Samstag, 5. Februar 2022

Erinnerung - Homage to Humperdinck (Deutsche Grammophon)


 Dieses Doppel-Album, dass die Deutsche Grammophon anlässlich des hundertsten Todestages von Engelbert Humperdinck 2021 veröffentlicht hat, lädt dazu ein, den Komponisten und sein Werk neu zu entdecken. Selbstverständlich erklingen Auszüge aus den Opern Hänsel und Gretel und Die Königskinder, die noch heute ihren Platz im Repertoire haben. Zu hören ist auch ein von Richard Wagner autorisiertes Humperdinck-Arrangement des Vorspiels zur Oper Tristan und Isolde

Doch das Programm, das der Pianist Hinrich Alpers mit Sorgfalt zusammengestellt hat, macht deutlich, dass man Engelbert Humperdinck (1854 bis 1921) Unrecht tut, wenn man ihn nur als Wagner-Schüler betrachtet. Dieses Album macht deutlich, dass er sehr bald zu einer eigenen musikalischen Handschrift fand. 

Humperdinck war auch ein höchst respektabler Liederkomponist, wie eine Auswahl an Kunstliedern zeigt, die Alpers gemeinsam mit der Sopranistin Christina Landshamer eingespielt hat. Außerordentlich spannend sind zudem Ausschnitte aus den Orchestersuiten zu Shakespeares Sturm, hier zu hören mit den Bamberger Symphonikern unter Karl Anton Rickenbacher. Diese Schauspielmusik für die Eröffnung des Neuen Schauspielhauses am Berliner Nollendorfplatz erscheint mit ihrer detailreichen Orientierung am Bühnengeschehen beinahe wie ein Vorgänger heutiger Filmmusiken. Um das Meer zu erleben, und sich nicht nur von musikalischen Vorbildern, sondern vor allem auch von der Realität inspirieren zu lassen, hatte sich Humperdinck seinerzeit übrigens als Pensionsgast in Heringsdorf auf Usedom einquartiert. 

Weitere Facetten seines Schaffens werden in einem kleinen Klavierstück sichtbar: Erinnerung schrieb Humperdinck als 17jähriger in das Poesiealbum seiner Schwester Ernestine. Die nachdenkliche Miniatur ist auf der zweiten CD in Weltersteinspielung zu hören, interpretiert von Hinrich Alpers. Nach dem frühen Tod der Schwester schrieb der Bruder ihr eine Trauermusik. Es ist der langsame Mittelsatz des Klavierquintettes G-Dur aus dem Jahr 1875, das von Alpers mit dem Schumann Quartett vorgetragen wird. Den Schlusspunkt setzt das Streichquartett in C-Dur, entstanden in den Jahren 1919/20, ebenfalls eingespielt vom Schumann Quartett. 


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