Toyohiko Satoh hat bei Carpe Diem Records eine neue CD mit Lauten- musik von Johann Sebastian Bach und Silvius Leopold Weiss veröffent- licht. Der japanische Lautenist musiziert mit größter Sorgsamkeit – und auf einem ganz besonderen Instrument: Satoh spielt eine Laute, die 1611 in Ingolstadt von Laurentius Greiff angefertigt und 1673 in eine elfchörige Laute französischer Bauart umgebaut wurde.
Wer sie im Laufe der Jahrhunderte gespielt hat, das ist zwar nicht bekannt, meint der Musiker. Doch die Musiker, in deren Besitz diese Laute war, haben sie ganz entscheidend geprägt: „A luthier builds an instrument, but it is the performer who makes it into a masterpiece by infusing it with a soul“, erklärt Satoh. „Plenty of souls of past lutenists dwell in this Greiff, and those lutenists made it a masterpiece. I believe it that I can come closer to the spiritual state og nothingness (= infinity) if I am in sympathy with those souls.“
Satoh führt in seinem Spiel europäische Brillanz und fernöstliches Denken zusammen: „Bach's music demands not only a high level of technique but also a high level of spirituality. Young players, including myself in my early days, tend to play only with abundant enthusiasm“, so der Laute- nist. „Only when I turned 70 did I realize that the greater spirituality the music contains, the more necessary it becomes for the performer to expose his natural self to the music, something that I strived for in this recording.“ Sein Musizieren beeindruckt durch Ausdruck und eine Intensität, die ich so nie zuvor gehört habe. Phänomenal – unbedingt anhören!
Freitag, 31. Juli 2015
Kalkbrenner; 3 Piano Sonatas Op. 4 (Dynamic)
Luigi Gerosa, ein auf die Musik der Wiener Klassik des 18. Jahrhunderts spezialisierter Pianist, hat nun bei Dynamic seiner zweite CD mit Werken von Friedrich Kalkbrenner (1785 bis 1849) vorgelegt. Damit macht er die drei Klaviersonaten op. 4 in Weltersteinspielung zugänglich. Musikhistorisch ist dies durchaus interessant, denn Kalkbrenner, Sohn von Christian Kalkbrenner (1755 bis 1806), Kapellmeister der preußischen Königin, war einer der ersten Klaviervirtuosen. Seine Ausbildung begann er bei seinem Vater. 1798 schrieb er sich am Pariser Konservatorium ein, wo er bei Louis Adam studierte. 1802 ging er nach Wien, wo er seine Ausbildung komplettierte. Ab 1805 begann er, zu konzertieren – und er hatte rasch großen Erfolg. Von 1814 bis 1823 lebte Kalkbrenner in England, wo er sehr geschätzt wurde. Er spielte Konzerte, gab Unterricht und veröffentlichte seine ersten Werke. Nach Konzertreisen durch Deutschland und Österreich ließ sich der Pianist schießlich 1824 in Paris nieder, und zog sich weitgehend ins Privatleben zurück. Kalkbrenner war sehr vermögend, und er hatte zudem eine Tochter aus bestem Hause geheiratet. 1849 starb er in Enghien-les-Bains an der Cholera.
Kalkbrenner sah sich in einer Reihe mit Haydn, Mozart und Beethoven. Diese Aufnahme allerdings zeigt, dass er offenbar zwar grandios Klavier gespielt hat, aber zumindest in seinen frühen Sonaten außer einer Aneinanderreihung von pianistischen Turnübungen wenig zustande brachte. Was jedoch nützen Höchstschwierigkeiten, wenn es an musikalischer Substanz mangelt. Und so plagt sich der Zuhörer mit einer Wiederholung und noch einer Wiederholung. Gegen dieses Geklimper ist jede Beethoven-Sonate vom ersten bis zum letzten Ton eine Offenbarung. Dass man Kalkbrenners Musik heute nicht mehr spielt, das hat, denke ich, schon seinen Grund.
Kalkbrenner sah sich in einer Reihe mit Haydn, Mozart und Beethoven. Diese Aufnahme allerdings zeigt, dass er offenbar zwar grandios Klavier gespielt hat, aber zumindest in seinen frühen Sonaten außer einer Aneinanderreihung von pianistischen Turnübungen wenig zustande brachte. Was jedoch nützen Höchstschwierigkeiten, wenn es an musikalischer Substanz mangelt. Und so plagt sich der Zuhörer mit einer Wiederholung und noch einer Wiederholung. Gegen dieses Geklimper ist jede Beethoven-Sonate vom ersten bis zum letzten Ton eine Offenbarung. Dass man Kalkbrenners Musik heute nicht mehr spielt, das hat, denke ich, schon seinen Grund.
Dienstag, 28. Juli 2015
Duo Brilliante (Lawo Classics)
Duette für Violine und Kontrabass sind Raritäten. Arvid Engegard, Violine, und Knut Erik Sundquist, Kontrabass, präsentieren auf dieser CD eines der schönsten Werke, in dem diese beiden Instrumente miteinander und mit dem Orchester um die Wette musizieren: Das Gran Duo Concertante von Giovanni Bottesini (1821 bis 1889) ist bezaubernd, brillant – und sicherlich auch ein bisschen verrückt. Aber Bottesini war selbst ein Kontrabass-Virtuose, und er wusste, wie man ein Publikum begeistert.
Die Solisten dieser Aufnahme stammen beide aus Nord-Norwegen. Kennengelernt haben sie sich beim Studium in Österreich, und sie sind seitdem eng befreundet. Dieser freundschaftliche Geist prägt auch diese Einspielung, die vom Norwegischen Rundfunkorchester unter Terje Boye Hansen wunderbar harmonisch begleitet wird. Die Orchesterklänge tragen die Solisten und bringen ihr Spiel zur Geltung, wie eine edle Fassung ein strahlendes Juwel.
Und so lauscht man dann mit großem Genuss den Violin-Romanzen von Johan Svendsen (1840 bis 1911) und Hjalmar Borgström (1864 bis 1925) und der Polonaise Brillante von Henryk Wieniawsky (1835 bis 1880) . Und auch der Kontrabass bekommt einen angemessenen Platz im Ram- penlicht: Sundquist spielt Bottesinis Grande Allegro „Alla Mendelssohn“, dass man gar nicht genug davon bekommen kann. Bravi!
Die Solisten dieser Aufnahme stammen beide aus Nord-Norwegen. Kennengelernt haben sie sich beim Studium in Österreich, und sie sind seitdem eng befreundet. Dieser freundschaftliche Geist prägt auch diese Einspielung, die vom Norwegischen Rundfunkorchester unter Terje Boye Hansen wunderbar harmonisch begleitet wird. Die Orchesterklänge tragen die Solisten und bringen ihr Spiel zur Geltung, wie eine edle Fassung ein strahlendes Juwel.
Und so lauscht man dann mit großem Genuss den Violin-Romanzen von Johan Svendsen (1840 bis 1911) und Hjalmar Borgström (1864 bis 1925) und der Polonaise Brillante von Henryk Wieniawsky (1835 bis 1880) . Und auch der Kontrabass bekommt einen angemessenen Platz im Ram- penlicht: Sundquist spielt Bottesinis Grande Allegro „Alla Mendelssohn“, dass man gar nicht genug davon bekommen kann. Bravi!
Telemann: Complete Concertos & Trio Sonatas with Viola da gamba (Brilliant Classics)
Georg Philipp Telemann (1681 bis 1767) war nicht nur ein unermüd- licher Erfinder von Melodien, er war auch ein großer Meister im Einsatz von Klangfarben. Besonders schätzte er den samtigen, edlen Klang der Viola da gamba.
Dieses Instrument kam im 18. Jahr- hundert aus der Mode. Die italieni- schen Virtuosen brachten die Violine in das Konzertleben ein und das Violoncello. In der Kammer- und der Kirchenmusik erfreuten sich diese neuen Streichinstrumente bald größter Beliebtheit.
Die Viola da gamba war noch einige Zeit das bevorzugte Solo-Instrument der Aristokratie. Gespielt wurde sie beispielsweise von Friedrich Wilhelm I. von Brandenburg, bekannt als der Große Kurfürst, Max Emanuel von Bayern, Leopold von Anhalt-Köthen – doch schon Friedrich Wilhelm II. von Preußen, der Nachfolger Friedrichs des Großen, bevorzugte das Violoncello.
Mit dem Verschwinden der Gambe geriet auch der größte Teil der Gamben- musik in Vergessenheit – und das ist wirklich schade, wie die vorliegende Box beweist. Cristiano Contadin, Viola da gamba, hat mit dem Ensemble Opera Prima auf sagenhaften fünf (!) CD sämtliche Konzerte und Triosonaten Telemanns eingespielt, in denen dieses Instrument eine prominente Rolle spielt oder gar als Soloinstrument verwendet wird. So erklingen die Sonaten für Violine, Bassgambe und Basso continuo, die Sonaten für Flöte, Bassgambe und Basso continuo, die Sonaten für Oboe, Diskantgambe und Basso continuo, die Sonaten für Blockflöte, Diskant- gambe und Basso continuo sowie diverse Konzerte, eine Sinfonia, eine Ouverture, und eine Sonate für konzertierendes Cembalo, Viola da gamba und Basso continuo. Immerhin sechs Werke sind Weltersteinspielungen.
Dieses Instrument kam im 18. Jahr- hundert aus der Mode. Die italieni- schen Virtuosen brachten die Violine in das Konzertleben ein und das Violoncello. In der Kammer- und der Kirchenmusik erfreuten sich diese neuen Streichinstrumente bald größter Beliebtheit.
Die Viola da gamba war noch einige Zeit das bevorzugte Solo-Instrument der Aristokratie. Gespielt wurde sie beispielsweise von Friedrich Wilhelm I. von Brandenburg, bekannt als der Große Kurfürst, Max Emanuel von Bayern, Leopold von Anhalt-Köthen – doch schon Friedrich Wilhelm II. von Preußen, der Nachfolger Friedrichs des Großen, bevorzugte das Violoncello.
