ging leider nicht in Erfüllung; die Kraft hat dafür nicht mehr ausgereicht. Im Dezember 2015, einen Tag vor seinem 86. Geburts- tag, verkündete der Österreicher, der mit vollem Namen Johannes Nicolaus Graf de la Fontaine und d’Harnoncourt-Unverzagt heißt, den Rücktritt vom Dirigentenpult. Am 5. März 2016 ist er dann gestorben.
Der Musiker, der seine Karriere 1952 als Cellist ausgerechnet bei den Wiener Philharmonikern unter Herbert von Karajan begann, war unermüdlich auf der Suche nach der musikalischen Wahrheit, dem „richtigen“ Klang. So fand er sich bald mit Musikerkollegen im Concentus Musicus Wien zusammen, um in Vergessenheit geratene historische Spieltechniken und verloren gegangenes rhetorisches Verständnis wiederzubeleben. Obwohl er sich lange dagegen gesträubt hatte, begann Harnoncourt in den 70er Jahren, auch als Dirigent zu wirken. Er arbeitete mit renommierten Orchestern, und er erarbeitete mit diversen Ensembles eine Vielzahl von Opern. Gern gab Harnoncourt sein Wissen an die jüngere Generation weiter. So prägte er eine ganze Generation von Musikern und Musikfreunden. Die Styriarte in Graz ist schließlich „sein“ Festival geworden.
Die Vierte und die Fünfte Symphonie von Ludwig van Beethoven sind Harnoncourts letzte CD-Aufnahme. Im Mai 2015 spielte er beide mit dem Concentus Musicus im Goldenen Saal des Wiener Musikvereins ein, und zwar zum ersten Mal ausschließlich auf Instrumenten, wie sie zur Beethovenzeit genutzt worden sind. Damit erfüllte sich Harnoncourt einen lang gehegten Wunsch. Über die Vierte meint Harnoncourt: „Sie ist wahrscheinlich einfach eine Symphonie, in der Beethoven alle seine musikalischen Kenntnisse eingebracht hat. Seine Kompositionsweise ist hier sozusagen mehr in den gewohnten Bahnen und man hat das Gefühl, er folgt Poesien, sehr poetischen Gedichten. Ich glaube, gerade die Vierte bietet ungeahnt viele Assoziationen und Bilder an.“
Auch die Fünfte liest Harnoncourt neu. Es sei „wirklich grotesk, dass sie als ,die' Symphonie schlechthin gilt, weil es wahrscheinlich die einzige Nicht-Symphonie ist von allen.“ Sie beginne nicht einmal mit einem Thema – und das mit dem Schicksal, das an die Pforte klopft, möge man bitte ebenfalls nicht so ernst nehmen: „Das hat angeblich der Anton Schindler, Beethovens Sekretär, darüber nachträglich gesagt, aber der hat so viele Sachen gesagt, die er nicht verstanden hat. Man soll diesen Leuten, die um ein Genie herum sind, nicht alles aufs Wort glauben.“
Den Kern des Werkes sieht Harnoncourt im Wechsel von c-Moll nach
C-Dur – und wenn sich dieser Wechsel ereignet, kommen obendrein neue Instrumente hinzu: Drei Posaunen, eine Piccoloflöte und ein Kontrafagott, so erklärt der Dirigent: „Mit Ausnahme des Kontrafagotts sind das die Instrumente der Freiluftmusik.“ Hier öffne sich eine Türe nach außen, ins Freie. Diese Lesart lässt das Ensemble konsequent hörbar werden; das klingt mitunter ungewohnt, aber es ist ohne Zweifel reizvoll.
Diese Hoffnung ging leider nicht in Erfüllung; die Kraft hat dafür nicht mehr ausgereicht. Im Dezember 2015, einen Tag vor seinem 86. Geburts- tag, verkündete der Österreicher, der mit vollem Namen Johannes Nicolaus Graf de la Fontaine und d’Harnoncourt-Unverzagt heißt, den Rücktritt vom Dirigentenpult. Am 5. März 2016 ist er dann gestorben.
