Als Francesco Cavalli (1602 bis 1676) einst spürte, dass sein Lebensende naht, ordnete er seine Angelegen- heiten. Er ging dabei so weit, dass er in seinem Testament präzise Anwei- sungen für seine Beisetzungsfeier- lichkeiten gab, und sein eigenes Requiem komponierte.
Cavalli war ein Musiker von europäi- schem Rang. Als Mitte des 17. Jahr- hunderts die Oper in Venedig in hoher Blüte stand, gehörte Cavalli zu den erfolgreichsten Opernkomponi- sten – 30 Werke dieser noch jungen Gattung sind von ihm überliefert. Doch auch der Kirchenmusik widmete sich Cavalli mit großer Ernsthaftig- keit. Mit 14 Jahren war er als Sänger in den Chor des Markusdomes aufgenommen worden und begann dort unter Kapellmeister Claudio Monteverdi und dem maestro del canto Alessandro Grandi seine musikalische Laufbahn. In späteren Jahren wirkte er dort auch als Organist und ab 1668 als maestro di capella.
Für sein achtstimmiges Requiem wünschte er sich eine große Besetzung. Neben dem kompletten Sängerensemble sollten auch zwei Violinen, vier Violen, zwei Zinken, zwei Theorben, Posaunen, Dulzian, Violone und drei Orgeln mitwirken. So üppig besetzt ist diese Einspielung mit dem Ensemble Polyharmonique nicht. Alexander Schneider, der Leiter dieses Solistenverbundes, hat sich für acht Sänger und Basso continuo entschieden; zu hören sind hier Juliane Laake, Bassgambe, Maximilian Ehrhardt, Arpa doppia, und Klaus Eichhorn, Orgelpositiv.
Diese Minimalbesetzung unterstützt allerdings die Aussage des Werkes in staunenswerter Weise. Denn anders als seine Opern schrieb Cavalli diese Totenmesse weniger für ein Publikum als vielmehr für die Ewigkeit. Sie ist ein Juwel musikalischen Gestaltungsvermögens und zeugt sowohl von der Gelehrsamkeit des Komponisten als auch von seiner Innovationskraft – die Cavalli freilich aus der Tradition schöpft, auf die er sich auch immer wieder bezieht.
Dennoch fühlt man sich immer wieder an Mozarts Requiem erinnert, auch wenn Cavallis Werk so gar nicht dramatisch ist. Hier wird nicht mit dem Tode gerungen, und vor der Hölle gezittert, hier erscheint der Tod eher als das letzte Hindernis vor der ewigen Seligkeit. Und so ist denn diese Musik von geradezu überirdischer Schönheit, und voller Trost. Den Gesangs- solisten und Musikern gelingt es wunderbar, diese Botschaft zu vermitteln. Ergänzt wird die Totenmesse durch Motetten von Alessandro Grandi.
Dienstag, 28. November 2017
Montag, 27. November 2017
Actus Tragicus - Bach Cantatas BWV 106, 150,131, 12 (Alpha)
Schon vor einiger Zeit hatte das Ensemble Vox Luminis mit einer Veröffentlichung von Motetten aus dem sogenannten Alt-Bachischen Archiv – einer von Johann Sebastian Bach sorgsam zusammengetragenen Kollektion von Werken seiner Vorfahren – für Furore gesorgt. Nun haben sich die Sänger und Musiker unter der Leitung von Lionel Meunier dem Schaffen des jungen Bach zugewandt, und für Alpha Trauerkantaten aus seinen frühen Jahren eingespielt. Die CD beginnt mit Gottes Zeit ist die allerbeste Zeit BWV 106. Kaum zu glauben, dass es sich bei diesem Actus Tragicus um ein Werk handelt, das Bach mit Anfang Zwanzig komponiert haben soll. Auch Aus der Tiefen rufe ich, Herr, zu Dir BWV 131 wird auf das Jahr 1707 datiert; es wird vermutet, dieses Meisterwerk der Textausdeutung könnte die erste Kantate Bachs überhaupt gewesen sein.
Die beiden Kantaten Nach dir, Herr, verlanget mich BWV 150 und Weinen, Klagen, Sorgen, Zagen BWV 12 komplettieren die Einspielung. Vox Luminis interpretiert diese Trauermusiken in Minimalbesetzung – und das höchst eindringlich. Mein persönlicher Favorit ist hierbei der Actus Tragicus, vorgetragen von vier Gesangssolisten, zwei Blockflötisten, zwei Gamben und Orgel. Phantastisch!
Die beiden Kantaten Nach dir, Herr, verlanget mich BWV 150 und Weinen, Klagen, Sorgen, Zagen BWV 12 komplettieren die Einspielung. Vox Luminis interpretiert diese Trauermusiken in Minimalbesetzung – und das höchst eindringlich. Mein persönlicher Favorit ist hierbei der Actus Tragicus, vorgetragen von vier Gesangssolisten, zwei Blockflötisten, zwei Gamben und Orgel. Phantastisch!
Sonntag, 26. November 2017
Spohr: Symphony No. 4 (Naxos)
Der renommierte Violinvirtuose Louis Spohr (1785 bis 1859) war auch als Komponist, Dirigent und als Musikpädagoge überaus gefragt und weithin berühmt. Allerdings sind seine Werke, mit Ausnahme vielleicht seiner Violinschule, nach seinem Tode der Vergessenheit anheim gefallen.
Dass dies bedauerlich ist, beweisen mittlerweile einige Aufnahmen. So ist bei dem Label Marco Polo in den 1980er und 1990er Jahren der erste vollständige Spohr-Sinfonienzyklus auf CD erschienen, eingespielt durch die Budapester Symphoniker bzw. die Slowakische Staatsphilharmonie unter Leitung des 2004 verstorbenen Dirigenten Alfred Walter. Diese Gesamtaufnahme, die auch heute noch erstaunlich frisch und inspiriert wirkt, ist nun bei Naxos wieder erhältlich.
Dass dies bedauerlich ist, beweisen mittlerweile einige Aufnahmen. So ist bei dem Label Marco Polo in den 1980er und 1990er Jahren der erste vollständige Spohr-Sinfonienzyklus auf CD erschienen, eingespielt durch die Budapester Symphoniker bzw. die Slowakische Staatsphilharmonie unter Leitung des 2004 verstorbenen Dirigenten Alfred Walter. Diese Gesamtaufnahme, die auch heute noch erstaunlich frisch und inspiriert wirkt, ist nun bei Naxos wieder erhältlich.
Piano Works by J. W. Hässler (Oehms Classics)
Die Inspiration zu diesem Aufnahme- projekt gab eine fehlerhafte Noten- edition: Im Jahre 2007 hatte Anthony Spiri eine CD mit drei Fugen, drei Fantasien und drei Sonaten von Wilhelm Friedemann Bach (1710 bis 1784) eingespielt. Allerdings wurde später festgestellt, dass drei dieser Werke gar nicht von diesem Komponisten, sondern von Johann Wilhelm Häßler (1747 bis 1822) stammten.
Dieser Musiker war der Sohn eines Erfurter Strumpfwirkers; die musikalische Ausbildung erhielt er von seinem Onkel Johann Christian Kittel, einem Schüler Bachs. Und so kam es, dass er stilistisch dem Kreis der Bach-Söhne zugerechnet wird – was, nebenbei bemerkt, aber auch für die hohe Qualität seiner Kompositionen spricht.
Häßler war als Pianist sehr erfolgreich. In London musizierte er mit Joseph Haydn, und in St. Petersburg wurde er dann durch Zarin Katharina die Große zum Hofkapellmeister ernannt. Im Jahre 1794 ließ sich der Musiker in Moskau nieder, wo er nicht zuletzt auch als Musikpädagoge wirkte. „Er ist sozusagen der Begründer der ,russischen Klavierschule'“, sagt Spiri, „denn Häßler hat die Tradition der Bach-Söhne, die im Westen unmittelbar auf Schumann und Mendelssohn nachgewirkt hat, im östlichen Europa hoffähig gemacht.“ Sein Schaffen wurde im Westen Europas allerdings nicht in demselben Maße gewürdigt.
Anthony Spiri hat bereits mehrfach Werke der Bach-Söhne auf CD veröffentlicht. Die beiden vorliegenden Aufnahmen zeigen einmal mehr, dass Musik aus jener Zeit zwischen Bachs Tod und seiner Wiederent- deckung durch die Romantiker unsere Neugier durchaus verdient hat – und dass man diese Werke auch auf dem modernen Konzertflügel wunderbar vortragen kann. Spiri wählte für die erste CD erneut drei Fugen, drei Fantasien und drei Sonaten des ältesten Bach-Sohnes Wilhelm Friedemann aus verschiedenen Schaffensperioden. Auf der zweiten ist dann Häßler vertreten, mit der Grande Gigue d-Moll op. 31, drei Sonaten, einer Fantasie c-Moll sowie der Sonata Fantasie C-Dur op. 4.
Dieser Musiker war der Sohn eines Erfurter Strumpfwirkers; die musikalische Ausbildung erhielt er von seinem Onkel Johann Christian Kittel, einem Schüler Bachs. Und so kam es, dass er stilistisch dem Kreis der Bach-Söhne zugerechnet wird – was, nebenbei bemerkt, aber auch für die hohe Qualität seiner Kompositionen spricht.
Häßler war als Pianist sehr erfolgreich. In London musizierte er mit Joseph Haydn, und in St. Petersburg wurde er dann durch Zarin Katharina die Große zum Hofkapellmeister ernannt. Im Jahre 1794 ließ sich der Musiker in Moskau nieder, wo er nicht zuletzt auch als Musikpädagoge wirkte. „Er ist sozusagen der Begründer der ,russischen Klavierschule'“, sagt Spiri, „denn Häßler hat die Tradition der Bach-Söhne, die im Westen unmittelbar auf Schumann und Mendelssohn nachgewirkt hat, im östlichen Europa hoffähig gemacht.“ Sein Schaffen wurde im Westen Europas allerdings nicht in demselben Maße gewürdigt.
Anthony Spiri hat bereits mehrfach Werke der Bach-Söhne auf CD veröffentlicht. Die beiden vorliegenden Aufnahmen zeigen einmal mehr, dass Musik aus jener Zeit zwischen Bachs Tod und seiner Wiederent- deckung durch die Romantiker unsere Neugier durchaus verdient hat – und dass man diese Werke auch auf dem modernen Konzertflügel wunderbar vortragen kann. Spiri wählte für die erste CD erneut drei Fugen, drei Fantasien und drei Sonaten des ältesten Bach-Sohnes Wilhelm Friedemann aus verschiedenen Schaffensperioden. Auf der zweiten ist dann Häßler vertreten, mit der Grande Gigue d-Moll op. 31, drei Sonaten, einer Fantasie c-Moll sowie der Sonata Fantasie C-Dur op. 4.
Reger und seine Zeit (MDG)
So hörenswert die Musik von Max Reger (1873 bis 1916) ist, so selten erklingt sie tatsächlich im Konzert. Das gilt nicht nur für seine Orgelwerke, sondern ebenso für die Chormusik. Der Kammerchor Opus Vocale, geleitet von Volker Hedtfeld, hat auf dieser CD im Gedenken an den hundertsten Todestag des Komponisten eine kleine, aber sehr feine Auswahl aus dem Schaffen Regers zusammengestellt. Sie macht zum einen deutlich, welch enorme Qualität diese Musik hat. Und sie zeigt zum anderen das Umfeld, in dem sie entstanden ist – mit ebenfalls sorgsam ausgesuchten Chorstücken von Anton Bruckner (1824 bis 1896), Johannes Brahms (1833 bis 1897) und Arnold Schönberg (1874 bis 1951).
Volker Hedtfeld führt seinen Profi-Projektchor mit sicherer Hand durch dieses anspruchsvolle Repertoire. Der Kammerchor Opus Vocale beeindruckt mit seinem absolut homogenen Chorklang, schier endlosen Spannungsbögen und dynamischer Flexibilität. Faszinierend!
