Damit komplettierte das Ensemble seine zu Recht hochgelobte Gesamt- aufnahme der Streichquartette des Komponisten. Parallel dazu arbeitet das Leipziger Streichquartett noch an einem weiteren bedeutenden Projekt zur Wiener Klassik – die Musiker aus der Messestadt spielen bei MDG auch alle Streichquartette von Joseph Haydn ein.
Als der junge Mozart 1770 sein erstes „Quatro“ schrieb, war die Gattung noch jung und erstaunlich flexibel. Besetzung, Satzfolge, formale Anlage – die Abgrenzung zu ähnlichen Werken, wie Serenaden und Divertimenti, beschäftigte wohl mehr die Musikwissenschaft in späteren Jahrhunderten als jene Komponisten, die das Quartett damals erprobten und weiterentwickelten.
Salzburg freilich scheint für solche Experimente nicht gerade eine Quelle der Inspiration gewesen zu sein: Entstanden sind Mozarts frühe Streichquartette durchweg auf Reisen. Bei seiner ersten Italienreise schrieb der 14jährige KV 80. Die Quartette KV 155 bis 160, von der zweiten Italienreise 1772/73, sind heute als „Mailänder Quartette“ bekannt. Und die Quartette KV 168 bis 173 schrieb Mozart während eines Aufenthaltes von Juni bis September 1773 in Wien.
Das Leipziger Streichquartett zeigt mit dieser Einspielung, mit welcher Innovationsfreude Mozart das neue Genre und seine Möglichkeiten erkundete. Und auch wenn diese Stücke ein wenig im Schatten der berühmten „großen“ Quartette stehen, zeigen sich hier doch bereits der enorme Einfallsreichtum und die herrlichen Melodien, mit denen sich der Komponist auf Dauer einen Platz im musikalischen Olymp gesichert hat.
Das grandiose Leipziger Streichquartett musiziert perfekt aufeinander abgestimmt. Das wird besonders dort deutlich, wo sich die Stimmen Motive wie Bälle zuwerfen, wo ein Spieler die Phrase eines anderen aufnimmt und fortsetzt. Alles wirkt sehr sorgfältig durchgearbeitet, sehr kultiviert – und der warme, harmonische Streicherklang der Leipziger ist ebenfalls ein Ereignis. Überwältigend.