Der Musiker, der seine Karriere 1952 als Cellist ausgerechnet bei den Wiener Philharmonikern unter Herbert von Karajan begann, war unermüdlich auf der Suche nach der musikalischen Wahrheit, dem „richtigen“ Klang. So fand er sich bald mit Musikerkollegen im Concentus Musicus Wien zusammen, um in Vergessenheit geratene historische Spieltechniken und verloren gegangenes rhetorisches Verständnis wiederzubeleben. Obwohl er sich lange dagegen gesträubt hatte, begann Harnoncourt in den 70er Jahren, auch als Dirigent zu wirken. Er arbeitete mit renommierten Orchestern, und er erarbeitete mit diversen Ensembles eine Vielzahl von Opern. Gern gab Harnoncourt sein Wissen an die jüngere Generation weiter. So prägte er eine ganze Generation von Musikern und Musikfreunden. Die Styriarte in Graz ist schließlich „sein“ Festival geworden.
Die Vierte und die Fünfte Symphonie von Ludwig van Beethoven sind Harnoncourts letzte CD-Aufnahme. Im Mai 2015 spielte er beide mit dem Concentus Musicus im Goldenen Saal des Wiener Musikvereins ein, und zwar zum ersten Mal ausschließlich auf Instrumenten, wie sie zur Beethovenzeit genutzt worden sind. Damit erfüllte sich Harnoncourt einen lang gehegten Wunsch. Über die Vierte meint Harnoncourt: „Sie ist wahrscheinlich einfach eine Symphonie, in der Beethoven alle seine musikalischen Kenntnisse eingebracht hat. Seine Kompositionsweise ist hier sozusagen mehr in den gewohnten Bahnen und man hat das Gefühl, er folgt Poesien, sehr poetischen Gedichten. Ich glaube, gerade die Vierte bietet ungeahnt viele Assoziationen und Bilder an.“
Auch die Fünfte liest Harnoncourt neu. Es sei „wirklich grotesk, dass sie als ,die' Symphonie schlechthin gilt, weil es wahrscheinlich die einzige Nicht-Symphonie ist von allen.“ Sie beginne nicht einmal mit einem Thema – und das mit dem Schicksal, das an die Pforte klopft, möge man bitte ebenfalls nicht so ernst nehmen: „Das hat angeblich der Anton Schindler, Beethovens Sekretär, darüber nachträglich gesagt, aber der hat so viele Sachen gesagt, die er nicht verstanden hat. Man soll diesen Leuten, die um ein Genie herum sind, nicht alles aufs Wort glauben.“
Den Kern des Werkes sieht Harnoncourt im Wechsel von c-Moll nach
C-Dur – und wenn sich dieser Wechsel ereignet, kommen obendrein neue Instrumente hinzu: Drei Posaunen, eine Piccoloflöte und ein Kontrafagott, so erklärt der Dirigent: „Mit Ausnahme des Kontrafagotts sind das die Instrumente der Freiluftmusik.“ Hier öffne sich eine Türe nach außen, ins Freie. Diese Lesart lässt das Ensemble konsequent hörbar werden; das klingt mitunter ungewohnt, aber es ist ohne Zweifel reizvoll.
Alma Llanera - Soul of the Plains (Genuin)
Entdecke den Südamerikaner in Dir!, fordert Thomas Clamor von den Musikern „seiner“ Sächsischen Bläserphilharmonie. Mittlerweile wird die Kompetenz des Chefdirigen- ten dieses einzigartigen Ensembles und künstlerischen Leiters der Deutschen Bläserakademie weltweit geschätzt. So lehrt er an Musikhoch- schulen und in Meisterkursen. Im Jahre 2010 gründete er das Große Europäische Blechbläserensemble mit Sitz im österreichischen Kloster Stift Melk. Und in Venezuela entsteht auf seine Initiative hin die erste latein- amerikanische Brass-Akademie sowie das Venezuelan Brass Ensemble.