Volker Hedtfeld führt seinen Profi-Projektchor mit sicherer Hand durch dieses anspruchsvolle Repertoire. Der Kammerchor Opus Vocale beeindruckt mit seinem absolut homogenen Chorklang, schier endlosen Spannungsbögen und dynamischer Flexibilität. Faszinierend!
Donnerstag, 23. November 2017
Paganini rediscovered (Dynamic)
Neuigkeiten von Niccolò Paganini? Luca Fanfoni hat in Archivbeständen danach gesucht, und was er dort gefunden hat, das ist nicht weniger als eine Sensation. Auf dieser CD präsentiert der Geiger nun seine Entdeckungen.
So waren die Variations de bravoure sur des Thèmes de Moϊse, de Rossini, sur la 4me Corde, nach dem wichtigsten Thema auch Sonata a Preghiera M.S. 23 benannt, bislang nur in Form von Orchesterstimmen als Autograph überliefert, aber es fehlten sowohl eine Partitur als auch der Solopart. Die einzige Quelle für den Geigen-Solopart war eine Bearbeitung für Violine und Klavier, veröffentlicht 1855 in Hamburg.
Bei einem Vergleich beider Notenmaterialien wurde festgestellt, dass in dieser Edition drei Abschnitte fehlen, gleich zu Beginn – und sie konnten nicht rekonstruiert werden, weil dafür keine Violinstimme vorlag. Luca Fanfoni hat gemeinsam mit seinem Sohn Daniele – ebenfalls ein exzellenter Geiger – bei Recherchen in der Biblioteca Palatina di Parma ein Manuskript mit dem Titel Preghiera del Mosè / di / Pagagini / Parte del Pianoforte entdeckt. Es enthielt eine vollständige Version, die sich zudem erfreulich nahe am Ochester-Original bewegte – und die solang vermisste Solostimme.
Fanfoni vermutet, dass diese Noten aus dem Bestand von Romeo Franzoni stammen, Geigenlehrer am Konservatorium zu Parma. Er war mit den Erben Paganinis eng befreundet. Von ihnen erhielt er auch verschiedene Manuskripte geschenkt, wie man in dem sehr informativen Beiheft nachlesen kann.
Auf dieser CD ist nun also Paganinis berühmtes Werk, das allein auf der vierten Saite der Geige zu spielen ist, erstmals wieder in seiner originalen Gestalt zu hören. Für die Aufnahmen durfte Luca Fanfoni zudem Paganinis Lieblingsgeige, die legendäre Cannone, spielen. Sie wurde 1742 oder 1743 in Cremona von Giuseppe Guarneri gebaut. Heute wird die Cannone im Palazzo Doria Tursi aufbewahrt, dem Sitz der Stadtverwaltung von Genua, und von einer Expertengruppe sorgsam betreut.
Nach einer Beschädigung im Jahre 1833 reparierte der Geigenbauer Jean-Baptiste Vuillaume das Instrument; er fertigte außerdem eine Kopie an, die Paganinis Schüler Camillo Sivori in späteren Jahren erwarb. Auch dieses Instrument ist auf dieser CD zu hören – gespielt wird es von Daniele Fanfoni bei den Drei Ritornellen für zwei Violinen und Violoncello M.S. 1. Dabei handelt es sich wohl um frühe Werke, die sich im Manuskript in der Biblioteca Casanatense in Rom befinden.
Die CD enthält dazu noch weitere Raritäten, wie die Sechs Präludien für Violine solo, das Capriccio (Andante) für Solovioline M.S. 54, das Rondo für Violine und Violoncello M.S. 63 und das Grande Concerto in e-Moll M.S. 75 in seiner ursprünglichen Gestalt, für Violine und Gitarre, und mit den Kadenzen von Franco Gulli. Musizierpartner sind hier Luca Simoncini, Violoncello, und Fabrizio Giudice, Gitarre.
So waren die Variations de bravoure sur des Thèmes de Moϊse, de Rossini, sur la 4me Corde, nach dem wichtigsten Thema auch Sonata a Preghiera M.S. 23 benannt, bislang nur in Form von Orchesterstimmen als Autograph überliefert, aber es fehlten sowohl eine Partitur als auch der Solopart. Die einzige Quelle für den Geigen-Solopart war eine Bearbeitung für Violine und Klavier, veröffentlicht 1855 in Hamburg.
Bei einem Vergleich beider Notenmaterialien wurde festgestellt, dass in dieser Edition drei Abschnitte fehlen, gleich zu Beginn – und sie konnten nicht rekonstruiert werden, weil dafür keine Violinstimme vorlag. Luca Fanfoni hat gemeinsam mit seinem Sohn Daniele – ebenfalls ein exzellenter Geiger – bei Recherchen in der Biblioteca Palatina di Parma ein Manuskript mit dem Titel Preghiera del Mosè / di / Pagagini / Parte del Pianoforte entdeckt. Es enthielt eine vollständige Version, die sich zudem erfreulich nahe am Ochester-Original bewegte – und die solang vermisste Solostimme.
Fanfoni vermutet, dass diese Noten aus dem Bestand von Romeo Franzoni stammen, Geigenlehrer am Konservatorium zu Parma. Er war mit den Erben Paganinis eng befreundet. Von ihnen erhielt er auch verschiedene Manuskripte geschenkt, wie man in dem sehr informativen Beiheft nachlesen kann.
Auf dieser CD ist nun also Paganinis berühmtes Werk, das allein auf der vierten Saite der Geige zu spielen ist, erstmals wieder in seiner originalen Gestalt zu hören. Für die Aufnahmen durfte Luca Fanfoni zudem Paganinis Lieblingsgeige, die legendäre Cannone, spielen. Sie wurde 1742 oder 1743 in Cremona von Giuseppe Guarneri gebaut. Heute wird die Cannone im Palazzo Doria Tursi aufbewahrt, dem Sitz der Stadtverwaltung von Genua, und von einer Expertengruppe sorgsam betreut.
Nach einer Beschädigung im Jahre 1833 reparierte der Geigenbauer Jean-Baptiste Vuillaume das Instrument; er fertigte außerdem eine Kopie an, die Paganinis Schüler Camillo Sivori in späteren Jahren erwarb. Auch dieses Instrument ist auf dieser CD zu hören – gespielt wird es von Daniele Fanfoni bei den Drei Ritornellen für zwei Violinen und Violoncello M.S. 1. Dabei handelt es sich wohl um frühe Werke, die sich im Manuskript in der Biblioteca Casanatense in Rom befinden.
Die CD enthält dazu noch weitere Raritäten, wie die Sechs Präludien für Violine solo, das Capriccio (Andante) für Solovioline M.S. 54, das Rondo für Violine und Violoncello M.S. 63 und das Grande Concerto in e-Moll M.S. 75 in seiner ursprünglichen Gestalt, für Violine und Gitarre, und mit den Kadenzen von Franco Gulli. Musizierpartner sind hier Luca Simoncini, Violoncello, und Fabrizio Giudice, Gitarre.
Mittwoch, 22. November 2017
Céline Moinet - Schumann Romances (Berlin Classics)
Es ist wohl kein Wunder, dass Robert Schumann die Oboe schätzte. Dieses Blasinstrument mit seinem ebenso elegischen wie eleganten Klang wirkt in der Tat wie die Stimme der Romantik – jedenfalls dann, wenn Céline Moinet es spielt, die Solo-Oboistin der Dresdner Staatskapelle.
Auf diesem Album stellt sie Musik vor, die Schumann in seinen Dresdner Jahren geschaffen hat. Die Drei Romanzen für Oboe und Klavier op. 94 beispielsweise überreichte der Komponist seiner Frau Clara 1849 als Weihnachtsgeschenk. Wie eine Antwort darauf wirken die Drei Romanzen op. 22 von Clara Schumann, komponiert für Violine und Klavier, hier in einer Bearbeitung für Oboe.
Zu hören sind auch drei der fünf Stücke im Volkston op. 102, ursprünglich entstanden für Violoncello und Klavier, aber bereits 1851 auch in einer Version für Violine erhältlich – und diese lässt sich natürlich auch auf der Oboe spielen. Für Klavier zu drei Händen schrieb Schumann das Abendlied aus den 12 Klavierstücken für kleine und große Kinder op. 85. Bei diesem stimmungsvollen Stück kann die Oboe sehr gut die Ober- stimme übernehmen, denn der Part für die dritte Hand ist einstimmig, und wunderbar melodiös.
Auch die unvermeidliche Träumerei sowie Am Kamin aus den Kinder- szenen op. 15 sowie zwei Lieder Schumanns in Bearbeitungen für Oboe und Klavier sind zu hören. Am interessantesten aber sind die Studien für den Pedalflügel op. 56, arrangiert für Violine, Violoncello und Klavier von Theodor Kirchner. Diese Stücke in kanonischer Form sind im Original nur selten zu hören – wer hat schon einen Pedalflügel? Denn für die Orgel eignen sie sich eher nicht. Wenn überhaupt, dann werden diese Werke typischerweise von zwei Pianisten gespielt, und zwar auf zwei Instrumenten. Die Trio-Bearbeitung von Theodor Kirchner bietet da eine echte Alternative, denn sie macht die polyphonen Strukturen der Studien besonders gut hörbar. Soll eine Oboe den Violinpart übernehmen, müssen einige Stellen an ihren Tonumfang angepasst werden – dafür bringt Céline Moinet mit ihrem Spiel allerdings auch Klangfarben ein, die begeistern.
Generell überwiegt in den ausgewählten Werken ausdrucksvolle Melancholie. Céline Moinet lässt die Oboe aber nicht nur edel singen; das Instrument ist auf dieser CD zudem virtuos bis kapriziös, ja, mitunter sogar keck zu erleben. Dabei hat sie mit Florian Uhlig, der gleichfalls als Professor an der Dresdner Musikhochschule lehrt, einen ausgewiesenen Schumann-Experten an ihrer Seite. Bei den Studien gesellt sich dazu obendrein Norbert Anger, der Solo-Cellist der Sächsischen Staatskapelle, der mit noblem Ton, aber sehr sensibel und eher zurückhaltend diesen Stücken Fundament gibt.
Auf diesem Album stellt sie Musik vor, die Schumann in seinen Dresdner Jahren geschaffen hat. Die Drei Romanzen für Oboe und Klavier op. 94 beispielsweise überreichte der Komponist seiner Frau Clara 1849 als Weihnachtsgeschenk. Wie eine Antwort darauf wirken die Drei Romanzen op. 22 von Clara Schumann, komponiert für Violine und Klavier, hier in einer Bearbeitung für Oboe.
Zu hören sind auch drei der fünf Stücke im Volkston op. 102, ursprünglich entstanden für Violoncello und Klavier, aber bereits 1851 auch in einer Version für Violine erhältlich – und diese lässt sich natürlich auch auf der Oboe spielen. Für Klavier zu drei Händen schrieb Schumann das Abendlied aus den 12 Klavierstücken für kleine und große Kinder op. 85. Bei diesem stimmungsvollen Stück kann die Oboe sehr gut die Ober- stimme übernehmen, denn der Part für die dritte Hand ist einstimmig, und wunderbar melodiös.
Auch die unvermeidliche Träumerei sowie Am Kamin aus den Kinder- szenen op. 15 sowie zwei Lieder Schumanns in Bearbeitungen für Oboe und Klavier sind zu hören. Am interessantesten aber sind die Studien für den Pedalflügel op. 56, arrangiert für Violine, Violoncello und Klavier von Theodor Kirchner. Diese Stücke in kanonischer Form sind im Original nur selten zu hören – wer hat schon einen Pedalflügel? Denn für die Orgel eignen sie sich eher nicht. Wenn überhaupt, dann werden diese Werke typischerweise von zwei Pianisten gespielt, und zwar auf zwei Instrumenten. Die Trio-Bearbeitung von Theodor Kirchner bietet da eine echte Alternative, denn sie macht die polyphonen Strukturen der Studien besonders gut hörbar. Soll eine Oboe den Violinpart übernehmen, müssen einige Stellen an ihren Tonumfang angepasst werden – dafür bringt Céline Moinet mit ihrem Spiel allerdings auch Klangfarben ein, die begeistern.
