Dienstag, 31. August 2021

nothing but tuba (Genuin)


Tuba? Ist das nicht das ganz tiefe Blasinstrument, verantwortlich für das Fundament des Blechbläserklanges? So ist es – und auf dieser CD zeigen gleich drei Tubisten, wie wunderschön man damit musizieren kann. 

Constantin Hartwig, Fabian Neckermann und Steffen Schmid präsentieren Kompositionen aus 500 Jahren Musikgeschichte. Allerdings ist die Tuba ein ziemlich junges Instrument; die ersten Exemplare erklangen um 1835. Repertoire für Tuba-Trio ist ohnehin rar, und deshalb haben sich die drei Musiker passende Arrangements meist selbst geschrieben. 

Zu hören sind jedoch auch Originalkompositionen von Nico Samitz, die dieser eigens für das Tuba-Trio 21meter60 geschrieben hat. Ansonsten reicht das Programm von Monteverdis Canzonetten bis hin zur Filmmusik von Ennio Morricone. Was für ein Sound! Bei einigen Stücken komplettiert Schlagzeuger Severin Stitzenberger die Besetzung. 

Im Beiheft berichten die Tubisten, warum sie als Trio unterwegs sind: „Das Ganze hat ehrlich gesagt als verrückte Idee bei einem gemeinsamen Bier angefangen.“ Denn sie alle haben 2016 als Solisten am Deutschen Musikwettbewerb teilgenommen. Als Trio musizieren sie nun bereits fünf Jahre gemeinsam – und zu diesem Jubiläum kann man dem einzigartigen Bläserensemble nur gratulieren: Auf die nächsten fünf Jahre! 


 

Sonntag, 15. August 2021

Baroque Gender Stories (Deutsche Harmonia Mundi)


 Das Theater war, zumindest in der Vergangenheit, keine politisch korrekte Kunst. So scherten sich die Opernkomponisten früherer Jahrhunderte einen Krümel um Figur, Geschlecht oder Hautfarbe ihrer Darsteller. Arien wurden oftmals für den jeweiligen Sänger maßgeschneidert – oder eben für die Sängerin. 
Für heutige Verhältnisse erscheint das sicherlich irritierend, aber noch im 18. Jahrhundert war es auf der Opernbühne gängige Praxis, dass Kastraten als Königinnen oder Prinzessinnen auftraten, während Frauen in sogenannten Hosenrollen den Part von Helden oder Königen sangen. 

Die Lautten Compagney Berlin gibt gemeinsam mit Mezzosopranistin Vivica Genaux und Countertenor Lawrence Zazzo einen kleinen Einblick in das barocke Verwirrspiel. Auf diesem Album tauscht Vivica Genaux von Arie zu Arie mit Lawrence Zazzo die Rollen: Mal ist sie „primo uomo“ und er „prima donna“, mal umgekehrt. 

So besetzte Georg Friedrich Händel seinerzeit die Titelfigur seiner Oper Serse sowohl mit dem Kastraten-Superstar Caffarelli als auch mit einer Sängerin. Bei dieser Einspielung brilliert in der Partie des Perserkönigs die Mezzosopranistin, während der Countertenor die Rolle von Serses Braut Amastre übernimmt. Die beiden Sänger sind rundum fabelhaft; es ist ein großes Vergnügen, ihnen zuzuhören. 

Das Spiel mit den Geschlechterrollen lässt sich aber noch viel weiter treiben, denn es kommt vor, dass sich Männer als Frauen und Frauen als Männer verkleiden. Ein gutes Beispiel dafür gibt Semiramide riconosciuta, die Geschichte der Königin Semiramis, die als Mann verkleidet über Babylon herrscht. Dummerweise wird sie von ihrem einstigen Geliebten Scitalce erkannt. Auf diesem Album ist dieser Stoff in Vertonungen von Nicola Porpora und Giovanni Battista Lampugnani zu erleben. Johann Adolf Hasse hingegen zeigte in seiner Oper Achille in Sciro, wie sich der Held als Frau verkleidet, um nicht am Trojanischen Krieg teilnehmen zu müssen. 