Dass diese Kontakte auch die Sächsische Bläserphilharmonie voran- bringen, beweist die vorliegende CD, an der auch einige der besten Solisten des venezolanischen Orquesta Juvenil e Infantil Alma Llanera mitgewirkt haben. Gemeinsam mit ihren deutschen Musikerkollegen entführen sie den Hörer auf eine Reise in ihre Heimat, die sich offenbar vor allem durch Vielfalt auszeichnet. Was für Rhythmen und Emotionen!
Dass diese Kontakte auch die Sächsische Bläserphilharmonie voran- bringen, beweist die vorliegende CD, an der auch einige der besten Solisten des venezolanischen Orquesta Juvenil e Infantil Alma Llanera mitgewirkt haben. Gemeinsam mit ihren deutschen Musikerkollegen entführen sie den Hörer auf eine Reise in ihre Heimat, die sich offenbar vor allem durch Vielfalt auszeichnet. Was für Rhythmen und Emotionen!
Sonntag, 7. August 2016
Zaderatsky: 24 Preludes & Fugues (Hänssler Profil)
Dass wir heute diese Doppel-CD mit Musik von Wselowod Petrowitsch Saderatski (1891 bis 1953) anhören können, ist eine Sensation. Zum einen ist es ein Wunder, dass der Komponist die Stalinzeit überlebt hat. Denn Saderatski stammte aus einer russischen Adelsfamilie. Er ging in Kursk zur Schule, und studierte dann am Moskauer Konservatorium. Im ersten Weltkrieg und wohl auch noch im russischen Bürgerkrieg kämpfte er unter dem Befehl von Anton Iwanowitsch Denikin. Allein die Zugehörigkeit zu den „Weißgardisten“ war seinerzeit Grund genug für ein Todesurteil.
Doch Saderatski war obendrein bis zu seiner Einberufung der Klavierlehrer des Zarensohns und Thronfolgers Alexej Romanow gewesen – was ihm ebenfalls garantiert bei den Bolschewiki keine Sympathiepunkte brachte. Erstaunlicherweise durfte er nach dem Sieg der Roten Armee dennoch sein Studium fortsetzen, und schloss es 1923 ab.
Saderatski wurde mehrfach verhaftet, so auch 1937, wo er wegen „Verbrei- tung faschistischer Musik“ – er hatte mit einem Schulorchester Werke von Richard Wagner und Richard Strauss einstudiert – zu zehn Jahren „Haft ohne Recht auf Briefwechsel“ im Nordosten Sibiriens verurteilt wurde. Diese Lager waren üblicherweise ein Ort ohne Wiederkehr; die Lebens- bedingungen dort waren besonders hart, und die Arbeit schwer.
Saderatski war, so berichtet sein Sohn, ein „Geschichtenerzähler“; die Mithäftlinge und wohl auch die Wachen schätzten ihn, und so durfte er manchmal in der Baracke bleiben, während die anderen seine Arbeit mit übernahmen. Das Arbeitslager überlebte er letztendlich auch, weil seine Frau sich vehement für ihn einsetzte; so wurde er bereits nach zwei Jahren „wegen der Schließung des Falles“ entlassen.
Für den Rest seiner Jahre aber wurde Saderatski in die Provinz verbannt. Und auch wenn er ab 1949 am Konservatorium in Lemberg unterrichten konnte, durfte seine Musik weder publiziert noch aufgeführt werden. Mehrfach wurden Werke sogar vernichtet. Dennoch komponierte Saderatski – sogar im Arbeitslager, wo es ihm gelungen ist, Papier und einen Bleistift zu organisieren. Die 24 Präludien und Fugen notierte er auf der Rückseite von Telegramm-Formularen; und weil er keinen Radier- gummi hatte, musste Saderatski darauf achten, bei der Niederschrift ja keine Fehler zu machen.