Mit dem Verschwinden der Gambe geriet auch der größte Teil der Gamben- musik in Vergessenheit – und das ist wirklich schade, wie die vorliegende Box beweist. Cristiano Contadin, Viola da gamba, hat mit dem Ensemble Opera Prima auf sagenhaften fünf (!) CD sämtliche Konzerte und Triosonaten Telemanns eingespielt, in denen dieses Instrument eine prominente Rolle spielt oder gar als Soloinstrument verwendet wird. So erklingen die Sonaten für Violine, Bassgambe und Basso continuo, die Sonaten für Flöte, Bassgambe und Basso continuo, die Sonaten für Oboe, Diskantgambe und Basso continuo, die Sonaten für Blockflöte, Diskant- gambe und Basso continuo sowie diverse Konzerte, eine Sinfonia, eine Ouverture, und eine Sonate für konzertierendes Cembalo, Viola da gamba und Basso continuo. Immerhin sechs Werke sind Weltersteinspielungen.
Montag, 27. Juli 2015
Passagi (Atma Classique)
Zwei junge kanadische Musiker aus Kanada haben diese CD mit „alter“ europäischer Musik eingespielt. Vincent Lauzer, Blockflöten, hat ebenso wie der Cembalist und Organist Mark Edwards bereits etliche Wettbewerbe gewonnen. Für ihre Einspielung haben sie ein Programm zusammengestellt, das sich weniger an populären Melodien und bekannten Namen als vielmehr an musikhistorischen Entwicklungen orientiert. So erklingen die Variationen von Giovanni Bassano (1558 bis 1617) zu Orlando di Lassos Lied Susanne un jour, mit einer wahren Flut an Verzierungen. Ähnliches ist über die Variationen von Riccardo Rogniono (um 1555 bis um 1620) über das Madrigal Ancor che co'l partire von Cipriano de Rore zu berichten. Auch wenn die Komponisten sicherlich, wie es damals Brauch war, nicht alles ausnotiert haben, was die Musiker letztendlich gespielt haben, so geben diese beiden Werke doch einen interessanten Einblick in die damalige Musizierpraxis. Ähnlich sorgsam haben Lauzer und Edwards auch den Rest des Programmes zusammengestellt – mit Werken von Girolamo Frescobaldi (1583 bis 1643), Angelo Notari (1566 bis 1663), Angelo Berardi (um 1636 bis 1694), Dario Castello (um 1590 bis um 1630), zwei der expressiven Sonaten von Giovanni Antonio Pandolfi Mealli (um 1620 bis 1669) und zwei von seinem deutschen Kollegen Johann Heinrich Schmelzer (um 1620 bis 1680). Eine spannende Kombination, die beiden Musikern Gelegenheit bietet zu virtuosem und farbenreichem Spiel. Unbedingt hörenswert.
Hotteterre: Complete Chamber Music Vol. 2 (cpo)
Jacques-Martin Hotteterre (1674 bis 1763) entstammte einer etablierten Musiker- und Instrumentenbauer- dynastie, die im Umfeld des französi- schen Hofes tätig war. In den Jahren 1698 bis 1700 war er in Rom, wo er als maestro di flauto bei Marchese Francesco Maria Ruspoli musizierte – und die italienische Musiktradition gründlich kennenlernte. Nach Frankreich zurückgekehrt, wurde Hotteterre Oboist im Orchester der Grande Ècurie und flûte de la chambre du roi. Und er integrierte das Wissen, das er aus Italien mitgebracht hatte, behutsam in die ziemlich konservative französische Musik. 1707 veröffentlichte er in Paris das Lehrbuch „Principes de la flûte“, den Holzbläsern zur Unterweisung, insbesondere jenen, die die Traversflöte spielen wollten, die damals sehr in Mode war. Da es aber nur wenig Repertoire für dieses neue Instrument gab, schrieb Hotteterre auch gleich sein Opus 2, das Premier Livre de pièces mit Suiten für die Flöte und andere Instrumente mit Basso continuo.
Das Label cpo eröffnete mit einer Einspielung dieses Bandes eine neue Reihe, in der die komplette Kammermusik des Komponisten erscheinen soll. Das ist eine dankbare Aufgabe, denn das Werk dieses Musikers ist zum einen umfangreich – und zum anderen wirklich hörenswert und viel zu wenig bekannt. Die Camerata Köln haben inzwischen auch die zweite Folge dieser Edition mit Triosonaten Hotteterres vorgestellt – und die Musiker um die beiden großartigen Flötisten Michael Schneider und Karl Kaiser beweisen einmal mehr ihre Klasse. Auf die nächsten Folgen darf man sich schon freuen.
Das Label cpo eröffnete mit einer Einspielung dieses Bandes eine neue Reihe, in der die komplette Kammermusik des Komponisten erscheinen soll. Das ist eine dankbare Aufgabe, denn das Werk dieses Musikers ist zum einen umfangreich – und zum anderen wirklich hörenswert und viel zu wenig bekannt. Die Camerata Köln haben inzwischen auch die zweite Folge dieser Edition mit Triosonaten Hotteterres vorgestellt – und die Musiker um die beiden großartigen Flötisten Michael Schneider und Karl Kaiser beweisen einmal mehr ihre Klasse. Auf die nächsten Folgen darf man sich schon freuen.
Sonntag, 26. Juli 2015
Hassler: Organ works (MDG)
Hans Leo Hassler (1564 bis 1612) war ein Mensch mit vielen Talenten. Über seinen Lebensweg wurde in diesem Blog bereits mehrfach berichtet. Er war der Sohn eines Organisten und Musikverlegers aus Nürnberg. 1584 reiste er nach Venedig, wo er 15 Monate lang blieb und Unterricht nahm bei Andrea Gabrieli, dem Organisten des Markusdoms. Die Serenissima galt damals sowohl im Bereich der weltlichen als auch der geistlichen Musik als führende europäische Musikmetropole.
Nach seiner Rückkehr trat Hassler in Augsburg in die Dienste der Fugger; 1595 wurde er mit seinen beiden Brüdern von Kaiser Rudolf II. geadelt, später dann sogar zum „Hofdiener von Haus aus“ ernannt. Hassler wirkte als Organist, leitete die Stadtpfeifer, baute Automaten und war auch als Kaufmann recht erfolgreich. 1608 wurde er Kammerorganist des sächsi- schen Kurfürsten Christian II. Und auch wenn er heute vor allem als Komponist von Vokalmusik bekannt ist, stand doch die Orgel im Mittel- punkt seines künstlerischen Schaffens. Etwa 110 Orgelwerke Hasslers sind überliefert, die meisten davon in einer Tabulatur, die aus Süddeutschland stammt und heute in Turin aufbewahrt wird. Anders als die Vokalwerke, die im Druck erschienen sind, hat sich Orgelmusik des Komponisten in Abschriften erhalten. Hassler schuf übrigens das längste Variationswerk der Renaissance und des Frühbarocks, Ich gieng einmal spatieren 31 mal verendert durch Herren J.L.H., ähnlich umfangreich wie Bachs Goldberg-Variationen.
Franz Raml hat für diese CD wenig bekannte Werke seines berühmten Kollegen ausgewählt und an zwei Orgeln eingespielt, die zu dieser Musik hervorragend passen. Das Instrument auf der Westempore der Stiftkirche der Prämonstratenserabtei Schlägl wurde 1634 durch Andres Putz aus Passau erbaut und 1708 durch Johann Christoph Egedacher überarbeitet. 1989 erfolgte die Restaurierung durch die Gebrüder Reil aus dem nieder- ländischen Heerde. Die Orgel in der Stefanskirche zu Tangermünde stammt von Hans Scherer d.J. und aus dem Jahre 1624; sie wurde durch die Orgelbaufirma Schuke 1991 bis 1994 restauriert und in Teilen auch rekonstruiert.
Raml macht hörbar, dass Hasslers Orgelmusik sowohl durch seine süddeutsche Herkunft als auch durch das Erlebnis Italien geprägt wurde. Sie kombiniert die polyphone Satztechnik in der Tradition Orlando di Lassos mit Klangpracht und Virtuosität der italienischen Vorbilder. Raml präsentiert Toccaten, Canzonen, Ricercari und Fantasien sowie liturgi- sche Stücke und Intavolierungen, also Bearbeitungen von Gesangsstücken für Tasteninstrumente und gibt damit zugleich einen Überblick über wichtige Formen, die Hassler verwendete.
Nach seiner Rückkehr trat Hassler in Augsburg in die Dienste der Fugger; 1595 wurde er mit seinen beiden Brüdern von Kaiser Rudolf II. geadelt, später dann sogar zum „Hofdiener von Haus aus“ ernannt. Hassler wirkte als Organist, leitete die Stadtpfeifer, baute Automaten und war auch als Kaufmann recht erfolgreich. 1608 wurde er Kammerorganist des sächsi- schen Kurfürsten Christian II. Und auch wenn er heute vor allem als Komponist von Vokalmusik bekannt ist, stand doch die Orgel im Mittel- punkt seines künstlerischen Schaffens. Etwa 110 Orgelwerke Hasslers sind überliefert, die meisten davon in einer Tabulatur, die aus Süddeutschland stammt und heute in Turin aufbewahrt wird. Anders als die Vokalwerke, die im Druck erschienen sind, hat sich Orgelmusik des Komponisten in Abschriften erhalten. Hassler schuf übrigens das längste Variationswerk der Renaissance und des Frühbarocks, Ich gieng einmal spatieren 31 mal verendert durch Herren J.L.H., ähnlich umfangreich wie Bachs Goldberg-Variationen.
