Donnerstag, 28. November 2019

Lalo: Symphonie espagnole (Naxos)

Unter den derzeit amtierenden Geigenvirtuosen ist Tianwa Yang eine Klasse für sich. Drei Aufnahmen liegen vor mir auf dem Schreibtisch, auf denen sich die Violinistin sehr unterschiedlichem Repertoire zuwendet. Doch sie musiziert stets mit unglaublicher Energie, mit sagenhaftem Elan, und mit einer Technik, die ihr alle Freiheiten gibt. Bei Tianwa Yang sitzt jeder Akkord und jeder Akzent, nichts ist hier Zufall – und doch wirkt das alles so gelöst, so entspannt, dass man nur staunen kann. 
Faszinierend ist insbesondere auch jenes Album, mit dem Tianwa Yang zwei höchst virtuose Violinkonzerte aus Spanien vorstellt: Auf dem Programm stehen das Concierto español, das der Geiger Joan Manén (1883 bis 1971) einst für sich selbst geschrieben hat, und die Symphonie Espagnole, komponiert seinerzeit von Édouard Lalo (1823 bis 1892) für seinen Freund Pablo de Sarasate. Beide Konzerte bestechen durch melodischen Reichtum und spanisches Kolorit; das Konzert von Manén bietet dazu außerdem noch eine gehörige Portion Hollywood-Romantik. Kaum zu glauben, dass dieses Violinkonzert von einem Fünfzehnjährigen (!) komponiert wurde. 
Eingespielt hat Tianwa Yang die beiden Konzerte mit dem Orquestra Simfònica de Barcelona i Nacional de Catalunya, und am Pult steht ihr mit Darrell Ang dabei einer der besten jungen Dirigenten zur Seite. Beim renommierten Besançon Dirigierwettbewerb war es ihm gelungen, alle drei Hauptpreise zu erringen. Mit dieser Aufnahme nun veranlassten die Musiker die Musikkritik zu Lobeshymnen. Ihre Interpretation von Lalos Symphonie espagnole gilt zu Recht als neue Referenzaufnahme. Und dem ersten der drei Violinkonzerte von Joan Manén haben sie mit dieser CD wohl wieder den Weg auf das Konzertpodium gebahnt – danke für die Wiederentdeckung!

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