Auch ansonsten wurde das Programm dieses Doppelalbums mit großer Sorgfalt zusammengestellt. Es finden sich ausgesprochene Raritäten, wie Ausschnitte aus fünf Vertonungen des Siroe – von Händel, Hasse, Baldassare Galuppi, Tommaso Traetta und Georg Christoph Wagenseil, oder Arien aus Orlando furioso von Antonio Vivaldi. Bei jeder Rolle ist in dem sehr informativen Beiheft zudem zu erfahren, wer sie zuerst gesungen hat. 

Ein grandioses Konzept, das zudem erstklassig umgesetzt wird. Denn Wolfgang Katschner und seine Lautten Compagney Berlin begleiten die beiden Sänger aufs Beste. Die Musiker gestalten die einzelnen Stücke absolut stilsicher, und sie reagieren dabei feinsinnig auf die teilweise sehr unterschiedlichen musikalischen Ideen der einzelnen Komponisten. Bravi!

Donnerstag, 12. August 2021

Salieri: Prima la musica; Mozart: Der Schauspieldirektor (Belvedere)


 Kann man eine Oper auch in deutscher Sprache schreiben? Um eine Antwort auf diese Frage zu erhalten, veranstaltete Kaiser Joseph II. einst einen musikalischen Wettbewerb: Er ließ zwei der berühmtesten Komponisten seiner Zeit kommen, und beauftragte sie, ein entsprechendes Werk zu schaffen und bei Hofe aufzuführen. 

Diese Wettbewerbssituation hat Nikolaus Harnoncourt im Jahr 2002 für die Salzburger Mozartwochen nachvollzogen. Mit seinem Concentus Musicus Wien sowie den Solisten Eva Mei, Patricia Petibon, Melba Ramos, Manfred Hemm, Oliver Widmer, Markus Schäfer und Werner Schneyder führte er die beiden Stücke nacheinander an einem Abend auf, so wie es auch 1786 im Rahmen eines prächtigen Festes in Schönbrunn geschehen ist. 

Damals beauftragte der Kaiser Antonio Salieri, Musikdirektor der Hofoper, damit, die Partei der italienischen Oper zu vertreten – und Wolfgang Amadeus Mozart unterbrach seine Arbeit an der Oper Le nozze di Figaro, um für diesen Anlass ein deutsches Singspiel zu Papier zu bringen. 

Die beiden befreundeten Komponisten unterhielten die Gäste aufs allerbeste. Dabei sparten sie auch nicht an Spott für die Theaterpraxis der damaligen Zeit. In Prima la musica e poi le parole machte sich Salieri gemeinsam mit seinem Textdichter Giambattista Casti darüber lustig, wie schnell künstlerische Ansprüche dahinschwinden, wenn der Fürst darauf besteht, dass die neue Oper in vier Tagen fertig zu sein hat – und wenn obendrein hundert Zechinen als Belohnung dafür locken, dass eine bestimmte Sängerin Gelegenheit erhält, sich dem durchlauchtigen Publikum zu präsentieren. 

Salieris „Divertimento teatrale“ in der Art der italienischen Oper parodierte obendrein eine hochdramatische Opera seria, die in Wien in der Saison zuvor sehr erfolgreich gewesen war, und an deren Melodien sowie an die Art und Weise, in der der Starkastrat Luigi Lodovico Marchesi die Titelrolle gesungen hat, sich ganz sicher jedermann noch gut erinnern konnte. 

Etwas weniger subtil ist Mozarts Mini-Singspiel Der Schauspieldirektor. Und weil die Komödie mit Musik in einem Aufzug ohnehin wenig Musik, aber so manchen Scherz bietet, hat Werner Schneyder den Text von Johann Gottlieb Stephanie dem Jüngeren ein wenig modernisiert und darin so manche Anspielung auf das moderne Theaterleben untergebracht. 

Launig startet auch das Doppelalbum – der Maestro lässt es sich nämlich nicht nehmen, eine Einführung zu geben, die er ebenso kenntnisreich wie pointiert gestaltet. Sie ist ebenfalls Bestandteil des vorliegenden Live-Mitschnitts. So dürfte auch das moderne Publikum viel Vergnügen an diesem musikalischen Wettkampf gehabt haben. Die musikalische Qualität des Revivals jedenfalls war exzellent. 


