Raritäten aus Beständen der Her- zog August Bibliothek Wolfenbüttel haben Mädchenchor und Knaben- chor Hannover gemeinsam mit der Capella Augusta Guelferbytana im Großen Sendesaal des Norddeut- schen Rundfunks für eine ganz besondere CD eingespielt, die dann bei dem Leipziger Label Rondeau Production erschienen ist. Dabei handelt es sich um die Begleit-CD zu der Ausstellung „Verklingend und ewig. Tausend Jahre Musik- gedächtnis 800 – 1800“. Sie beschäftigte sich mit der Wechselbeziehung zwischen Musik-Notation und Klang. Und weil sich das nur mit dem Notentext schlecht zeigen lässt, liefert diese CD sozusagen den Sound zum Dokument.
Aus den tausend Jahren Musikgeschichte wiederum haben die Aus- stellungsmacher für die CD den Zeitraum um die Entstehung der Herzog August Bibliothek und – im Kontrast zum Wolfenbütteler Hof – Zeugnisse aus protestantischen Städten ausgewählt. Dabei handelt es sich um sogenannte Leichpredigten – Druckschriften, die Auskunft geben über den Lebensweg und das Sterben von Bürgern und Adli- gen.
Oftmals berichten sie zudem über die Beisetzungsfeierlichkeiten. So sind in etlichen dieser Dokumente auch Funeralmusiken abgedruckt, Kompositionen, die speziell für die Beerdigung geschrieben worden sind. Das sind teilweise einfache Strophenlieder, mitunter aber auch aufwendige Werke. So schuf Christoph Heinrich Pfefferkorn für die 1701 im thüringischen Tonna verstorbene Sabine Elisabeth von Brandenstein, seine Patentochter, eine Arie, darinnen die seeligst-Verstorbene von der noch lebenden Frau Schwester, und diese von jener, betrübten Abschied nimt. Andreas Hammerschmidt findet sich hier neben Johann Erasmus Kindermann und Sophie Elisabeth Herzogin zu Braunschweig und Lüneburg neben der italienischen Musikerin Maddalena Caulana.
Mädchenchor und Knabenchor Hannover, geleitet von Gudrun Schröfel und Jörg Breiding, singen routiniert und ausgesprochen klangschön. Das gilt auch für die Chorsolisten – hier kann man unmittelbar hören, dass sich eine sorgfältige Stimmbildung und die frühzeitige musikalische Unterweisung wirklich auszahlt. Die beiden Chöre werden ihrem Ruf als führende europäische Ensembles einmal mehr gerecht. Bravi.
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