Generell überwiegt in den ausgewählten Werken ausdrucksvolle Melancholie. Céline Moinet lässt die Oboe aber nicht nur edel singen; das Instrument ist auf dieser CD zudem virtuos bis kapriziös, ja, mitunter sogar keck zu erleben. Dabei hat sie mit Florian Uhlig, der gleichfalls als Professor an der Dresdner Musikhochschule lehrt, einen ausgewiesenen Schumann-Experten an ihrer Seite. Bei den Studien gesellt sich dazu obendrein Norbert Anger, der Solo-Cellist der Sächsischen Staatskapelle, der mit noblem Ton, aber sehr sensibel und eher zurückhaltend diesen Stücken Fundament gibt.
Montag, 20. November 2017
The Violin & the Mandolin: Accomplices and Rivals (Concerto)
Das Ensemble Baschenis stellt auf dieser CD Werke von zwei Virtuosen vor, die Musik für Mandoline komponiert haben. Die Manuskripte, auf denen diese Aufnahmen beruhen, stellte die Gesellschaft der Musik- freunde in Wien zur Verfügung.
Giovanni Hoffmann gehörte offensichtlich in Wien am Ende des 18. Jahrhunderts zu den besten Mandolinisten. Es wird vermutet, dass er eigentlich Johann Hoffmann hieß; ansonsten ist über seinen Lebensweg reinweg gar nichts bekannt. Auf dieser Doppel-CD erklingen vier Divertimenti für Mandoline, Violine und Basso continuo, die er geschaffen hat.
Giovanni Francesco Giuliani (1760 bis 1818) war ein Schüler von Pietro Nardini. Er war Geiger, Harfenist, Cembalist und Gesangslehrer, und wirkte in Florenz. Das Ensemble Baschenis hat für dieses Musikprojekt sechs Quartette ausgewählt, die mit Mandoline, Violine, Violoncello und Theorbe besetzt sind.
Zu hören sind dabei jeweils zwei lombardische Mandolas und zwei neapolitanische Mandolinen, virtuos gespielt von Marco Luca Capucci. In die Geigenparts teilen sich Ruggero Fededegni und Enrico Groppo. Alessandra Milesi spielt das Violoncello, Giorgio Ferraris die Theorbe.
Und man muss sagen, Giulianis Quartette sind wirklich ausgesprochen reizvoll; in diesen Stücken sind Violine und Mandoline Komplizen – und ihr gemeinsames Anliegen, die Hörer gut zu unterhalten, verwirklichen sie bravourös.
Giovanni Hoffmann gehörte offensichtlich in Wien am Ende des 18. Jahrhunderts zu den besten Mandolinisten. Es wird vermutet, dass er eigentlich Johann Hoffmann hieß; ansonsten ist über seinen Lebensweg reinweg gar nichts bekannt. Auf dieser Doppel-CD erklingen vier Divertimenti für Mandoline, Violine und Basso continuo, die er geschaffen hat.
Giovanni Francesco Giuliani (1760 bis 1818) war ein Schüler von Pietro Nardini. Er war Geiger, Harfenist, Cembalist und Gesangslehrer, und wirkte in Florenz. Das Ensemble Baschenis hat für dieses Musikprojekt sechs Quartette ausgewählt, die mit Mandoline, Violine, Violoncello und Theorbe besetzt sind.
Zu hören sind dabei jeweils zwei lombardische Mandolas und zwei neapolitanische Mandolinen, virtuos gespielt von Marco Luca Capucci. In die Geigenparts teilen sich Ruggero Fededegni und Enrico Groppo. Alessandra Milesi spielt das Violoncello, Giorgio Ferraris die Theorbe.
Und man muss sagen, Giulianis Quartette sind wirklich ausgesprochen reizvoll; in diesen Stücken sind Violine und Mandoline Komplizen – und ihr gemeinsames Anliegen, die Hörer gut zu unterhalten, verwirklichen sie bravourös.
Molter: Concertos for Trumpets & Horns (Accent)
Von Italien ließ er sich inspirieren – doch die längste Zeit seines Lebens verbrachte Johann Melchior Molter (1696 bis 1765) in Karlsruhe: 1717 trat er als Geiger in den Dienst Karl Wilhelms von Baden-Durlach. Dieser erkannte das Potential des jungen Musikers und schickte ihn 1719 zur Weiterbildung nach Italien. Nach seiner Rückkehr ernannte ihn der Markgraf 1722 zum Hofkapell- meister. Allerdings wurde die Hofkapelle 1733 aufgelöst, so dass Molter nach Eisenach zurückkehrte, wo er einst als Knabe das Gymnasium besucht hatte, und wo er 1734 ebenfalls als Hofkapellmeister angestellt wurde.
Nach dem Tod seiner Frau 1737 erhielt Molter erneut die Gelegenheit zu einer Reise nach Italien. Schon ein Jahr später kehrte er allerdings zurück, um nach dem Tode des Markgrafen in Karlsruhe die Trauermusik zu leiten. Danach trat er seinen Dienst in Eisenach wieder an.
Als sein Dienstherr dort 1741 ohne Erben starb, wurden die Musiker der Hofkapelle gekündigt. Molter kehrte nach Karlsruhe zurück. Nachdem dann Markgraf Karl Friedrich, Enkel und Nachfolger Karl Wilhelms, die Volljährigkeit erlangt und die Herrschaft angetreten hatte, belebte er auch die Hofmusik wieder – und Molter leitete sie, hochgeehrt, bis an sein Lebensende.
Aus dem umfangreichen Schaffen des Musikers – er schrieb allein etwa hundert Konzerte für die unterschiedlichsten Solo-Instrumente – präsentiert das Ensemble Musica Fiorita gemeinsam mit Jean-François Madeuf auf dieser CD eine ebenso ansprechende wie anspruchsvolle Auswahl. Zwar werden dazu lang nicht soviel Musiker aufgeboten, wie einst in der Hofkapelle des Markgrafen von Baden-Durlach wirkten. Aber dafür spielen sie ganz wunderbar Instrumente aus jener Zeit, vom Chalumeau bis zur Theorbe.
Und obwohl einige der Konzerte Freunden der Trompetenmusik gut bekannt sind, ist dies die erste Aufnahme, wo sie tatsächlich mit Naturtrompeten gespielt werden – hier erklingen keine Piccolotrompeten, und auch keine modernisierten „Barocktrompeten“ mit Intonations- löchern, betont Madeuf: „Pour le concerto en solo et la sonata grossa, j'ai même utilisé un instrument original de Johann Wilhelm Haas (Nürnberg, XVIIIe siècle) et mes collègues, des instruments similaires copiés du même modèle et réalisés par Markus Raquet, à Bamberg (2005).“ Auch die Hörner sind Nachbauten von Barock-Originalen, so Madeuf, angefertigt und für diese Einspielung zur Verfügung gestellt durch die Firma Egger aus Basel.
Barock sind die Klangfarben, und barock sind auch die üppigen Auszierungen, mit der die Musiker so manchen dieser Konzertsätze gestaltet haben. Es ist kaum zu glauben, wie virtuos die Blechbläser auf diesen Instrumenten musizieren; die Solo-Partien wären auch für moderne Trompeten, mit Ventilen, durchaus noch anspruchsvoll. Und die Sinfonia für zwei Jagdhörner, Streicher und Basso continuo wirkt wie ein Gruß nach Mannheim; nicht nur hier verweist Molters Musik bereits auf die Klassik. Jean-François Madeuf ist hier gemeinsam mit Musica Fiorita eine prächtige Einspielung gelungen, die Maßstäbe setzt. Großartig!
Nach dem Tod seiner Frau 1737 erhielt Molter erneut die Gelegenheit zu einer Reise nach Italien. Schon ein Jahr später kehrte er allerdings zurück, um nach dem Tode des Markgrafen in Karlsruhe die Trauermusik zu leiten. Danach trat er seinen Dienst in Eisenach wieder an.
Als sein Dienstherr dort 1741 ohne Erben starb, wurden die Musiker der Hofkapelle gekündigt. Molter kehrte nach Karlsruhe zurück. Nachdem dann Markgraf Karl Friedrich, Enkel und Nachfolger Karl Wilhelms, die Volljährigkeit erlangt und die Herrschaft angetreten hatte, belebte er auch die Hofmusik wieder – und Molter leitete sie, hochgeehrt, bis an sein Lebensende.
Aus dem umfangreichen Schaffen des Musikers – er schrieb allein etwa hundert Konzerte für die unterschiedlichsten Solo-Instrumente – präsentiert das Ensemble Musica Fiorita gemeinsam mit Jean-François Madeuf auf dieser CD eine ebenso ansprechende wie anspruchsvolle Auswahl. Zwar werden dazu lang nicht soviel Musiker aufgeboten, wie einst in der Hofkapelle des Markgrafen von Baden-Durlach wirkten. Aber dafür spielen sie ganz wunderbar Instrumente aus jener Zeit, vom Chalumeau bis zur Theorbe.
Und obwohl einige der Konzerte Freunden der Trompetenmusik gut bekannt sind, ist dies die erste Aufnahme, wo sie tatsächlich mit Naturtrompeten gespielt werden – hier erklingen keine Piccolotrompeten, und auch keine modernisierten „Barocktrompeten“ mit Intonations- löchern, betont Madeuf: „Pour le concerto en solo et la sonata grossa, j'ai même utilisé un instrument original de Johann Wilhelm Haas (Nürnberg, XVIIIe siècle) et mes collègues, des instruments similaires copiés du même modèle et réalisés par Markus Raquet, à Bamberg (2005).“ Auch die Hörner sind Nachbauten von Barock-Originalen, so Madeuf, angefertigt und für diese Einspielung zur Verfügung gestellt durch die Firma Egger aus Basel.
Barock sind die Klangfarben, und barock sind auch die üppigen Auszierungen, mit der die Musiker so manchen dieser Konzertsätze gestaltet haben. Es ist kaum zu glauben, wie virtuos die Blechbläser auf diesen Instrumenten musizieren; die Solo-Partien wären auch für moderne Trompeten, mit Ventilen, durchaus noch anspruchsvoll. Und die Sinfonia für zwei Jagdhörner, Streicher und Basso continuo wirkt wie ein Gruß nach Mannheim; nicht nur hier verweist Molters Musik bereits auf die Klassik. Jean-François Madeuf ist hier gemeinsam mit Musica Fiorita eine prächtige Einspielung gelungen, die Maßstäbe setzt. Großartig!
Donnerstag, 16. November 2017
Guilmant: Complete Organ Sonatas (Brilliant Classics)
Kann man französische Orgelmusik auf einer italienischen Orgel spielen? Man kann! Adriano Falcioni hat für seine Einspielung der Orgelsonaten von Alexandre Guilmant (1837 bis 1911) ein Instrument ausgewählt, das der Orgelbauer Carlo Vegezzi-Bossi 1897 in der Kirche del Sacro Cuore di Gesù in Cuneo errichtet hat. Das Instrument besitzt 51 Register auf vier Manualen und Pedal; der Orga- nist kann zwischen einem mechani- schen und einem elektrischen Spieltisch wählen.
Es ist eine klangschöne spätroman- tische Orgel, die durch ihren Farbenreichtum besticht, und dem Organisten außerdem mit ihrem Schwellwerk dynamische Abstufungen ermöglicht. Somit ist es möglich, diese Orgelsonaten den Vorgaben des Komponisten entsprechend zu gestalten.
Alexandre Guilmant hat, ebenso wie Charles-Marie Widor, in Brüssel bei Jacques-Nicholas Lemmens studiert. Im Jahre 1871 wurde er zum Titularorganisten der Pariser Kirche La Trinité ernannt, damals gerade neu erbaut und mit zwei Cavaillé-Coll-Orgeln ausgestattet. Dieses Amt übte er zeitlebens aus. Guilmant war zudem ein sehr erfolgreicher Konzertorganist und unterrichtete eine Vielzahl von Schülern. Dadurch sowie mit seinem umfangreichen Orgelwerk wurde er zu einem der Begründer der französischen Orgelschule.
Seine Orgelsonaten sind großformatige, ausladende Werke, die nicht zuletzt mit prächtigen Klangfarben und einer kühnen Harmonik beeindrucken. Falcioni spielt sie präzise und stilsicher; auf insgesamt drei CD sind die acht Werke komplett zu hören.