Franz Raml hat für diese CD wenig bekannte Werke seines berühmten Kollegen ausgewählt und an zwei Orgeln eingespielt, die zu dieser Musik hervorragend passen. Das Instrument auf der Westempore der Stiftkirche der Prämonstratenserabtei Schlägl wurde 1634 durch Andres Putz aus Passau erbaut und 1708 durch Johann Christoph Egedacher überarbeitet. 1989 erfolgte die Restaurierung durch die Gebrüder Reil aus dem nieder- ländischen Heerde. Die Orgel in der Stefanskirche zu Tangermünde stammt von Hans Scherer d.J. und aus dem Jahre 1624; sie wurde durch die Orgelbaufirma Schuke 1991 bis 1994 restauriert und in Teilen auch rekonstruiert.
Raml macht hörbar, dass Hasslers Orgelmusik sowohl durch seine süddeutsche Herkunft als auch durch das Erlebnis Italien geprägt wurde. Sie kombiniert die polyphone Satztechnik in der Tradition Orlando di Lassos mit Klangpracht und Virtuosität der italienischen Vorbilder. Raml präsentiert Toccaten, Canzonen, Ricercari und Fantasien sowie liturgi- sche Stücke und Intavolierungen, also Bearbeitungen von Gesangsstücken für Tasteninstrumente und gibt damit zugleich einen Überblick über wichtige Formen, die Hassler verwendete.
La Dresda galante (Klanglogo)
Zwei sächsische Herrscher haben die Residenzstadt Dresden geprägt bis zum heutigen Tage: Friedrich August I. (1670 bis 1733), bekannt als August der Starke, orientierte sich am französischen Vorbild. Sein Sohn Friedrich August II. (1696 bis 1763) liebte die Kunst und Musik Italiens, die er auf seiner Kavalierstour kennengelernt hatte. Auf dieser Reise in den Jahren 1615/16 begleiteten ihn Dresdner Hofmusiker, und so lautete das Motto seiner Regierungszeit auch in der Hofkapelle „Venedig statt Versailles“.
Musik aus jenem sagenhaften Augusteischen Zeitalter hat das Zürcher Barockorchester für diese CD zusammengetragen. Werke von Antonio Vivaldi, Johann Adolf Hasse, Wilhelm Friedemann Bach, Giovanni Alberto Ristori und Johann David Heinichen erklingen, wobei die Instrumentalisten von der Sopranistin Miriam Feuersinger unterstützt werden. Mit ihrer klaren Stimme kann die Sängerin herrliche weite Bögen gestalten; Koloraturen liegen ihr weniger. Die zwölf „Alte“-Musik-Spezialisten um Konzertmeisterin Renate Steinmann und den Cembalisten Jermaine Sprosse musizieren gekonnt und farbenreich.
Musik aus jenem sagenhaften Augusteischen Zeitalter hat das Zürcher Barockorchester für diese CD zusammengetragen. Werke von Antonio Vivaldi, Johann Adolf Hasse, Wilhelm Friedemann Bach, Giovanni Alberto Ristori und Johann David Heinichen erklingen, wobei die Instrumentalisten von der Sopranistin Miriam Feuersinger unterstützt werden. Mit ihrer klaren Stimme kann die Sängerin herrliche weite Bögen gestalten; Koloraturen liegen ihr weniger. Die zwölf „Alte“-Musik-Spezialisten um Konzertmeisterin Renate Steinmann und den Cembalisten Jermaine Sprosse musizieren gekonnt und farbenreich.
Liszt: Schubert Song Transcriptions - Avan Yu (Naxos)
Außerhalb der Liszt-Reihe von Naxos ist in den Laureate Series eine weitere beeindruckende CD mit Musik des Klaviervirtuosen erschienen: Avan Yu spielt die Schubert-Liedtranskriptio- nen von Franz Liszt. Dass diese gelungenen Bearbeitungen von Liedern aus Schuberts Winterreise und Schwanengesang so wenig bekannt sind, das könnte mit daran liegen, dass sie den Pianisten heute zu sehr Salonmusik sind – und obendrein zu schwierig.
Zu Liszts Zeiten war der Salon eine wichtige Bühne für Musiker, die sich dort in exklusivem Umfeld einem – oftmals sehr kunstbeflissenen und gar nicht selten ebenfalls musikalisch hervorragend geschulten – wohlhaben- den und wohlwollenden Publikum präsentierten. Sie waren dort gern gesehen, denn Fernsehen und Radio gab es noch nicht. Wer also Musik hören wollte, der musste selbst welche machen, oder seine Gäste zum Musizieren einladen. Heute käme kaum ein Solist auf die Idee, im Privathaushalt zu konzertieren, und dafür sogar eigens Repertorie zu schreiben. So ändern sich die Sitten; ob das ein Gewinn ist, mag jeder selbst entscheiden.
Avan Yu jedenfalls wäre in den Berliner oder in den Pariser Salons hoch- willkommen gewesen. Die Schubert-Lieder sind ja schon an sich keine einfache Literatur für Pianisten. Liszt hat da seinerzeit aber noch einen draufgesetzt, denn es galt, nicht nur die Begleitung, sondern auch die Singstimme in die Bearbeitung zu integrieren – und dabei Charakter und Aussage der jeweiligen Liedstrophe zu unterstreichen. Hört man, wie locker der junge kanadische Solist diese Höchstschwierigkeiten bewältigt, ohne dabei den Ausdruck zu vernachlässigen, dann wird man sich nicht darüber wundern, dass er bereits mit 17 Jahren die Goldmedaille beim kanadischen Chopinwettbewerb gewonnen hat. Das Programm, das er auf dieser CD vorstellt, brachte ihm im Alter von 28 Jahren den ersten Preis sowie neun Spezialpreise beim Internationalen Klavierwettbewerb Sydney 2012 ein. Hut ab! und ein lautes Bravo!
Zu Liszts Zeiten war der Salon eine wichtige Bühne für Musiker, die sich dort in exklusivem Umfeld einem – oftmals sehr kunstbeflissenen und gar nicht selten ebenfalls musikalisch hervorragend geschulten – wohlhaben- den und wohlwollenden Publikum präsentierten. Sie waren dort gern gesehen, denn Fernsehen und Radio gab es noch nicht. Wer also Musik hören wollte, der musste selbst welche machen, oder seine Gäste zum Musizieren einladen. Heute käme kaum ein Solist auf die Idee, im Privathaushalt zu konzertieren, und dafür sogar eigens Repertorie zu schreiben. So ändern sich die Sitten; ob das ein Gewinn ist, mag jeder selbst entscheiden.
Avan Yu jedenfalls wäre in den Berliner oder in den Pariser Salons hoch- willkommen gewesen. Die Schubert-Lieder sind ja schon an sich keine einfache Literatur für Pianisten. Liszt hat da seinerzeit aber noch einen draufgesetzt, denn es galt, nicht nur die Begleitung, sondern auch die Singstimme in die Bearbeitung zu integrieren – und dabei Charakter und Aussage der jeweiligen Liedstrophe zu unterstreichen. Hört man, wie locker der junge kanadische Solist diese Höchstschwierigkeiten bewältigt, ohne dabei den Ausdruck zu vernachlässigen, dann wird man sich nicht darüber wundern, dass er bereits mit 17 Jahren die Goldmedaille beim kanadischen Chopinwettbewerb gewonnen hat. Das Programm, das er auf dieser CD vorstellt, brachte ihm im Alter von 28 Jahren den ersten Preis sowie neun Spezialpreise beim Internationalen Klavierwettbewerb Sydney 2012 ein. Hut ab! und ein lautes Bravo!
Liszt: Transcriptions of J. S. Bach (Naxos)
Das Schaffen von Franz Liszt (1811 bis 1886) wird von dem Label
Naxos mit einer Gesamteinspielung sämtlicher Klavierwerke gewürdigt.
Das ist kein simples Unterfangen: Als die große französische
Pianistin France Clidat in den 60er Jahren das einspielte, was man
damals für das Gesamtwerk hielt, passte das auf nicht einmal 20
Langspielplatten. Mittlerweile weiß man es besser, und die Edition,
die Leslie Howard im Verlaufe von immerhin 14 Jahren bei Hyperion
eingespielt hat, umfasst sagenhafte 99 CD.
Die Reihe bei Naxos hat nun bereits Folge 39 erreicht. Diese CD enthält Transkriptionen, die die Auseinandersetzung Liszts mit Werken von Johann Sebastian Bach dokumentieren, insbesondere mit Fantasie und Fuge g-Moll BWV 542 und mit den Sechs Präludien und Fugen BWV 543 bis 548. Susanne Husson spielt diese höchst anspruchsvollen Werke kraftvoll und angemessen pathetisch. Die Pianistin, die in Genf lebt, hat bei Arturo Benedetti Michelangeli studiert.
Transkriptionen haben große Bedeutung für das Werk Franz Liszts. Das spiegelt sich auch in der Gesamteinspielung wieder. So sind beispielsweise Wagner-Transkriptionen erschienen, gespielt von William Wolfram und Seven Mayer, der seine Aufnahme durch Liszts Version der Ouvertüre zu Webers Oper Der Freischütz ergänzt.
Transkriptionen waren vor der Erfindung des Radios üblich, um beispiels- weise Opernmelodien auch ohne Sänger und Orchester anhören zu können. Daher waren solche Bearbeitungen sehr beliebt, von der bürger- lichen Hausmusik bis zum Konzertprogramm der Virtuosen. Eine andere Möglichkeit, populäre Melodien weiterzuspinnen, boten Fantaisies, gern auch in Form einer Grande Fantaisie fürs Konzertpodium, Réminiscences oder Variationen, in ihrer virtuosesten Variante gern als Grandes variations de bravoure vorgetragen. Wie Liszt diese eingesetzt hat, um im Konzert zu brillieren, zeigt William Wolfram auf einer CD mit Werken des Pianisten, die auf Opern von Bellini beruhen.
Liszt wurde auf seinen Konzertreisen in Russland sehr gefeiert. Der Pianist hat sich stets dafür eingesetzt, Werke russischer Komponisten im Westen bekannter zu machen: Er hat sie im Konzert gespielt; Alexandre Dossin stellt Liszts Klavierbearbeitungen russischer Musik vor.