Mittwoch, 11. August 2021

Listen to our cry (Ars Produktion)


 Diese CD ist besonders, das zeigt schon ein Foto von der Aufnahmesituation im Innenteil: Musiker, die mit Mund-Nase-Maske am Pult sitzen. Werke von fünf Komponisten, die ihre Heimat verlassen haben, um künstlerisch tätig zu sein. Musik, die Einflüsse aus unterschiedlichsten Kulturen verknüpft – und damit oftmals auch Konflikträume aufzeigt. Ein Trompeter aus Deutschland, der ein Schofar bläst, das ihm der israelische Pianist und Komponist Benjamin Jussupow geschenkt hat. 

Angesichts der aktuellen woken Trends am Weltanschauungsmarkt zuckt man kurz zusammen und fragt sich: Ja, darf der denn das? Oder ist das etwa schon kulturelle Aneignung?? Unsere Vorväter aber, die Feldherrn und Königen gern die Sopranlage zuwiesen, dürften kaum die Auffassung teilen, dass Hautfarbe, Geschlecht und Herkunft für die Vergabe von Rollen ein entscheidendes Kriterium darstellen. Über die Saturiertheit, Verklemmtheit und Verblendung der modernen Gesellschaft würden sie vermutlich ein homerisches Gelächter anstimmen. 

Freiheit ist auch das zentrale Motiv der Musiker, die zu dem vorliegenden Album beigetragen haben. Schon die Liste der Instrumente, die Reinhold Friedrich für diese Einspielung genutzt hat, führt einmal rings um die Welt. Benjamin Jussupow vereint in seinem Stück Listen to our cry Motive aus der jüdischen, der christlichen und der muslimischen Tradition. Ivan Fischer kombiniert in seiner Kantate Die Stimmen der Geister jiddische und deutsche Texte und Klänge. 

Giya Kancheli stellt in Night Prayers die Erinnerung an seine im Bürgerkrieg zerstörte Heimat Georgien neben ein Echo der westlichen Welt, abgespielt vom Tonband. Alan Hovhaness, geboren in den USA, nimmt in Haroutioun Bezug auf armenische Traditionen. Luca Lombardi, geboren und aufgewachsen in Italien, hat 2008 die israelische Staatsangehörigkeit angenommen. Er lebt heute in beiden Ländern, und sein Stück predah (Hebräisch für Abschied/Trennung) entstand 2014 im Andenken an den verstorbenen Dirigenten Claudio Abbado. 

Die Trompete vereint all diese verschiedenen Stimmen; Reinhold Friedrich führt in seinem Spiel die unterschiedlichen musikalischen Welten zusammen. Er musiziert gemeinsam mit dem Georgischen Kammerorchester Ingolstadt unter Leitung von Ruben Gazarian. Den Klavierpart in Jussupows Konzert spielt Eriko Takezawa, und die Kantate singt Dorothee Mields. 


Dienstag, 10. August 2021

Bach: Goldberg Variations; Kraggerud (Simax)


 Kann man die Goldberg-Variationen von Johann Sebastian Bach auch mit einem Kammerorchester aufführen? Bernt Simen Lund und Henning Kraggerud haben ein Arrangement dafür geschrieben, das dem Original auf faszinierende Weise gerecht wird – und das Arctic Philharmonic Chamber Orchestra musiziert obendrein hinreißend. Eine der schönsten Aufnahmen der Goldberg-Variationen überhaupt. 

Kombiniert wird Bachs berühmtes Werk mit Topelius Variations, mit denen Henning Kraggerud dem finnischen Historiker und Poeten Zacharias (Zachris) Topelius (1818 bis 1898) seine Referenz erweist. 


Montag, 9. August 2021

Le Violoncelle à l'École de Paris (Oehms Classics)

 

Der erste Weltkrieg hat Europa verändert. Insbesondere das Bürgertum orientierte sich neu, und talentierte Musiker aus Osteuropa zog es nun verstärkt nach Paris. Der Cellist Wen-Sinn Yang hat gemeinsam mit Oliver Triendl, Klavier, eine Auswahl an Werken zusammengestellt, die deutlich macht, wie diese jungen Komponisten die europäische Musik beeinflusst haben. 

Er konzentrierte sich dabei auf eine Gruppe von Musikern, für die der Verleger Michel Dillard, der sich auf die Verbreitung von Werken in Paris lebender ausländischer Komponisten spezialisiert hatte, 1925 den Begriff École de Paris kreierte. Zu hören sind Werke des Ungarn Tibor Harsányi (1898 bis 1954), des Polen Alexandre Tansman (1897 bis 1986), des Tschechen Bohuslav Martinů (1890 bis 1959), des Russen Alexander Tcherepnin (1899 bis 1977) und des Rumänen Marcel Mihalovici (1898 bis 1985). Sie alle sind – mit Ausnahme von Martinů, der letztendlich in der Schweiz lebte – bis an ihr Lebensende in Paris geblieben. 