Es ist eine klangschöne spätroman- tische Orgel, die durch ihren Farbenreichtum besticht, und dem Organisten außerdem mit ihrem Schwellwerk dynamische Abstufungen ermöglicht. Somit ist es möglich, diese Orgelsonaten den Vorgaben des Komponisten entsprechend zu gestalten.
Alexandre Guilmant hat, ebenso wie Charles-Marie Widor, in Brüssel bei Jacques-Nicholas Lemmens studiert. Im Jahre 1871 wurde er zum Titularorganisten der Pariser Kirche La Trinité ernannt, damals gerade neu erbaut und mit zwei Cavaillé-Coll-Orgeln ausgestattet. Dieses Amt übte er zeitlebens aus. Guilmant war zudem ein sehr erfolgreicher Konzertorganist und unterrichtete eine Vielzahl von Schülern. Dadurch sowie mit seinem umfangreichen Orgelwerk wurde er zu einem der Begründer der französischen Orgelschule.
Seine Orgelsonaten sind großformatige, ausladende Werke, die nicht zuletzt mit prächtigen Klangfarben und einer kühnen Harmonik beeindrucken. Falcioni spielt sie präzise und stilsicher; auf insgesamt drei CD sind die acht Werke komplett zu hören.
Mittwoch, 15. November 2017
Bach: Keyboard Concertos BWV 1052 - 1054 (Genuin)
Auch für ihre zweite CD bei Genuin hat Schaghajegh Nosrati wieder Werke von Johann Sebastian Bach ausgewählt. Es kommt nicht oft vor, dass sich ein Pianist für sein Debüt ausgerechnet Die Kunst der Fuge aussucht, Bachs Opus ultimum. Schon diese erste Aufnahme freilich ließ aufhorchen, präsentierte sich damit doch eine Musikerin mit Sinn für die leisen Töne. Eher ruhige Tempi, enorme Klarheit und die höchst sorgsame Phrasierung ließen aufhorchen.
Wenn Schaghajegh Nosrati nun gemeinsam mit dem Deutschen Kammerorchester Berlin die drei Klavierkonzerte BWV 1052, 1053 und 1054 des Komponisten aufführt, dann freut man sich zunächst über ihr perlendes, fein ziseliertes und nuanciertes Klavierspiel. Die Pianistin, die erneut an einem modernen Flügel musiziert, beginnt durchaus schwungvoll, aber sie bleibt immer nobel, kultiviert, hochgradig differenziert, oft nahe am Cembalo.
Das Deutsche Kammerorchester Berlin ist ihr dabei ein ebenso souveräner wie sensibler Partner. Das gilt insbesondere auch für die Konzerte BWV 1052 und 1053, wo Nosrati eine Anregung von Robert Levin aufgegriffen und die Ecksätze um Bläserstimmen erweitert hat. Das musikalische Material dafür liefern Bachs Kantaten; der Komponist Frank Zabel hat die Pianistin dann dabei unterstützt, einen neuen Stimmensatz inklusive Oboe, Oboe d'amore und Englischhorn zu erstellen.
Im Beiheft erläutert Schaghajegh Nosrati detailliert, welche Überlegungen sie zu dieser Erweiterung bewegt haben. Das Ergebnis jedenfalls beein- druckt durch Farbenreichtum und Gefühlstiefe.
Wenn Schaghajegh Nosrati nun gemeinsam mit dem Deutschen Kammerorchester Berlin die drei Klavierkonzerte BWV 1052, 1053 und 1054 des Komponisten aufführt, dann freut man sich zunächst über ihr perlendes, fein ziseliertes und nuanciertes Klavierspiel. Die Pianistin, die erneut an einem modernen Flügel musiziert, beginnt durchaus schwungvoll, aber sie bleibt immer nobel, kultiviert, hochgradig differenziert, oft nahe am Cembalo.
Das Deutsche Kammerorchester Berlin ist ihr dabei ein ebenso souveräner wie sensibler Partner. Das gilt insbesondere auch für die Konzerte BWV 1052 und 1053, wo Nosrati eine Anregung von Robert Levin aufgegriffen und die Ecksätze um Bläserstimmen erweitert hat. Das musikalische Material dafür liefern Bachs Kantaten; der Komponist Frank Zabel hat die Pianistin dann dabei unterstützt, einen neuen Stimmensatz inklusive Oboe, Oboe d'amore und Englischhorn zu erstellen.
Im Beiheft erläutert Schaghajegh Nosrati detailliert, welche Überlegungen sie zu dieser Erweiterung bewegt haben. Das Ergebnis jedenfalls beein- druckt durch Farbenreichtum und Gefühlstiefe.
Dienstag, 14. November 2017
Sinfonie Concertante - Mozart, Holzbauer, Pleyel (Sony)
Die Sinfonia Concertante, entstanden aus der Verflechtung von Sinfonie, Solokonzert und Divertimento, erlebte ihre Blütezeit zwischen 1770 und 1825. Sie erfreute Musiker wie Publikum durch einen gefälligen Orchestersatz und brillante Solo-Partien. Die Konzertante, wie sie auch genannt wird, kam zunächst in Paris in Mode. Derartige Werke erklangen aber bald überall, wo exzellente Musiker verfügbar waren – so in Mannheim, in Wien oder aber in London.
Das Kammerorchester Basel stellt auf dieser CD drei besonders schöne Exemplare vor. Zu hören ist an erster Stelle die Sinfonia Concertante in Es-Dur des Mannheimer Hofkapell- meisters und Hofkomponisten Ignaz Holzbauer (1711 bis 1783). Bei diesem Stück konzertieren Violine, Viola und Violoncello.
Flöte, Oboe, Fagott, gleich zwei Violinen, Viola, Violoncello und Kontrabass hat hingegen Ignaz Joseph Pleyel (1757 bis 1831) mit Solo-Aufgaben betraut. Die Sinfonia Concertante in F-Dur B. 113 des Haydn-Schülers und Straßburger Domkapellmeisters bietet aber nicht nur farbenreiche Soli, sondern dazu auch eine wunderschöne dezente Orchesterbegleitung.
Die Sinfonia Concertante in Es-Dur KV 297b, von Wolfgang Amadeus Mozart komponiert im April 1778 für Flöte, Oboe, Fagott, Horn und Orchester. Vorgesehen war sie für den Flötisten Johann Baptist Wendling, den Oboisten Friedrich Ramm, den Hornisten Johann Wenzel Stich, besser bekannt als Giovanni Punto, und den Fagottisten Georg Wenzel Ritter; erklingen sollte sie im Concert Spirituel. Die Solisten, so erfahren wir aus Mozarts Briefwechsel mit dem Vater, kennen ihre Partien bereits und „sind noch ganz darein verliebt“. Aber aber dann wird ein ganz anderes Werk aufgeführt, und Mozarts Partitur bleibt auch verschwun- den.
Im Nachlass des Mozart-Biographen Otto Jahn findet sich dann die Abschrift eines Werkes für Oboe, Klarinette, Horn, Fagott und Orchester. Musikwissenschaftler gehen heute davon aus, dass zwar die Solostimmen auf der ursprünglichen Fassung beruhen – aber dieser Orchesterpart nicht von Mozart stammt. Auf dieser CD erklingt nun das verschollene Werk in einer von Robert Levin rekonstruierten Fassung, dirigiert von Umberto Benedetti Michelangeli.
Das Kammerorchester Basel musiziert auf modernen Instrumenten, es hat dabei jedoch die historische Perspektive stets im Blick. Den Musikern um Konzertmeisterin Julia Schröder ist einmal mehr eine Produktion gelungen, die rundum überzeugt – und der Hörer darf sich über wirkliche Entdeckungen freuen.
Das Kammerorchester Basel stellt auf dieser CD drei besonders schöne Exemplare vor. Zu hören ist an erster Stelle die Sinfonia Concertante in Es-Dur des Mannheimer Hofkapell- meisters und Hofkomponisten Ignaz Holzbauer (1711 bis 1783). Bei diesem Stück konzertieren Violine, Viola und Violoncello.
Flöte, Oboe, Fagott, gleich zwei Violinen, Viola, Violoncello und Kontrabass hat hingegen Ignaz Joseph Pleyel (1757 bis 1831) mit Solo-Aufgaben betraut. Die Sinfonia Concertante in F-Dur B. 113 des Haydn-Schülers und Straßburger Domkapellmeisters bietet aber nicht nur farbenreiche Soli, sondern dazu auch eine wunderschöne dezente Orchesterbegleitung.
Die Sinfonia Concertante in Es-Dur KV 297b, von Wolfgang Amadeus Mozart komponiert im April 1778 für Flöte, Oboe, Fagott, Horn und Orchester. Vorgesehen war sie für den Flötisten Johann Baptist Wendling, den Oboisten Friedrich Ramm, den Hornisten Johann Wenzel Stich, besser bekannt als Giovanni Punto, und den Fagottisten Georg Wenzel Ritter; erklingen sollte sie im Concert Spirituel. Die Solisten, so erfahren wir aus Mozarts Briefwechsel mit dem Vater, kennen ihre Partien bereits und „sind noch ganz darein verliebt“. Aber aber dann wird ein ganz anderes Werk aufgeführt, und Mozarts Partitur bleibt auch verschwun- den.
Im Nachlass des Mozart-Biographen Otto Jahn findet sich dann die Abschrift eines Werkes für Oboe, Klarinette, Horn, Fagott und Orchester. Musikwissenschaftler gehen heute davon aus, dass zwar die Solostimmen auf der ursprünglichen Fassung beruhen – aber dieser Orchesterpart nicht von Mozart stammt. Auf dieser CD erklingt nun das verschollene Werk in einer von Robert Levin rekonstruierten Fassung, dirigiert von Umberto Benedetti Michelangeli.
Das Kammerorchester Basel musiziert auf modernen Instrumenten, es hat dabei jedoch die historische Perspektive stets im Blick. Den Musikern um Konzertmeisterin Julia Schröder ist einmal mehr eine Produktion gelungen, die rundum überzeugt – und der Hörer darf sich über wirkliche Entdeckungen freuen.
Montag, 13. November 2017
Duruflé: Complete Organ Works; Flamme (cpo)
Maurice Duruflé (1902 bis 1986) hat nur sehr wenige Kompositionen hinterlassen. Seine Orgelmusik passt in einen Notenband; obwohl Duruflés Gesamtwerk nur 14 Opuszahlen umfasst, gilt er als einer der bedeutendsten Orgelkomponisten des 20. Jahrhunderts.
Der Organist war ein Schüler von Charles Tournemire und Louis Vierne; außerdem studierte er am Pariser Conservatoire, wo er für seine Leistungen vielfach mit Preisen ausgezeichnet wurde. Seine Lehrer schätzen den jungen Musiker sehr. Vierne, Organist an Notre Dame, wollte Duruflé sogar zu seinem Nachfolger machen. Doch dieser nahm dann die Organistenstelle an St. Étienne-du-Mont in Paris an. Dort blieb er bis zum Ruhestand.
Duruflé war ein brillanter Konzertorganist. Gemeinsam mit seiner Ehefrau, der Organistin Marie-Madeleine Chevalier, ging er in Europa und in den USA auf Konzertreisen. Er war auch Uraufführungssolist des Orgelkonzerts von Francis Poulenc.
Die Kompositionen von Maurice Duruflé beruhen einerseits auf der Gregorianik, mit ihrer modalen Melodik und Harmonik. Andererseits führen sie Traditionen des musikalischen Impressionismus weiter, wie wir ihn von Ravel und Debussy kennen. Außerdem sind sie durch seine hohen Qualitätsansprüche geprägt, die auch vom Interpreten Präzision fordern.
Friedhelm Flamme, Kirchenmusikdirektor in Göttingen, hat nun für cpo das gesamte Orgelwerk Duruflés an der Mühleisen-Orgel der Stiftskirche zu Bad Gandersheim eingespielt. Dieses Instrument verfügt ergänzend zu Hauptwerk und Positiv über ein expressiv-romantisches Schwellwerk. Mit insgesamt 50 Registern kann es sowohl für barocke als auch für klassische Musik genutzt werden; es ist aber auch möglich, orgelsinfonische Werke darauf zu spielen. Gebaut wurde diese Orgel von der Manufacture d'orgues Mühleisen aus Straßburg; sie wurde am Ostersonntag 2000 eingeweiht.