Die Reihe bei Naxos hat nun bereits Folge 39 erreicht. Diese CD enthält Transkriptionen, die die Auseinandersetzung Liszts mit Werken von Johann Sebastian Bach dokumentieren, insbesondere mit Fantasie und Fuge g-Moll BWV 542 und mit den Sechs Präludien und Fugen BWV 543 bis 548. Susanne Husson spielt diese höchst anspruchsvollen Werke kraftvoll und angemessen pathetisch. Die Pianistin, die in Genf lebt, hat bei Arturo Benedetti Michelangeli studiert.
Transkriptionen haben große Bedeutung für das Werk Franz Liszts. Das spiegelt sich auch in der Gesamteinspielung wieder. So sind beispielsweise Wagner-Transkriptionen erschienen, gespielt von William Wolfram und Seven Mayer, der seine Aufnahme durch Liszts Version der Ouvertüre zu Webers Oper Der Freischütz ergänzt.
Transkriptionen waren vor der Erfindung des Radios üblich, um beispiels- weise Opernmelodien auch ohne Sänger und Orchester anhören zu können. Daher waren solche Bearbeitungen sehr beliebt, von der bürger- lichen Hausmusik bis zum Konzertprogramm der Virtuosen. Eine andere Möglichkeit, populäre Melodien weiterzuspinnen, boten Fantaisies, gern auch in Form einer Grande Fantaisie fürs Konzertpodium, Réminiscences oder Variationen, in ihrer virtuosesten Variante gern als Grandes variations de bravoure vorgetragen. Wie Liszt diese eingesetzt hat, um im Konzert zu brillieren, zeigt William Wolfram auf einer CD mit Werken des Pianisten, die auf Opern von Bellini beruhen.
Liszt wurde auf seinen Konzertreisen in Russland sehr gefeiert. Der Pianist hat sich stets dafür eingesetzt, Werke russischer Komponisten im Westen bekannter zu machen: Er hat sie im Konzert gespielt; Alexandre Dossin stellt Liszts Klavierbearbeitungen russischer Musik vor.
Samstag, 25. Juli 2015
L'Arte dei Piffari (Pan Classics)
Der Zink war ein typisches Instru- ment der Stadtpfeifer. Auch wenn er aus Holz oder aus Elfenbein besteht und Grifflöcher hatte – geblasen wurde er wie eine Trompete. Seine Blütezeit erlebte dieses historische Musikinstrument im 17. Jahrhundert. Die ersten Zinken im 15. Jahrhundert waren wahrscheinlich kleine Instru- mente in Sopranlage. Sie wurden als Oberstimme im Posaunen-Ensemble benötigt – denn die Posaune, ein weiteres wichtiges Instrument der Stadtpfeifer, erklingt typischerweise in Alt- oder Tenorlage oder sogar noch tiefer. Mit dem Aufkommen „echter“ konzertanter Instrumentalmusik verloren Zink und Posaune allerdings ihre Bedeutung; der Adel und somit auch die Bürgerschaft, die den Adel imitierte, bevorzugte Saiten- und Streichinstrumente.
Auf dieser CD lässt das Ensemble Ventosum die vergessene Kunst der frühbarocken Musiker wieder aufleben. Die exzellenten Bläser spielen italienische Musik aus der Zeit von um 1580 bis 1700. Die ausgewählten Werke, beispielsweise das Maria Stabat ad monumentum von Andrea Gabrieli (1532/33 bis 1585) für Zink solo, oder aber Sinfonia & Gagliarda à cinque von Salomone Rossi (um 1570 bis 1630) verdeutlichen das hohe Niveau, auf dem damals in den Metropolen Italiens musiziert wurde. Zu hören ist auch O doctor optime von Giovanni Bassano (um 1558 bis 1617), jenem Instrumentalisten, für den vermutlich Giovanni Gabrieli seine virtuosen Zink-Partien schrieb. Bassanos „Ricercate, passagi et cadentie“ ist für alle, die sich für die Musizierpraxis des ausgehenden 16. Jahrhun- derts interessieren, eine wichtige musikhistorische Quelle. Eine ähnliche Abhandlung veröffentlichte sein Vorgänger im Amt des Leiters der Musikschule am Markusdom, Girolamo dalla Casa (gestorben 1601), der hier auf der CD vertreten ist mit einem prächtigen Jubilate Deo à sei. Die Liste der Komponisten liest sich ohnehin wie ein Who's who der italieni- schen Musik jener Epoche, von Palestrina bis Neri und von Marenzio bis Perti. Das Programm ist klanglich erstaunlich abwechslungsreich, und musiziert wird grandios. Meine unbedingte Empfehlung!
Auf dieser CD lässt das Ensemble Ventosum die vergessene Kunst der frühbarocken Musiker wieder aufleben. Die exzellenten Bläser spielen italienische Musik aus der Zeit von um 1580 bis 1700. Die ausgewählten Werke, beispielsweise das Maria Stabat ad monumentum von Andrea Gabrieli (1532/33 bis 1585) für Zink solo, oder aber Sinfonia & Gagliarda à cinque von Salomone Rossi (um 1570 bis 1630) verdeutlichen das hohe Niveau, auf dem damals in den Metropolen Italiens musiziert wurde. Zu hören ist auch O doctor optime von Giovanni Bassano (um 1558 bis 1617), jenem Instrumentalisten, für den vermutlich Giovanni Gabrieli seine virtuosen Zink-Partien schrieb. Bassanos „Ricercate, passagi et cadentie“ ist für alle, die sich für die Musizierpraxis des ausgehenden 16. Jahrhun- derts interessieren, eine wichtige musikhistorische Quelle. Eine ähnliche Abhandlung veröffentlichte sein Vorgänger im Amt des Leiters der Musikschule am Markusdom, Girolamo dalla Casa (gestorben 1601), der hier auf der CD vertreten ist mit einem prächtigen Jubilate Deo à sei. Die Liste der Komponisten liest sich ohnehin wie ein Who's who der italieni- schen Musik jener Epoche, von Palestrina bis Neri und von Marenzio bis Perti. Das Programm ist klanglich erstaunlich abwechslungsreich, und musiziert wird grandios. Meine unbedingte Empfehlung!
Beethoven: Die Violinsonaten Vol. 3 (Gramola)
Thomas Albertus Irnberger und Michael Korstick spielen derzeit gemeinsam bei dem Label Gramola sämtliche Violinsonaten von Ludwig van Beethoven ein. Das ist ein außerordentlich vielversprechendes Projekt. Denn Korstick hat bei Oehms Classics bereits die Klaviersonaten des Komponisten veröffentlicht, und dabei als ausgesprochen aufmerk- samer, kritischer und zudem tempera- mentvoller Interpret begeistert. Er kennt „seinen“ Beethoven bestens, und hat einen ausgesprochen wachen Sinn für Details. Irnberger ist ebenfalls eine Musikerpersönlichkeit mit eigener Sicht auf derartige Traditionswerke. Ich habe den zweiten und den dritten Teil der Edition angehört – und bin davon sehr angetan.
Die beiden Solisten haben sich offenbar sehr intensiv mit den Werken auseinandergesetzt. Die Einspielung zeigt, wie ähnlich Irnberger und Korstick diese Musik verstehen. Da haben sich offenbar Geistesverwandte gefunden. Sie musizieren mit Energie und Spielfreude, höchst präzise und aufeinander bestens abgestimmt. Hier werden Strukturen hörbar, und man stellt erfreut fest, dass Beethoven – Klassik hin, Klassik her – Haydn im Grunde wesentlich näher steht als den Romantikern. Dennoch ist dies, bei aller Genauigkeit und Werktreue, keine historisierende Aufnahme. Irnberger und Korstick zeigen uns einen höchst gegenwärtigen, kein bisschen museal angestaubten Beethoven. Grandios! Unbedingt anhören.
Die beiden Solisten haben sich offenbar sehr intensiv mit den Werken auseinandergesetzt. Die Einspielung zeigt, wie ähnlich Irnberger und Korstick diese Musik verstehen. Da haben sich offenbar Geistesverwandte gefunden. Sie musizieren mit Energie und Spielfreude, höchst präzise und aufeinander bestens abgestimmt. Hier werden Strukturen hörbar, und man stellt erfreut fest, dass Beethoven – Klassik hin, Klassik her – Haydn im Grunde wesentlich näher steht als den Romantikern. Dennoch ist dies, bei aller Genauigkeit und Werktreue, keine historisierende Aufnahme. Irnberger und Korstick zeigen uns einen höchst gegenwärtigen, kein bisschen museal angestaubten Beethoven. Grandios! Unbedingt anhören.
Flute Concertos by Carl Philipp Emanuel Bach And Francois Devienne (Genuin)
Flötenkonzerte von Carl Philipp Emmanuel Bach (1714 bis 1788) und François Devienne (1759 bis 1783) präsentiert das Schweizer Artist Consort auf dieser CD. Es ist bereits die sechste Veröffentlichung des Flötisten Felix Renggli. Er musiziert hier gemeinsam mit der Chamber Academy Basel, einem Ensemble, das überwiegend aus Studierenden der Hochschule für Musik Basel besteht und ohne Dirigent spielt. Renggli stellt insbesondere die Unterschiede zwischen den Werken der beiden Komponisten heraus. Devienne, das ist reinste Klassik: „Vertraut mit Mozarts und Haydns Musik, lässt er sich zu frischer Melodik und anmutiger Erfindung inspirieren, ganz im Charakter der virtuosen französischen Violinschule“, schreibt der Solist im Beiheft zu dieser CD. „Die Idiomatik seiner Musik folgt im Gegensatz zur Musik Carl Philipp Emanuel Bachs dem damals weit verbreiteten Stil des Belcanto und des französischen Rokoko.“
Angezogen aber zeigt sich Renggli von den empfindsamen Flötenkonzerten Bachs und ihrer Klangsprache, die so ganz und gar nicht galant und sanglich erscheint. Dafür findet er einen ganz eigenen, federleichten Ton – unglaublich, das ist wirklich faszinierend! Die jungen Musiker der Chamber Academy Basel gehen perfekt auf die Klangvorstellungen und die Phrasierung des Solisten ein. Zu dieser Aufnahme kann man dem ganzen Team nur gratulieren.