Gemeinsam ist ihnen allen, dass sie ihrer Herkunft musikalisch stets verbunden geblieben sind. So haben sie sich darum bemüht, zentrale Elemente der schwer notierbaren Volksmusik ihrer jeweiligen Heimat in die allgemeine Notenschrift zu übertragen. Auch in den ausgewählten Werken, die teilweise renommierten Solisten wie Gregor Piatigorsky oder Pablo Casals gewidmet sind, finden sich Spuren dieses Ringens. 

Es sind hochinteressante Kompositionen, die Wen-Sinn Yang gemeinsam mit Oliver Triendl auf diesem Album vorstellt. Die beiden Musiker machen mit dieser Einspielung deutlich, dass die Musik der École de Paris sehr zu unrecht viel zu wenig beachtet wird. So sind einige Werke auf dieser CD in Ersteinspielung zu hören. Dass auch die Interpretation erstklassig ist, versteht sich bei diesem Künstlerduo quasi von selbst. Unbedingte Empfehlung! 


Sonntag, 8. August 2021

Mozart & Flute in Paris (Warner Classics)


 „Die Stücke auf diesem Album repräsentieren verschiedene goldene Zeitalter der Flöte“, sagt Emmanuel Pahud. Auch wenn die moderne Flöte eine deutsche Erfindung war – aber gespielt wurde das Instrument wohl nirgendwo so schön wie in Frankreich. 

Auf diesem Doppelalbum erklingen zum einen zwei Werke aus dem Jahr 1778, die Mozart bei einem Besuch in Paris schrieb: Die Sinfonia concertante für Flöte, Oboe, Horn und Fagott wird durch das Ensemble Les Vents Français in einer rekonstruierten Fassung von Robert D. Levin vorgestellt, und das Konzert für Flöte und Harfe spielt Pahud gemeinsam mit Anneleen Lenaerts. 

Vom 19. Jahrhundert bis in die Gegenwart führt die zweite CD. Sie beginnt mit Dreamtime von Philippe Hersant (*1948), 2014 von Pahud und dem Orchestre de Chambre de Paris uraufgeführt. Auch die anderen Werke sind in Paris entstanden, und zeigen die besondere Beziehung der französischen Musik zur Flöte: Komponisten wie Camille Saint-Saëns (1835 bis 1921), Gabriel Fauré (1845 bis 1924), Cécile Chaminade (1857 bis 1944) und Francis Poulenc (1899 bis 1963) haben für das Instrument großartige Stücke geschaffen, und Emmanuel Pahud präsentiert sie mit Eleganz, Leichtigkeit, technischer Brillanz und herrlichem Flötenton. Der Flötist musiziert gemeinsam mit dem Klarinettisten Paul Meyer sowie dem Orchestre de Chambre de Paris unter Leitung von Francois Leleux. 


Montag, 2. August 2021

Fasch: Works for Keyboard (Audax)

 


Mit diesem Album wendet sich der Cembalist Philippe Grisvard dem Werk eines Kollegen zu: Carl Friedrich Christian Fasch (1736 bis 1800) ist selbst Musikhistorikern heute nur noch deshalb ein Begriff, weil er 1791 die „Singe-Academie zu Berlin“ gegründet hat. Nach seinem Tode übernahm sein Freund und Schüler Carl Friedrich Zelter die Leitung dieser ältesten heute noch existierenden gemischten Chorvereinigung. 

Carl Fasch war jedoch nicht nur ein versierter Chorleiter, sondern in erster Linie auch ein bedeutender Musiker und Komponist. Das Licht der Welt erblickte er in Zerbst, wo er bei seinem Vater, dem Bach-Schüler und Hofkapellmeister Johann Friedrich Fasch, ersten Musikunterricht erhielt. Als 14jähriger ging Carl Fasch dann nach Neustrelitz, um beim dortigen Konzertmeister Johann Christian Hertel seine Fertigkeiten im Violinspiel zu erweitern. Ein Jahr später wurde Fasch bereits Mitglied der Herzoglichen Hofkapelle. 