Diese Aufnahme beweist, dass spätromantische Klänge ebenfalls perfekt zu diesem Instrument passen. Flamme musiziert großartig, und die Orgel ist auch zu Hause mit prächtiger Klangfülle zu erleben. Dem Aufnahme- team ist es gelungen, diesen Klangraum in einer Mehrkanal-Aufnahme so zu erfassen, dass man beim Anhören dieser Super Audio CD mitunter das Gefühl hat, in der Kirche zu sitzen. Grandios!
Der Organist war ein Schüler von Charles Tournemire und Louis Vierne; außerdem studierte er am Pariser Conservatoire, wo er für seine Leistungen vielfach mit Preisen ausgezeichnet wurde. Seine Lehrer schätzen den jungen Musiker sehr. Vierne, Organist an Notre Dame, wollte Duruflé sogar zu seinem Nachfolger machen. Doch dieser nahm dann die Organistenstelle an St. Étienne-du-Mont in Paris an. Dort blieb er bis zum Ruhestand.
Duruflé war ein brillanter Konzertorganist. Gemeinsam mit seiner Ehefrau, der Organistin Marie-Madeleine Chevalier, ging er in Europa und in den USA auf Konzertreisen. Er war auch Uraufführungssolist des Orgelkonzerts von Francis Poulenc.
Die Kompositionen von Maurice Duruflé beruhen einerseits auf der Gregorianik, mit ihrer modalen Melodik und Harmonik. Andererseits führen sie Traditionen des musikalischen Impressionismus weiter, wie wir ihn von Ravel und Debussy kennen. Außerdem sind sie durch seine hohen Qualitätsansprüche geprägt, die auch vom Interpreten Präzision fordern.
Friedhelm Flamme, Kirchenmusikdirektor in Göttingen, hat nun für cpo das gesamte Orgelwerk Duruflés an der Mühleisen-Orgel der Stiftskirche zu Bad Gandersheim eingespielt. Dieses Instrument verfügt ergänzend zu Hauptwerk und Positiv über ein expressiv-romantisches Schwellwerk. Mit insgesamt 50 Registern kann es sowohl für barocke als auch für klassische Musik genutzt werden; es ist aber auch möglich, orgelsinfonische Werke darauf zu spielen. Gebaut wurde diese Orgel von der Manufacture d'orgues Mühleisen aus Straßburg; sie wurde am Ostersonntag 2000 eingeweiht.
Diese Aufnahme beweist, dass spätromantische Klänge ebenfalls perfekt zu diesem Instrument passen. Flamme musiziert großartig, und die Orgel ist auch zu Hause mit prächtiger Klangfülle zu erleben. Dem Aufnahme- team ist es gelungen, diesen Klangraum in einer Mehrkanal-Aufnahme so zu erfassen, dass man beim Anhören dieser Super Audio CD mitunter das Gefühl hat, in der Kirche zu sitzen. Grandios!
Passagio - Eine barocke Alpenüberquerung (Alpha)
Der Elefant auf dem Cover täuscht – es geht nicht um die Alexanders dieser Welt, sondern um Musiker, die die Alpen überquerten; im 16. und
17. Jahrhundert war dies noch ein strapaziöses und sicherlich auch nicht ganz ungefährliches Unter- fangen. Doch Instrumentalisten und Sänger aus Italien waren an europäischen Höfen gesucht, und umgekehrt reisten ihre Kollegen in den Süden, um in Italien zu lernen und sich mit den aktuellen Trends vertraut zu machen.
Das Duo Ombra e Luce spürt auf dieser CD den Auswirkungen nach, die dieser Austausch auf die Musik Europas hatte. Dazu haben Georg Kallweit und Björn Colell Musik für Violine und Laute eingespielt; die ausgewählten Werke zeigen, dass Komponisten seinerzeit nicht einmal selbst auf die Reise gehen mussten, um südliche Inspiration zu erfahren. Johann Heinrich Schmelzer beispielsweise, erst Geiger und später Hofkapellmeister in Wien, war nie in Italien.
Georg Muffat hingegen hat sowohl bei Jean-Baptiste Lully als auch bei Arcangelo Corelli studiert. In seinem Schaffen integrierte er die verschiedensten stilistischen Einflüsse. Eine Lektion in Musikgeschichte freilich geben Georg Kallweit und Björn Colell eher im Hintergrund. In erster Linie präsentieren die beiden Musiker ein gut abgestimmtes Programm, in dem sie sowohl die Geige als auch Theorbe, Chitarrone und Barockgitarre mit ebenso virtuosen wie wohlklingenden Musikstücken auf das Beste ins Licht rücken.
Und wie dieses Duo musiziert, das ist sensationell – Kallweit und Colell lassen die Klänge atmen; alles wirkt so lebendig und spontan, ganz als wäre diese Musik gerade eben entstanden. Das ist große Kunst, die den Hörer beglückt. Unbedingt anhören!
17. Jahrhundert war dies noch ein strapaziöses und sicherlich auch nicht ganz ungefährliches Unter- fangen. Doch Instrumentalisten und Sänger aus Italien waren an europäischen Höfen gesucht, und umgekehrt reisten ihre Kollegen in den Süden, um in Italien zu lernen und sich mit den aktuellen Trends vertraut zu machen.
Das Duo Ombra e Luce spürt auf dieser CD den Auswirkungen nach, die dieser Austausch auf die Musik Europas hatte. Dazu haben Georg Kallweit und Björn Colell Musik für Violine und Laute eingespielt; die ausgewählten Werke zeigen, dass Komponisten seinerzeit nicht einmal selbst auf die Reise gehen mussten, um südliche Inspiration zu erfahren. Johann Heinrich Schmelzer beispielsweise, erst Geiger und später Hofkapellmeister in Wien, war nie in Italien.
Georg Muffat hingegen hat sowohl bei Jean-Baptiste Lully als auch bei Arcangelo Corelli studiert. In seinem Schaffen integrierte er die verschiedensten stilistischen Einflüsse. Eine Lektion in Musikgeschichte freilich geben Georg Kallweit und Björn Colell eher im Hintergrund. In erster Linie präsentieren die beiden Musiker ein gut abgestimmtes Programm, in dem sie sowohl die Geige als auch Theorbe, Chitarrone und Barockgitarre mit ebenso virtuosen wie wohlklingenden Musikstücken auf das Beste ins Licht rücken.
Und wie dieses Duo musiziert, das ist sensationell – Kallweit und Colell lassen die Klänge atmen; alles wirkt so lebendig und spontan, ganz als wäre diese Musik gerade eben entstanden. Das ist große Kunst, die den Hörer beglückt. Unbedingt anhören!
Sonntag, 12. November 2017
Dvorák: Complete Symphonies & Concertos (Decca)
Nach seiner Rückkehr zur Tschechischen Philharmonie im Jahre 2012 hat sich Jiří Bělohlávek noch einmal dem Werk von Antonín Dvořák zugewandt. Der Dirigent hatte das Orchester bereits in den Jahren 1990 bis 1992 geleitet, als Nachfolger von Václav Neumann, und in den Jahren danach war er auch international sehr erfolgreich tätig, unter anderem als Leiter des BBC Symphony Orchestra.
Bei Decca sind nun zwei wichtige Editionen erschienen. Da wäre zum einen diese Box, die auf sechs CD alle neun Sinfonien und die Konzerte von Dvořák zusammenfasst. Die Sinfonien in dieser Ballung zu hören, das ist ein Erlebnis – zumal sich die Aufnahmen durch viele kleine Details auszeichnen, die man mit Freude wahrnimmt. Da ist alles mit Hingabe gestaltet, mit großer Klarheit strukturiert und sehr fein ausgearbeitet. Man lausche nur dem berühmten Englischhorn-Solo im Largo der Sinfonie Aus der Neuen Welt – berückend!
Beim Cellokonzert ist Alisa Weilerstein zu hören, beim Klavierkonzert spielt Garrick Ohlsson den Solopart. Die große Überraschung war für mich aber das Violinkonzert, das von Frank Peter Zimmermann mit Noblesse interpretiert wird. Diese Aufnahme ist wirklich hinreißend.
Die zweite CD mit der Tschechischen Philharmonie und Bělohlávek, die hier vorgestellt werden soll, bietet eine exzellente Einspielung von Dvořáks Slawischen Tänzen opp. 46 und 72. Auch hier wird deutlich, dass das Prager Orchester Weltklasse hat – und bei Dvořák kann diesen Musikern derzeit kaum jemand das Wasser reichen. Sie spielen schwungvoll und frisch, und zugleich derart differenziert, dass es eine Freude ist. In manchen Passagen wirkt das geradezu kammermusikalisch; man höre nur die Holzbläser... Diese Aufnahme setzt ohne Zweifel Maßstäbe, und sie wird wohl für eine lange Zeit Referenzcharakter haben. Großartig, unbedingt anhören!
Bei Decca sind nun zwei wichtige Editionen erschienen. Da wäre zum einen diese Box, die auf sechs CD alle neun Sinfonien und die Konzerte von Dvořák zusammenfasst. Die Sinfonien in dieser Ballung zu hören, das ist ein Erlebnis – zumal sich die Aufnahmen durch viele kleine Details auszeichnen, die man mit Freude wahrnimmt. Da ist alles mit Hingabe gestaltet, mit großer Klarheit strukturiert und sehr fein ausgearbeitet. Man lausche nur dem berühmten Englischhorn-Solo im Largo der Sinfonie Aus der Neuen Welt – berückend!
Beim Cellokonzert ist Alisa Weilerstein zu hören, beim Klavierkonzert spielt Garrick Ohlsson den Solopart. Die große Überraschung war für mich aber das Violinkonzert, das von Frank Peter Zimmermann mit Noblesse interpretiert wird. Diese Aufnahme ist wirklich hinreißend.
Die zweite CD mit der Tschechischen Philharmonie und Bělohlávek, die hier vorgestellt werden soll, bietet eine exzellente Einspielung von Dvořáks Slawischen Tänzen opp. 46 und 72. Auch hier wird deutlich, dass das Prager Orchester Weltklasse hat – und bei Dvořák kann diesen Musikern derzeit kaum jemand das Wasser reichen. Sie spielen schwungvoll und frisch, und zugleich derart differenziert, dass es eine Freude ist. In manchen Passagen wirkt das geradezu kammermusikalisch; man höre nur die Holzbläser... Diese Aufnahme setzt ohne Zweifel Maßstäbe, und sie wird wohl für eine lange Zeit Referenzcharakter haben. Großartig, unbedingt anhören!
Fritz Wunderlich - Operetten-Arien (SWR Music)
Fritz Wunderlich (1930 bis 1966) war nicht nur in stimmlicher Hinsicht ein Ausnahme-Sänger. Auch das Repertoire des Tenors überrascht immer wieder, denn es reichte vom Schlager bis zu Heinrich Schütz, und von den großen Opernpartien bis hin zu den beliebten Operettenhits. Egal, was Wunderlich sang – er sang immer mit Seele, und seine Musikalität machte noch aus der banalsten Melodie ein Ereignis.
Auf dieser Doppel-CD nun hat der SWR aus seinen Archiven Aufnahmen von Operetten-Arien zusammengetragen, aus einem Zeitraum, der bis in den November 1965 reicht. Da war Wunderlich längst als Opernsänger berühmt. Doch die Sorgfalt, mit der er – zumeist mit dem Rundfunkorchester des Südwestfunks Kaisernlautern und dem genialen Emmerich Smola – die guten alten Operettenmelodien gestaltet, rührt noch heute an.
Man kann diese alten Einspielungen wirklich genießen, zumal sie beim SWR durch die Tonmeisterin Gabriele Starke und den Ingenieur Boris Kellenbenz umsichtig aufgearbeitet und remastert wurden. Wunderbar!