Angezogen aber zeigt sich Renggli von den empfindsamen Flötenkonzerten Bachs und ihrer Klangsprache, die so ganz und gar nicht galant und sanglich erscheint. Dafür findet er einen ganz eigenen, federleichten Ton – unglaublich, das ist wirklich faszinierend! Die jungen Musiker der Chamber Academy Basel gehen perfekt auf die Klangvorstellungen und die Phrasierung des Solisten ein. Zu dieser Aufnahme kann man dem ganzen Team nur gratulieren.
Sonntag, 19. Juli 2015
Concerti - Flanders Recorder Quartet & friends (Aeolus)
„Muziek is eten, drinken, religie, zuurstof, leven“, meint das Flanders Recorder Quartet im Beiheft zu dieser CD. Bart Spanhove, Joris Van Goethem, Paul Van Loey und Tom Beets musizieren seit mehr als 25 Jahren miteinander. Zum Jubiläum haben die vier Blockflötisten ein Programm mit Concerti zusammen- gestellt, und es mit dieser Aufnahme auch jenen Hörern zugänglich gemacht, die nicht die Gelegenheit hatten, das Ensemble live zu erleben.
Weil originale barocke Konzerte für vier Blockflöten und Orchester enorm selten sind, haben die Musiker ein wenig getrickst. So hat Joris Van Goethem ein Konzert für vier Violinen und Orchester von Antonio Vivaldi, das wiederum Johann Sebastian Bach für vier Cembali und Orchester (BWV 1065) bearbeitet hat, für vier Blockflöten arrangiert. Dabei hat er sich an beiden Vorbildern orientiert, was eine reizvolle Mischung ergibt. Und weil das so schön ist, erklingt anschließend auch noch Vivaldis Concerto con Quattro Violini obligato op. 3 Nr. 1 RV 549 – selbstredend ebenfalls in einer Flöten-Version.
Das Concerto a 8 von Johann David Heinichen wurde tatsächlich für vier Blockflöten geschrieben – das Flanders Recorder Quartet hat allerdings eine Bearbeitung für drei Solisten erstellt, um sogenannte Unisoni in den Mittelstimmen zu vermeiden, Abschnitte, wo mehrere Blockflöten dieselbe Stimme spielen. Heinichen war zwar experimentierfreudig, aber auf diesen Effekt verzichten auch die Zuhörer dankend. Bezaubernd klingt Three parts upon a ground von Henry Purcell, wenn es von Blockflöten derart brillant gespielt wird.
Sehr attraktiv auch ist die Variante, die sich das Flanders Recorder Quartet für das vierte Brandenburgische Konzert in G-Dur BWV 1049 überlegt hat. Dieses gibt es nämlich auch als Cembalokonzert in F-Dur BWV 1057, und ohne konzertierende Violine kommen die Blockflöten besonders hübsch zur Geltung – dem Cembalo geben sie sehr nett ein Echo. Und wenn Flötisten einmal bei Bach sind, dann laden auch die Orgelchoräle zu Entdeckungen ein.
Das Programm endet mit Motion, geschaffen von dem belgischen Kompo- nisten Piet Swerts 2003 als Auftragswerk eigens für die vier Blockflötisten. „Als uitvoerders is het een feest Motion op een concert te kunnen vertol- ken“, schreibt Bart Spanhove im Beiheft, „zelfs na vijftig uitvoeringen ontdekken we nog nieuwe zaken. Her doet ons als blokfluitisten deugd dat Piet Swerts dit schreef alsof hij het beste strijkkwartet voor ogen had.“
Weil originale barocke Konzerte für vier Blockflöten und Orchester enorm selten sind, haben die Musiker ein wenig getrickst. So hat Joris Van Goethem ein Konzert für vier Violinen und Orchester von Antonio Vivaldi, das wiederum Johann Sebastian Bach für vier Cembali und Orchester (BWV 1065) bearbeitet hat, für vier Blockflöten arrangiert. Dabei hat er sich an beiden Vorbildern orientiert, was eine reizvolle Mischung ergibt. Und weil das so schön ist, erklingt anschließend auch noch Vivaldis Concerto con Quattro Violini obligato op. 3 Nr. 1 RV 549 – selbstredend ebenfalls in einer Flöten-Version.
Das Concerto a 8 von Johann David Heinichen wurde tatsächlich für vier Blockflöten geschrieben – das Flanders Recorder Quartet hat allerdings eine Bearbeitung für drei Solisten erstellt, um sogenannte Unisoni in den Mittelstimmen zu vermeiden, Abschnitte, wo mehrere Blockflöten dieselbe Stimme spielen. Heinichen war zwar experimentierfreudig, aber auf diesen Effekt verzichten auch die Zuhörer dankend. Bezaubernd klingt Three parts upon a ground von Henry Purcell, wenn es von Blockflöten derart brillant gespielt wird.
Sehr attraktiv auch ist die Variante, die sich das Flanders Recorder Quartet für das vierte Brandenburgische Konzert in G-Dur BWV 1049 überlegt hat. Dieses gibt es nämlich auch als Cembalokonzert in F-Dur BWV 1057, und ohne konzertierende Violine kommen die Blockflöten besonders hübsch zur Geltung – dem Cembalo geben sie sehr nett ein Echo. Und wenn Flötisten einmal bei Bach sind, dann laden auch die Orgelchoräle zu Entdeckungen ein.
Das Programm endet mit Motion, geschaffen von dem belgischen Kompo- nisten Piet Swerts 2003 als Auftragswerk eigens für die vier Blockflötisten. „Als uitvoerders is het een feest Motion op een concert te kunnen vertol- ken“, schreibt Bart Spanhove im Beiheft, „zelfs na vijftig uitvoeringen ontdekken we nog nieuwe zaken. Her doet ons als blokfluitisten deugd dat Piet Swerts dit schreef alsof hij het beste strijkkwartet voor ogen had.“
Donnerstag, 16. Juli 2015
Visions - Chamber Musik by Franz Liszt (Oehms Classics)
Wer Lust hat auf eine große Portion Pathos, der sollte sich eine CD aus dem Hause Oehms Classics anhören: Ingolf Turban, Violine, Wen-Sinn Yang, Violoncello, und Lukas Maria Kuen spielen Kammermusik von Franz Liszt (1811 bis 1886). Bei den Streichquartetten werden sie zudem durch Barbara Turban und Martin-Albrecht Rohde unterstützt. Die Musiker gestalten phantastisch; sie haben Mut zum ganz weiten Atem, aber sie spielen zugleich immer delikat, nie überzogen.
Damit ermöglichen sie auch dem Zuhörer so manche Entdeckung: Die Werke des Komponisten für Streicher sind wenig bekannt, aber dennoch erstaunlich reizvoll. Es sind teilweise frühe Kompositionen, inspiriert durch die Begegnungen mit Paganini, Berlioz und Chopin sowie durch die Gedichte Lamartines. Nachdem Liszt sich entschieden hatte, wieder Konzerte zu spielen, entstanden weitere Musikstücke, beispielsweise das Klaviertrio Pester Karneval, die ungari- sche Melodien in die europäische Musik integrierten.
In späteren Jahren wurden die Streicher für Liszt zum Medium der Klage. Seine Erste und Zweite Elegie für Violoncello und Klavier sind Klage- gesänge, und der Valse Caprice aus den Soirées de Vienne, nach dem neunten der Valses nobles von Franz Schubert, wirkt in diesem Umfeld wie ein Totentanz. Das Arrangement für die Geige stammt in diesem Falle von David Oistrach, und nicht von Liszt selbst.
Die Musik aus den achtziger Jahren hat Liszt selbst „Totenkammerstücke“ genannt. In ihnen erklingt das Echo einer Reise nach Venedig, wo Liszt im Dezember 1882 den kranken Richard Wagner besucht hat. La lugubre gondola nimmt bereits die letzte Reise in der Trauergondel vorweg. Im Februar 1883 starb Wagner, und sein Leichnam wurde aus Venedig zur Beisetzung nach Bayreuth gebracht. RW – Venezia ist Liszts Reaktion auf die Nachricht vom Ableben des Freundes. Es ist das einzige „reine“ Klavierstück auf dieser CD, doch es gehört an diese Stelle und erleichtert dem Hörer ohne Zweifel auch den Zugang zu den anderen Spätwerken. Die CD endet konsequenterweise mit dem Streichquartett Am Grabe Richard Wagners – zur Totenfeier im Mai 1883 in der ursprünglichen Klavier- fassung von Liszt in Weimar gespielt. Der Quartettsatz erinnert an Lohengrin und Parsifal; mit seinen ätherischen Klängen weist er in ein Jenseits, das doch Erlösung verheißt.
Damit ermöglichen sie auch dem Zuhörer so manche Entdeckung: Die Werke des Komponisten für Streicher sind wenig bekannt, aber dennoch erstaunlich reizvoll. Es sind teilweise frühe Kompositionen, inspiriert durch die Begegnungen mit Paganini, Berlioz und Chopin sowie durch die Gedichte Lamartines. Nachdem Liszt sich entschieden hatte, wieder Konzerte zu spielen, entstanden weitere Musikstücke, beispielsweise das Klaviertrio Pester Karneval, die ungari- sche Melodien in die europäische Musik integrierten.
In späteren Jahren wurden die Streicher für Liszt zum Medium der Klage. Seine Erste und Zweite Elegie für Violoncello und Klavier sind Klage- gesänge, und der Valse Caprice aus den Soirées de Vienne, nach dem neunten der Valses nobles von Franz Schubert, wirkt in diesem Umfeld wie ein Totentanz. Das Arrangement für die Geige stammt in diesem Falle von David Oistrach, und nicht von Liszt selbst.
