Michail Benediktowitsch Kugel, Jahrgang 1946, studierte an der Musikhochschule in seiner Heimatstadt Charkov sowie am Rimski-Korsakow-Konservatorium in Leningrad. Er war Solist der Moskauer Konzertorganisation "Moskonzert", Violist des Staat- lichen Beethoven Quartetts und unterrichtete am Moskauer Tschaikowski-Konservatorium.
1990 ging er nach Jerusalem, wo er als Professor an der Rubin Academy of Music and Dance arbeitete. Seit 1996 lebt er in Belgien. Heute lehrt er als Professor an den Königlichen Konservatorien in Gent und in Maastricht.
Er hat mehr als 20 CD eingespielt und etliche Werke komponiert; auch im Konzertsaal ist er offenbar ziemlich präsent. Und dennoch ist er im Westen nach wie vor wenig bekannt, was ziemlich erstaunt, wenn man diese Aufnahmen hört. Denn da bleibt kein Zweifel: Hier musiziert einer der besten Virtuosen dieser Generation, und sein Repertoire ist erstaunlich vielgestaltig.
Da Stücke für die Bratsche nach wie vor rar sind, handelt es sich meistens um Bearbeitungen von Werken, die ursprünglich für andere Besetzungen geschrieben wurden. So komponierte Giovanni Battista Martini seine Sonate a-Moll op. 19 Nr. 3 für Violoncello und Cembalo, und Bachs Sonate Nr. 1 in G-Dur BWV 1027 entstand für Viola da Gamba und Cembalo. Michail Kugel wird bei dieser Aufzeichnung aus dem Jahre 1979 von Sergej Leschenko begleitet. Die beiden Musiker wählen frappierend langsame Tempi, bauen dadurch aber auch eine enorme Spannung auf, was sehr interessant ist.
Paganinis Sonate in C-Dur op. 35 hingegen nimmt Kugel als Virtuo- senstück; diesen Eindruck unterstreichen noch seine extrem an- spruchsvollen Kadenzen. Als Referenz an die russische Heimat erscheint Michail Glinkas Sonate für Viola und Klavier, die leider unvollendet blieb. Kugel schließt mit der Carmen-Fantasie von Franz Waxman, einem der bedeutendsten Komponisten von Filmmusiken überhaupt. Am Klavier ist hier Elena Kusnetzowa zu hören; sie Aufnahmen stammen aus dem Jahre 1989.