Auf dieser Doppel-CD nun hat der SWR aus seinen Archiven Aufnahmen von Operetten-Arien zusammengetragen, aus einem Zeitraum, der bis in den November 1965 reicht. Da war Wunderlich längst als Opernsänger berühmt. Doch die Sorgfalt, mit der er – zumeist mit dem Rundfunkorchester des Südwestfunks Kaisernlautern und dem genialen Emmerich Smola – die guten alten Operettenmelodien gestaltet, rührt noch heute an.
Man kann diese alten Einspielungen wirklich genießen, zumal sie beim SWR durch die Tonmeisterin Gabriele Starke und den Ingenieur Boris Kellenbenz umsichtig aufgearbeitet und remastert wurden. Wunderbar!
Samstag, 11. November 2017
Monteverdi: Madrigals Book 8 Madrigali guerrieri et amorosi (Naxos)
Das achte Madrigalbuch von Claudio Monteverdi (1567 bis 1643), besser bekannt unter dem Titel Madrigali guerrieri, et amorosi, erschien fünf Jahre vor dem Tode des Komponisten und enthält viele Meisterwerke, mit denen Monteverdi Musikgeschichte geschrieben hat. Zum 450. Geburtstag des Komponisten hat das Ensemble Delitiæ Musicæ unter Marco Longhini bei Naxos dieses Opus komplett in einem exklusiven 4-CD-Set präsentiert, inklusive einem sehr umfangreichen und mit Sorgfalt zusammengestellten Beiheft.
Damit würdigt das Label den Jubilar, dem es in einzigartiger Weise gelungen ist, menschliche Emotionen in Musik hörbar werden zu lassen. Diese CD-Kollektion gruppiert die Madrigale nach Affekten, in Madrigali guerrieri, Madrigali amorosi und Madrigali rappresentativi. Zu hören ist, in Ersteinspielung, die ungekürzte Fassung, die auch die zusätzlichen Instrumentalwerke von Biagio Marini (1594 bis 1663) mit einschließt. Monteverdi hat sie eingefügt, und so erklingen die Sinfonias und die diversen Tänze, wie er das haben wollte.
Die Instrumentierung ist üppig; so wechseln sich neun (!) Musiker im Basso continuo ab; dazu kommen ein Gambenconsort und ein barockes Streicherensemble, zu dem auch ein Paar Blockflöten sowie diverse Schlaginstrumente gehören. Die Madrigale auf diesem Album werden übrigens ausschließlich von Männern gesungen; die Partie des Cupid in Ballo delle ingrate übernimmt mit Beniamino Borciani ein Knaben-Sopran.
Damit würdigt das Label den Jubilar, dem es in einzigartiger Weise gelungen ist, menschliche Emotionen in Musik hörbar werden zu lassen. Diese CD-Kollektion gruppiert die Madrigale nach Affekten, in Madrigali guerrieri, Madrigali amorosi und Madrigali rappresentativi. Zu hören ist, in Ersteinspielung, die ungekürzte Fassung, die auch die zusätzlichen Instrumentalwerke von Biagio Marini (1594 bis 1663) mit einschließt. Monteverdi hat sie eingefügt, und so erklingen die Sinfonias und die diversen Tänze, wie er das haben wollte.
Die Instrumentierung ist üppig; so wechseln sich neun (!) Musiker im Basso continuo ab; dazu kommen ein Gambenconsort und ein barockes Streicherensemble, zu dem auch ein Paar Blockflöten sowie diverse Schlaginstrumente gehören. Die Madrigale auf diesem Album werden übrigens ausschließlich von Männern gesungen; die Partie des Cupid in Ballo delle ingrate übernimmt mit Beniamino Borciani ein Knaben-Sopran.
Pachelbel (Klanglogo)
Orgel oder Cembalo? Wer Musik von Johann Pachelbel (1635 bis 1796) spielen will, steht immer wieder vor dieser Frage. Denn musiziert wurde in jener Zeit auf sehr verschiedenen Tasteninstrumenten – aber welches der Komponist für sein jeweiliges Werk im Sinn hatte, das ist aus den Noten nur selten eindeutig zu erkennen.
Márton Borsányi hat für jedes Musikstück Pachelbels, das er für seine erste Solo-Veröffentlichung ausgewählt hat, nach einer klanglich passenden Lösung gesucht. Der junge Musiker hat an der Leipziger Musikhochschule sowie an der Schola Cantorum Basiliensis studiert, und er beschäftigt sich besonders intensiv mit Musik für Tasteninstrumente, die im 17. Jahrhundert im lutherischen deutschsprachigen Raum entstanden ist.
Das Instrumentarium für dieses Aufnahmeprojekt hat Borsányi mit Sorg- falt ausgewählt. Das Cembalo entstammt der Tradition der berühmten Cembalobauer-Dynastie Ruckers-Couchet. Es besitzt zwar nur ein Manual, aber zwei 8'- und ein 4'-Register sowie einen Lautenzug. Seine klangliche Variabilität ist ganz erstaunlich. Dazu gesellt sich ein Orgelpositiv, orientiert am Schaffen des Nürnberger Orgelbaumeisters Nicolaus Manderscheidt, einem Zeitgenossen Pachelbels, und erbaut von Peter Meier Orgelbau aus Rheinfelden. Diese kleine, aber ausgesprochen klangschöne Orgel verfügt lediglich über drei Register; sie hat zudem ausschließlich Holzpfeifen.
Mit seiner CD demonstriert Borsányi, wie farbenreich Musik des 17. Jahr- hunderts gestaltet werden kann. Pachelbels Werke, mit so viel Experimen- tierlust und Spielfreude vorgetragen, wirken frisch und brillant. Ein gelungenes Debüt, zu dem man nur gratulieren kann. Bravo!
Márton Borsányi hat für jedes Musikstück Pachelbels, das er für seine erste Solo-Veröffentlichung ausgewählt hat, nach einer klanglich passenden Lösung gesucht. Der junge Musiker hat an der Leipziger Musikhochschule sowie an der Schola Cantorum Basiliensis studiert, und er beschäftigt sich besonders intensiv mit Musik für Tasteninstrumente, die im 17. Jahrhundert im lutherischen deutschsprachigen Raum entstanden ist.
Das Instrumentarium für dieses Aufnahmeprojekt hat Borsányi mit Sorg- falt ausgewählt. Das Cembalo entstammt der Tradition der berühmten Cembalobauer-Dynastie Ruckers-Couchet. Es besitzt zwar nur ein Manual, aber zwei 8'- und ein 4'-Register sowie einen Lautenzug. Seine klangliche Variabilität ist ganz erstaunlich. Dazu gesellt sich ein Orgelpositiv, orientiert am Schaffen des Nürnberger Orgelbaumeisters Nicolaus Manderscheidt, einem Zeitgenossen Pachelbels, und erbaut von Peter Meier Orgelbau aus Rheinfelden. Diese kleine, aber ausgesprochen klangschöne Orgel verfügt lediglich über drei Register; sie hat zudem ausschließlich Holzpfeifen.
Mit seiner CD demonstriert Borsányi, wie farbenreich Musik des 17. Jahr- hunderts gestaltet werden kann. Pachelbels Werke, mit so viel Experimen- tierlust und Spielfreude vorgetragen, wirken frisch und brillant. Ein gelungenes Debüt, zu dem man nur gratulieren kann. Bravo!
Freitag, 10. November 2017
Moscheles: Zehn Präludien aus dem Wohltemperierten Klavier von J.S. Bach (FCI)
Diese CD bietet gleich zwei Raritäten. Der Cellist Niklas Schmidt spielt gemeinsam mit Stepan Simonian, Klavier, eine Sonate für Violoncello und Klavier in D-Dur von Johann Christoph Friedrich Bach (1732 bis 1795), dem „Bückeburger Bach“. Unter den drei Bach-Söhnen, die als Musiker brillierten, gilt er als virtuos, aber unscheinbar; er wirkte fast
50 Jahre lang als Cembalist und Kapellmeister am schaumburg-lippischen Hof.
Fast noch interessanter ist das andere Werk auf der CD, die Zehn Präludien aus dem Wohltemperierten Klavier von J.S.Bach mit einer hinzukompo- nierten Violoncellostimme op.137a von Ignaz Moscheles (1794 bis 1870). Der Musiker war ein enger Freund von Felix Mendelssohn Bartholdy, und teilte dessen Bach-Begeisterung. Den Cellopart hat er eigens geschaffen, um die „herrlichen Präludien den Laien und dem grössern Publikum (wieder) zugänglich zu machen“. Dabei setzt er auf den „concertierenden Effect“ der Instrumente und „moderne“ Klangfarben, wie er schreibt.
Mit diesem Projekt, das wir heute möglicherweise als ziemlich kühn empfinden, folgt Moscheles dem Beispiel auch anderer Romantiker, die sich Bachs Werke – die damals wiederentdeckt wurden – erschlossen, indem sie sie bearbeiteten. Das Beiheft zu dieser CD listet eine lange Reihe derartiger Arrangements auf. Sie folgen damit einer Tradition, die auch Bach selbst pflegte; so studierte er beispielsweise Vivaldis Konzerte, indem er sie auf Orgel und Cembalo übertrug.
Bach aus der Perspektive der Romantik zu interpretieren, das ist ein Experiment, dem sich Niklas Schmidt und Stepan Simonian mit großem Können und dazu mit hörbarem Vergnügen stellen. Eine gelungene Aufnahme, die rundum erfreut.
50 Jahre lang als Cembalist und Kapellmeister am schaumburg-lippischen Hof.
Fast noch interessanter ist das andere Werk auf der CD, die Zehn Präludien aus dem Wohltemperierten Klavier von J.S.Bach mit einer hinzukompo- nierten Violoncellostimme op.137a von Ignaz Moscheles (1794 bis 1870). Der Musiker war ein enger Freund von Felix Mendelssohn Bartholdy, und teilte dessen Bach-Begeisterung. Den Cellopart hat er eigens geschaffen, um die „herrlichen Präludien den Laien und dem grössern Publikum (wieder) zugänglich zu machen“. Dabei setzt er auf den „concertierenden Effect“ der Instrumente und „moderne“ Klangfarben, wie er schreibt.
Mit diesem Projekt, das wir heute möglicherweise als ziemlich kühn empfinden, folgt Moscheles dem Beispiel auch anderer Romantiker, die sich Bachs Werke – die damals wiederentdeckt wurden – erschlossen, indem sie sie bearbeiteten. Das Beiheft zu dieser CD listet eine lange Reihe derartiger Arrangements auf. Sie folgen damit einer Tradition, die auch Bach selbst pflegte; so studierte er beispielsweise Vivaldis Konzerte, indem er sie auf Orgel und Cembalo übertrug.
Bach aus der Perspektive der Romantik zu interpretieren, das ist ein Experiment, dem sich Niklas Schmidt und Stepan Simonian mit großem Können und dazu mit hörbarem Vergnügen stellen. Eine gelungene Aufnahme, die rundum erfreut.
Schubert: Winterreise (Doron)
Für seine Lieder hatte Franz Schubert (1797 bis 1828) eigentlich eine Klavierbegleitung vorgesehen. Doch mittlerweile kann man sie gelegentlich auch mit Gitarre hören; Orchesterversionen einzelner Lieder haben zudem schon Max Reger und Anton Webern geschaffen. Komplett orchestriert hat die Winterreise Hans Zender, der seine Version für Tenor und kleines Orchester als „kompo- nierte Interpretation“ bezeichnet.
Umso neugieriger war ich auf diese Aufnahme, wo eine Orgel zu hören ist. Die Idee zu dieser Besetzung kam dem japanischen Tenor Taro Kato, weil er den Helden der Winterreise als unreifen Charakter empfindet. Und dieser seelischen Disposition entspricht seiner Meinung nach eine Begleitung durch die Orgel besser.
Das Schmettern des Posthorns, das Spiel des Leiermannes, das Fauchen des Windes, der gefrorene Fluss, das flackernde Irrlicht – all das lässt sich mit einer Orgel wirkungsvoll musikalisch in Szene setzen. Und bei geschickter Wahl der Register kann dieses Instrument mit seinen vielen Klangfarben eine Interpretation ganz sicher bereichern.