Die Musik aus den achtziger Jahren hat Liszt selbst „Totenkammerstücke“ genannt. In ihnen erklingt das Echo einer Reise nach Venedig, wo Liszt im Dezember 1882 den kranken Richard Wagner besucht hat. La lugubre gondola nimmt bereits die letzte Reise in der Trauergondel vorweg. Im Februar 1883 starb Wagner, und sein Leichnam wurde aus Venedig zur Beisetzung nach Bayreuth gebracht. RW – Venezia ist Liszts Reaktion auf die Nachricht vom Ableben des Freundes. Es ist das einzige „reine“ Klavierstück auf dieser CD, doch es gehört an diese Stelle und erleichtert dem Hörer ohne Zweifel auch den Zugang zu den anderen Spätwerken. Die CD endet konsequenterweise mit dem Streichquartett Am Grabe Richard Wagners – zur Totenfeier im Mai 1883 in der ursprünglichen Klavier- fassung von Liszt in Weimar gespielt. Der Quartettsatz erinnert an Lohengrin und Parsifal; mit seinen ätherischen Klängen weist er in ein Jenseits, das doch Erlösung verheißt.
Mittwoch, 15. Juli 2015
Gallo: 12 Sonate a quattro (Deutsche Harmonia Mundi)
„Projekte müssen nicht immer lang- fristig geplant sein oder eigenen Ideen entspringen. Manchmal fliegen sie einem geradewegs zu!“, berichtet Rainer Orlovsky, Konzert- meister des Ensembles Concerto Melante, im Beiheft zu dieser CD. Im Jahre 2010 habe ihm Reinhard Goebel eine Kopie des Manuskripts übergeben und gemeint: „Das haben wir mit Musica Antiqua Köln nicht mehr geschafft, vielleicht ist das was für Concerto Melante?“ Goebel, selbst ein famoser Geiger, hatte mit seinen Musikerkollegen etliche Werke aus dem Archivschlaf erweckt, und wurde dafür sowohl von der Kritik als auch vom Publikum gefeiert. Eine Erkrankung zwang ihn bedauerlicherweise, die Violine aufzugeben. Der Musik blieb er verbunden, wie diese CD belegt, für die er zusätzlich zur musikalischen Substanz sogar einen längeren Text beisteuerte. Darin beklagt er den Niedergang der italienischen Musik im 18. Jahrhundert. Goebel nennt Vivaldi – der der Sohn eines Barbiers war – einen „lächerlichen, aber leider Gottes stilbildenden Parvenue aus dem Friseurladen“. Geiger witzeln ja gern, Vivaldi habe nur ein einziges Violinkonzert geschrieben – aber dieses mehrere hundert Mal.
Domenico Gallo (um 1730 bis vermutlich 1768) teilte diese Haltung nicht. Über das Leben dieses Komponisten wissen wir derzeit gar nichts; nicht einmal seine Lebensdaten lassen sich belegen. Goebel vermutet ihn, da ihm ansonsten nur eine Handvoll Sakralwerke zuzuordnen sei, hinter Klostermauern. „Seine zwölf in einer Partitur-Reinschrift erhaltenen , Sonate a Quattro' (elf viersätzige Chiesa-Sonaten sowie eine Follia-Variationsreihe) lehnen ausdrücklich jeglichen Vivaldi-Bezug ab“, so Goebel, „und wenden sich stattdessen jenem Kompositionsstil zu, der in Neapel durch Durante und seine Streicherkonzerte repräsentiert wird: Themen-Wahl und Motiv-Sprache der langsamen Sätze sind (pseudo-)galant, die Kompositionsweise nicht nur der schnellen Sätze ist fugal, polyphon, altmodisch, gelehrt.“ Auf den ersten Blick erscheint die Ton- sprache Gallos mitunter ungelenk und wunderlich. Doch beim Blick in die Partitur sei festzustellen, so Goebel, dass sie „absolut fehlerlos kompo- niert“ ist.
Zitate vermeidet der Komponist – kein populäres Thema von Vivaldi, keine effektvolle Kadenz von Corelli, und auch wenn diese Werke für Soli und Orchester geschrieben sind, nennt Gallo sie nicht Concerto, sondern schlicht Sonate. „Nicht Venedigs ,moderne' Musik war für den Komponi- sten Domenico Gallo Inspirationsquelle, sondern eher die Musik und die Geisteshaltung der Vorgängergeneration um Giovanni Legrenzi und Antonio Lotti“, stellt Goebel fest. Im Dezember 2014 hat das Ensemble Concerto Melante diese eigenwilligen Werke eingespielt. Musiziert wird technisch und aufführungspraktisch auf höchstem Niveau. So kann der Zuhörer hier eine Weltersteinspielung genießen – ohne Zweifel eine ist dies Entdeckung ersten Ranges, wie sie nur sehr selten gelingt.
Domenico Gallo (um 1730 bis vermutlich 1768) teilte diese Haltung nicht. Über das Leben dieses Komponisten wissen wir derzeit gar nichts; nicht einmal seine Lebensdaten lassen sich belegen. Goebel vermutet ihn, da ihm ansonsten nur eine Handvoll Sakralwerke zuzuordnen sei, hinter Klostermauern. „Seine zwölf in einer Partitur-Reinschrift erhaltenen , Sonate a Quattro' (elf viersätzige Chiesa-Sonaten sowie eine Follia-Variationsreihe) lehnen ausdrücklich jeglichen Vivaldi-Bezug ab“, so Goebel, „und wenden sich stattdessen jenem Kompositionsstil zu, der in Neapel durch Durante und seine Streicherkonzerte repräsentiert wird: Themen-Wahl und Motiv-Sprache der langsamen Sätze sind (pseudo-)galant, die Kompositionsweise nicht nur der schnellen Sätze ist fugal, polyphon, altmodisch, gelehrt.“ Auf den ersten Blick erscheint die Ton- sprache Gallos mitunter ungelenk und wunderlich. Doch beim Blick in die Partitur sei festzustellen, so Goebel, dass sie „absolut fehlerlos kompo- niert“ ist.
Zitate vermeidet der Komponist – kein populäres Thema von Vivaldi, keine effektvolle Kadenz von Corelli, und auch wenn diese Werke für Soli und Orchester geschrieben sind, nennt Gallo sie nicht Concerto, sondern schlicht Sonate. „Nicht Venedigs ,moderne' Musik war für den Komponi- sten Domenico Gallo Inspirationsquelle, sondern eher die Musik und die Geisteshaltung der Vorgängergeneration um Giovanni Legrenzi und Antonio Lotti“, stellt Goebel fest. Im Dezember 2014 hat das Ensemble Concerto Melante diese eigenwilligen Werke eingespielt. Musiziert wird technisch und aufführungspraktisch auf höchstem Niveau. So kann der Zuhörer hier eine Weltersteinspielung genießen – ohne Zweifel eine ist dies Entdeckung ersten Ranges, wie sie nur sehr selten gelingt.
Dienstag, 14. Juli 2015
Handel: My Favourite Instrument - Concertos, Sonatas & Arias with Oboe (Accent)
Schon in seiner Jugend schätzte Georg Friedrich Händel ein Instru- ment ganz besonders: „I used to write like the Devil in those days, but chiefly for the hautbois, which was my favorite instrument“, so sagte der Komponist zu dem deutschen Flötisten Carl Friedrich Wiedemann, als dieser ihm ein Manuskript mit Triosonaten zeigte, das wohl aus Händels Hallenser Jahren stammte. Die Sympathie war wohl gegenseitig, denn die besten Solisten seiner Zeit haben Händels Werke gespielt – in Rom Ignazio Rion, in Dresden Fran- cois le Riche und Franz Richter, und in London Johann Ernst Galliard und Jean Christian Kytch.
Xenia Löffler hat für diese CD gemeinsam mit der Sopranistin Marie Friederike Schröder und der Batzdorfer Hofkapelle ein abwechslungsrei- ches Programm zusammengestellt. Zu hören sind Konzerte – ob nun authentisch oder nicht –, Sonaten und auch vier Arien de Komponisten, in denen die Oboe mit der Sopranistin schier um die Wette singt. Musiziert wird schwungvoll und engagiert. Diese CD wird nicht nur Freunde der Barockmusik entzücken.
Xenia Löffler hat für diese CD gemeinsam mit der Sopranistin Marie Friederike Schröder und der Batzdorfer Hofkapelle ein abwechslungsrei- ches Programm zusammengestellt. Zu hören sind Konzerte – ob nun authentisch oder nicht –, Sonaten und auch vier Arien de Komponisten, in denen die Oboe mit der Sopranistin schier um die Wette singt. Musiziert wird schwungvoll und engagiert. Diese CD wird nicht nur Freunde der Barockmusik entzücken.
Mozart: Piano Concertos (BIS)
Auf der Suche nach dem perfekten Klang hat Ronald Brautigam schon so manche Entdeckung vorzuweisen. So hat der niederländische Pianist bei BIS Records bereits Klavierwerke von Haydn, Mendelssohn und Beethoven auf dem Hammerklavier eingespielt. Mit dieser Super Audio CD setzt er nun seinen ebenfalls hochgelobten Mozart-Zyklus fort. Ausgewählt hat er für diese Aufnahme das Klavier- konzert Nr. 18 KV 456, komponiert 1784 für die blinde Pianistin Maria Theresia von Paradis, und das Klavierkonzert Nr. 22 KV 482 aus dem Jahre 1785. Beide Werke zeichnen sich durch die gekonnte Verwen- dung der einzelnen Orchesterstimmen, insbesondere der Bläser, aus.
