"Denk' ich nun freilich an die Höchste Art der Musik, wie sie uns Bach und Beethoven in einzelnen Schöpfungen gegeben, sprech' ich von seltenen Seelenzuständen, die mir der Künstler offenbaren soll, verlang' ich, daß er mich mit jedem seiner Werke einen Schritt weiter führe im Geisterreich der Kunst, verlang' ich mit einem Wort poetische Tiefe und Neuheit über- all, im Einzelnen wie im Ganzen", schrieb Robert Schumann, nach- dem er sich vom Leipziger David-Quartett an sechs Vormittagen neue Streichquartette hatte vorspie- len lassen - und mit den Werken höchst unzufrieden war.
Also beschloss Schumann, selbst welche zu schreiben. Doch zunächst, 1839, blieben sie Bruchstücke, und der Komponist zog es vor, die Quartette Haydns, Mozarts und Beethovens weiter intensiv zu stu- dieren. Erst 1842 ging er wieder an das Projekt: Im Juni und Juli entstanden die drei Streichquartette op. 41. Im September und Oktober schrieb er zudem noch das Klavierquintett op. 44, das dann gemeinsam mit dem ersten Streichquartett im Januar 1843 im Gewandhaus öffentlich uraufgeführt wurde. Während das Quintett schnell populär wurde, und etliche Komponistenkollegen zu ähnli- chen Werken anregte, galten die Streichquartette als "schwierig", und wurden selten gespielt.
Schumann hat zudem, nachdem er seinem Freund Felix Mendelssohn Bartholdy die Werke vorgestellt hatte, dessen Kritik berücksichtigt und zahlreiche Änderungen vorgenommen. Das Leipziger Streich- quartett hat jetzt für Dabringhaus und Grimm jene "originale" Fassung eingespielt, die die Gäste bei einer privaten Aufführung im September 1842 zum Geburtstag von Clara Schumann zu hören bekamen. Das macht die Aufnahme zu einer Rarität. Doch auch ihre musikalische Qualität erfreut - Stefan Arzberger und Tilman Büning, Violine, Ivo Bauer, Viola und Matthias Moosdorf, Violoncello, musizieren perfekt aufeinander abgestimmt. Nicht umsonst gelten sie als eines der besten Streichquartette der Welt. Beim Quintett werden die Leipziger Musiker von Christian Zacharias ergänzt, der allerdings seine eigenen Akzente setzt - und die finde ich nicht durchweg überzeugend.