Azumi Okamura hat für diese Einspielung die Orgel der Reformierten Kirche in der Gemeinde Chexbres ausgewählt, gelegen unweit von Lausanne in der Schweiz. Es handelt sich dabei um ein eher kleines Instrument französisch-romantischer Orgelbautradition mit 13 Registern auf zwei Manualen und Pedal, erbaut von Charles Mutin im Jahre 1905. Der Pariser Orgelbauer hatte um 1900 die Firma von Cavaillé-Coll übernommen; all das erfährt man aber leider nicht aus dem Beiheft.
Dieses Instrument klingt durchaus gut, aber die Möglichkeiten zur dynamischen Abstufung und zur klanglichen Differenzierung, die es bietet, sind nicht gerade üppig. Mit den orchestralen Effekten einer großen französischen Orgel kann es nicht mithalten. Insofern kommt diese Orgelversion an Schuberts doch sehr beredten Klavierpart nicht heran, zumal Azumi Okamura auch eine eher zurückhaltende Registrierung gewählt hat. Ihre Interpretation ist vom Klavier her gedacht; sie nutzt den Orgelklang nicht wirklich, und kann letzten Endes nicht überzeugen. Schade.
Umso neugieriger war ich auf diese Aufnahme, wo eine Orgel zu hören ist. Die Idee zu dieser Besetzung kam dem japanischen Tenor Taro Kato, weil er den Helden der Winterreise als unreifen Charakter empfindet. Und dieser seelischen Disposition entspricht seiner Meinung nach eine Begleitung durch die Orgel besser.
Das Schmettern des Posthorns, das Spiel des Leiermannes, das Fauchen des Windes, der gefrorene Fluss, das flackernde Irrlicht – all das lässt sich mit einer Orgel wirkungsvoll musikalisch in Szene setzen. Und bei geschickter Wahl der Register kann dieses Instrument mit seinen vielen Klangfarben eine Interpretation ganz sicher bereichern.
Azumi Okamura hat für diese Einspielung die Orgel der Reformierten Kirche in der Gemeinde Chexbres ausgewählt, gelegen unweit von Lausanne in der Schweiz. Es handelt sich dabei um ein eher kleines Instrument französisch-romantischer Orgelbautradition mit 13 Registern auf zwei Manualen und Pedal, erbaut von Charles Mutin im Jahre 1905. Der Pariser Orgelbauer hatte um 1900 die Firma von Cavaillé-Coll übernommen; all das erfährt man aber leider nicht aus dem Beiheft.
Dieses Instrument klingt durchaus gut, aber die Möglichkeiten zur dynamischen Abstufung und zur klanglichen Differenzierung, die es bietet, sind nicht gerade üppig. Mit den orchestralen Effekten einer großen französischen Orgel kann es nicht mithalten. Insofern kommt diese Orgelversion an Schuberts doch sehr beredten Klavierpart nicht heran, zumal Azumi Okamura auch eine eher zurückhaltende Registrierung gewählt hat. Ihre Interpretation ist vom Klavier her gedacht; sie nutzt den Orgelklang nicht wirklich, und kann letzten Endes nicht überzeugen. Schade.
Montag, 6. November 2017
Die Orgeln der Thomaskirche zu Leipzig (Rondeau)
Die Leipziger Thomaskirche ist ein Pilgerort der Musikgeschichte; im Laufe der Jahrhunderte waren dort viele berühmte Musiker tätig. Und an der Orgel hat dort nicht nur Johann Sebastian Bach musiziert, sondern auch beispielsweise Wolfgang Amadeus Mozart und Felix Mendelssohn Bartholdy. Die Orgel freilich, die sie gespielt haben, existiert heute nicht mehr.
Auf dem westlichen Chor befindet sich heute ein Instrument von Wilhelm Sauer, errichtet in den Jahre 1885 bis 1889. Diese romantische Orgel hatte ursprünglich 63 Register, und wurde Anfang des 20. Jahrhunderts nach Vorschlägen von Karl Straube auf 88 Register erweitert. Im Jahre 2005 wurde sie durch die Orgelwerkstatt Christian Scheffler restauriert, und sie ist heute wieder auf dem Stand, den sie bei ihrem Umbau 1908 erhalten hatte.
Im Jahre 2000 jährte sich Bachs Todestag zum zweihundertfünzigsten Male. Aus diesem Anlass wurde auf der Nordempore die Bach-Orgel installiert. Sie stammt aus der Werkstatt des Marburger Orgelbauers Gerald Woehl, hat 61 Register, verteilt auf vier Manuale und Pedal, und orientiert sich klanglich an mitteldeutschen barocken Vorbildern. Ihre Temperatur ist ungleichstufig nach Neidhardt, und der Stimmton liegt bei 465 Hz, zu Bachs Zeiten der übliche Stimmton von Leipziger Orgeln. Mit einem speziellen Hebel, der Kammerkoppel, kann die Stimmung von diesem sogenannten Chorton auf den tiefen Kammerton (415 Hz) gewechselt werden, was das Zusammenspiel mit Barockinstrumenten ermöglicht.
Auf diesem Album stellt Ullrich Böhme, der amtierende Thomasorganist, mit speziell ausgewähltem Repertoire diese beiden Orgeln vor: Die Bach-Orgel erklingt mit Werken von Dieterich Buxtehude (1637 bis 1707), Johann Sebastian Bach (1685 bis 1750) und dem Bach-Schüler Johann Ludwig Krebs (1713 bis 1780). Die Sauer-Orgel ist mit dem Fest-Hymnus C-Dur op. 20 von Carl Piutti (1846 bis 1902), Thomasorganist von 1880 bis zu seinem Tode, zu hören. An ihr spielt Böhme zudem die Sonate c-Moll op. 65.2 von Felix Mendelssohn Bartholdy (1809 bis 1847), und die Suite Gothique op. 25 von Léon Boëllmann (1862 bis 1897).
Auf dem westlichen Chor befindet sich heute ein Instrument von Wilhelm Sauer, errichtet in den Jahre 1885 bis 1889. Diese romantische Orgel hatte ursprünglich 63 Register, und wurde Anfang des 20. Jahrhunderts nach Vorschlägen von Karl Straube auf 88 Register erweitert. Im Jahre 2005 wurde sie durch die Orgelwerkstatt Christian Scheffler restauriert, und sie ist heute wieder auf dem Stand, den sie bei ihrem Umbau 1908 erhalten hatte.
Im Jahre 2000 jährte sich Bachs Todestag zum zweihundertfünzigsten Male. Aus diesem Anlass wurde auf der Nordempore die Bach-Orgel installiert. Sie stammt aus der Werkstatt des Marburger Orgelbauers Gerald Woehl, hat 61 Register, verteilt auf vier Manuale und Pedal, und orientiert sich klanglich an mitteldeutschen barocken Vorbildern. Ihre Temperatur ist ungleichstufig nach Neidhardt, und der Stimmton liegt bei 465 Hz, zu Bachs Zeiten der übliche Stimmton von Leipziger Orgeln. Mit einem speziellen Hebel, der Kammerkoppel, kann die Stimmung von diesem sogenannten Chorton auf den tiefen Kammerton (415 Hz) gewechselt werden, was das Zusammenspiel mit Barockinstrumenten ermöglicht.
Auf diesem Album stellt Ullrich Böhme, der amtierende Thomasorganist, mit speziell ausgewähltem Repertoire diese beiden Orgeln vor: Die Bach-Orgel erklingt mit Werken von Dieterich Buxtehude (1637 bis 1707), Johann Sebastian Bach (1685 bis 1750) und dem Bach-Schüler Johann Ludwig Krebs (1713 bis 1780). Die Sauer-Orgel ist mit dem Fest-Hymnus C-Dur op. 20 von Carl Piutti (1846 bis 1902), Thomasorganist von 1880 bis zu seinem Tode, zu hören. An ihr spielt Böhme zudem die Sonate c-Moll op. 65.2 von Felix Mendelssohn Bartholdy (1809 bis 1847), und die Suite Gothique op. 25 von Léon Boëllmann (1862 bis 1897).
Benny Andersson - Piano (Deutsche Grammophon)
Benny Andersson, seinerzeit der wichtigste Songwriter des Kultquartetts Abba, kehrt auf dieser CD zu seinen Wurzeln zurück: Piano – das ist seine Musik, auf das Wesentliche reduziert. Das Klavierspielen brachte sich Andersson als Kind selbst bei. An seinem Flügel entstanden in späteren Jahren etliche Welthits. Und der Fazioli steht auch im Mittelpunkt dieser Einspielung, die den erfolgreichen schwedischen Musiker, Komponist und Produzent aus einer völlig anderen Perspektive zeigt.
Wer eine lockere Kollektion Abba-Greatest-Hits erwartet, der wird enttäuscht werden. Auf diesem Album ist ein eher ruhiger, bisweilen auch melancholischer Benny Andersson zu erleben. Die CD enthält neben einigen vertrauten Melodien aus dem Abba-Repertoire auch zahlreiche Stücke aus seinen Musicals Chess und Kristina från Duvermåla sowie von Anderssons Solo-Alben.
„Bei den Aufnahmen zu diesem Album, die mir einen Riesenspaß gemacht haben, wurde mir klar, dass die Stücke, die ich hierfür ausgesucht habe, ein integraler Teil meiner Person sind“, schreibt der Musiker im Geleitwort zu dieser CD. „Im Bemühen, zum innersten Kern der Musik vorzudringen, ging mir auf: Je mehr Äußeres, d.h. Bearbeitungen und Arrangements, ich von den ,Originalfassungen' abschäle, desto näher fühle ich mich dieser Musik – egal, ob sie im letzten Jahr oder vor 40 Jahren entstanden ist. Auf seltsame Weise habe ich das Gefühl, ich würde meine Memoiren spielen.“
Zu hören sind herzerwärmende, kleine Piano-Balladen, melodisch eher schlicht, aber mit einer aparten Harmonik, irgendwo zwischen Bar-Jazz und Klassik; auch Einflüsse schwedischer Volksmusik sind unverkennbar. Ein sehr persönliches Album, mit viel Charme.
Wer eine lockere Kollektion Abba-Greatest-Hits erwartet, der wird enttäuscht werden. Auf diesem Album ist ein eher ruhiger, bisweilen auch melancholischer Benny Andersson zu erleben. Die CD enthält neben einigen vertrauten Melodien aus dem Abba-Repertoire auch zahlreiche Stücke aus seinen Musicals Chess und Kristina från Duvermåla sowie von Anderssons Solo-Alben.
„Bei den Aufnahmen zu diesem Album, die mir einen Riesenspaß gemacht haben, wurde mir klar, dass die Stücke, die ich hierfür ausgesucht habe, ein integraler Teil meiner Person sind“, schreibt der Musiker im Geleitwort zu dieser CD. „Im Bemühen, zum innersten Kern der Musik vorzudringen, ging mir auf: Je mehr Äußeres, d.h. Bearbeitungen und Arrangements, ich von den ,Originalfassungen' abschäle, desto näher fühle ich mich dieser Musik – egal, ob sie im letzten Jahr oder vor 40 Jahren entstanden ist. Auf seltsame Weise habe ich das Gefühl, ich würde meine Memoiren spielen.“
Zu hören sind herzerwärmende, kleine Piano-Balladen, melodisch eher schlicht, aber mit einer aparten Harmonik, irgendwo zwischen Bar-Jazz und Klassik; auch Einflüsse schwedischer Volksmusik sind unverkennbar. Ein sehr persönliches Album, mit viel Charme.
Sonntag, 5. November 2017
Hommage à Fritz Kreisler (BMC)
„Only a few weeks ago you recorded your last album with Barnabás Kelemen: Fritz Kreisler's pieces for violin and piano. Even there, you are teaching. In your hands, pieces we used to pass with a shrug of the shoulders have become diamonds... (Perhaps they are?)“, sagte György Kurtág im November 2016 auf einer Veranstaltung im Gedenken an den kurz zuvor verstorbenen Zoltán Kocsis.