Der Komponist setzte sie immer ein wenig anders ein, als erwartet, und erreichte damit auch überraschende Klangfärbungen. So schrieb Mozarts Vater über das Konzert KV 456 im Jahre 1785 begeistert an Mozarts Schwester, Wolfgang habe „ein herrliches Concert“ gespielt: „Ich (..) hatte das vergnügen alle Abwechslungen der Instrumente so vortrefflich zu hören, dass mir vor Vergnügen die thränen in den augen standen.“
KV 482 ist eines von nur drei Konzerten, in denen Mozart Klarinetten einsetzte – damals ein gänzlich neues Instrument, dessen „Effect“ der Musiker schon früh zu schätzen wusste. Dieses Konzert ist ohnehin erstaunlich umfangreich besetzt, mit Pauken und Trompeten, und mit Hörnern, die einen für die damalige Zeit ungewöhnlich selbständigen Part bekamen. Gemeinsam mit der Kölner Akademie unter Michael Alexander Willens erkundet Brautigam die Klangeffekte, die sich daraus ergeben. Der Pianist musiziert auf dem Nachbau eines Fortepianos aus der Werkstatt des berühmten Wiener Klavierbauers Anton Walter (1752 bis 1826). Angefertigt wurde dieses Instrument, das sich klanglich schon sehr von einem modernen Konzertflügel unterscheidet, 1992 von Paul McNulty. Die Einspielung ist insgesamt sehr farbenreich, und erfreut mit vielen kleinen Details, die normalerweise in den Klangfluten der modernen Instrumente untergehen. Unbedingt anhören!
Der Komponist setzte sie immer ein wenig anders ein, als erwartet, und erreichte damit auch überraschende Klangfärbungen. So schrieb Mozarts Vater über das Konzert KV 456 im Jahre 1785 begeistert an Mozarts Schwester, Wolfgang habe „ein herrliches Concert“ gespielt: „Ich (..) hatte das vergnügen alle Abwechslungen der Instrumente so vortrefflich zu hören, dass mir vor Vergnügen die thränen in den augen standen.“
KV 482 ist eines von nur drei Konzerten, in denen Mozart Klarinetten einsetzte – damals ein gänzlich neues Instrument, dessen „Effect“ der Musiker schon früh zu schätzen wusste. Dieses Konzert ist ohnehin erstaunlich umfangreich besetzt, mit Pauken und Trompeten, und mit Hörnern, die einen für die damalige Zeit ungewöhnlich selbständigen Part bekamen. Gemeinsam mit der Kölner Akademie unter Michael Alexander Willens erkundet Brautigam die Klangeffekte, die sich daraus ergeben. Der Pianist musiziert auf dem Nachbau eines Fortepianos aus der Werkstatt des berühmten Wiener Klavierbauers Anton Walter (1752 bis 1826). Angefertigt wurde dieses Instrument, das sich klanglich schon sehr von einem modernen Konzertflügel unterscheidet, 1992 von Paul McNulty. Die Einspielung ist insgesamt sehr farbenreich, und erfreut mit vielen kleinen Details, die normalerweise in den Klangfluten der modernen Instrumente untergehen. Unbedingt anhören!
Montag, 13. Juli 2015
Spohr: Reisesonate (Stradivarius)
Der große Geiger Louis Spohr (1784 bis 1859) hatte ein kleines Problem: Er konnte nicht Klavier spielen. Das beeinträchtigte ihn ziemlich, nicht nur beim Einstudieren seiner Werke mit Chören und anderen Ensembles, sondern auch beim Komponieren selbst. Natürlich konnte er den Stil der großen Virtuosen seiner Zeit imitieren – aber er konnte nicht beurteilen, wie spielbar seine Musik letzten Endes auf dem Klavier war. So soll Chopin 1830 über Spohrs Quintett für Bläser und Klavier op. 52 geklagt haben, es sei wunderschön, aber für das Klavier schlecht geschrieben; man könne oftmals gar keine Fingersätze erstellen. Spohr selber soll 1838 geseufzt haben, er würde gern hundert Louis d'or dafür geben, wenn er nur Klavier spielen könnte. Allein er konnte es nicht, und so spielte ihm seine zweite Frau Marianne Pfeiffer (1807 bis 1892) vor, was immer er hören wollte.
Trotz dieser technischen Kalamitäten hat Spohrs Kammermusik für Violine und Klavier einige Überraschungen zu bieten. Der Geiger Francesco Parri- no und der Pianist Michele Fedrigotti haben diese Werke für sich entdeckt, und stellen bei Stradivarius nun einige davon vor. Die italienischen Musiker präsentieren auf zwei CD Spohrs erstes Duo concertant op. 95, das Grand duo concertant op. 112, dazu die Sechs Duettinen „Elegisch und humoristisch“ op. 127, Mendelssohns Liedern ohne Worte nachempfun- den, sowie das Duo concertant op. 96. Letzteres ist feinste Programm-Musik – das Werk schildert, so verrät der eigentliche Titel, „Nachklänge einer Reise nach Dresden und in die Sächsische Schweiz“ und ist 1836 als Ergebnis eines Ferienausflugs entstanden. Der erste Satz schon ist voller Vorfreude; im zweiten Satz erklingen die Signale des Posthorns, und im dritten Satz schildert Spohr unüberhörbar einen Gottesdienst in der Katho- lischen Hofkirche zu Dresden. Die Felsen und Klüfte der Sächsischen Schweiz schließlich werfen auch ein Echo der böhmischen Musik zurück. Spohr bildet all dies aber nicht naturalistisch in seiner Musik nach, er spiegelt eher Stimmungen und Eindrücke. Und natürlich ist all dies letztendlich brillante Virtuosenmusik, von Parrino und Fedrigotti auf zeitgenössischen Instrumenten gekonnt vorgetragen. Insbesondere ein herrlicher Broadwood-Flügel, erbaut im Jahre 1849, aus dem Besitz des Pianisten bringt ganz erstaunlich Farbe. Spohrs Werke aber sollten generell viel öfters zu hören sein – es lohnt sich!
Trotz dieser technischen Kalamitäten hat Spohrs Kammermusik für Violine und Klavier einige Überraschungen zu bieten. Der Geiger Francesco Parri- no und der Pianist Michele Fedrigotti haben diese Werke für sich entdeckt, und stellen bei Stradivarius nun einige davon vor. Die italienischen Musiker präsentieren auf zwei CD Spohrs erstes Duo concertant op. 95, das Grand duo concertant op. 112, dazu die Sechs Duettinen „Elegisch und humoristisch“ op. 127, Mendelssohns Liedern ohne Worte nachempfun- den, sowie das Duo concertant op. 96. Letzteres ist feinste Programm-Musik – das Werk schildert, so verrät der eigentliche Titel, „Nachklänge einer Reise nach Dresden und in die Sächsische Schweiz“ und ist 1836 als Ergebnis eines Ferienausflugs entstanden. Der erste Satz schon ist voller Vorfreude; im zweiten Satz erklingen die Signale des Posthorns, und im dritten Satz schildert Spohr unüberhörbar einen Gottesdienst in der Katho- lischen Hofkirche zu Dresden. Die Felsen und Klüfte der Sächsischen Schweiz schließlich werfen auch ein Echo der böhmischen Musik zurück. Spohr bildet all dies aber nicht naturalistisch in seiner Musik nach, er spiegelt eher Stimmungen und Eindrücke. Und natürlich ist all dies letztendlich brillante Virtuosenmusik, von Parrino und Fedrigotti auf zeitgenössischen Instrumenten gekonnt vorgetragen. Insbesondere ein herrlicher Broadwood-Flügel, erbaut im Jahre 1849, aus dem Besitz des Pianisten bringt ganz erstaunlich Farbe. Spohrs Werke aber sollten generell viel öfters zu hören sein – es lohnt sich!
Brahms: Ein deutsches Requiem (Gramola)
Johannes Hiemetsberger hat sich mit seinem Chorus sine nomine an das Deutsche Requiem von Johannes Brahms gewagt. Das ist ein heikles Projekt, denn das Ensemble hat dafür die Klavierfassung gewählt. Die Solo- partien übernahmen Elena Copons und Adrian Eröd.
Statt eines Orchesters musiziert bei dieser Einspielung das Klavierduo Johanna Gröbner und Veronika Trisko. Das ist durchaus interessant, denn der Part der beiden Pianistinnen ist erstaunlich durchhörbar. Doch auch wenn der Chorus sine nomine, 1991 von Hiemetsberger gegründet, eigenen Angaben zufolge zu den führenden Vokalensembles Österreichs zählt, wünscht man sich doch gelegentlich die Klangwogen eines Orchesters, das ja nicht nur Farben einbringt, sondern auch gnädig die eine oder andere Schwäche der Sänger überdeckt. Wer die Klavier-Variante aufführen will, der muss offenbar noch sorgfältiger phrasieren, dynamisch noch genauer abstufen, und das chorische Singen gestalten, als wäre es ein solistischer Auftritt. Rundum überzeugend gelungen ist dies hier nicht. Schade.
Statt eines Orchesters musiziert bei dieser Einspielung das Klavierduo Johanna Gröbner und Veronika Trisko. Das ist durchaus interessant, denn der Part der beiden Pianistinnen ist erstaunlich durchhörbar. Doch auch wenn der Chorus sine nomine, 1991 von Hiemetsberger gegründet, eigenen Angaben zufolge zu den führenden Vokalensembles Österreichs zählt, wünscht man sich doch gelegentlich die Klangwogen eines Orchesters, das ja nicht nur Farben einbringt, sondern auch gnädig die eine oder andere Schwäche der Sänger überdeckt. Wer die Klavier-Variante aufführen will, der muss offenbar noch sorgfältiger phrasieren, dynamisch noch genauer abstufen, und das chorische Singen gestalten, als wäre es ein solistischer Auftritt. Rundum überzeugend gelungen ist dies hier nicht. Schade.
Haydn: String Quartets (MDG)
Mit drei weiteren Werken aus op. 50, darunter das berühmte Frosch- quartett, setzt das Leipziger Streich- quartett seine Haydn-Edition fort. Diese Streichquartette von Joseph Haydn (1732 bis 1809) sind wahrscheinlich 1786/87 entstanden. Sie gehören zu den reifen Werken sowohl des Komponisten als auch der Gattung; gerade deshalb ist es erstaunlich, wie einfallsreich und wie witzig Haydn sie erschaffen hat. Es ist unbegreiflich, warum dieser Komponist erst jetzt wieder etwas mehr Aufmerksamkeit erhält – aber im Schatten des Heros Beethoven ist es wohl ohne zusätzliches Lämpchen ziemlich finster. Ein solches Lämpchen steckt das Leipziger Streichquartett mit seiner Gesamtaufnahme der Haydn-Quartette an, mittlerweile ist die achte CD erreicht. Wie es weitergeht, darauf darf man allerdings gespannt sein, denn Stefan Arzberger, der erste Geiger des Ensembles, sitzt derzeit in New York fest, wo ihn nach einem Blackout im Hotel nun die Justiz im Griff hat.