Man glaubt es kaum, aber erst im Jahre 2015 erfolgte die Uraufführung dieser Musik durch den Pianisten Jascha Nemtsov bei den 6. Internatio- nalen Schostakowitsch Tagen im Kurort Gohrisch, in der Sächsischen Schweiz. Das ist ein guter Ort für ein solches Projekt, denn das Festival widmet sich dem Themenkreis Musik und Diktatur. Eine Einspielung ist nun zudem auf zwei CD bei Hänssler Profil verfügbar.
Und sie ist faszinierend: Die 24 Präludien und Fugen von Saderatski ähneln in ihrer Konzeption und in ihrer Konsequenz den Vorbildern von Bach und Schostakowitsch. Wie diese beeindrucken sie durch ein breites Ausdrucksspektrum, das hier von barock-verspielt bis zu dramatisch-düster reicht. Saderatski arbeitet sowohl mit „klassischen“ Formen als auch mit „modernen“ Klangfarben. Oft nutzt er zudem ein Leitmotiv, das jeweils sowohl das Präludium als auch die Fuge prägt.
Die Musik ist ebenso ausdrucksstark wie einzigartig; man kann Jascha Nemtsov für diese Entdeckung daher nicht genug danken. Und man wünscht sich, den Zyklus zumindest in Teilen zukünftig auch im Konzertsaal hören zu können – Saderatskis Werk ist jede Mühe wert.
Doch Saderatski war obendrein bis zu seiner Einberufung der Klavierlehrer des Zarensohns und Thronfolgers Alexej Romanow gewesen – was ihm ebenfalls garantiert bei den Bolschewiki keine Sympathiepunkte brachte. Erstaunlicherweise durfte er nach dem Sieg der Roten Armee dennoch sein Studium fortsetzen, und schloss es 1923 ab.
Saderatski wurde mehrfach verhaftet, so auch 1937, wo er wegen „Verbrei- tung faschistischer Musik“ – er hatte mit einem Schulorchester Werke von Richard Wagner und Richard Strauss einstudiert – zu zehn Jahren „Haft ohne Recht auf Briefwechsel“ im Nordosten Sibiriens verurteilt wurde. Diese Lager waren üblicherweise ein Ort ohne Wiederkehr; die Lebens- bedingungen dort waren besonders hart, und die Arbeit schwer.
Saderatski war, so berichtet sein Sohn, ein „Geschichtenerzähler“; die Mithäftlinge und wohl auch die Wachen schätzten ihn, und so durfte er manchmal in der Baracke bleiben, während die anderen seine Arbeit mit übernahmen. Das Arbeitslager überlebte er letztendlich auch, weil seine Frau sich vehement für ihn einsetzte; so wurde er bereits nach zwei Jahren „wegen der Schließung des Falles“ entlassen.
Für den Rest seiner Jahre aber wurde Saderatski in die Provinz verbannt. Und auch wenn er ab 1949 am Konservatorium in Lemberg unterrichten konnte, durfte seine Musik weder publiziert noch aufgeführt werden. Mehrfach wurden Werke sogar vernichtet. Dennoch komponierte Saderatski – sogar im Arbeitslager, wo es ihm gelungen ist, Papier und einen Bleistift zu organisieren. Die 24 Präludien und Fugen notierte er auf der Rückseite von Telegramm-Formularen; und weil er keinen Radier- gummi hatte, musste Saderatski darauf achten, bei der Niederschrift ja keine Fehler zu machen.
Man glaubt es kaum, aber erst im Jahre 2015 erfolgte die Uraufführung dieser Musik durch den Pianisten Jascha Nemtsov bei den 6. Internatio- nalen Schostakowitsch Tagen im Kurort Gohrisch, in der Sächsischen Schweiz. Das ist ein guter Ort für ein solches Projekt, denn das Festival widmet sich dem Themenkreis Musik und Diktatur. Eine Einspielung ist nun zudem auf zwei CD bei Hänssler Profil verfügbar.