1756 wechselte er auf Empfehlung Franz Bendas an den preußischen Hof. Fasch wurde, ebenso wie Carl Philipp Emanuel Bach, Hofcembalist von Friedrich II. Zu seinen Aufgaben gehörte es, den flötespielenden König zu begleiten; allerdings hatte diese Glanzzeit bald ein Ende, denn das Ausbrechen des Siebenjährigen Krieges ließ die Musik verstummen. 

Unterbeschäftigt blieb Fasch auch nach dem Ende der Feldzüge. Obwohl der Monarch in seinen letzten Lebensjahren die Musik weitgehend aufgegeben hatte, verweigerte er Fasch die Entlassung. Nach dem Tode Friedrichs des Großen beließ dann sein Nachfolger Wilhelm II. Carl Fasch in Amt und Würden. Da hatte der Musiker allerdings bereits begonnen, sich mit Chormusik zu beschäftigen. 

Leider hat Fasch damals die meisten seiner Werke ins Feuer befördert. Dies trug natürlich dazu bei, dass sein Schaffen in Vergessenheit geriet. Philippe Grisvard ist nun angetreten, um dem verkannten Musiker Gerechtigkeit widerfahren zu lassen. Dazu hat er in Archiven nach Kompositionen des Meisters gesucht, und auch etliche Werke gefunden, die er nun auf dieser CD in Weltersteinspielungen vorstellt. 

Die Sonaten, Variationen und Charakterstücke, die Grisvard aufspüren konnte, zeigen uns Fasch als einen originellen Kopf, der aktuelle Strömungen zwar aufgreift, aber sie in eine eigene musikalische Welt integriert. Zu erwähnen ist außerdem, dass Grisvard Faschs Musik stilsicher auf einem Hammerklavier aus dem Jahre 1790 interpretiert, das dem Augsburger Instrumentenbauer Johann André Stein zugeschrieben wird. Das klangschöne Fortepiano befindet sich in der Sammlung Neumeyer-Junghanns-Tracey im Schloss Bad Krozingen. 


Popper: Cello Concertos (Naxos)


 David Popper (1843 bis 1913) gehörte zu den großen Cello-Virtuosen seiner Zeit. Über den Lebensweg des Musikers wurde in diesem Blog bereits an anderer Stelle ausführlich berichtet; er stammte aus Prag, wo er auch am Konservatorium bei dem Cellisten August Julius Goltermann studierte. 1868 wurde Popper Solocellist der Wiener Hofoper, empfohlen durch Hans von Bülow. Doch diese Stelle gab er schon fünf Jahre später wieder auf, weil er sich auf seine Konzertreisen konzentrieren wollte. 

Popper hat, wie seinerzeit üblich, auch komponiert. Ein fester Bestandteil des Repertoires angehender Cellisten sind allerdings weniger seine Konzerte als vielmehr seine teilweise höchst anspruchsvollen Etüden. Insbesondere mit der Hohen Schule des Violoncellospiels reagierte der Musiker auf die Weiterentwicklung der Spieltechnik nach der Einführung des Stachels. David Popper hat immer auch Schüler unterrichtet; er war ein gesuchter Musikpädagoge, und 1896 wurde er Professor an der Musikakademie in Budapest. 

Die vier Violoncello-Konzerte von David Popper sind leider selten zu hören. Martin Rummel, der sich schon seit etlichen Jahren intensiv mit dem Schaffen seines berühmten Kollegen auseinandersetzt, hat diese Werke für Naxos eingespielt. In seinem Spiel kombiniert er Eleganz und Kraft mit der notwendigen Virtuosität – scheinbar mühelos bewältigt Rummel all die technischen Parade-Effekte, die Popper einst in seine Konzertsätze einbaute. Ob Flageolett-Passagen oder Mehrfachgriffe, jeder Ton sitzt perfekt; und der Solist musiziert stets mit schönem Ton und beeindruckendem Ausdruck. 

Bei den drei ersten Cellokonzerten wird Martin Rummel vom Czech Chamber Philharmonic Orchestra Pardubice unter Leitung von Tecwyn Evans begleitet. Beim vierten Cellokonzert in h-Moll op. 72 entschied er sich für die Klavierversion, und musiziert gemeinsam mit Mari Kato.