Um das Projekt wäre es schade, denn die Einspielungen der vier Leipziger zeichnen sich bislang durch Esprit und Frische aus. Man kann offenbar klassische Vollendung auch präsentieren, ohne vor Ehrfurcht zu erstarren – Haydn lädt mit seinem Feuerwerk an musikalischen Ideen dazu geradezu ein. Das Leipziger Streichquartett musiziert schwungvoll, historisch infor- miert und mit Nachbauten von Bögen aus dem 18. Jahrhundert – wenn diese facettenreiche Aufnahme keine Haydn-Renaissance auslöst, dann jedenfalls liegt das nicht an den Musikern, die hier grandios spielen. Bravi!
Um das Projekt wäre es schade, denn die Einspielungen der vier Leipziger zeichnen sich bislang durch Esprit und Frische aus. Man kann offenbar klassische Vollendung auch präsentieren, ohne vor Ehrfurcht zu erstarren – Haydn lädt mit seinem Feuerwerk an musikalischen Ideen dazu geradezu ein. Das Leipziger Streichquartett musiziert schwungvoll, historisch infor- miert und mit Nachbauten von Bögen aus dem 18. Jahrhundert – wenn diese facettenreiche Aufnahme keine Haydn-Renaissance auslöst, dann jedenfalls liegt das nicht an den Musikern, die hier grandios spielen. Bravi!
Freitag, 10. Juli 2015
Bach: Ich elender Mensch - Leipzig Cantatas (Phi)
Einmal mehr setzt Philippe Herre- weghe mit einer Veröffentlichung auf seinem Label Phi Maßstäbe. Das liegt zum einen daran, dass er für diese Aufnahme von vier Kantaten aus Bachs Leipziger Zeit nicht nur ein erlesenes Solistenquartett gewinnen konnte: Mit Dorothee Mields, Damien Guillon, Thomas Hobbs und Peter Kooij singen und musizieren die bewährten Vokalisten und Instru- mentalisten vom Collegium Vocale Gent. Zum anderen liegt ihm hörbar auch die Aussage dieser Musik am Herzen. Das Magazin Fono Forum urteilte: „Herreweghe beweist ein außerordentliches Gespür für die seel- sorgliche Dimension dieser Musik, hierin Gardiner und Koopman deutlich überlegen und Suzuki durchaus ähnlich, wenngleich noch eine Spur phi- losophischer als dieser.“ Besser kann man es nicht auf den Punkt bringen. Und als Zugabe enthält die CD obendrein die Motette Komm, Jesu, komm von Johann Schelle (1648 bis 1701), einem der Amtsvorgänger des Thomaskantors. Unbedingt anhören!
Donnerstag, 9. Juli 2015
Mendelssohn: Complete Organ Music (Brilliant Classics)
Felix Mendelssohn Bartholdy (1809 bis 1847) war nicht nur ein höchst begabter Komponist und versierter Kapellmeister. Er spielte selbst virtuos Klavier, und exzellent Orgel. Drei Jahre lang erhielt er als Jugendlicher Orgelunterricht bei August Wilhelm Bach, dem Organisten der Berliner Marienkirche.
Auf ausgedehnten Reisen durch Europa spielte Mendelssohn sehr viele Instrumente und lernte nebenbei die Kirchenmusik in den unterschied- lichen Regionen kennen. Nicht immer fand er erfreulich, was er erlebte; in seinen Briefen berichtet er davon. In England wurde er für sein Orgelspiel gefeiert. Dort sorgte er für einen regelrechten „Orgel-Boom“, und beeinflusste die Entwicklung der Orgelmusik nachhaltig. Obwohl er nicht besonders viel Orgelmusik komponiert hat, prägte Mendelssohn (neben Liszt, dessen Schüler beeindruckende Werke für die Orgel schufen) auch in Deutschland die Kirchenmusik stark.
Immer wieder spielte der junge Musiker Werke seines Idols Bach. Ihm eiferte Mendelssohn mit einer ganzen Reihe kontrapunktischer Präludien und Fugen nach – allerdings imitierte er den Meister nicht, sondern fand seinen eigenen Weg und seine ganz eigene, bemerkenswerte musikalische Handschrift. Sein Schaffen kulminiert in sechs virtuosen Sonaten für Orgel, die die klanglichen wie spieltechnischen Möglichkeiten des Instru- ments ausloten.
Giulio Piovani hat an zwei klanglich beeindruckenden norditalienischen Orgeln moderner Bauart – der Mascioni-Orgel von San Giovanni Evangelista in Alessandria, erbaut 2009, und der Sandri-Orgel der Wallfahrtskirche Maria Ausiliatrice in Aprica, vollendet 2013, als erster italienischer Organist das komplette Orgelwerk von Felix Mendelssohn Bartholdy eingespielt. Besonderen Wert legte Piovani dabei auf die kantablen Aspekte und darauf, die akkurate Kontrapunktik aufzuzeigen. Diese gelungene Gesamteinspielung aus italienischer Perspektive ist auf drei CD bei Brilliant Classics erschienen.
Auf ausgedehnten Reisen durch Europa spielte Mendelssohn sehr viele Instrumente und lernte nebenbei die Kirchenmusik in den unterschied- lichen Regionen kennen. Nicht immer fand er erfreulich, was er erlebte; in seinen Briefen berichtet er davon. In England wurde er für sein Orgelspiel gefeiert. Dort sorgte er für einen regelrechten „Orgel-Boom“, und beeinflusste die Entwicklung der Orgelmusik nachhaltig. Obwohl er nicht besonders viel Orgelmusik komponiert hat, prägte Mendelssohn (neben Liszt, dessen Schüler beeindruckende Werke für die Orgel schufen) auch in Deutschland die Kirchenmusik stark.
Immer wieder spielte der junge Musiker Werke seines Idols Bach. Ihm eiferte Mendelssohn mit einer ganzen Reihe kontrapunktischer Präludien und Fugen nach – allerdings imitierte er den Meister nicht, sondern fand seinen eigenen Weg und seine ganz eigene, bemerkenswerte musikalische Handschrift. Sein Schaffen kulminiert in sechs virtuosen Sonaten für Orgel, die die klanglichen wie spieltechnischen Möglichkeiten des Instru- ments ausloten.
Giulio Piovani hat an zwei klanglich beeindruckenden norditalienischen Orgeln moderner Bauart – der Mascioni-Orgel von San Giovanni Evangelista in Alessandria, erbaut 2009, und der Sandri-Orgel der Wallfahrtskirche Maria Ausiliatrice in Aprica, vollendet 2013, als erster italienischer Organist das komplette Orgelwerk von Felix Mendelssohn Bartholdy eingespielt. Besonderen Wert legte Piovani dabei auf die kantablen Aspekte und darauf, die akkurate Kontrapunktik aufzuzeigen. Diese gelungene Gesamteinspielung aus italienischer Perspektive ist auf drei CD bei Brilliant Classics erschienen.
à 2 Violin. Verstimbt - Music for 2 Scordatura Violins and Basso continuo (Ars Produktion)
Musik für zwei Violinen und Basso continuo hat Der musikalische Garten für seine Debüt-CD ausge- wählt. Das Ensemble wurde nicht umsonst mehrfach mit Preisen geehrt – und so spielen die Musiker hier ein mit Sorgfalt zusammengestelltes Programm, dass sich durch ein konkretes Merkmal auszeichnet: Die Streichinstrumente sind anders gestimmt, als üblich und gewohnt.
Diese sogenannte Skordatur, entstanden wahrscheinlich in Italien, war im 17. Jahrhundert vor allem im deutschsprachigen Raum verbreitet und beliebt. Das „Verstimmen“ verändert einerseits den Klang des Instrumentes. Andererseits ermöglicht es dem Geiger, bestimmte Intervalle oder Akkorde zu spielen, die sich sonst nur schwer oder gar nicht greifen lassen. Mitunter lassen sich auch schnelle Passagen durch einen einfacheren Fingersatz besser spielen – wobei die Stücke auf dieser CD nicht unbedingt die Virtuosität in den Vordergrund stellen. Meistens geht es eher um Klangeffekte, doch simpel ist keine dieser Kompositionen. Auf seiner Suche nach Repertoire aus dem deutschsprachigen Raum hat das Ensemble Der musikalische Garten in diversen europäischen Bibliotheken Werke entdeckt, die wirklich hörenswert sind, und echte Raritäten – etwa die Hälfte der Stücke auf dieser CD erklingt in Weltersteinspielung.
Diese sogenannte Skordatur, entstanden wahrscheinlich in Italien, war im 17. Jahrhundert vor allem im deutschsprachigen Raum verbreitet und beliebt. Das „Verstimmen“ verändert einerseits den Klang des Instrumentes. Andererseits ermöglicht es dem Geiger, bestimmte Intervalle oder Akkorde zu spielen, die sich sonst nur schwer oder gar nicht greifen lassen. Mitunter lassen sich auch schnelle Passagen durch einen einfacheren Fingersatz besser spielen – wobei die Stücke auf dieser CD nicht unbedingt die Virtuosität in den Vordergrund stellen. Meistens geht es eher um Klangeffekte, doch simpel ist keine dieser Kompositionen. Auf seiner Suche nach Repertoire aus dem deutschsprachigen Raum hat das Ensemble Der musikalische Garten in diversen europäischen Bibliotheken Werke entdeckt, die wirklich hörenswert sind, und echte Raritäten – etwa die Hälfte der Stücke auf dieser CD erklingt in Weltersteinspielung.
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