Und sie ist faszinierend: Die 24 Präludien und Fugen von Saderatski ähneln in ihrer Konzeption und in ihrer Konsequenz den Vorbildern von Bach und Schostakowitsch. Wie diese beeindrucken sie durch ein breites Ausdrucksspektrum, das hier von barock-verspielt bis zu dramatisch-düster reicht. Saderatski arbeitet sowohl mit „klassischen“ Formen als auch mit „modernen“ Klangfarben. Oft nutzt er zudem ein Leitmotiv, das jeweils sowohl das Präludium als auch die Fuge prägt.
Die Musik ist ebenso ausdrucksstark wie einzigartig; man kann Jascha Nemtsov für diese Entdeckung daher nicht genug danken. Und man wünscht sich, den Zyklus zumindest in Teilen zukünftig auch im Konzertsaal hören zu können – Saderatskis Werk ist jede Mühe wert.
Samstag, 6. August 2016
Pasión Tango - Friedrich Kleinhapl und Andreas Woyke (Ars Produktion)
Ein Cellist und ein Pianist spielen zusammen Tango – und wie! Wenn Friedrich Kleinhapl und Andreas Woyke diese Musik gestalten, dann hat man mitunter den Eindruck, jeder könnte Gedanken und Gefühle des anderen lesen. Doch bis zu dieser CD war es ein langer Weg: „2003 traten Andreas Woyke und ich mit Astor Piazzollas Grand Tango zum ersten Mal gemeinsam auf“, berichtet Kleinhapl. „Das war meine erste intensivere Auseinandersetzung mit Tangos und Astor Piazzolla. Dieses so unglaublich energiegeladene Stück ließ uns nie mehr los, löste eine Sehnsucht nach mehr aus. Die große Frage war aber immer: wie sollten wir zu Arrangements anderer Tangos für unsere Besetzung kommen, die so stark sind, dass sie neben dem Grand Tango bestehen können?“
Die Antwort verblüfft: Es ergab sich. In Caracas lernte Kleinhapl beim Musizieren mit dem Simón Bolívar Orchester den venezolanischen Kompo- nisten Federico Ruíz kennen. Er schrieb ein hinreißendes Arrangement von Piazzollas Adiós Nonino, die Österreicherin Dorothee Badent arrangierte Milonga del ángel. Auch der in Hollywood arbeitende Gerrit Wunder schuf Bearbeitungen speziell für die beiden Musiker. „Die Ideen flogen wie in einem Ping-Pong-Spiel zwischen uns hin und her“, so der Cellist. „Aus den Arrangements unserer Komponistenfreunde wurden sehr rasch unsere eigenen. (..) Entstanden ist dabei wahrscheinlich so etwas wie eine Mischung aus südamerikanischer Inspiration mit bewusst nicht verleug- neten europäischen Wurzeln – jedenfalls aber zumindest für uns selbst ein Rausch der Energien, Klangfarben und Stimmungen.“ Dem ist nur noch hinzuzufügen, dass Woyke und Kleinhapl ganz phantastisch mit- einander musizieren. Unbedingt anhören!
Die Antwort verblüfft: Es ergab sich. In Caracas lernte Kleinhapl beim Musizieren mit dem Simón Bolívar Orchester den venezolanischen Kompo- nisten Federico Ruíz kennen. Er schrieb ein hinreißendes Arrangement von Piazzollas Adiós Nonino, die Österreicherin Dorothee Badent arrangierte Milonga del ángel. Auch der in Hollywood arbeitende Gerrit Wunder schuf Bearbeitungen speziell für die beiden Musiker. „Die Ideen flogen wie in einem Ping-Pong-Spiel zwischen uns hin und her“, so der Cellist. „Aus den Arrangements unserer Komponistenfreunde wurden sehr rasch unsere eigenen. (..) Entstanden ist dabei wahrscheinlich so etwas wie eine Mischung aus südamerikanischer Inspiration mit bewusst nicht verleug- neten europäischen Wurzeln – jedenfalls aber zumindest für uns selbst ein Rausch der Energien, Klangfarben und Stimmungen.“ Dem ist nur noch hinzuzufügen, dass Woyke und Kleinhapl ganz phantastisch mit- einander musizieren. Unbedingt anhören!