Mit ihm verlor die Musikwelt einen zu Recht hoch angesehenen Pianisten. Wie groß dieser Verlust ist, davon vermittelt diese CD mit den oben genannten Werken für Violine und Klavier von Fritz Kreisler (1875 bis 1962) einen starken Eindruck. Nicht umsonst merkt Kocsis im Beiheft zu dieser CD an, dass Kreisler nicht nur der König aller Geiger, sondern obendrein auch ein exzellenter Pianist war.
Kocsis kennt all die historischen Aufnahmen, auf denen Kreisler mit seinem charakteristischen Geigenton zu hören ist. Und er bedauert, dass der Klavierpart üblicherweise nicht angemessen interpretiert wird: „Bis auf einige wenige erfrischende Ausnahmen sind die Piano-Matadore bei seinen Aufnahmen mittelmäßig bis schlecht“, meint Kocsis in seinen Anmerkungen zu dieser neuen Einspielung. „Der Aufnahmetechnik jener Zeit kann man nicht die Schuld geben an verspäteten Einsätzen, ungeschicktem Umgang mit dem Pedal, einem Mangel an Balance im Klavierpart, oder an all den anderen Details, die dem heutigen Zuhörer das Gefühl geben, dass dieses Violinspiel weit bessere Begleitung und bessere Begleiter verdient.“
Zoltán Kocsis zeigt, wie Kreisler klingen kann, wenn man diese Musik tatsächlich ernst nimmt. Der Pianist hat ausgewählte Werke des Violinvirtuosen gemeinsam mit seinem regelmäßigen Kammermusik- partner, dem Geiger Barnabás Kelemen, eingespielt – und dabei die Stücke sorgfältig gearbeitet. Das Ergebnis ist phänomenal. Unbedingt anhören!
Mit ihm verlor die Musikwelt einen zu Recht hoch angesehenen Pianisten. Wie groß dieser Verlust ist, davon vermittelt diese CD mit den oben genannten Werken für Violine und Klavier von Fritz Kreisler (1875 bis 1962) einen starken Eindruck. Nicht umsonst merkt Kocsis im Beiheft zu dieser CD an, dass Kreisler nicht nur der König aller Geiger, sondern obendrein auch ein exzellenter Pianist war.
Kocsis kennt all die historischen Aufnahmen, auf denen Kreisler mit seinem charakteristischen Geigenton zu hören ist. Und er bedauert, dass der Klavierpart üblicherweise nicht angemessen interpretiert wird: „Bis auf einige wenige erfrischende Ausnahmen sind die Piano-Matadore bei seinen Aufnahmen mittelmäßig bis schlecht“, meint Kocsis in seinen Anmerkungen zu dieser neuen Einspielung. „Der Aufnahmetechnik jener Zeit kann man nicht die Schuld geben an verspäteten Einsätzen, ungeschicktem Umgang mit dem Pedal, einem Mangel an Balance im Klavierpart, oder an all den anderen Details, die dem heutigen Zuhörer das Gefühl geben, dass dieses Violinspiel weit bessere Begleitung und bessere Begleiter verdient.“
Zoltán Kocsis zeigt, wie Kreisler klingen kann, wenn man diese Musik tatsächlich ernst nimmt. Der Pianist hat ausgewählte Werke des Violinvirtuosen gemeinsam mit seinem regelmäßigen Kammermusik- partner, dem Geiger Barnabás Kelemen, eingespielt – und dabei die Stücke sorgfältig gearbeitet. Das Ergebnis ist phänomenal. Unbedingt anhören!
Donnerstag, 2. November 2017
Schmelzer: Sonatas (Accent)
Auf dieser CD erkundet William Dongois mit seinem Ensemble Le Concert Brise eine ganz spezielle Facette der Musikgeschichte: Im Laufe der Jahrhunderte sind immer wieder Instrumente zeitweise besonders beliebt gewesen, und dann plötzlich aus der Mode gekommen. Mitunter sind sie dabei sogar völlig außer Gebrauch geraten, wie beispielsweise die komplette Familie der Gamben, die Blockflöten – oder der Zink, um den es auf dieser CD geht.
Der Lebenslauf von Johann Heinrich Schmelzer (um 1623 bis 1680) spiegelt eine solche Entwicklung. Der Musiker begann seine Karriere als Cornettist – in dieser Funktion ist er 1643 am Wiener Stephansdom nachzuweisen – und wirkte später als Geiger in der Hofkapelle. Kaiser Leopold I. schätzte ihn sehr; er ernannte den Musiker 1665 zum Ballettkomponisten, 1671 zum Vizekapellmeister und 1679 schließlich als ersten Nicht-Italiener überhaupt zum Hofkapellmeister. Außerdem erhob er Schmelzer in den Adelsstand. Genießen freilich konnte der Musiker diese Ehren nicht allzu lange, denn er wurde 1680 ein Opfer der Pest.
Der Zink war vom Spätmittelalter bis Mitte des 17. Jahrhunderts im Gebrauch. Er stand in dem Ruf, der menschlichen Stimme klanglich besonders gut zu entsprechen. Dass der Zink vom Instrument der Stadt- pfeiffer zu einem Virtuoseninstrument wurde, für das höchst anspruchs- volle Soli entstanden, dieser Trend kam zum Ende des 16. Jahrhunderts aus Italien. Aus Italien kam aber im 17. Jahrhundert auch die Violine, durch die der Zink verdrängt wurde.
Die Ablösung des Grifflochhorns durch die neuartigen Streichinstrumente spiegelt auch das Schaffen Schmelzers. Während er zunächst Zink und Violine nebeneinander einsetzte, dominiert in seiner Kammermusik schließlich die Violine. Schmelzer selbst, so schreibt Johann Joachim Müller in seinem Reise-Diarium aus dem Jahre 1660, galt als „der berühmte und fast vornehmste Violist in ganz Europa“.
Seine Werke waren beliebt und weit verbreitet; die Musiker um Dongois haben ihr Programm mit herrlichen Sonaten aus den verschiedensten Manuskripten sowie zwei Drucken zusammengestellt. Was für ein Klanggenuss! Mit dieser Aufnahme bestätigt der Musiker einmal mehr seine hohe Kunst; Dongois ist ohne Zweifel derzeit einer der besten Zinkenisten Europas. Im Ensemble Le Concert Brisé hat er brillante Partner an seiner Seite; zu hören sind Alice Julien-Laferrière, Barock- violine, Jean-François Madeuf, Naturtrompete, Stefan Legée, Posaune, Moni Fischalek, Dulcian und Hadrien Jourdan an der Orgel der Kirche von Talange, 2003 von Rudi Jacques im italienischen Stil erbaut.
Der Lebenslauf von Johann Heinrich Schmelzer (um 1623 bis 1680) spiegelt eine solche Entwicklung. Der Musiker begann seine Karriere als Cornettist – in dieser Funktion ist er 1643 am Wiener Stephansdom nachzuweisen – und wirkte später als Geiger in der Hofkapelle. Kaiser Leopold I. schätzte ihn sehr; er ernannte den Musiker 1665 zum Ballettkomponisten, 1671 zum Vizekapellmeister und 1679 schließlich als ersten Nicht-Italiener überhaupt zum Hofkapellmeister. Außerdem erhob er Schmelzer in den Adelsstand. Genießen freilich konnte der Musiker diese Ehren nicht allzu lange, denn er wurde 1680 ein Opfer der Pest.
Der Zink war vom Spätmittelalter bis Mitte des 17. Jahrhunderts im Gebrauch. Er stand in dem Ruf, der menschlichen Stimme klanglich besonders gut zu entsprechen. Dass der Zink vom Instrument der Stadt- pfeiffer zu einem Virtuoseninstrument wurde, für das höchst anspruchs- volle Soli entstanden, dieser Trend kam zum Ende des 16. Jahrhunderts aus Italien. Aus Italien kam aber im 17. Jahrhundert auch die Violine, durch die der Zink verdrängt wurde.
Die Ablösung des Grifflochhorns durch die neuartigen Streichinstrumente spiegelt auch das Schaffen Schmelzers. Während er zunächst Zink und Violine nebeneinander einsetzte, dominiert in seiner Kammermusik schließlich die Violine. Schmelzer selbst, so schreibt Johann Joachim Müller in seinem Reise-Diarium aus dem Jahre 1660, galt als „der berühmte und fast vornehmste Violist in ganz Europa“.
Seine Werke waren beliebt und weit verbreitet; die Musiker um Dongois haben ihr Programm mit herrlichen Sonaten aus den verschiedensten Manuskripten sowie zwei Drucken zusammengestellt. Was für ein Klanggenuss! Mit dieser Aufnahme bestätigt der Musiker einmal mehr seine hohe Kunst; Dongois ist ohne Zweifel derzeit einer der besten Zinkenisten Europas. Im Ensemble Le Concert Brisé hat er brillante Partner an seiner Seite; zu hören sind Alice Julien-Laferrière, Barock- violine, Jean-François Madeuf, Naturtrompete, Stefan Legée, Posaune, Moni Fischalek, Dulcian und Hadrien Jourdan an der Orgel der Kirche von Talange, 2003 von Rudi Jacques im italienischen Stil erbaut.
Mittwoch, 1. November 2017
In Erlkönigs Reich (Hänssler Classic)
David Jerusalem, Jahrgang 1985, hat nun bei Hänssler Classic, in Koproduktion mit Deutschlandradio, sein Debütalbum veröffentlicht. Auch wenn er mittlerweile in zahlreichen Opernpartien zu erleben war, hat der junge Sänger dafür ein Liedprogramm zusammengestellt, mit Balladen von Carl Loewe (1796 bis 1869) und Franz Schubert (1797 bis 1828).
Neben bekannten Werken von Loewe, wie Odins Meeresritt, Archibald Douglas, Tom der Reimer oder Die Uhr, sind zahlreiche Lieder Schuberts zu hören, die zumeist eher zu den unbekannteren gehören – Der Zwerg beispielsweise, Auf der Donau, Gruppe aus dem Tartarus, Der Pilgrim oder Wie Ulfru fischt. Der Vergleich ist spannend – und das nicht nur, weil beide Komponisten Goethes Erlkönig vertont haben.
Auch musikalisch bietet diese Kombination so manche Überraschung. Denn der Zuhörer wird bald feststellen, dass die Lieder klanglich mitunter verblüffend ähnlich sind; der Klavierpart ist bei beiden Komponisten anspruchsvoll und reicht über eine simple Begleitung weit hinaus. David Jerusalem konnte dafür den erfahrenen Pianisten Eric Schneider gewinnen, der dem Bassbariton mit seinem ausdrucksstarken Klavierspiel ein exzellenter Partner ist. Auch wenn noch nicht alles perfekt ist, in manchen Passagen ist mir beispielsweise das Klavier zu laut, beeindrucken beide Musizierpartner durch ihr enormes Gestaltungsvermögen. Loewes Ballade Die Uhr beispielsweise habe ich noch nie besser gehört. Chapeau!
Neben bekannten Werken von Loewe, wie Odins Meeresritt, Archibald Douglas, Tom der Reimer oder Die Uhr, sind zahlreiche Lieder Schuberts zu hören, die zumeist eher zu den unbekannteren gehören – Der Zwerg beispielsweise, Auf der Donau, Gruppe aus dem Tartarus, Der Pilgrim oder Wie Ulfru fischt. Der Vergleich ist spannend – und das nicht nur, weil beide Komponisten Goethes Erlkönig vertont haben.
Auch musikalisch bietet diese Kombination so manche Überraschung. Denn der Zuhörer wird bald feststellen, dass die Lieder klanglich mitunter verblüffend ähnlich sind; der Klavierpart ist bei beiden Komponisten anspruchsvoll und reicht über eine simple Begleitung weit hinaus. David Jerusalem konnte dafür den erfahrenen Pianisten Eric Schneider gewinnen, der dem Bassbariton mit seinem ausdrucksstarken Klavierspiel ein exzellenter Partner ist. Auch wenn noch nicht alles perfekt ist, in manchen Passagen ist mir beispielsweise das Klavier zu laut, beeindrucken beide Musizierpartner durch ihr enormes Gestaltungsvermögen. Loewes Ballade Die Uhr beispielsweise habe ich noch nie besser gehört. Chapeau!
Abonnieren
Posts (Atom)