Freitag, 5. August 2016
Theo Adam - Edition zum 90. Geburtstag (Berlin Classics)
„Aber so ist das mit einem Sängerleben – uns bleibt Gott sei Dank nur die Erinnerung!“, mit diesen Worten schließt Peter Schreier seine Gratulation an Theo Adam, der jüngst seinen 90. Geburtstag gefeiert hat. Glücklicherweise sind im Laufe einer langen Sängerkarriere aber auch zahlreiche Mitschnitte und Aufnahmen entstanden, so dass man den Dresdner Bassbariton in einigen seiner Partien noch immer hören kann.
So hat Berlin Classics als besondere Gabe zum Ehrentag des Jubilars drei CD in einer Box zusammengefasst, die an die erfolgreiche Laufbahn des Sängers erinnern. Es erklingen sowohl geistliche Arien aus Bachs Weihnachtsoratorium, der Matthäus-Passion und einigen Kantaten, als auch Arien aus Mozarts Opern sowie Ausschnitte aus Opern von Richard Strauss und Richard Wagner. Entstanden sind all diese Einspielungen in der sächsischen Heimat. Doch der Wirkungskreis von Theo Adam war weit; er reichte von der Dresdner Semperoper über die New Yorker Met und die Mailänder Scala bis nach Bayreuth.
Vom Meister Ortel in den Meistersingern bis hin zum Ochs von Lerchenau im Rosenkavalier – im Laufe der Jahre hat Theo Adam weit über hundert verschiedene Rollen gesungen und verkörpert. Sein Humor ist ebenso legendär wie seine sängerische Präzision, sein Stilbewusstsein und sein Ringen um Textverständlichkeit (was weit darüber hinaus zielte, dass das Publikum jedes Wort verstehen kann). Von der Bühne und aus dem öffentlichen Leben hat sich Theo Adam mittlerweile zurückgezogen. Diese drei CD zeigen uns den großen Sänger noch einmal auf der Höhe seiner Kraft und seines Könnens – ausgesprochen beeindruckend!
So hat Berlin Classics als besondere Gabe zum Ehrentag des Jubilars drei CD in einer Box zusammengefasst, die an die erfolgreiche Laufbahn des Sängers erinnern. Es erklingen sowohl geistliche Arien aus Bachs Weihnachtsoratorium, der Matthäus-Passion und einigen Kantaten, als auch Arien aus Mozarts Opern sowie Ausschnitte aus Opern von Richard Strauss und Richard Wagner. Entstanden sind all diese Einspielungen in der sächsischen Heimat. Doch der Wirkungskreis von Theo Adam war weit; er reichte von der Dresdner Semperoper über die New Yorker Met und die Mailänder Scala bis nach Bayreuth.
Vom Meister Ortel in den Meistersingern bis hin zum Ochs von Lerchenau im Rosenkavalier – im Laufe der Jahre hat Theo Adam weit über hundert verschiedene Rollen gesungen und verkörpert. Sein Humor ist ebenso legendär wie seine sängerische Präzision, sein Stilbewusstsein und sein Ringen um Textverständlichkeit (was weit darüber hinaus zielte, dass das Publikum jedes Wort verstehen kann). Von der Bühne und aus dem öffentlichen Leben hat sich Theo Adam mittlerweile zurückgezogen. Diese drei CD zeigen uns den großen Sänger noch einmal auf der Höhe seiner Kraft und seines Könnens – ausgesprochen beeindruckend!
Mittwoch, 3. August 2016
Celebrating David Geringas (Hänssler Classic)
Mit einer CD ehrt Hänssler Classic den Cellisten David Geringas, der jüngst seinen 70. Geburtstag feierte. Dazu wurden Aufnahmen zusam- mengestellt, die man fast durchweg als Meilensteine seines musikali- schen Weges betrachten kann. Die Auswahl war sicherlich nicht einfach, denn der Musiker hat fast hundert CD eingespielt; viele davon wurden mit Preisen ausgezeichnet. Zu hören ist beispielsweise der erste Satz, Allegro, aus dem Streichquin- tett in fis-Moll op. 63 von Walter Braunfels, interpretiert von Geringas gemeinsam mit dem Grigolts-Quartett. Für diese Aufnahme gab es 2013 den Echo Klassik sowie den Supersonic Award.
Die CD beginnt mit dem ersten Satz aus der Sonate Nr. 2 D-Dur op. 58 von Felix Mendelssohn Bartholdy. „Ich war in Moskau einer der wenigen Cellisten, der seine Sonaten überhaupt gespielt hat“, berichtet Geringas im Beiheft. „Im ersten Konzert, das ich mit meiner Frau Tatjana nach der Geburt unseres Sohnes Alexander gegeben habe, stand die zweite Sonate von Mendelssohn auf dem Programm. (..) Rostropowitsch saß übrigens damals im Konzert, und das hatte für meine Frau angenehme Folgen: Sie bekam ihre erste Anstellung als Lehrerin am Moskauer Konservatorium.“
Immer wieder hat Geringas auch Musikstücke uraufgeführt, darunter etliche Werke von Komponisten aus seiner Heimat Litauen. So erklingt auf dieser CD Musik von Osvaldas Balakauskas, Anatolijus Šenderovas und Vytautas Laurušas. „Das ganze Schaffen von Balakauskas ist so anders, so schwer zugänglich, mit so vielen technischen Problemen verbunden, dass es für mich eine der größten Herausforderungen wurde“, erläutert der Cellist. An die Grenzen des Unmöglichen zu gehen, ein tiefgreifendes Verständnis auch für komplexe Musik zu erarbeiten und durch das eigene Musizieren die Absichten der Komponisten hörbar zu machen, darauf legte bereits Mstislaw Rostropowitsch größte Wert, bei dem David Geringas einst studierte. „Man muss stets so spielen, als ob man das Stück zum ersten Mal spielt – aber fundiert durch ein großes Wissen“, unterstreicht der Musiker; im Beiheft ist das komplette, sehr interessante Gespräch nachzulesen, das Jan Brachmann mit David Geringas geführt hat.
Das Programm wird abgerundet durch weniger avantgardistische Klänge: Gemeinsam mit dem Geiger Dmitry Sitkovetsky und dem Pianisten Jascha Nemtsov spielt Geringas einen Satz aus Schostakowitschs Trio op. 67. Gleichsam eingerahmt wird alles durch Werke von Jean Sibelius und Edvard Grieg; am Klavier begleitet den Cellisten dabei Ian Fountain.
Die CD beginnt mit dem ersten Satz aus der Sonate Nr. 2 D-Dur op. 58 von Felix Mendelssohn Bartholdy. „Ich war in Moskau einer der wenigen Cellisten, der seine Sonaten überhaupt gespielt hat“, berichtet Geringas im Beiheft. „Im ersten Konzert, das ich mit meiner Frau Tatjana nach der Geburt unseres Sohnes Alexander gegeben habe, stand die zweite Sonate von Mendelssohn auf dem Programm. (..) Rostropowitsch saß übrigens damals im Konzert, und das hatte für meine Frau angenehme Folgen: Sie bekam ihre erste Anstellung als Lehrerin am Moskauer Konservatorium.“
Immer wieder hat Geringas auch Musikstücke uraufgeführt, darunter etliche Werke von Komponisten aus seiner Heimat Litauen. So erklingt auf dieser CD Musik von Osvaldas Balakauskas, Anatolijus Šenderovas und Vytautas Laurušas. „Das ganze Schaffen von Balakauskas ist so anders, so schwer zugänglich, mit so vielen technischen Problemen verbunden, dass es für mich eine der größten Herausforderungen wurde“, erläutert der Cellist. An die Grenzen des Unmöglichen zu gehen, ein tiefgreifendes Verständnis auch für komplexe Musik zu erarbeiten und durch das eigene Musizieren die Absichten der Komponisten hörbar zu machen, darauf legte bereits Mstislaw Rostropowitsch größte Wert, bei dem David Geringas einst studierte. „Man muss stets so spielen, als ob man das Stück zum ersten Mal spielt – aber fundiert durch ein großes Wissen“, unterstreicht der Musiker; im Beiheft ist das komplette, sehr interessante Gespräch nachzulesen, das Jan Brachmann mit David Geringas geführt hat.
Das Programm wird abgerundet durch weniger avantgardistische Klänge: Gemeinsam mit dem Geiger Dmitry Sitkovetsky und dem Pianisten Jascha Nemtsov spielt Geringas einen Satz aus Schostakowitschs Trio op. 67. Gleichsam eingerahmt wird alles durch Werke von Jean Sibelius und Edvard Grieg; am Klavier begleitet den Cellisten dabei Ian Fountain.
Dienstag, 2. August 2016
Romantic Cello (Es-Dur)
Zum 70. Geburtstag gratuliert mit dieser CD dem Cellisten David Geringas das Label Es-Dur. Was könnte zu einem solchen Anlass besser passen als ein Programm mit Werken der Romantiker? Und so sind hier die Sonate in a-Moll D. 821 Arpeggione von Franz Schubert zu hören, die Fantasiestücke op. 73 und die Fünf Stücke im Volkston op. 102 von Robert Schumann, sechs Lieder von Johannes Brahms – die Transkriptionen sind noch zu Leb- zeiten des Komponisten bei seinem Verleger Simrock erschienen – und die Romanze in F-Dur von Richard Strauss.
Die Aufnahmen, aus dem Jahre 1993, hat David Geringas gemeinsam mit seiner Frau Tatjana eingespielt. Sie musizierte mit ihm zusammen bereits während des Studiums am Moskauer Konservatorium, und war ihm mehr als 40 Jahre lang eine perfekte Duopartnerin.
David Geringas, ein Schüler von Mstislaw Rostropowitsch, hat nicht nur Konzerte mit einer Vielzahl von Orchestern und Dirigenten gegeben und knapp hundert CD eingespielt. Er hat selbst auch sehr erfolgreich junge Cellisten ausgebildet. Geringas lehrte als Professor in Hamburg, Lübeck und Berlin; in seiner Celloklasse haben unter anderem Jens Peter Maintz, Tatjana Vassilieva, Johannes Moser, Sol Gabetta und Gustav Rivinius studiert. Der Musiker wurde mit einer Vielzahl von Preisen und Auszeich- nungen geehrt. Und er musiziert immer noch, mit Leidenschaft und Präzision; seinen Ehrentag feierte der Jubilar beim Siena Festival, und auch im August wird er mehrere Konzerte spielen. Wir wünschen dem Musiker weiterhin Gesundheit, Kraft und Kreativität – herzlichen Glückwunsch!
Die Aufnahmen, aus dem Jahre 1993, hat David Geringas gemeinsam mit seiner Frau Tatjana eingespielt. Sie musizierte mit ihm zusammen bereits während des Studiums am Moskauer Konservatorium, und war ihm mehr als 40 Jahre lang eine perfekte Duopartnerin.
David Geringas, ein Schüler von Mstislaw Rostropowitsch, hat nicht nur Konzerte mit einer Vielzahl von Orchestern und Dirigenten gegeben und knapp hundert CD eingespielt. Er hat selbst auch sehr erfolgreich junge Cellisten ausgebildet. Geringas lehrte als Professor in Hamburg, Lübeck und Berlin; in seiner Celloklasse haben unter anderem Jens Peter Maintz, Tatjana Vassilieva, Johannes Moser, Sol Gabetta und Gustav Rivinius studiert. Der Musiker wurde mit einer Vielzahl von Preisen und Auszeich- nungen geehrt. Und er musiziert immer noch, mit Leidenschaft und Präzision; seinen Ehrentag feierte der Jubilar beim Siena Festival, und auch im August wird er mehrere Konzerte spielen. Wir wünschen dem Musiker weiterhin Gesundheit, Kraft und Kreativität – herzlichen Glückwunsch!
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